Reisebericht Bukarest Tag 4 – Heimflug mit Blue Air von Bukarest nach Stuttgart
Irgendwann sollte ich mal einen Post verfassen, in dem ich die perfekten Flugzeiten berechne:
Denn egal wie man es dreht und wendet, eigentlich passen sie nie zu 100% zum eigenen Biorhythmus oder garantieren die beste Ausbeute an Zeit im Urlaubsort. Fliegt man ausschließlich zu angenehmen Uhrzeiten, ist der Tag vor Ort meistens verloren. Möchte man hingegen wirklich viel vom Tag erleben, muss man in aller Herrgottsfrühe den Weg zum Flughafen antreten.
Was als Alternative übrig bleibt, ist der Flug am späten Abend – hier droht allerdings die Gefahr von zu wenig Schlaf im Flieger und im anschließenden Rest der Nacht. Das Ergebnis ist hier der so genannte Red-Eye-Flug, der seinen Namen von den blutunterlaufenen Augen völlig unausgeschlafener Geschäftsleute hat, die morgens in Meetings gegen die Erschöpfung kämpfen.
Wir hingegen hatten halbwegs Glück: Der Rückflug startete nur kurz nach Sonnenaufgang.
Mit dem Gedanken an die Maximierung von Schlaf hatten wir uns gleich am Vorabend für einen organisierten Flughafentransfer entscheiden. Natürlich wären auch die Öffentlichen oder ein stilechtes Dacia-Taxi eine Möglichkeit gewesen. Wir ließen aber den Komfort siegen und erreichten so mit genügend Puffer den Flughafen Bukarest Henri Coandă.
Der Namenspatron des Flughafens ist übrigens der Rumäne Henri Coandă, seines Zeichens berühmter rumänischer Physiker und Aerodynamiker und Entdecker des Coandă-Effekt. Dieser besagt, dass Strömungen an Objekten “hängen bleiben” und diese umfließen, anstatt sich von den Objekten zu lösen.
Diesen Effekt kann jeder ganz einfach nachbauen: Man nehme ein Blatt Papier und blase einfach darüber: Und siehe da, das Blatt wird sich anheben, obwohl man eigentlich erwarten würde, dass es sich absenkt. Unter Ausnutzung des Coandă-Effekt war es sogar möglich Flugzeuge wie die YC-14 fliegen zu lassen: Statt das Flugzeug selber durch ein Triebwerk zu beschleunigen, wurde einfach die Luft über den Flügeln beschleunigt.
Ebenfalls baute er die Coanda-1910: Das erste Flugzeug, dass mit einem Strahltriebwerk angetrieben wurde.
Im Gegensatz zum Flughafen Stuttgart klappte hier der Online-Checkin gut, so dass wir nur noch unseren Koffer abgeben mussten. Auch die Abfertigung war dieses Mal mit genügend Kapazität ausgerüstet: An gleich fünf Schaltern wurden alle morgendlichen Abflüge abgefertigt. Und so waren wir nach gut 20 Minuten unser Gepäck los und konnten mit den Lunchpaketen des Hotels das Frühstück nachholen.
Eine gute Sache brachte das frühe Aufstehen: Die aufgehende Sonne zauberte eine wunderbare Atmosphäre über dem Flughafen. So schlenderten wir dann langsam in Richtung Gate und kauften uns für die letzten Leu noch etwas Proviant für den Flug.
Kurz vor der Boarding-Zeit wurde auch unser Flug aufgerufen, so dass einem pünktlichen Abflug nichts mehr im Wege stand. Neben Flugzeugen von BlueAir wimmelte es hauptsächlich von TAROM-Maschinen. Die staatliche Fluggesellschaft Rumäniens hat ebenfalls an diesem Flughafen ihren Hauptsitz und ist Mitglied der Luftfahrtallianz SkyTeam.
Rückflug von Bukarest nach Stuttgart
Direkt nach dem Start ging es in ein einer weit gezogenen Linkskurve wieder zurück in Richtung Westen. Hier noch ein Blick zurück auf den Flughafen von Bukarest im morgendlichen Dunstschleier.
Die folgende Seenlandschaft kam Conny und mir gar nicht so unbekannt vor. Hierbei handelte es sich um den Attersee (links) und den kleineren Mondsee (rechts). Beide sind direkte Nachbarn des Wolfgangsees, der oberhalb des Mondsees hinter dem Bergrücken erkennbar ist.
Dort waren wir zuletzt vor etwa einem Jahr in der Scalaria zu Gast.
