Reisebericht Kopenhagen #1: Geschäftsreise mit SAS
Kopenhagen nimmt in meiner Reisehistorie eine besondere Stellung ein: Alle meine bisherigen Besuche dieser Stadt hatten irgendeinen geschäftlichen Background. So auch mein allererster Besuch, als ich mich beruflich für ein halbes Jahr im hohen Norden aufhielt. Nun stand wieder einmal eine Geschäftsreise nach Kopenhagen auf dem Programm, und das Wetter sollte im Gegensatz zu meinem erstem Besuch im tiefsten Winter gar nicht mal so schlecht werden.
Der perfekte Zeitpunkt um einen fotografischen Versuch zu starten: Im Gegensatz zu meinen sonstigen Reisen ist kein Foto in diesem Reisebericht mit einer Spiegelreflex-Kamera geschossen. Alle folgenden Fotos stammen ausschließlich von einem iPhone 5S.
Durch den späten Beginn meines Geschäftstermins konnte ich einen frühen Nachmittagsflug nehmen. Anscheinend eine perfekte Uhrzeit für alle, die den Münchner Flughafen ganz für sich alleine haben wollen. Tatsächlich erschien das Terminal 2 wie ausgestorben. Auch airside war von der sonst so omnipräsenten hektischen Geschäftigkeit nichts zu spüren. Ich sollte mir diese Uhrzeit unbedingt merken.
Bei meinem letzten Flugbericht nach Belgrad hatte ich noch die Abwesenheit von Jumbos in München bemängelt. Schon allein deswegen muss ich an dieser Stelle auf das obere Foto der Thai-747 hinweisen, die direkt neben meinem Busboarding-Gate angedockt hatte und sich für den Rückflug nach Bangkok fertig machte. Trotzdem könnte es aus meiner Sicht ein paar mehr von diesen eleganten Fliegern in München geben.
Das Wetter in München hielt sich in Sachen Sonne ziemlich in Grenzen. Ich machte es mir im Wartebereich gemütlich und gönnte mir seit langer Zeit einen Mocca aus den Lufthansa-Automaten. Meine Ängste aus dem Belgrad-Flug-Artikel nach dem Entdecken der fehlenden Kaffeeautomaten im Non-Schengen-Bereich des Terminal 2 konnte ich übrigens ad acta legen: Im Schengen-Bereich waren nach wie vor genügend kostenlose Kaffeeautomaten vorhanden. Vielen Dank an die Lufthansa.
Flugbericht München Kopenhagen mit SAS
Kommen wir nun aber zum eigentlichen Flug nach Kopenhagen. Durchgeführt wurde dieses Leg – trotz Lufthansa-Flugticket – mit der SAS. Kein Problem. Beide sind Mitglieder der Star Alliance und sollten dank Codesharing das Stamm-Klientel jeder der beiden Airlines mit einem ähnlichen Service beglücken können. Ein erster Blick in die Kabine unserer Angströhre bestätigte einen recht anständigen Sitzabstand. Dazu kommen die großen Fenster der CRJ 900, die die Kabine deutlich heller erscheinen lassen. Vom Gefühl her würde ich aber trotzdem behaupten, dass eine Embraer noch größere Fenster hat.
Schon beim Online Checkin hatte ich mir eine Sitzreihe im hinteren Teil des Fliegers ausgesucht, um die Chancen zu erhöhen, dass ich diese komplett für mich alleine in Anspruch nehmen könnte. Dank sehr niedrigem load-factor ging die Strategie voll auf. Schade für SAS, dass man anscheinend nicht einmal eine kleine CRJ um diese Uhrzeit voll bekommt. Pech für das Yield-Management, Glück für mich.
Leichte Irritationen gab es beim Durchlesen der Safety Card: Schaut einmal genau auf das Piktogramm unter dem “f” von Safety. Sollte das Flugzeug wirklich in einen Berg einschlagen, kann man sich die Brace-Position guten Gewissens sparen. In diesem Fall würde ich mich zurück lehnen und die letzten Sekunden genießen.
Beim Service enttäusche mich SAS auf voller Linie. Trotz der Tatsache, dass ich auf einem Lufthansa-Ticket gebucht war, und nicht etwa auf dem Low-Cost-Tarif “SAS Go” (der übrigens auf der Homepage der Lufthansa gar nicht vertrieben wird) wurde ich bei der Getränkerunde zur Kasse gebeten. Eine Coke zero für 3,00€ ist aus meiner Sicht für einen Billigflieger ein absolut akzeptabler Nepp-Tarif, der zur Refinanzierung der 10€-Tickets von durstigen Fluggästen erhoben werden muss. Den Frequent Flyer eines Legacy Carriers dürfte diese Taktik eher abschrecken.
