Reisebericht Madrid Tag 4 – Patisserien und Tapas-Tour durch Madrid & Rückflug von Madrid nach München (MAD – MUC)
Nach soviel anstregendem Sightseeing der letzten Tage wurde es am heutigen Tag endlich kulinarisch. Und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich die typisch spanische Küche bis jetzt auf allen Reisen nach Madrid schändlich vernachlässigt. Denk man an Spanien kommt man sicher schnell auf Tapas und Paella. Die Armbanduhr zeigte aber noch frühen Vormittag. Wer wird denn dort gleich herzhaft anfangen? Bleiben wir doch mal beim Süßen. Denn hier ist Madrid auch bestens ausgerüstet.
Mir als bekennenden Frühstücks-Junky kommen die Madrilenen da wirklich sehr entgegen, denn Backwaren rollen hier wirklich in großen Mengen von Band. Speziell für den 6. Januar legen sich die örtlichen Zuckerbäcker besonders ins Zeug und kreieren den Roscón de Reyes (=Königskranz). Dieser Kranzkuchen ist die spanische Version des Dreikönigskuchen mit einer eingebackenen Figur, Münze oder Bohne. Wer in die versteckte Überraschung beißt, gewinnt das Spiel und ist für einen Tag der König.
Wer zu einer kulinarischen Tour durch die Innenstadt von Madrid aufbricht, wird von zwei Dingen positiv überrascht. Zum einen konnten sich hier erstaunlich viele alte und traditionelle Geschäfte halten. Trotz des immensen Drucks von internationalen Ketten wie Starbucks & Co scheinen sich hier die alten Zuckerbäcker feste Stammkundschaften aufgebaut zu haben. In einigen Läden wurde sogar bis weit vor die Tür angestanden.
Weiterhin ist die Architektur der alten Geschäfte oft fast schon museumsreif. Vergleicht man die alten Fotos aus den vergangenen Jahrhunderten, so glaubt man die Zeit wäre stehengeblieben. Von den Weltkriegen blieb Madrid komplett verschont und selbst die Zerstörungen im Bürgerkrieg hielten sich in Grenzen, so dass man die Stadt heute mit einer sehr schönen Patina vorfindet.
An dieser Stelle wünschte ich mir wirklich, ich hätte beim vorherigen Frühstück etwas weniger Gas gegeben. Während ich in den Patisserien noch einigermaßen mithalten konnte, arbeite die Uhr konsequent gegen mich. Pünktlich zur Mittagszeit beginnt in Spanien die Ära der Tapas.
Um die Entstehung der kleinen Häppchen ranken sich so einige Mythen. Zum einen wird gerne die Geschichte der Deckel (=span. „tapas“) erzählt, mit denen man Getränke wie Bier oder Wein abdeckte um lästige Fliegen fernzuhalten. Um diese „Deckel“ resistenter gegen Wind zu machen, legte man der Legende nach Oliven und andere kleine Speisen oben drauf.
Und schon waren sie geboren: Die Tapas als kleine Mahlzeiten für Zwischendurch.
Kein Urlaub dauert ewig, und so raste auch dieses Mal die Zeit vor uns davon. Zwar konnten wir durch unsere kleine Tapas-Tour durch Madrid die maximale Check-Out Zeit unseres Hotel noch gut ausnutzen, dennoch stand die Abflugszeit unseres Fliegers fest. Nachdem wir unsere Koffer gepackt hatten, ging’s wieder zurück zum Flughafen von Madrid.
Gerade das neu gebaute Terminal 4 mit seinem Satellitenterminal dürfte nicht gerade als „Flughafen der kurzen Wege“ in die Geschichte eingehen. Gerade bei einem Südamerika-Ziel sind Laufzeiten von über 20 Minuten ab dem Check-In Bereich bis zum Gate keine Seltenheit. Und ich spreche hier durchaus aus Erfahrung. So erinnere ich mich recht schmerzhaft an die Umsteigeorgie beim Flug in die Karibik.
Für seine Architektur bewundere ich den Flughafen dennoch aber immer wieder. Erstaunlich wie man mit dezent eingesetzter Farbe eine wunderbare Atmosphäre schaffen kann. Denn im Grunde handelt es sich gerade im Airside-Bereich um die typische 08/15-Bauweise eines langen, rechteckigen Gebäudes, das hier auf pfiffige Weise aufgehübscht wurde.
Apropos aufgehübscht. Auch die Designer von Iberia haben in den letzten Monaten kräftig in den Farbtopf gegriffen und der angestaubten weiß-rot-orangenen Lackierung einen ansprechenden Nachfolger beschert. Minimalistisch dominiert das Weiß jetzt noch mehr am gesamten Rumpf, und wir nur von zwei rot-gelben Farbklecksen auf dem Leitwerk individualisiert. Grundsätzlich ein sehr schönes Redesign, auch wenn es schade ist, dass die königliche Krone im Logo in Zukunft nur noch klein neben der spanischen Flagge bei der Registrierung getragen wird.
Leider ist mir kein komplettes Foto eines neu lackierten Fliegers gelungen. Aber immerhin habe ich eine neue Lackierung neben einer alten an der Fluggastbrücke nebenan entdeckt.
Passend zum neuen Auftritt will Iberia auch ein längst überfälliges Upgrade der Eco- und Business-Kabinen durchführen. Auch wenn der kurze Hüpfer von Madrid nach München absolut tadellos absolviert wurde, ist die Ausrüstung der Holzklasse mit Bildschirmen dringen überfällig. Hier hätte man schon vor Jahren von anderen Staatsairlines lernen müssen und sich nicht auf seiner Monopolstellung in Richtung Lateinamerika ausruhen dürfen. Persönliches Inflight-Entertainment ist ein Muss für alle Nicht-Billigflieger.
Jetzt habe ich aber genug über die Veränderungen bei Iberia philosophiert. Zeit, um ein kleines Fazit zu ziehen. Madrid war bisher eine Stadt, die ich nur in großer Hektik besuchte. Bei jeder meiner bisherigen Reisen hatte ich ständig eine tickende Uhr im Nacken, die mich dazu verleitete in wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Stadt zu rennen. Ich würde sagen, dass ich bei den ersten zwei Besuchen nur Fotos schoss, um später nachzuschauen, wo ich eigentlich gewesen war.
Zum ersten Mal hatte ich in Madrid genügend Zeit, die Stadt in all ihren Facetten zu genießen.
In einer Sache ist Madrid nun sogar auf die gleiche Stufe mit Paris gestiegen: Es ist eine von zwei europäischen Hauptstädten, in denen ich bisher schon dreimal zu Besuch war. Und ich komme gerne wieder.
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