Hier noch ein Bild nach dem Vorbeiflug. Der Wolfgangsee ist der dunklere, alleinstehende See in der rechten Bildmitte.
Zurück in bayrischen Gefilden erwartete uns ein alter Bekannter: Der Chiemsee mit seiner typischen Form. Gut zu erkennen ist die große Herreninsel und die kleinere Fraueninsel (fast genau in der Mitte des Sees) sowie die Krautinsel zwischen Herren- und Frauenchiemsee.
Ebenfalls im Bild: Der Fluss Alz am unteren Rand des Bildes ab Abfluss. Hier fließt das Wasser beim Städtchen Seebruck aus dem Chiemsee und mündet nach 63 km in den Inn.
Nach der Landung in Stuttgart begrüßte uns dann recht ordentliches Wetter in Deutschland.
Ein etwas besonderer Flieger schob sich dabei noch vor meine Nase: Die D-ATUF fliegt für Tuifly in einer Hapag-Lloyd Retro-Lackierung. Leider schienen hier wohl die Ersatzteile in der richtigen Farbe gefehlt zu haben. Wer genau hinschaut sieht, dass die rechte Triebswerksabdeckung in Tuifly-Gelb und nicht Hapag-Lloyd-Orange lackiert wurde.
Fazit: Städtereise nach Bukarest
Sollte irgendjemand wirklich Bukarest als “hässlichste Stadt Europas” betiteln, so werde ich zukünftig davon ausgehen, dass derjenige noch nie auch nur einen Fuß in diese Stadt gesetzt hat. Ich persönlich würde sogar fast das Gegenteil behaupten: Mit gleich zwei omnipräsenten Baustilen hat Bukarest fast doppelt so viel zu bieten, wie vergleichbare Städte mit einheitlicher Architektur.
Als interessierter Besucher schadet es nicht, sich vor dem Besuch mit der Geschichte auseinander zu setzen. Wer die Bauwerke von Diktatoren ungefiltert mit Superlativen tituliert, gerät in akute Gefahr eine Gigantomanie und Zerstörungswut mit Denkmälern zu verwechseln. Ungeachtet dessen, bietet Bukarest dennoch eine gewaltige Kulisse, die mehr als genügend Fotomotive bietet.
Ich kann Bukarest jedem absolut ans Herz legen.
Hi Phil,
auch hier wieder erstklassige Fotos vom letzten Teil Eurer Bukarest Reise. Obwohl ich keine Reg der Maschine auf dem Rückflug gesehen habe;-(
Scheint aber aufgrund der Triebwerksform eine 737-300 oder -400 gewesen zu sein.
Das mit der andersfarbigen Triebwerksabdeckung ist keine Seltenheit, man siehts wesentlich häufiger bei den Radarnasen. Momentan sind in Düsseldorf viele Boeings und Airbusse mit andersfarbigen Nasen zu sehen, meistens jedoch in schwarz, grau oder weiß.
Wie mir mal ein Techniker von LH-Technik in Düsseldorf erzählte, werden die Radarnasen und Triebwerksabdeckungen meistens von abgestellten oder sogar verschrotteten Maschinen genommen. Erst erfolgt meistens eine kleine Aufbereitung und dann der Weiterverkauf.
Er sagte, daß fast jede technische Abteilung einen kleinen Vorrat an solchen “Ersatzteilen” auf Lager hat. Diese werden dann solange angebaut, bis die Originalteile in der richtigen Lackierung wieder greifbar sind.
Gab es bei den Tragflächenfotos irgendwie Streß mit den F/A´s? Habe vor einigen Jahren fast mal Theater mit einer Austrian Airlines Purserette gehabt.
LG Stefan
Die Reg hab ich für dich nochmal nachgeschaut: Ich habe mir die YR-BAE aufgeschrieben. Da lagst mit deiner Schätzung demnach voll richtig: Es war eine 737-46N. Wenn ich bei a.net richtig nachgeschaut habe, sogar genau die, die lange Zeit mit der “ZU on air”-Werbung herum geflogen ist.
Das mit den Cowlings fand ich nur sehr lustig: Ist es denn wirklich so schwer, die vor dem Einbau noch zu lackieren? Klar, dass man sich hier auch gerne bei alten Maschinen bedient. Ich könnte mir sogar gut vorstellen, dass Flugzeugnasen gewisse “Verschleissteile” sind. Schließlich fliegt da sicher mal das eine oder andere dagegen.
Bei den Fotos an Bord habe ich in letzter Zeit überhaupt keine Probleme gehabt. Manchmal gibt’s Diskussionen, wenn man in der Kabine fotografiert, da hier Personen oder Stewardessen auf dem Bild drauf sein können. Die Fotos von der Tragfläche sind aber absolut unkritisch.