Ansonsten reihte sich der Flug eher im Mittelfeld ein. Irgendwie werde ich mit SAS nicht richtig warm. Bereits beim Rückflug von Oslo hatte eine abgewohnte 737 einen eher dürftigen Eindruck hinterlassen. Auch die Aussage eines Meilen-Millionärs im Bordmagazin, dass SAS die beste Fluglinie der Welt sei, will sich mir nicht so ganz erschließen. Der Service verdient mit zwei zugedrückten Augen aus meiner Sicht gerade mal die Note “ausreichend” und spiegelt den Flugpreis nicht wieder. Ein Pluspunkt ist aber die hohe Frequenz an täglichen Flügen, die man durch die Zugehörigkeit zur Star Alliance anbieten kann.
Die weitreichende Strategie von SAS, wie man in Zukunft gerade gegen innovative nordische Carrier wie z.B. Norwegian (die immerhin Free-Wifi an Bord bieten) antreten will, erschließt sich mir nicht.
An der Pünktlichkeit gab es aber nichts zu meckern. Auf die Minute erreichte unser Kapitän die Piste des Flughafens Kopenhagen und stoppte die Motoren an einer Außenposition des Heimatflughafens aller SAS-Flieger. In Ermangelung einer guten Fotoposition gibt’s vom Flieger selbst nur einen Schnappschuss aus dem Vorfeld-Bus. Hier wäre ich wohl auch mit einer Spiegelreflex-Kamera machtlos gewesen.
So dürftig der Eindruck von SAS, so gut der vom Flughafen selbst. Nach Verlassen des Gepäckbands befand ich mich sofort in der Verteilerebene für die Bahngleise in die City und ins (teils schwedische) Umland. Auch Fahrkartenautomaten waren in ausreichender Menge vorhanden, so dass ich nur wenige Touchscreen-Klicks später meinen Fahrschein in die Stadt in den Händen hielt.
Einziger Schreck auf dem Automatendisplay: 34,00 für eine Fahrt ins Zentrum? Ganz Ruhig! Dänemark gehört zwar zur EU, besitzt mit der Dänischen Krone noch seine eigene Währung. Wieso man allerdings die Bezeichnung der Währung “DKK” auf dem Display hinter dem Betrag einfach weg lässt, erschließt sich mir nicht. Aus 34,00 DKK werden so moderate 4,50€. Für skandinavische Verhältnisse ein mehr als räsonabler Kurs für ein Transferticket vom Flughafen in die Innenstadt.
Auf dem Bahnsteig angekommen, reiste ich kurz zurück in der Vergangenheit: Ein Anzeigedisplay in Form eines 50cm großen Röhrenmonitors informierte mich flackernd über die nächsten Reisemöglichkeiten. Dass es so etwas überhaupt noch gibt! Dieses Gerät hatte schon fast musealen Charakter.
Bei den Zügen trifft man zum Glück auf zeitgemäßere Exemplare, die den gelandeten Passagier wirklich sehr gut in der ganzen skandinavischen Region verteilen. Zum Beispiel wäre dort der Öresundståg, der vor allem den grenzüberschreitenden Verkehr in der dänisch-schwedischen Öresundregion abwickelt. Die Züge, die vor allem mit ihrem komplett gummigepolsterten Front- und Heckteil auffallen, fahren die Strecken zwischen Helsingør, Kopenhagen, Malmö, Göteborg, Karlskrona und Kalmar.
Der Silberling im unteren Foto ist ein Hochgeschwindigkeitszug der schwedischen SJ, die zum Beispiel auf der Strecke Oslo-Göteborg-Malmö-Kopenhagen verkehren oder aber die schwedische Hauptstadt Stockholm mit dem Flughafen Kopenhagen verbinden.
Für mich sollte aber die Reise nicht mehr so weit gehen. Ich entschied mich für einen normalen Vorstadtzug und ließ mich die letzten Meter in die Innenstadt von Kopenhagen fahren. Mehr Fotos vom Stadtzentrum von Kopenhagen und seinen Sehenswürdigkeiten gibt’s dann im nächsten Post.
Weitere Kopenhagen-Reiseberichte
- Tag 1:Hinflug nach Kopenhagen mit SAS
- Tag 2: Stadtrundgang & Sehenswürdigkeiten
- Tag 3: Teil 2 Sightseeing & zurück nach München
- Tag 4: Metro & Aviator Lounge Kopenhagen Airport
Hinweis: Dieser Reisebericht ist ein Versuch alle Fotos unterwegs nur mit einem Handy statt einer Spiegelreflex-Kamera zu knipsen. Alle gebloggten Fotos stammen von einem iPhone 5S und wurden mit Adobe Lightroom nachbearbeitet.
Hi Phil,
na endlich wieder mal was mit “Fliegen”:-)
Den Effekt eines sehr leeren Terminals bei Nachmittagsflügen hat man am Flughafen Düsseldorf ebenfalls. Dort beginnt die Rushhour erst wieder ab ca. 17.00 Uhr.
Ein Bekannter ist schon mehrmals mit SAS geflogen, er meinte die FAs wären sehr stur und unfreundlich.
Das Piktogramm auf der SAS Safety Card sieht irgendwie ziemlich realitätsnah aus.
