Reisebericht Sardinien Tag 5 – Strandbesuch in Murta Maria & Heimflug von Olbia (OLB) nach München (MUC)
Eigentlich hatte ich vor, am letzten Tag dem Wetter richtig beleidigt zu sein. Nach zwei vorhergesagten Regentagen sollte die Sonne pünktlich zu unserer Abreise wieder ganz unschuldig scheinen. Allerdings musste ich in Anbetracht des wahrscheinlich genialsten Sonnenuntergangs meines Lebens im Anschluss an einen genialen Sightseeing-Tag in Cagliari meine Schmoll-Pläne überdenken und ließ stattdessen dem Abschiedsschmerz den Vorrang.
Tschüss Sardinien! Heute geht’s nach Hause.
Wie nicht weiter verwunderlich, war das kostenlose WiFi nicht wieder zurück ins Hotel gekommen, was eindrucksvoll die These des Rezeptionspersonals widerlegte. Diese behaupteten noch immer steif und fest, dass nur ein starker Wind für eine temporäre Herabsetzung der Reichweite des Routers verantwortlich wäre.
Gut – Internet ist nicht lebensnotwendig (… oder vielleicht doch …?). Im Falle einer Hotelbewertung wird das aber definitiv Abzüge in der B-Note zur Folge haben.
Ansonsten ist unser 4**** Hotel Speraesole absolut weiterzuempfehlen. Die geografische Lage in der Nähe des Flughafens bzw. Olbia trügte selbst mich als alten Straßenkarten-Fetischist, da die längerfristige Sperrung der direkten Bundesstraße SS125 momentan einen riesigen Umweg bedeutet. Aber bei so einer stilechten italienischen Architektur wollen wir doch mal beide Augen zudrücken.
Auch wenn wir in Sachen Strandjagd bereits alle Trophäen eingesammelt hatten, folgten wir nach viertägiger Ignoranz auch der Beschilderung zum Spiaggia von Murta Maria. Der Strand unserer Homebase wird zwar in keinem Reiseführer als besonderes Kleinod erwähnt wird, aber trotzdem wollten wir ihm am letzten Tag noch kurz beehren.
In Sachen Straßenzustand konnte uns nichts mehr schocken. Nach den Lektionen in Sachen Matschpisten an Tag 1 und der Offroad-Action an Tag 2 fuhren wir durch die Wasserlöcher mit unverzogenem Pokerface hindurch. Frei nach Troja: Ist das wirklich alles?
Interessanterweise wird der Strand an dieser Stelle von einem kleinen Binnensee flankiert, der anscheinend keine Verbindung zum Meer ausweist. Jedenfalls konnte ich auf die Schnelle keine finden. Im morgendlichen Licht erwies er sich als die perfekte Fotopfütze für einen Blick in Richtung Olbia.
Ok. So mega-interessant war der See jetzt auch nicht. Viel interessanter bzw. aussagekräftiger waren dort die Überreste und Beweise, dass die Italiener definitiv keine Seefahrernation sein können.
Conny konnte mich nur mit großer Mühe davon abhalten, das halb abgesoffene Boot aus seiner misslichen Lage zu befreien. Die untenstehende, komplett ausgeschlachtete Nussschale war übrigens mal ein stolzes Motorboot der Marke Glastron aus Minnesota.
Echt schade, so etwas im Zustand „fucked up beyond all repair“ zu sehen.
Der eigentliche Strand bekommt gar nicht mal so schlechte Noten. Natürlich wurden wir in den letzten Tagen von türkisblauem Wasser, seichten Buchten und hohen flankierenden Felsen viel zu sehr verwöhnt und ein Meckern auf hohen Niveau lässt sich am Tag 5 einfach nicht vermeiden …
… aber der Strand war einfach eine kleine Portion zu normal. Dass ich ihn dennoch sofort gegen das deutsche Regenwetter tauschen würde, versteht sich von selbst.
Der Blick auf die Uhr machte alle spontanen Wünsche einer stehengebliebenen Zeit zunichte und zwang uns langsam auf den Weg zum Airport. Außerdem musste auf die Schnelle noch eine Zapfsäule für unseren durstigen Renault gefunden werden. Der Verbrauch hielt sich für einen unter-motorisierten Benziner zwar in Grenzen, dennoch pumpte ich noch einmal mehr als den kompletten Mietpreis für die vier Tage in den Tank. Immerhin war die Entscheidung ein Auto zu mieten in Anbetracht der gefahrenen 1000km im Nachhinein die absolut richtige Entscheidung.
