Reisebericht Breithorn #1 – Mit der Seilbahn von Zermatt zum Klein Matterhorn
Der große Tag war gekommen: Endlich sollte die 4000-Meter-Grenze bei mir fallen. Meine erste Bergbesteigung sollte mich in eine Höhe bringen, die ich bisher nur mit dem Flugzeug überboten hatte. Nach dem Aufstehen begrüßte mich nicht nur bestes Wetter in Zermatt. Nein, auch der Anblick des Matterhorns war sehr motivierend.
Erfahrene Bergsteiger mögen mir meine Euphorie verzeihen, die ich einer absoluten Einsteiger-Tour wie dem Breithorn entgegen bringe. Einen Großteil der Meter würde nicht einmal ich, sondern die Seilbahn für mich erledigen. So ging es mit dem Matterhorn Express ab Zermatt in die Luft.
Während der fast 30-minütigen Fahrt zog genau die Art von Landschaft an mir vorbei, die ich an der Schweiz so mag. Eine kleine und hügelige Landschaft, auf der an jeder möglichen und unmöglichen Stelle noch eine kleine Hütte gebaut werden kann. Einfach wunderschön.
Die Veränderungen im Bewuchs bekommt man in der Seilbahn natürlich wesentlich schneller mit, als bei einem langsamen Aufstieg. Nach weniger als zehn Minuten hatten wir die Baumgrenze hinter uns gelassen und sahen um uns nur noch sattes Grün.
Die folgenden Fotos entstanden bei der Zwischenstation Schwarzsee auf ca. 2500 Metern Höhe.
Ursprünglich hatte ich gedacht, dass sich der für die Zwischenstation namensgebende Schwarzsee hervorragend für ein schönes Bild mit dem Matterhorn eignet. Leider hatte das Wetter etwas gegen meinen Fotowunsch und schickte einen leichten Wind zu uns in die Berge. Obwohl mich die kleine Brise überhaupt nicht störte, reichte sie um die Wasseroberfläche ungünstig zu trüben. Aus der Traum von der schönen Fotopfütze.
Immerhin hatten wir von hier schon den ersten Blick auf unser heutiges Ziel. Das Breithorn erspäht ihr im nächsten Foto als höchsten Gipfel auf der rechten Seite des Stützpfostens der Seilbahn.
Mit der Pendelbahn zum Klein Matterhorn
Bevor wir final unsere Steigeisen auspackten, machte unsere kleine Seilschaft eine Pause an Trockenen Steg. Bis zu diesem Punkt auf 2930 Metern führte die erste Matterhorn Express-Seilbahn bevor wir in die nächste Gondel zum Klein Matterhorn umsteigen mussten.
Da ich bereits von der Gondel aus einen weiteren kleinen See entdeckt hatte, wollte ich auch hier mein Glück versuchen und das Fotografieren einer Spiegelung mit der Matterhorn versuchen. Leider hatte es der Wind auch bis in diese Höhen geschafft. Das perfekte Foto war mir einfach nicht vergönnt. Ich fürchte, ich werde es wohl irgendwann in Zermatt noch einmal versuchen müssen. Dann aber definitiv an See Nummer Drei: Dem Riffelsee, als Inbegriff der Matterhorn-Fotopfützen.
Man beachte bei den folgenden Fotos übrigens die bereits komplett fehlende Vegetation. Hier oben gab es bereits nur noch den nackten Felsen und bereits jede Menge Schnee. Auch Straßen führen auf den Trockenen Steg keine mehr, so dass alle notwendigen Gegenstände entweder mit der Seilbahn oder mit dem Helikopter gebracht werden müssen.
Wenn schon das Bild mit der Fotopfütze nicht sein sollte, konnte ich immerhin von einer aktuellen Baustelle in der Nähe der Seilbahnstation profitieren. Fast im Minutentakt flogen Hubschrauber von Air Zermatt durch die Gegend. Ursprünglich dachte ich, dass die Fluggesellschaft, die immerhin über neun Hubschrauber verfügen, hauptsächlich für den Personenverkehr eingesetzt werden. Weit gefehlt: Besonders Rettungs- und Transportflüge stehen hier häufig auf dem Programm.
Auch wenn mich ein Mitflug in einem solchen Helikopter wirklich reizen würde, widmete ich mich an der Stelle der allerletzten Etappe vor dem finalen Fußmarsch auf das Breithorn. Die Pendelbahn vom Trockenen Steg bis zum Klein Matterhorn hat es auch bautechnisch in sich. Nachdem die Bahn die Station verlassen hat, passiert sie noch drei kleine Stützen nahe der Talstation, bevor sie freihängend über fast 2900 Metern auf eine Höhe von 3820 Meter klettert.
Mit einem solchen Spannfeld ist die Bahn nicht nur der Rekordhalter in der Schweiz, sondern hat noch eine weitere Besonderheit: Das durchhängende Seil ist so lang, dass die Gondel nach der letzten Stütze erst einmal ein Stück in die Tiefe „fällt“, bevor sie dann steil in die Höhe steigt.
