Reisebericht Zürich Tag 4 – Gemütliches Frühstück im Hotel & “leicht” unkonventionelle Heimfahrt mit meinFernbus von Zürich nach München
Es ist mir immer noch völlig schleierhaft, wie es ein Unternehmen schafft auf der einen Seite einen absolut positiven Eindruck zu hinterlassen und diesen dann nur wenige Tage später komplett ins Gegenteil zu kehren. Wer? Wie? Später mehr dazu.
Der Tag begann so wie jeder Bilderbuch-Abfahrtstag: Langes Ausschlafen und dann ein Frühstück ans Bett. Jap, ihr habt richtig gelesen. Ich weiß wie überheblich das an dieser Stelle klingen mag. Aber hey, nach gefühlten fünfzigtausend Reisen war’s wirklich das allererste Mal.
Außerdem lockte unser Hotel mit einer Liefergarantie in einem 15-minütigen Zeitfenster. Würde der Zimmerservice zu spät erscheinen, ginge die Rechnung auf’s Haus. Unsere Bestellung an diesem Morgen kann man somit auch einfach als faire Wette ansehen. Nicht dass hier noch jemand denkt, wir hätten in einem plötzlichen Anflug von Arroganz den Zimmerservice bemüht.
In alter Tradition möchte ich euch auch den Wetterbericht nicht vorenthalten: Es nieselte leicht und Wolken in allen Grau-Nuancen begruben jegliche Hoffnung auf schnelle Besserung. Was soll ich sagen: Es war eine wunderbare Stimmung um „Tschüss & Danke!“ zu sagen. Wir hatten schließlich unsere schönen Sonnentage mehr als ausgenutzt und am letzten Tag hätte Petrus von mir aus auch nochmal Schnee vorbei schicken können.
In der Lobby checkten wir dann noch einmal unsere Mails, bevor wir uns auf den Weg zum Carpark machten, wo wir nach kurzer Suche unseren Bus von der grünen Truppe fanden. Dieses Mal hatte man uns leider keinen Doppeldecker-Reisebus geschickt. Stattdessen sollte uns eine 0815-Variante mit nur einem einzigen Stockwerk nach Hause bringen.
An dieser Stelle begann nun unsere Heimfahrt, an die ich leider keine guten Erinnerungen habe. Gleich vorweg: Ja, ein Fernbus ist ein günstiges Verkehrsmittel. Genau wie bei Billigfliegern bin ich mir dieser Tatsache absolut bewusst und würde in einem Blogpost garantiert niemals Minuspunkte für fehlende Kronleuchter oder nur teilweise vergoldete Wasserhähne vergeben. Aber wie schon in meinem Eintrag über die Hinreise erwähnt, lebt jedes Unternehmen von der Freundlichkeit, der Hilfsbereitschaft und der Höflichkeit seiner Mitarbeiter. Denn diese kostet nicht nur kein Geld – Sie ist Garant für einen zufriedenen Kunden.
Und genau diese Tatsache sollte meinFernbus.de seinen Subunternehmern nach dem Lesen meines Artikels mit Nachdruck verklickern.
Statt einem kompetenten Busfahrer, wie bei der Hinfahrt, bestand die Besatzung dieses Mal aus drei Personen, deren Aufgabenverteilung relativ diffus war. Zwei wechselten sich mit dem Fahren ab, was ich aufgrund gesetzlicher Lenk- und Ruhezeiten durchaus nachvollziehen kann. Was die dritte Person an Bord machte blieb mir jedoch während der gesamten Fahrt verborgen.
Noch vor der Abfahrt in Zürich ließen die drei Herren die wartenden Fahrgäste im Regen stehen, während sie zu dritt im verschlossenen Bus jede Kontaktaufnahme verweigerten. Nach dem Zeigen auf die Armbanduhr blieben die Türen des Busses bis 10 Minuten vor Abfahrt fest verriegelt.
Wer nun denkt, dass bei drei Personen zumindest eine sinnvolle Aufgabenteilung beim Einsteigen möglich wäre (z.B. einer verstaut Gepäck, einer kontrolliert die Tickets und einer unterstützt) irrte: Beim Boarding entstand ein heilloses Durcheinander, bei denen die drei Herren maßgeblich durch brüllende Kommandos zur Geräuschkulisse beitrugen. So wortgewandt sie sich untereinander unterhielten, so dürftig waren die Informationen während der Fahrt: Wurden die Durchsagen auf der Hinfahrt lobenswerterweise in Deutsch und Englisch durchgeführt, so mussten wir und unsere ausländischen Mitfahrer jetzt mit einer Tonspur aus gebrochenem und gestammelten Bayrisch zufrieden geben.
Richtig peinlich wurde es dann kurz nach der Abfahrt in Friedrichshafen als zwischen unseren drei Stewards wortwörtlich das Chaos ausbrach. Irgendwo war in der Planung ein Fehler unterlaufen, so dass auf einmal ein Fahrgast mehr als Sitzplätze im Bus vorhanden waren. Über die Lautsprecher wurde alle zum sofortigen Herzeigen des Tickets aufgerufen, da man die Anwesenheit eines illegalen Schwarzfahrers vermutete. Doch statt eines Schuldigen fand man nur die Bestätigung der Unfähigkeit der Crew: Jeder hatte ein Ticket – und noch immer gab es einen Platz zu wenig. Die Ursache dieses Phänomens blieb auch hier im Dunkeln. Stattdessen hockte fortan ständig ein Mann der Besatzung auf dem Boden.
