Am Freitag sollte mein erster Abflug vom kleinen Flughafen Hamburg-Lübeck stattfinden, meinen ersten Flug mit Wizzair hatte ich ja auch schon lange vor mir hergeschoben.
Eine Woche vorher hatte ich noch richtig Angst um meinen kleinen Trip, denn das Wetter sah wirklich übel aus. Schneemassen, die in Bayern dem Räumdienst nur ein müdes Lächeln gekostet hätten, legten im Norden der Republik alles lahm: Autobahnen wurden gesperrt und an den Flughäfen Bremen und Lübeck schob man sich die Flugzeuge gegenseitig zu und stellte den Betrieb immer mal wieder für ein paar Stunden ein.
Mein freitäglicher Wizzair Flug von LBC nach Danzig wurde sogar eine Woche früher ganz am Boden gehalten und durfte erst am Samstag Mittag wieder los fliegen.
Doch diesen Freitag sah die ganze Sache schon besser aus: Die Landschaft war zwar immer noch weiß, die Straßen waren aber frei und es gab so gut wie keinen Neuschnee. Perfekte Voraussetzungen also für meinen Danzig-Trip.
Der Flughafen in Lübeck überraschte mich wirklich. Mittlerweile bin ich ja schon gut an kleine Regionalflughäfen gewöhnt, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen. Das Terminal des Flughafens besteht aus einem Bierzelt mit Holzfußboden und Holzsessel im modischen türkis. Dagegen wirkt Memmingen wie ein internationales Drehkreuz.
Die Maschine aus Danzig schwebte pünktlich ein und nach ungefähr 50 Minuten, in denen sich wieder die berühmte Billigflieger-Schlange bildete, betrat ich das erste Mal einen ungarischen Airbus in rosa-lila-weiß. Der gesamte Look des Fliegers ist aber stimmig und meiner Meinung nach sieht es im Inneren viel besser als in so manchem Lufthansa-Jet aus. Der Sitzabstand ist aber wirklich am Rande des ertragbaren Minimums: Mit meinen 1,85m saß ich wirklich passgenau zwischen dem Vordersitz und meiner Rückenlehne. Da passte kein Blatt Papier mehr dazwischen. Größeren Menschen rate ich dringend zu einem Gangplatz oder zu einem der aufpreispflichtigen Notausgangssitze. Meinen Erinnerungen zufolge hat man bei Ryanair locker noch 5cm mehr Platz.
Der Flug war äußerst angenehm und führte genau entlang an der Ostseeküste nach Polen. Während des Fluges ging die Sonne unter und so landeten wir im Dunkeln am Lech Walesa Airport in Danzig.
Ich hatte mir vorher auf der Seite von Wizzair einen Transfer mitgebucht. Die 8€ Return kann man übrigens jederzeit ohne erneute Buchungs-/Kreditkarten-/Verwaltungsgebühr hinzufügen und auch bequem mit Kreditkarte bezahlen, die erneute, etwas umständliche Banküberweisung entfällt. Kleiner Tip am Rande: Wizzair stellt keine eigenen Busse sondern nutzt den Service eines örtlichen Busunternehmens. Dieses kostet vor Ort nur 9,90 Zloty, also in etwa 2,50€.
Im Vorhinein schwankte meine Hotelauswahl zwischen dem Novotel Gdansk Centrum und dem Mercure. Irgendwie hatte ich mich dann von dem Wort „Centrum“ überreden lassen und das Novotel genommen. Und wo hält dieser verdammte Bus? Natürlich direkt vor dem Mercure :D Wer also nachts nicht mehr so weit laufen möchte, hat hiermit eine kleine Empfehlung.
Ich stapfte dann noch etwa 20 Minuten durch die verschneite Innenstadt zu meinen Hotel und freute mich auf den nächsten Tag.
Nach dem Aufstehen und einem kleinen Frühstück konnte dann mein Trip endlich starten. Natürlich fing ich bei dem Highlight und Wahrzeichen der Stadt an: Dem Kranturm (Żuraw) an der Mottlau.
Seit dem 15. Jahrhundert steht der Turm an dieser Stelle und sorgte früher für das Be- und Entladen der Schiffe und zum Aufstellen von Masten. Heute findet man in ihm ein Museum. Auf der zugefrorenen Mottlau tummelten sich zahlreiche Eisfischer, die mit kurzen Angeln ihr Glück in den vorher gebohrten Löcher versuchten.
