Reisebericht Dublin Tag 1 – Flug mit Ryanair von Memmingen nach Dublin, Ankunft am Trinity College & gemütlicher Spaziergang in Temple Bar
Montag morgen – kurz nach dem Frühstück.
Noch immer waren die Spuren des wohl regenreichsten Mai sowohl am Himmel als auch am Boden zu sehen und natürlich auch in den Nachrichten zu verfolgen: Deutschland wurde erneut von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht. Ganze Landstriche und Städte kämpften mit den Fluten und selbst die A8 in meiner alten Heimat wurde vom Chiemsee verschluckt. Während Conny und ich zum Memminger Flughafen fuhren, kam das Wasser glücklicherweise nur tröpfelnd von oben.
Boah, was haben wir Petrus eigentlich getan? Immerhin haben wir es jetzt schwarz auf weiß, dass ein solch beschissener Frühling nicht normal ist.
Für uns ging’s aber jetzt nach Dublin!
Mittlerweile ist Ryanair gute 4 Jahre in Memmingen aktiv und die Strecke nach Irland war zusammen mit London und Girona von Anfang an dabei. Komisch, wieso war ich noch nie an Bord? Ich war selber total von der Beliebtheit dieser Strecke überrascht. Für einen Flug am Montag Mittag war die Maschine echt gut ausgebucht.
Großes Lob an dieser Stelle an den Allgäu Airport: Im Zuge einer Service-Offensive hat man sich zum Installieren von kostenlosem WiFi im kompletten Terminal entschieden. Dafür gibt’s von mir den Doppeldaumen noch oben. Mögen die Zeiten von kostenpflichtigen und zeitlich begrenzten Zugängen bald der Vergangenheit angehören.
Erst nach dem Start unserer Boeing wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich seit meinem zweiten Ausflug nach Brüssel nicht mehr mit den Iren unterwegs war. Bei Conny haben wir sogar dank lückenlos geführter Flugstatistik mehr als ein ganzes Jahr Ryanair-Abstinenz ermittelt. Da war dieser Flug aber allerhöchste Eisenbahn.
Die geflogene Strecke überraschte mich doch ein wenig. Statt einem direkten Flug in nördlicher Richtung hielt unser Pilot zuerst einen strengen Westkurs und sackte sogar bis auf die Höhe von Basel ab. Danach ging’s dann über Frankreich in Richtung Kanal.
Oben sieht man sehr gut, wie wir zum ersten Mal über die englische Küste flogen. Diese Landzunge ist eine ehemalige Sandinsel innerhalb der Romney Marsh bei Lydd, die durch Entwässerung und diverse Dämme bewohnbar wurde. Der Flughafen von Lydd ist in der Mitte gut zu erkennen.
Gerade im südlichen England merkte man die Nähe zu Heathrow & Co. Die Luft wurde eisenhaltig und immer wieder knatterten Jets links und rechts an einem vorbei. Ein beeindruckender Anblick.
Gemäß dem vorher in Memmingen noch einmal frisch aktualisierten Wetterbericht konnten wir ruhigen Gewissens den heutigen Tag zum Ankommen benutzen. Das Wetter sollte mittelmäßig bleiben, während die Zeichen für den Dienstag auf „heiter“ standen. Völlig konform zu dieser eher miesen Prognose flogen wir die letzten Minuten durch eine fiese Nebelsuppe in Richtung Dublin.
Aber Moment mal: Was zum Geier war das denn für ein Wetter am Flughafen kurz nach der Landung?
Strahlender Sonnenschein! 20°C! Und wir beide standen in unseren dicken Winterjacken auf dem Apron.
Leider dauerten die Formalien am Flughafen in Dublin doch ein wenig länger als ich dachte, so dass wir erst eine Stunde nach der Landung in der Innenstadt ankamen. Genau wie in England gibt es in Irland immer noch eine Passkontrolle für ankommende Passagiere. Der Euro als Währung sollte nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass Irland beim Schengener Abkommen nur zu der Gruppe der kooperierende Staaten gehört.
Vor lauter Hektik hatte ich sogar glatt vergessen, den Flughafenbus zu fotografieren. Egal, dann gibt’s halt noch mal ein Bild von unserem fotogenen Flugzeug.
Die Innenstadt selber war an diesem Tag zum Bersten gefüllt: Hier lief gerade der Mini-Marathon, der ausschließlich Frauen vorbehalten ist. Möchte man als Mann dennoch mitlaufen, so bleibt einem ausschließlich die Verkleidung. Ein klein bisschen diskriminierend, aber dennoch lustig.
Unser Bus wich aufgrund umfangreicher Straßensperrungen von seiner normalen Route ab und ließ uns direkt am Trinity College aussteigen.
Am heutigen Tag musste uns der Anblick vom Nordportal reichen. Für ein spontanes Sightseeing im ältesten College von Dublin waren wir doch zu schwer bepackt und nebenbei auch viel zu warm angezogen. Mit gekonntem Blick auf die Karte wurde der Weg zu unserem Hotel ein Kinderspiel. Erst auf dem Weg realisierte ich, dass unser Central Hotel seinen Namen mehr als verdient: Wir wohnten ja direkt am südlichen Ende von Temple Bar.
Nachdem wir unser Hotelzimmer inklusive Dusche ausgiebigst getestet hatten, beugten wir uns der strahlenden Sonne. Verdammt – so ein Mistwetter wäre die perfekte Ausrede für einen faulen Abend gewesen. Und jetzt auf einmal dieses latente Gefühl von Torschlusspanik. Petrus, wir müssen reden!