Der Zugverkehr am Flughafenbahnhof erstaunt mich einigermaßen. Das hast Du sonst an diesen Bahnhöfen nicht häufig.
Dieser Triebzug mit “Gummifront und -heck” ist übrigens auch auf der Strecke Hamburg-Fehmarn unterwegs, dort allerdings als Dieseltriebzug.
Ist die elektrische Variante denn auch so leise beim Fahrgeräusch?
Freue mich auf den nächsten Teil aus Kopenhagen.
LG Stefan
Auch mich freut’s immer total, wenn es mal wieder über die Wolken geht. In diesem Fall war es mit SAS sogar mal etwas anderes als die üblichen Verdächtigen.
An den FAs konnte ich auf meinem Flug übrigens nichts meckern. Allerdings würde ich hier auch immer die Person und nicht die Airline hinter dem Verhalten sehen. Schließlich kann ja jeder mal einen schlechten Tag haben.
Beim Gummi-Zug würde ich schon von einer sehr leisen Geräuschkulisse sprechen. Allerdings hatte ich jetzt auch keinen direkten Vergleich. Grundsätzlich scheint es aber ein ganz ordentliches Produkt zu sein.
Der nächste Artikel kommt dann bald!
LG Phil
Moin Phil,
das mit den FAs ist natürlich richtig, der Bekannte meinte es mehr im Vergleich zu anderen Airlines. Obwohl die Skandinavier denke ich sowieso eher etwas zurückhaltend sind.
Wieviel Zeit muß man denn für den Transfer vom Airport Kopenhagen in die City kalkulieren? Wie ist der Allgemeinzustand in den Maschinen auf den Kurzstrecken?
LG Stefan
Ich muss die von dir aufgeführten, nicht allzu positiven Erfahrungen mit SAS,leider bestätigen. Ich war enttäuscht und hatte von dem skandinavischen Legacy-Carrier wirklich mehr erwartet. Aber leider ist dies ein Sinnbild dafür, welche Auswirkungen der von den Billigfliegern herbeigeführte, massive Preisverfall hat. Früher konnte man sich als Durchschnittsfamilie mal eine Fahrt an die Ostsee oder in den Norden Italiens als Jahresurlaub leisten. Heute müssen es mehrmals im Jahr Flüge für 20 € nach London oder Barcelona sein. Dieser Preisdruck macht sich halt auch im Bordservice bemerkbar. Meiner Meinung nach ist das als Full-Service-Carrier aber die falsche Strategie. Wer ein höheres Preisniveau hat, der muss auch einen Service bieten, der dies rechtfertigt. Wenn das aber nicht der Fall ist, denkt sich der Kunde: “Warum soll ich mehr bezahlen, wenn ich dafür nicht bzw. nur minimal mehr bekomme? Da kann ich auch gleich Billigflieger fliegen”. Kein Wunder also, dass der Laden nicht rennt.
Als Aviatik-Fan fliege ich aber trotzdem gerne mit SAS, weil man dort die recht seltene 737-600 im Einsatz hat ;)
@HeavyAviation: Naja, aber auch gerade der Einsatz der betagten Bobbys ist ja auch bezeichnend für das eher marode Bild, dass SAS mir dort geliefert hat. Es wirkt alles so, als wäre man mit der Entwicklung des Produktes in den 90ern stehen geblieben und hätte die Maschinen einfach so lange geflogen, bis sie auseinander fallen. Sowas kann doch nicht funktioniere.
Und selbst wenn man dann so einen maroden Service anbietet: Wie passt das ganze mit dem Verbund in der *A zusammen? Hier muss sich doch LH fast schämen, ihr Klientel in so eine Mühle zu setzen.
LG Phil
@Phil
Ich finde die Sache mit den Bobbys ehrlich gesagt weniger schlimm. Die Lufthansa setzt selbst ja auch noch die 737-300 und -500 ein, die deutlich älter als die SAS 737-600er sind. Solange die Maschinen aber gut gewartet sind und über eine saubere, moderne Innenausstattung verfügen, habe ich damit kein Problem. Eher im Gegenteil, wenn ich das mit manch abgenutzten A320ern auf US-Innlandsflügen vergleiche. Die SAS sollte halt in ihren Bobbys, wie die Lufthansa auch, die Kabine modernisieren.
SAS hat halt eine gewisse Markenstärke und damit durchaus ihre Berechtigung in der Alliance. Aber bei dem Service muss sich echt was ändern.
@HeavyAviation:
Keine Frage: Die Tatsache, dass die LH “alte Bobbys” fliegt, ist gar nicht mal mein Hauptkritikpunkt. Ganz im Gegenteil: Es würde mich freuen noch mehr ältere Kaliber am Himmel zu sehen. Genau das abgenutzte Interieur ist mein Kritikpunkt. Genau das habe ich bei Air Cyprus auch schon bemängelt – und zwar wenige Monate bevor der Ofen bei der Airline endgültig aus war.
LG Phil