Reisebericht Kaiserwinkl Tag 2 – eBike-Tour rund um den Walchsee und Wanderung zur Burgeralm
Dieser Tag hätte eigentlich verdammt früh beginnen sollen. Geplant war nämlich eine Ballonfahrt über die Berge der Tiroler Alpen, die mir und meiner Kamera einen wunderbaren Sonnenaufgang präsentiert hätte. Die Planänderung kam allerdings bereits am gestrigen Abend: Die gemeldeten Winde würden eine Ballonfahrt bei zu erwartenden Geschwindigkeiten jenseits der 150 km/h keinen Spaß machen und eine sichere Landung wäre bei diese Bedingungen nicht zu denken.
Egal. Aufgeschoben ist schließlich nicht aufgehoben. Da der Wetterbericht für den Freitag Hoffnung auf Besserung machte, würde die Fahrt einfach einen Tag später stattfinden.
Ich persönlich konnte der Nachricht sogar noch etwas sehr Gutes abgewinnen: Statt in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu taumeln, konnte ich gemütlich um 08:00 Uhr den Tag am Frühstücksbuffet starten. Und das kann sich wirklich sehen lassen.
Einen Vorteil hätte die Ballonfahrt natürlich trotzdem gehabt: Das Bestaunen der Landschaft wäre ohne großen Kalorienverbrauch möglich gewesen. Stattdessen begann der Morgen gleich im höchsten Maße sportlich: Eine 20 Kilometer lange eBike-Tour stand auf dem Programm.
Für mich als begeisterten Elektrotechnik-Ingenieur war der Ritt auf diesem Drahtesel eine absolute Premiere. Zwar schwärmt mein Vater seit langem von den Bikes mit Hilfsmotor, ich stand der Sache bisher aber eher skeptisch gegenüber.
Mit den Grundfunktionen wie Pedale, Bremse und Nabengangschaltung gleicht ein eBike einem normalen Fahrrad zu mehr oder weniger 100%. Nur aufgrund des Motors unterhalb der Pedalerie und dem Akkupack unterhalb des Sattels kommt der Rahmen ein wenig pummeliger daher. Beim Gewicht merkt die Zusatzausrüstung aber sofort: Ein eBike hat verdammt viel Gewicht.
Soviel zu den harten Fakten, jetzt wird aber in die Pedale getreten.
Beim Bedienkonzept stand selbst ich als technikaffiner Mensch erst einmal total im Wald. Die digitale Kontrollanzeige oberhalb der linken Bremse zeigte mir zwar Motorunterstützung an, dennoch keuchte ich die ersten Berge hoch, als würde ich einen Anhänger mit Backsteinen hinter mir herziehen. Erst langsam checkte ich die Logik des Motors meines Fahrrads:
Der Motor schaltete sich immer dann zu, wenn man ordentlich Druck in die Pedale legt. Ebenfalls scheint die Kraft des Motors eher bei niedrigen Drehzahlen zu greifen, als bei hohen Frequenzen.
Wer in alter Mountainbike-Manier stehend am Berg im ersten Gang strampelt, fällt irgendwann bewusstlos vom Rad.
Schon beim zweiten Berg klappte meine neue Taktik einwandfrei: Statt mit niedrigen Gängen bei hoher Drehzahl eine Steigung hinauf zu klettern, widerstand ich dem Drang zum runterschalten und einigte mich mit dem Motor auf Teamwork. Bam! Genau so wollen diese Räder gefahren werden.
Was soll ich sagen: Ich bin absolut begeistert von der Technik.
Hier noch ein interaktives GPS-Log von unserer Tour inklusive Höhendiagramm.
Kurz vor dem Mittagessen gab es dann noch eine theoretische Einweisung in das örtliche Moor. Keine Sorge, ich werde euch an dieser Stelle keinen Monolog über die Entstehung und die Artenvielfalt dieses Biotops geben. Die Biologie war nämlich noch nie meine Stärke, ausserdem steht so etwas sowieso in der Wikipedia. Ich fand die Tierwelt wesentlich interessanter: Aus der Ferne erspähte ich nämlich ein paar Frösche, denen ich sofort mit gezückter Optik auf die Pelle rückte.
Trotz eines ph-Wertes im Wertbereich von Essig scheint es den kleinen Kröten hier ziemlich gut zu gefallen. Ansonsten ist mir ein Moor doch eher etwas unheimlich.