Von Osten her kommend betritt man die Altstadt am besten durch das Grüne Tor (Brama Zielona). Ursprünglich sollte es einmal die Stadtresidenz für die polnischen Könige werden.
Durchquert man das Tor kommt man über den Langen Markt (Długi Targ) zum Rechtstädtischen Rathaus (Ratusz Głównego Miasta).
Der Neptunbrunnen
Der Artushof (Dwór Artusa)
Die Verlängerung des Langen Markt ist die Langgasse (ulica Długa) und wurde im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört.
Am Ende befindet sich das Goldene Tor (Złota Brama), das auch im Krieg komplett zerstört wurde. Ein Glück hat man es in den fünfziger Jahren wieder aufgebaut.
Neben der Langgasse ist auch noch die Frauengasse (ulica Mariacka) erwähnenswert, die angeblich zu den schönsten Straßen in Danzig gehört. Hier kann man besonders die „Beischläge“ bewundern: Kleine höher gelegte Terrassen vor den Eingangstüren, die mit Wasserspeiern kunstvoll verziert wurden.
Die Frauengasse führt von der Mottlau bis hin zur Marienkirche, der größten Backsteinkirche der Welt.
Das Zeughaus (Wielka Zbrojownia) stiftet mit seinem Namen sicher ein wenig Verwirrung. Schweinereien wurden hier nicht veranstaltet, stattdessen lagerten hier die Waffen und Munition.
Ein etwas seltsames Beispiel für die Nutzung eines historischen Gebäude ist mit Sicherheit die Große Mühle. Das Gebäude wurde im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und brannte von innen komplett aus. Da Mühlen in der Neuzeit nur noch wenig gebraucht werden baute man einfach ein Einkaufszentrum hinein. Unter dem Treppenhaus lässt man die alte Bausubstanz durchblicken und kann sogar ein paar der alten Mühlsteine sehen.
Da mir noch ein paar Stunden bis zur Sonnenuntergang übrig blieben, entschied ich mich zum Meer zu laufen und mir hier den Hafen noch ein wenig genauer anzuschauen.
Zugegeben, es war nicht wirklich eine kluge Entscheidung die komplette Strecke an der E77 zu laufen. Anstatt meine Füße platt zu laufen, hätte ich auch einfach in die Tram nach Nowy Port steigen können.
So konnte ich allerdings ein paar Impressionen von den Werften und den Häusern festhalten.
Im Hafen lag gerade die Scandinavia von Polferries, Baujahr 1980. Wer genau hinschaut sieht die Eiszapfen, die vom Bug des Schiffes herunter hängen. Jap, es war wirklich verdammt kalt.
Gegenüber sieht man die Westerplatte, eine kleine sandige Halbinsel. Hier brach am 01.09.1939 der zweite Weltkrieg aus.
Erst hier merkte ich, dass ich mich dem Hafen von der falschen (westlichen) Seite aus genähert habe und nicht auf die Westerplatte hinüber gehen konnte. Diesen Ort werde ich mir dann wohl irgendwann nochmal genauer ansehen müssen.
So langsam machte ich mich dann auf den Rückweg, denn es wurde jetzt immer schneller dunkel. Als ich wieder zurück in der Altstadt ankam, war es schon stockfinster und mein Magen knurrte. Kein Wunder, schließlich war ich ja wirklich den ganzen Tag auf den Beinen. Völlig landesuntypisch stärkte ich mich dann erstmal beim Subway im Madison Einkaufszentrum, direkt neben dem Mercure-Hotel.
Am nächsten Morgen ließ ich es dann ruhig angehen und schlenderte nur noch ein wenig durch die Stadt und fuhr dann pünktlich mit dem Bus zurück zum Flughafen.
In manchen Berichten hatte ich gelesen, dass es Wizzair mit der Pünktlichkeit nicht ganz so genau nimmt, wie so manch andere Airline. Im Gegensatz zu meinen letzten zwei Lufthansa-Flügen, die beide zu spät rausgingen, rollten wir pünktlich zur Startbahn und schwebten nach nur 50 Minuten in Lübeck ein.
Ein bisschen geschockt haben mir nur die Parkgebühren in Lübeck: Für drei Tage zahlt man hier auf dem weit entferntesten Langzeit-Parkplatz P3 stolze 22€. Das sind nur 8€ weniger als in Hamburg, und hier bekommt man für sein Geld noch einen Shuttle-Bus. Dagegen sind die Zustände in Memmingen ja paradiesisch.