Reisebericht Ungarn Tag 3 – Mit dem Segway durch Budapest: St.-Stephans-Basilika, Kettenbrücke, Burgpalast, Matthiaskirche & ein Besuch im Gellért-Bad
Endlich war unser erster, voller Tag in Budapest angebrochen. Sightseeing ist normalerweise eine Sportart, die ich grundsätzlich gerne zu Fuß oder mit dem Fahrrad absolviere. Klar, mit der U-Bahn geht’s manchmal schneller, aber man bekommt einfach kein richtiges Gefühl für die Stadt.
Doch wie wär’s mit einer Mischung aus entspanntem Fahrradfahren und schnellem Vorankommen durch Motorkraft? Ran an die nächste Premiere: Phil fährt heute Segway!
Nach einigen holprigen Fahrversuchen stellten sich bald die ersten Erfolge ein. Die Balance war dabei entgegen meiner Befürchtung völlige Nebensache: Diese wird automatisch durch einen elektronischen Kreisel gehalten. Vorwärts geht’s mit sanftem Vorbeugen – der Rückwärtsgang wird durch behutsames Zurücklehnen erreicht. Gelenkt wird durch’s Verschieben der Haltestange. Mehr Kontrolle braucht man nicht.
Erster Halt: Die St.-Stephans-Basilika (Szent István-bazilika)
Das Fassungsvermögen von maximal 8500 Gläubigen war sicher nicht ausschlaggebend für die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahre 1987. Dafür bekommt man aber immerhin durch diese Zahl ein Gefühl, mit was für einem imposanten Gebäude man es hier zu tun hat.
Völlig hin und weg drehte ich mehrere Runden mit meinem Segway um die Kathedrale und den angrenzenden Platz.
Und ja, es kam natürlich wie es kommen musste: Was einst George W. Bush passierte, machte auch vor mir nicht Halt und bei einer kleiner Unachtsamkeit schaffte ich einen wunderbarer Flug über den Lenker meines Segways mit anschließendem ruppigen Bodenkontakt. Ergebnis meiner akrobatischen Übung: Der Segway hatte keinen Kratzer, dafür aber ich ein aufgeschlagenes Knie und mehrere Abschürfungen an Händen und Füßen
Den Anblick davon erspare ich euch lieber. Er reichte jedenfalls um unseren Guide in hektische Betriebsamkeit zu versetzen.
Keine Sorge, solche Verletzungen hatte ich als Kind alle paar Wochen. Aber dennoch gibt’s von mir eine ganz dringende Bitte an dieser Stelle: Tragt auf solchen Segways immer einen Helm!
Auch wenn sich die Spitzengeschwindigkeit von 20km/h lächerlich anhört, war ich verdammt froh über meine knitterfreie Mütze.
Nachdem ich meine Wunden provisorisch ausgewaschen und verarztet hatte, setzte ich die Wanderung dann doch lieber zu Fuß fort. Ab zur Donau!
Die Stadt Budapest ist die siebtgrößte Stadt der Europäischen Union und entstand durch Zusammenlegung der ehemals unabhängigen Gemeinen Buda und Pest im Jahr 1873, die durch die Donau getrennt waren. Die Hauptgründe für den Aufschwung dieser Region sind neben den heißen Quellen in Buda vor allem die Brücken, die hier optimale Bedingungen für den Handel boten.
Die Kettenbrücke (Széchenyi Lánchíd) ist die älteste der neun Brücken in Budapest und war bei ihrer Einweihung 1849 übrigens der erste Brücke hinter der in Regensburg.
Vor ihrer Vollendung gab es seit 1776 an dieser Stelle nur eine interessante Ponton-Brückenkonstruktion, bei denen in den Sommermonaten 46 schwimmfähige Plattformen miteinander verbunden wurden, die jedoch im Winter wieder demontiert werden mussten.