Als erstes stockten wir unsere Mampf-Vorräte auf und machten den direkt gegenüberliegenden Supermarkt unsicher. Vom Preisniveau überraschte mich Dublin wirklich mit seiner Erschwinglichkeit. Im Gegensatz zu Städten wie Paris oder Stockholm würde ich der irischen Metropole fast schon das Prädikat „normal“ verleihen. Kein Vergleich zu Oslo, wo man vor vollen Theken verhungern kann.
Am Abend ließen wir uns einfach durch die Gassen in nördlicher Richtung treiben. Als grobes Ziel steuerten wir das kleine Flüsschen Liffey an. Erster Halt auf unserem Weg: Das Stadtviertel Temple Bar.
Temple Bar ist einfach der Touristenmagnet schlechthin. In der Nähe dieses In-It-Must-Have-Hipster-Viertels sollte sich niemand ein Hotel buchen, der nicht mit lauter irischer Musik und ein wenig Gesang klar kommt. Im Vorhinein hatte uns allerdings schon ein Einheimischer den Hinweis gegeben, dass sämtliche Pubs in Dublin (und vor allem in Temple Bar) ausschließlich für Touristen gebaut wurden. Der Ire, so seine feste Überzeugung, würde eigentlich gar keinen Alkohol trinken.
Starke These. Also ich glaubte dem Zeitgenossen kein Wort.
Für den perfekten Ausklang am Wasser sorgte dann mein kleines Highlight des Tages: Die Ha’Penny Bridge. Ich finde Brücken und ihre Geschichten einfach total spannend. Und diese hier hat wirklich so einiges zu erzählen.
Bis 1815 sorgte an dieser Stelle nur eine Fährverbindung dafür, dass die Einwohner von der Nord- zur Südseite der Liffey kamen. Willy Walsh, der Betreiber der Schiffe, bekam allerdings von den Offiziellen der Stadt mächtigen Ärger, weil sämtliche Fähren in einem erbärmlichen bis katastrophalem Zustand waren. Die Auflage war relativ simpel: Entweder würde er seine Seelenverkäufer runderneuern oder einfach eine Brücke bauen.
Walsh entschied sich für die Brückenlösung, obwohl die Stadt eine fiese Klausel im Vertrag verankert hatte: Sollte die Brücke im Nachhinein als störend empfunden werde, müsste Walsh sie auf eigene Kosten wieder abreißen. Ein Geschäftsrisiko der besonderen Art.
Doch die Rechnung ging für Walsh auf und die Brücke wurde nicht nur zu dem Markenzeichen der Stadt Dublin, sondern auch zu seiner persönlichen Goldgrube. Genau wie für seine Fährschiffe verlangte er von jedem einen halben Penny als Maut, die bei den Drehkreuzen an beiden Enden der Brücke zu entrichten waren. Genau der daher rührt auch auch der Name Half Penny Bridge, obwohl sie eigentlich auf den Namen Wellington Bridge getauft wurde. 1919 endete nach über 100 Jahren die Mautpflicht, so dass man heute die Liffey so oft kostenlos überqueren darf, wie man will.
Das letzte Ziel des heutigen Abends war The Spire, eine 123 Meter hohe Edelstahl-Naden die 2003 in der Mitte der O’Connell Street errichtet wurde. Wenn ich mich recht erinnere wollte man ursprünglich noch irgendwas das Wort “Millenium” im Namen des Bauwerks einbringen. Dank der gescheiten Verspätung verzichtete man aber drauf und nannte die Säule offiziell „Monument of Light.
Bis zum 8.März 1966 stand an dieser Stelle die Nelson’s Pillar, eine 36 Meter hohe Säule mit einer Statue von Admiral Horatio Nelson. Joe Christle, ein ehemaliges Mitglied der IRA, war allerdings sichtlich unzufrieden mit diesem Denkmal, so dass er eines Morgens jede Menge Sprengstoff anbrachte und die Umgestaltung der Stadt selbst in die Hand nahm.
Den Rest des Abends ließen wir dann gemütlich ausklingen. Schließlich stand uns der eigentliche Sightseeing-Tag mit jeder Menge Sonne erst noch bevor.
Hallo Phil,
toller Bericht wie immer, lebendige Bilder wie immer – ich glaube aber das liegt ja nur am Tamron 10-24 :-)
Ja ich habe es mir auch zugelegt und ich muss sagen ich habe es “down in old Vienna” keine Sekunde bereut, danke nochmals für den Tipp.
VG an Euch,
Tom
@Tom: Danke für die Blumen! Tatsächlich ist das Ultraweitwinkel-Objektiv nicht ganz unschuldig an den Bildern. Es ist einfach eine geile Linse, die gerade in Städten wahnsinnige Perspektiven schafft.
Lg Phil
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Hallo Phil,
bist du schon einmal über UK mit einem Anschlussflug nach Irland geflogen?
Ich rätsele gerade, ob das klappen kann, denn da die hier von dir erwähnte RA keinen durchgehenden Boardingpass bei Anschlussflug einer anderen Airline unterstützt, kommt es darauf an, ob UK nach IRE für EU Ausländer als Inlands oder internationaler Flug gezählt wird.
International -> wohl innerhalb des Transitbereiches
Inland, wie für IRE und UK untereinander -> doppelter Security Check & Passkontrolle.
Weißt du da Rat?
Viele Grüße