Auch das eingesetzte Fahrzeug hinterließ bei mir nicht den besten Eindruck. An eiskalte Klimaanlagen habe ich mich in Bussen bereits gewöhnt und würde es eher als globale Übereinkunft aller Busfahrer dieser Welt sehen, die Lüftung grundsätzlich auf Stufe “Eisbär” laufen zu lassen. Jedoch war ständig ein Klappern aus dem Laderaum bei jeder Linkskurve zu hören, was einem nach fünf Stunden Fahrt wirklich gehörig auf den Wecker gehen kann.
Es ist zwar nett, dass meinFernbus.de mit kostenlosem WLAN wirbt. Wenn dieses WLAN aber über 5 Stunden keine Verbindung ins Internet herstellen kann, bringt es herzlich wenig. Ebenfalls verfügte dieser Bus (im Gegensatz zu dem auf der Hinfahrt) über keine Steckdosen, was gerade auf einer fünfstündigen Fahrt aus meiner Sicht dringend notwendig wäre. Im Internet kursieren bereits Fotos von nachgerüsteten Steckdosen an jedem Sitzplatz in den grünen Bussen. Diese Idee ist super.
Die etwas angespannte Verkehrslage rund um die Pfingstfeiertage kann ich natürlich auch keinem Busunternehmen ankreiden, so dass ich eine leichte Verspätung in München an dieser Stelle einfach nur wertfrei erwähne. Mit zunehmender Beliebtheit der Fernbusse müssen die Haltestellten eventuell doch wie in Augsburg eher an einen Ort am Stadtrand mit guter ÖPNV-Verbindung gelegt werden. Der Münchner ZOB im Stadtzentrum liegt gerade im Ferien- oder Feierabendverkehr ungünstig. Immerhin hatte sich das Wetter mittlerweile stark gebessert, so dass wir im München mit Sonnenschein und einem sehr dramatischen Himmel empfangen wurden.
Die Fahrt endete dann genau so wie sie begonnen hatte: Chaotisch, als unser Busfahrer die falsche Haltebox ansteuerte. Nur noch aus den Augenwinkeln bekam ich den Disput zwischen dem Fahrer des Busses nach Dortmund mit, der seinen Anspruch auf diese Parkbucht mit unserem Fahrer ausdiskutierte. Ich schnappte mir meinen Koffer und war froh, dass wir die Fahrt dann doch gut überstanden hatten.
Natürlich schreibe ich nicht nur diese Zeilen als Feedback für das Fernbus-Unternehmen, sondern leitete den Sachverhalt auch per E-Mail an meinFernbus.de weiter. Hier wurde mir bestätigt, dass tatsächlich noch nicht alle Busse mit Steckdosen ausgerüstet sind. Langfristig möchte man aber die komplette Flotte ausrüsten.
Das nicht funktionierende WLAN und der Rest des Chaos stieß jedoch auch per E-Mail auf Unverständnis. Wie ich bereits vermutet hatte, ist eine Internetversorgung auf Schweizer Territorium tatsächlich nicht möglich. Innerhalb Deutschlands sollte es jedoch in jedem Bus funktionieren.
Ebenfalls sollten sämtliche Durchsagen des Busses theoretisch von Band in Deutsch und Englisch abgespielt werden. Ein Verhalten wie das der Crew bei der Rückfahrt ist demnach tatsächlich nicht gewünscht.
Zum Schluss will ich aber dennoch ein positives Fazit ziehen: Für 15€ wäre ich niemals mit irgendeinem anderen Verkehrsmittel auch nur in die Nähe von Zürich gekommen. Die Stadt selber hat mich total überzeugt und auch das Hotel hätte passender nicht sein können.
Falls ihr auch schon einmal mit einer Städtereise nach Zürich geliebäugelt habt, wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt um mal mit der Planung zu beginnen. Ein Wochenende in Zürich ist genau der perfekte Urlaub für zwischendurch.
Hallo,
danke für den netten Bericht :)
Was mich interessieren würde. Du sagtest ja, dass eine Person auf dem Boden sitzen musste. Kannst du beurteilen wie schnell der Bus danach weitergefahren ist?
Schließlich schreibt die StVO hier unter §3 recht deutlich vor: “(3) Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt auch unter günstigsten Umständen […] außerhalb geschlossener Ortschaften […] für […] Kraftomnibusse mit Fahrgästen, für die keine Sitzplätze mehr zur Verfügung stehen, […] 60 km/h.”
Es wäre durchaus interessant zu wissen, wie sich die Fahrer hier an die Gesetze halten.
Gruß numi
@numi: Ähem … also … ich … äh… Nunja.
Sagen wir’s einfach so: Auf meinen Sitzplatz hatte ich kein Tacho und kein GPS, so dass ich dir diese Frage nicht mit 100%iger Sicherheit beantworten kann. … vielleicht auch besser so :)
@numi:
Naja, wer hält sich daran? In Karlsruhe sind das nichtmal die Fahrer der Busse des KVV, des Verkehrsverbunds.
Zum Bericht: Sehr schön geschrieben, freut mich, dass es Menschen gibt, die auch bei weniger positiven Erfahrungen noch sachlich bleiben können und hier wirklich nur das bemängeln, was auch ankreidbar ist.
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