Auf dem letzten Foto lässt sich schon sehr gut der Burgpalast (Budavári palota) erkennen, der wohl das bekannteste Gebäude Budapests sein dürfte. Die königliche Residenz wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, konnte jedoch fast originalgetreu wieder aufgebaut werden. Genau wie die St.-Stephans-Basilika darf sich auch dieser Palast mittlerweile als Bestandteil des Donaupanoramas zum Weltkulturerbe zählen.
Und da ich mich anscheinend beim Sightseeing dieses Mal ausschließlich von der UNESCO beraten ließ, war die nächste Etappe die Matthiaskirche (Mátyás templom), die offiziell eigentlich Liebfrauenkirche heißt. Aber mal ehrlich: Dieser Name ist doch genau wie “Notre Dame” dermaßen ausgelutscht. Da lobe ich mir doch die Hommage an König Matthias Corvinus, der 1470 “nur” den Turm vergrößerte.
Neben der Kirche überzeugte an dieser Stelle natürlich die Aussicht auf die Pester Seite von Budapest.
Direkt gegenüber sieht man das ungarische Parlamentsgebäude (Országház), welches nach dem Vorbild des Palace of Westminster in London gebaut wurde.
Äußerst interessant war übrigens die ursprüngliche Kühlung des Gebäudes vor der Zeit der Klimaanlagen: Die Tunnel für die Luftzufuhr des Gebäudes wurde direkt neben zwei vorgelagerte Springbrunnen gelegt, um so die Sitzungssäle mit wassergekühlter Luft zu versorgen.
Blickt man flussabwärts sieht man gut die Kettenbrücke am unteren linken Rand sowie die Freiheitsstatue (Szabadság-szobor) auf dem Gellértberg im Stadtteil Buda, die 1947 zu Ehren der Befreier von Ungarn aufgestellt wurde. Modell stand damals übrigens eine ungarische Krankenschwester.
Sightseeing ist eine wunderbare Sache: Sie bildet, sie zeigt einem Zeitzeugen der Geschichte und erweitert den Horizont. Aber bei einer solchen Hitze gibt es einfach irgendwann den Moment, an dem man kapitulierend die weiße Flagge auf die Kamera schrauben möchte und sich nach einer Abkühlung sehnt.
Naja, was spricht den eigentlich dagegen? Gerade Budapest ist doch eine absolute Badehochburg und strotzt nur so vor Thermalbädern und altehrwürdiger Schwimmtempel.
Darf ich den absoluten Prototypen für ein Schwimmbad mit Stil vorstellen? Das Gellért-Bad direkt gegenüber der Freiheitsbrücke.
Selten schwamm ich in einer derart mondänen Umgebung: Ein Innenpool mit umlaufender Empore und geöffnetem Glasdach, ein äusseres Wellenbecken im Ambiente eines Schlossgartens und eine Architektur, die sich heute kein Spaßbad mehr leisten könnte. Auch die warmen Thermalbecken im Inneren des Bades wirkten wie aus dem vergangen Jahrhundert.
Mit meiner Begeisterung bin ich übrigens in guter Gesellschaft. So manche Firma soll laut Presseberichten in diesem Bad schon wilde Sex-Orgien für verdiente Mitarbeiter geschmissen haben. Dummerweise flog die Sache später auf und wurde pressetechnisch zum Fiasko für die Verantwortlichen.
Entspannt und ausgeruht machte ich mich dann auf den Weg zurück zum Hotel, wo ich doch tatsächlich auch einen echten Strand von Budapest direkt unterhalb der Kettenbrücke fand. Natürlich künstlich aufgeschüttet, aber mit eigener Bar im Bauwagen-Container.
Langsam packte es mich wirklich total und der Funke sprang endgültig über: Budapest ist eine geniale Stadt!
Der nächste Tag ist dann auch schon zugleich der letzte meiner Ungarn-Reise. Bevor es für mich aber wieder mit dem Flieger zurück nach Deutschland geht, geht es für mich noch einmal hoch hinaus und actionreich durch Stock und Stein, wo sonst Formel-1 Boliden ihre Kreise ziehen.
Wohin es genau geht? – Lasst euch überraschen.
Tollle Bilder, das Schwimmbad ist ja der Hammer!!!!