LG Phil
Hi Phil,
sie ist in der Tat lange mit der Werbung “ZU On Air” geflogen, 2008 hatte sie auch mal den Schriftzug “Metro Expo 2008”.
Aber auch sie ist schon nicht mehr frisch, war zuerst bei British Midland und später bei bmi. Über Air One gelangte sie schließlich zu Blue Air.
Schwer ist so eine Lackierung vor dem Einbau bestimmt nicht, aber aufwendig. Fast alle Airlines haben die Paintings doch mittlerweile an externe Firmen vergeben. Da braucht dann nur das fehlerhafte Teil per Express hingeschickt und nicht die ganze Maschine hingebracht werden.
Währenddessen wird dann eben ein andersfarbiges Cowling montiert. Flugzeugnasen sind wirklich Verschleissteile, hab in Düsseldorf sogar schon Airlines gesehen die kleine Macken oder Beschädigungen einfach so lassen.
Eine große Firma für die sog. Pain Jobs ist Air Livery mit Niederlassungen in East Midlands, London Southend, Manchester, Norwich, Cambridge und Bratislava.
Ansonsten werden komplette Maschinen auch gerne in Shannon oder in den Emiraten umlackiert. Wobei aber nicht überall alle Typen abgestellt und
bearbeitet werden können.
LG Stefan
Zunächst ein Lob: tolle Fotos.
Nun die Kritik, die sich ganz besonders auf dein Fazit bezieht:
“Als interessierter Besucher schadet es nicht, sich vor dem Besuch mit der Geschichte auseinander zu setzen. Wer die Bauwerke von Diktatoren ungefiltert mit Superlativen tituliert, gerät in akute Gefahr eine Gigantomanie und Zerstörungswut mit Denkmälern zu verwechseln. Ungeachtet dessen, bietet Bukarest dennoch eine gewaltige Kulisse, die mehr als genügend Fotomotive bietet.
Ich kann Bukarest jedem absolut ans Herz legen.”
Auch Bauwerke von Diktatoren können Superlative darstellen da Superlative (bzw. der Begriff Superlativ an sich) nicht wertbesetzt sind. Ist halt die maximale Steigerungsform, sprachliches Element.
Denkmäler sind gemäß Definition genau so etwas wie die nachgebaute Pariser Prachtstraße oder aber auch der der vom Wahnsinn Ceaucescus geschaffene Palast. Ob es nun gefällt, fragwürdig ist oder verwerflich – egal. Denkmale gibt es halt in positiv bestzter Form wie auch in negativ assoziierter.
Bukarest würde ich wie Du jedermann ans Herz legen, denke aber, dass Du hier sponsorengesteuert zu hohe Erwartngen weckst. Denn mal ehrlich: Bukarest ist KEINE schöne Stadt. Wenn man ansonsten alles abgehakt hat oder ein Faible für Geschichte und so hat, okay. Ansonsten? Nö.
Bukarest ist echt nüscht.
Dennoch, wiegesagt, schöne Fotos.
Hallo Heiko,
Danke für deine Meinung. Dass Bukarest für dich kein Reiseziel darstellt ist absolut in Ordnung. Da möchte ich auch gar nicht mit einem “ja aber …” kontern. Jeder legt bei seinen Reisezielen einem anderen Fokus und den gilt es zu respektieren. Mein Ziel war es vor allem das Vorurteil “Bukarest ist eine der hässlichsten Städte der Welt” zu widerlegen. Korrekterweise muss ich aber zugeben, dass mich (Süd-)Osteuropa sehr interessiert und auch Belgrad und Kiew von mir positive Zeugnisse ausgestellt bekommen haben. Ich stimme dir aber zu 100% zu, wenn du sagst, dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt.
Zu deinem kleinen Exkurs in Sachen Duden & Co: Recht hast du.
Vielleicht sollte ich eher ein Beispiel bringen: Ich wollte verhindern, dass jemand ohne Nachdenken solch naive Sätze formuliert wie: “Präsident Cesucescu hat viele tolle und schöne Paläste gebaut”. Genau auf diese Tatsache zielte mein Appel an das Geschichtsbewusstsein ab.
LG Phil
Wie immer ganz tolle Fotos! Besonders das vom Chiemsee finde ich super. Ich habe kürzlich nämlich aus fast der gleichen Perspektive eins geschossen: http://www.breitengrad66.de/2015/08/13/upgraded/
Schöne Grüße
Thomas