Conny hatte sich schon lange einen zweiten Trip in die französische Hauptstadt gewünscht und auch ich wollte mir die Stadt unbedingt mal ein weiteres Mal ohne Schmerzen in den Füßen anschauen. Und da ein Feiertag am Donnerstag die Woche angenehm verkürzte war auch schnell das passende Datum gefunden: Vom 13.05 bis zum 15.05 sollte es für 2,5 Tage nach Frankreich gehen.
Eigentlich hatte ich mir wettertechnisch im Mai überhaupt keine Sorgen gemacht. Da aber anscheinend die Vulkanasche der Klimaerwärmung in die Quere kam, gurkten wir bei leichtem Nieselregen zum Münchner Flughafen, um dort bei Air France einzuchecken. Für mich sollte es neben einer neuen Airline auch ein neues Flugzeug im Logbuch geben: Der Airbus A318, eine stark verkürzte Version des A320, der wegen seiner Größe auch gerne „Babybus“ genannt wird.
Statt mit einer gescheiten Verspätung wie vor drei Jahren landeten wir pünktlich auf dem (laut Studien) hässlichsten Flughafen der Welt: Paris – Charles de Gaulles. Nach dem Empfang unserer Koffer folgten wir den Wegweisern zum RER B, der uns für 8,50€ in zirka 30 Minuten zur Gare du Nord kutschierte.
Wie schon damals in London waren wir eigentlich viel zu früh in der Innenstadt von Paris angekommen, um in unser Hotel einzuchecken. Da wir aber nur unsere kleinen Handgepäck-Koffer dabei hatten, entschieden wir uns, gleich mit der Metro in den Nord-Westen von Paris weiter zu fahren. Vorweg eine Frage: Hättet ihr geglaubt, dass dieser Ort in Paris liegt?
Willkommen im Financial District der Franzosen: La Defense. Statt alten Kirchen und hohen Stahlkonstruktionen türmen sich hier moderne Wolkenkratzer. Ich war natürlich sofort im Architektur-Fotografen-Himmel während Conny sich im örtlichen Mediamarkt-Pendant fnac mit Modeliteratur eindeckte. Wer darüber mehr erfahren möchte, sollte in den nächsten Tagen mal in ihrem Blog spicken.
Die dicken schwarzen Wolken regneten sich zum Glück nicht aus, ein kräftiger Wind überzeugte uns aber doch, schnellstmöglich unser Ibis Hotel im 9. Arrondissement aufzusuchen. Nach einer kleinen Stärkung gingen wir zum kulturellen Sightseeing über und fuhren mit der Metro zum Centre Georges Pompidou.
Keine Ahnung wieso wir uns beim letzten Mal mit dem Anblick von außen zufrieden gegeben hatten, jetzt wollten wir uns endlich mal die Exponate anschauen. Kleiner Tip: Für alle Besucher bis 25 Jahre ist der Eintritt (normalerweise 12€) kostenlos.
In der Ausstellung ist Fotografieren nur bedingt erlaubt, deshalb gibt es nur Bilder vom Dach (mit Blick auf Sacre Coeur) oder auf den Rolltreppen.
Untypisch für Paris ließen wir den Tag mit einer riesigen Portion Sushi ausklingen. Eigentlich waren wir ja auf der Suche nach etwas Landestypischem, aber diese Fische sind einfach so unwiderstehlich :)
Nach dem Frühstück am nächsten Tag taten wir etwas, was viele als lebensmüde bezeichnen würden: Wir mieteten uns Fahrräder. Schon bei unserem ersten Paristrip sahen wir die Baustellen für Mietfahrradstationen, die über die ganze Stadt verteilt waren. Ein Tagesticket kostet nur 1€, die erste halbe Stunde Biken ist kostenlos, die zweite kostet ebenfalls einen Euro. Sehen wir so aus, als könnten wir bei diesem Angebot „Nein“ sagen?
Mit unserem Velib’ (so der Name des Produktes) fuhren wir über das Louvre und den Place de la Concorde (ja, richtig gelesen, mit dem Fahrrad über den Place de la Concorde :) ) zum Petit Palais. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, dort die Yves-Saint-Laurent-Ausstellung zu besuchen. Eine wahnsinnige Schlange und Schildchen mit der bedrohlichen Botschaft „Sie warten ab hier 2 Stunden“ überzeugten uns, nur ein paar Fotos zu schießen und den Besuch abzublasen.
Wenn uns Kultur verwehrt bleibt, muss eben Frust-Shopping herhalten. Conny übernahm die Führung und mit neuen Velib’s (die erste halbe Stunde ist bei jedem neuen Mietvorgang kostenlos!) ging es zum Forum Les Halles.
Früher standen hier Markthallen, die durch jahrhundertelange Benutzung die Schluffen in die Luft geworfen hatten. Nach ihrem Abriss war der Weg frei für ein Einkaufszentrum, das kurioserweise nach unten geht, statt wie sonst üblich nach oben.
Auch hier wird Conny sicher wieder ihre Insidertips verraten, ich empfand das Kaufhaus für wesentlich brauchbarer als die Touri-Attraktion La Fayette. Statt Nobelquark und Pseudokonsum kann man hier zu normalen Preisen einkaufen und fühlt sich nicht wie der zehnte Reisebus, der durch die Stockwerke gejagt wird.
Ist aber nur meine Meinung :)
Erneut statteten wir uns mit neuen Velib’s aus um den Abend an meinem absoluten Lieblingsplatz ausklingen zu lassen: Montmatre. Wer die Topografie von Paris in groben Zügen kennt, weiß über die Bedeutung dieses Satzes: Mit dem Fahrrad nach Montmatre :) Keuchend schafften wir es gerade rechtzeitig zum Einbruch der Dunkelheit und bahnten uns den Weg durch den Scam hinauf zur Sacre Coeur.
Das Abendessen an meinen Geburtstag gönnten wir uns dann auf dem Place du Tertre. Wenn es Pablo Picasso hier eine Zeit lang ausgehalten halt, kann es ja nicht so schlecht gewesen sein. :)
Da ich mein kleines Gorilla-Pod Stativ dabei hatte, nahmen wir ausnahmsweise die Metro zum Louvre, um auch hier noch ein paar Langzeitbelichtungen zu knipsen. Schließlich lag das berühmte Museum sowieso auf dem Heimweg.
Die wenigen Stunden zwischen Aufstehen und dem Abflug nach München hatten wir noch für den Eiffelturm reserviert. Das Besteigen hatten wir schon beim letzten Trip hinter uns gebracht, dieses Mal wollten wir nur ein bisschen die Sonne genießen, die sich am letzten Tag doch noch zeigte. Ein letztes Mal investierten wir einen Euro in eine Velib’-Tageskarte und radelten mit einem Zwischenstop zur berühmten eiserne Dame.
Kurz danach traten wir dann wieder den relativ unspektakulären Heimweg an. Mit der Metro zurück zur Gare du Nord, mit der RER zum Flughafen und dann mit einen gewöhnlichen A320er zurück nach München. Den Snack an Bord von Air France kann man übrigens getrost vergessen, die zwei Kekse sind kaum der Rede wert.
Trotzdem war es mal wieder schön von München abgeflogen zu sein, auch wenn ich die Kaffeeautomaten aus dem Terminal 2 wirklich schmerzlich vermisse.
Der Abschied von Paris war dieses Mal auch gar nicht so schlimm wie letztes Mal. Denn zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir ja: Wenn’s uns gefällt, kommen wir halt wieder. :)