Toller Bericht und die Bilder sind wieder so schön! Ich glaub ich muss mir auch so ein Objektiv kaufen, deine Bilder sind einfach der Hammer! LG Nicole
@Mom: Yeah absolut! Also wenn Budapest nicht so weit weg wäre, hätte ich mir heute eine Dauerkarte gekauft.
@Nicole: Danke dir Aber hey: Der Fotograf macht doch das Bild, die Kamera und das Objektiv sind doch nur Hilfsmittel :D
das stimmt natürlich, ich wollte natürlich auch dem Fotografen hinter der Linse ein Kompliment aussprechen:-)
@Nicole: Achso, ich fühle mich hiermit offiziell geschmeichelt. Der nächste Post geht übrigens ausschließlich um das Thema “Urlaubsbilder”. Bin mal gespannt, wie der ankommt!
Im Gellert war ich auch schon schwimmen, ist aber schon einige viele Jährchen her ;-)
Budapest ist einfach toll, obwohl inzwischen böse teuer. Ich nehme an, dass sich wenig Einheimische ein Gellert- oder Museumsbesuch leisten können.
Super schöne Fotos übrigens, Kompliment!
LG Simone
@Simone: Ja, Budapest ist echt eine erstklassige Stadt. Wegen dem Gellertbad habe ich mal gleich nachgeschaut: An normalen Tagen kostet die Eintrittskarte dort 4900 HUF (= ~16€). Klar, kein Schnäppchen – Aber wenn ich mal denke, was ich hier in Deutschland für einen 3D Kinofilm mit Überlänge bezahle, würde ich für das Geld fast lieber in so ein Schwimmbad gehen.
Und eine Therme Erding ist auch kein Schnapperl ^^
Woahhh! So tolle Bilder. Mir fällt auf, dass sie alle sehr symmetrisch sind…kann das sein? Sollte ich vielleicht auf mal drauf achten…das wirkt so aufgeräumt!
Enttäuscht bin ich natürlich vom fehlenden Kniefoto ;-)
Und extrem neidisch bin ich auf diesen Strand. Den hätte ich auch gerne gesehen..
@Nina: Ja, unser Auge mag Symmetrie sehr gerne. Nicht umsonst bauen wir auch fast alles irgendwie symmetrisch: Autos, Gebäude. Selbst der Mensch ist da keine Ausnahme.
Auch treten bei solchen Fotos weniger störende Verzeichnungen auf.
Dafür können solche Fotos schneller “langweilig” und zu dokumentarisch wirken ;)
Den Strand haben wir bei einem kleinen Spaziergang nach den Planschen gefunden. Da warst du wahrscheinlich noch unter der Erde.
LG Phil
@Phil: Für uns Touristen sicher noch bezahlbar, aber für die Ungaren selbst? Bei einem durchschnittlichen Einkommen von unter 1000,- Euro BRUTTO! nicht so einfach. Ich fand zumindest die Anzahl der Menschen in Budapest, die aus dem Mülleimer essen sehr erschreckend.
LG Simone
@Simone: Uff, solche Leute habe ich in Budapest gar nicht gesehen. Aber du hast schon Recht: Die Preise wirken im Vergleich zum Brutto tatsächlich sehr hoch.
LG phil
Pingback: Reisebericht Ungarn: Die klasische Reise zum Plattensee und nach Budapest /// killerwal.com | Der Reiseblog für den günstigen Urlaub
Budapest ist wirklich eine sehr schöne Stadt, meine Freundin hatte mir letztes Jahr einen 1-tägigen Kurztripp geschenkt den wir auch bestmöglich ausgenutzt haben mit Sightseeing Bussen Schiffen und zum krönenden Abschluss beim Segway fahren. Mir war garnicht klar das Ungarn solche Architektonischen Bauten hat.
Tolle Bilder und sehr schöner Bericht!!
Budapest ist einfach GEIL!
Liebe Grüße Markus
@Markus: Budapest hat mich wirklich total überrascht. Und zwar nur im positivsten Sinne. Tolle Stadt und immer wieder gerne.
LG Phil