Oben angekommen, sieht die Welt auf einmal ganz anders aus. Nicht nur, dass hier im Sommer mehr als genügend Schnee fürs Skifahren liegt, auch die Luft ist bedeutend dünner. Dass eine 30-minütige Fahrt mit der Gondel weit weg von jeder sinnvollen Zeit zur Akklimatisierung ist, sollte sich von selbst verstehen.
Auch ich musste schmerzlich erfahren, wie es ist, wenn einem auf einmal die Luft wegbleibt: Eben hatte ich zu den Helikoptern von Air Zermatt hinauf geschaut, nun sah ich plötzlich einen Hubschrauber unter der Bergstation herum fliegen. Schnell schnappte ich meine Kamera und rannte in gewohnter Manier in eine gute Ausgangsposition für ein Schnappschuss.
Während dieser Zeit hatte sich meine Seilschaft bereits in Richtung Stationsausgang bewegt, was für mich erst einmal kein Problem darstellte. Kaum war das Foto im Kasten, setzte ich zum Sprint an, um meine Gruppe wieder einzuholen. Die Quittung kam nach nur wenigen Metern: Keuchend und nach Luft schnappend stand ich am Treffpunkt, und wusste überhaupt nicht mehr, wo ich genügend Sauerstoff herbekommen sollte.
Klein Matterhorn: Ausgangspunkt für die Wanderung zum Breithorn
Nach ein paar Minuten hatte ich mich aber wieder gefangen und zog ganz schnell meine Lehre aus dieser Aktion. Ich war final im Hochgebirge angekommen – hier war Eile völlig fehl am Platz. Gerade weil mein Körper sich noch nicht an die Höhe angepasst hatte, fehlten mir jede Menge roter Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport in dieser Höhe sicher nicht schlecht gewesen wären.
Mit genügend Geduld und bedachter Vorgehensweise war der weitere Weg aber auch zu schaffen. Also galt es ab sofort einfach die Ruhe zu bewahren und auf keinen Fall sportliche Höchstleistungen zu versuchen. Dann stand der Besteigung des Breithorns auch für absolut untrainierte Alpinisten nichts im Wege.
Freut euch schon auf den nächsten Artikel. Darin schildere ich ausführlich unseren kleinen Spaziergang von der Bergstation des Klein Matterhorn zum Gipfel des Breithorns.
Hier gibt’s schon einmal als Motivation den passenden Blick. Wie man gut sieht, ist das Breithorn genau der Nachbargipfel zu unserer Bergstation. Am rechten Bildrand erkennt man auch gut den Weg, den wir nun vor uns hatten. Durch das Tal zwischen den beiden Gipfeln sollte es noch einmal eine kleine Etappe nach unten gehen, bevor wir dann an der schneebedeckten Bergflanke den Weg bis zum Gipfel anvisierten.
Reisebericht Breithorn: München – Bern – Zermatt
- Tag 1: Flug mit SkyWork Airlines von München nach Bern
- Tag 2: Mit dem Auto nach Zermatt: BLS Autoverlad Lötschberg
- Tag 3.1: Mit der Seilbahn von Zermatt zum Klein Matterhorn
- Tag 3.2: Das Breithorn – Mit Bergführer zum Gipfel
- Tag 3.3: Auf dem Gipfel des Klein Matterhorn & Zermatt
- Tag 4: Flug in der Business Class mit SkyWork Airlines: Bern – München
Hi Phil,
hab ich das richtig gesehen, daß neben dem Matterhorn Express noch
eine andere ältere Seilbahn läuft? Bei dem Bild der Bergstation
sieht es so aus.
Die Landschaftsbilder sehen irgendwie stark nach “Heidi” und dem Dörfli
aus:D
Irgendwie Wahnsinn, daß mitten in den Bergen gleich die nächste Seil-
bahn weiterführt. Auch bei solchen Bauarbeiten steht die Air Zermatt
übrigens auch parat.
Wußtest Du eigentlich, daß die Notärzte bei der Air Zermatt häufig
aus Deutschland kommen. Ist für die Vita eines deutschen Arztes
offensichtlich gut, mal in der Schweiz gearbeitet zu haben.
Hatte mal zwei DVD´s von der Air Zermatt, ist eine ganz coole Truppe.
LG Stefan
Genau so ist es! Da hängt tatsächlich noch eine Reservebahn in der Ecke, die an diesem Tag sogar gefahren ist. Eine Kabine hatte an der Unterseite sogar noch eine “Transportnetz-Konstruktion” montiert, um Material auf den Berg zu bringen. Leider habe ich nicht geschafft, davon ein Foto zu machen.
Ich oute mich ja immer wieder als großer Schweiz-Fan. Besonders dieser “Dorf-Style” hat es mir besonders angetan. Einfach herrlich die Landschaft. Was mich auch schon immer fasziniert ist genau diese Liebe der Schweizer zu Bergbahnen, Gondeln usw.
Es dürfte so gut wie keinen Berg geben, auf den man nicht mit einer Seilbahn fahren kann. Und wie du schon sagst: Im Notfall gibt’s den Helikopter.
LG Phil