Der Flughafen Olbia wartete indes noch mit einer Überraschung auf uns beide. Während wir zuerst in Anbetracht des geschäftigen Treibes vor Ort an eine Messe, ein Meeting oder eine Konferenz dachten, entdeckten wir erst auf den zweiten Blick, dass sich der Fachbereich für BWL und Tourismus der Universität Sassari innerhalb des Flughafens befindet. Eine Uni im Airport? Wie genial ist das denn! Wäre diese Zweitfunktion nicht die ideale Lösung für alle ach-so-defizitären Provinzairports in Deutschland in einer Zeit des angeblichen Fachkräftemangels? An Platz, Infrastruktur, Verkehrsanbindung und Parkplätzen sollte es dort nicht mangeln.
Bevor wir durch die fast vollständig verwaiste Sicherheitskontrolle stampften weckte noch eine sehr liebevoll gestaltete Ausstellung zur Restauration einer alten Beech 18 meine Aufmerksamkeit. Genau dieser Flieger war die erste Maschine der Flugesellschaft Alisarda, heute Meridiana und hob 1963 zum ersten Mal von Olbia ab. Nach Ende seiner Dienstzeit wurde der Vogel liebevoll restauriert und unterhalb der Decke der Schalterhalle aufgehangen. Tolle Installation.
Apropos Meridiana. Diese Airline betreibt in Olbia ihre Hauptbasis und ist mit auffällig vielen älteren MD-82 Fliegern hier vertreten. Im Moment sieht es allerdings nicht besonders rosig für die Fluggesellschaft aus, da sie bereits im Januar von der italienischen Luftfahrtbehörde die Betriebserlaubnis aus wirtschaftlichen Gründen entzogen bekommen hat.
Anscheinend fliegt man im Moment mit einem provisorischen AOC und hält so den Flugbetrieb aufrecht. Die Chancen für mich, einmal Gast in diesen alten Flugzeugen mit der typischen Triebwerkenanordnung direkt neben den hinteren Fenstern zu fliegen, scheinen wirklich sehr schlecht zu stehen. Teilweise standen die Maschinen schon mit abgeklebten Fenstern und demontierten Triebwerken auf dem Rollfeld herum.
Der völlig ereignislose Flug führte mich und Conny dann wieder zurück ins teilweise noch leicht verschneite Deutschland, wo wir gemeinsam bibbernd in Erinnerungen schwelgen konnten.
Mein Fazit: Sardinien im Winter? Aber gerne doch!
Trotz des diesjährigen erbarmungslosen Winters hatten wir riesiges Glück und durften die wohl schönsten Strände des Mittelmeers zuerst suchen, dann entdecken und schließlich bewundern. Während Olbia architektonisch nicht unbedingt ein Blickfang war, haben wir mit Cagliari einen absoluten Volltreffer gelandet. Für ein deutlich verlängertes Wochenende ist Sardinien auch nicht zu groß und bietet gerade für Mietwagen-Schubser das perfekte Terrain zum motorisierten Entdecken der unglaublich schönen Landschaft.
Ich hoffe es wird nicht wieder neun Jahre dauern, bis ich zurück kommen werde!
Die Bilder sind Wahnsinn…
@Mel: Danke dir! War aber echt ‘ne harte Entscheidung welche jetzt auf den Blog kommen.
Ich wünsche Dir, dass Du nicht mehr solange warten musst, um noch einmal dorthin zu fliegen. Danke Dir für die schönen Bilder hat Spaß gemacht mit Dir die Insel erkunden zu können. Liebe Grüße
@Dad: Auf der Heimfahrt habe ich von 18€ hin- und zurück Angeboten bei Ryanair nach Alghero gelesen. Ich hätte also gleich wieder hinfliegen können :)
Wow. Die Bilder, die Landschaft, das Wetter. Da lässt es sich wohl sehr gut Urlaub machen *-*
Sieht sehr toll aus <3
@Vscream: Die Landschaft ist echt das große Plus an Sardinien. Ich hätte noch stundenlang weiter fahren können.
deine Fotos sind immer sooo toll =) Als Altphilologin bin ich natürlich immer auf der Suche nach guten Hotels im Mittelmeerbereich, also danke für den Tipp =)
Danke dir! Also das Hotel kann man bedenkenlos empfehlen. Ich schreibe aber auch noch einen großen Beitrag darüber
Dank deinen wunderbaren Bildern bekomme ich immer mehr Lust auf Sardinien! :D
Allgemein bringt mich dein Blog in eine totale Reisestimmung.
Liebe grüße
Tonia
Hallo, wieder einmal sehr netter Beitrag! Hättest du für mich einen Tipp zwecks Autoverleih auf Sardinien? Wie habt ihr es gemacht? Danke und beste Grüsse!
@Sebastian: Also ich habe meinen über Billiger-Mietwagen geordert. Der lokale Anbieter war Locauto, der eigentlich ganz ok war. Natürlich wurde am Schalter wieder versucht, mir ein paar Versicherung und einen vollen Tank zu verkaufen. Aber sonst bin ich eigentlich ganz zufrieden gewesen.