Nach einem guten Mittagessen hätte ich mich für meinen eigenen sportlichen Elan kielholen können: Als Freiwillige für eine gute 2-stündige Wanderung zur Burgeralm ab Walchsee gesucht wurden, hob ich sofort meine Hand. Meine Oberschenkel schworen mir zu diesem Zeitpunkt bereits ewige Rache – die beiden wären für eine gemütliche Autofahrt auf 1400m gewesen.
Was soll’s: Der Reiseblogger muss ja schließlich auch seine Sportlichkeit unter Beweis stellen. Und Strapazen werden meistens mit erstklassigen Fotomotive belohnt. Sie wie dieses hier: Ein einsamer kleiner Wasserfall hätte mich fast zu einer spontanen Schwimmeinlage überredet: Als unser Guide jedoch den Wert der Wassertemperatur auf etwa 4 °C schätzte, fiel mir spontan ein, dass ich meine Badehose im Hotel vergessen hatte. Ja, sowas aber auch …
Nicht erst seitdem ich Stefanies Blog lese, bin ich ein heimlicher Fan vom Wandern. Auch wenn der Weg noch so steil ist, und die Höhenluft für rosarote Bäckchen sorgt, ist das Gefühl an Aussichtspunkten unglaublich. So auch hier, als wir langsam die Baumgrenze erreichten:
Der verdammte Ehrgeiz ließ unser kleines Grüppchen auf den letzten Metern noch mal richtig Gas geben. Eigentlich hatten wir die Burgeralm schon längst erreicht. Aber wer wären wir, wenn wir die Wanderung jetzt einfach beenden würden. Der Gipfel ruft!
Hier eine Übersicht über die komplette Wanderung:
Wer hätte gedacht, dass die letzte Etappe für noch bessere Fernsicht sorgt. Im folgenden Bild lässt sich sehr gut der Inn erkennen, der von der bayrischen Seite (rechts im Bild) nach Österreich (links & oben) fließt. Gut zu sehen ist der Grenzübergang der A93 bei Kiefersfelden und in der Ferne die Stadt Kufstein.
Auf der Alm gibt’s bekanntlich keine Sünd’ – dafür aber jede Menge Käse. Anton ist Senner aus Leidenschaft und Hersteller des berühmten Heumilchkäses der Kaiserwinkl-Region. Das Geheimnis liegt hierbei in der Ernährung der Kühe, die neben dem frischen Gras der Bergwiesen im Winter ausschließlich mit Heu statt Silo-Pampe gefüttert werden.
Verkauft wird der Käse übrigens nur regional und kann prima im Rahmen einer Wanderung gleich auf der Hütte käuflich erworben werden. Mit dem passenden Getränk spricht natürlich auch nichts gegen eine ausgiebige Verköstigung vor Ort.
Ein kleines aber feines Detail aus Antons Fuhrpark möchte ich euch aber auf keinen Fall vorenthalten. Wenn jemand schon ein Meister der Käseherstellung aus Kuhmilch ist, dann muss er diesen Fakt auch gleich stolz im Nummernschild verewigen.
Ein Glück wohnt der Maestro in der Region Kufstein.
Kurz nach Sonnenuntergang trat ich im Auto den Rückweg ins Tal an, denn gleich zwei positive Nachrichten platzten durch die Tür: Zum einen hatte sich der positive Wetterbericht als richtig herausgestellt und die Ballonfahrt konnte ohne Probleme und bei moderaten Windgeschwindigkeiten am morgen Tag stattfinden.
Zum anderen müsste ich mir keine Sorgen über einen zu langen Schlaf machen: Bereits um 05:00 Uhr morgens sollten wir zu unseren Ballon aufbrechen. Also nix wie ab ins Bett.
Wo kann man buchen? Ich muss wieder einmal runter kommen. Das ist herrlich. Du bist zu jung für ein eBike. 20km das ist bei dem Profil doch ein Spazierfahrt, oder?
Bin mal auf Deine Bilder aus dem Ballon gespannt. Gute Zeit.
@Dad: Einfach ins Auto setzen und losfahren. Buchen kannst du entweder spontan per Handy oder vor Ort. Per HRS & Co. geht’s natürlich auch auf dem “normalen” Weg.
Die Bilder aus dem Ballon gibt’s im nächsten Eintrag!
“Du bist zu jung für ein eBike.” – :D In irgendeinem Blog hat jemand das eBike-Fahren mal als “Radfahren mit Rückenwind” bezeichnet. Finde ich überaus attraktiv. Vollkommen losgelöst vom Alter…
Tolle Fotos & schöne Erklärung, wie so ein eBike funktioniert!
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