Reisebericht Zürich 3 – Hammetschwand-Lift am Vierwaldstättersee
Kaum zu glauben: So schnell kann ein Wochenende in Zürich vergehen. Dennoch wollten wir auch den letzten Tag nutzen, um unseren Sightseeing-Horizont ein wenig zu erweitern: An diesem Tag hatten wir fest einen Besuch beim Hammetschwand-Lift eingeplant. Also ab ins Auto, und Kurs in Richtung Luzern an den Vierwaldstättersee. Um euch geografisch eine kleine Orientierung zu geben: Die Stadt Luzern liegt auf dem folgenden Bild genau hinter der kleinen Halbinsel im Vordergrund. Dieser nordwestlicher Arm des See wird relativ unspektakulär und irgendwie vorhersehbar auch Luzernersee genannt.
Eigentlich könnte ich mich im Nachhinein ärgern, dass wir die Stadt Luzern auf dieser Reise komplett vernachlässigt haben. Mein letztes Meeting mit der Stadt ist immerhin mehr als 15 Jahre her. Logisch, dass ich kaum Erinnerungen und schon gar keine Fotos von der Stadt mehr besitze. Aber ist es wäre auch nicht das erste Mal, dass Conny und ich zuerst die Umgebung einer Stadt erkunden, bevor wir irgendwann die Stadt selber besuchen. Mit Sicherheit werden wir irgendwann ein paar schöne Tage in Luzern verbringen. Nun widmen wir uns aber erst einmal der hohen Ingenieurskunst: Auf zum Hammetschwand-Lift.
Von einer richtigen Wanderung zur Talstation des Liftes würde ich an dieser Stelle übrigens nicht sprechen. Angesichts der vielen Berge im Lande würde wahrscheinlich jeder Schweizer eher von einem gemütlichen Spaziergang sprechen. Nach nur rund 30 Minuten Fußmarsch über gut befestigte Wege kommt der höchste Freiluft-Aufzug von Europa in Sicht.
Der Hammetschwand-Lift: Nicht nur der höchste Freiluft-Aufzug, sondern auch der schnellste Aufzug
Wahrscheinlich war es die pure Jagd nach Rekorden, die das Unternehmen Löhle & Cie. aus Kloten in der Nähe von Zürich im Jahr 1905 zur der Installation dieses Liftes bewegte. Die meisten Berge waren schon bestiegen, viele waren bereits mit Seil- oder Eisenbahnen befahrbar, so dass nun eben der höchste Aufzug der Welt gebaut werden musste. Die erste Kabine des Freiluft-Liftes bestand übrigens lediglich aus mit Blech verplanktem Holz und konnte acht Personen tragen.
Dank einer Modernisierung im Jahr 1936 holte sich der Aufzug sogar noch den Titel des “schnellsten Aufzugs in Europas”. Dank verstärkten Motoren erreichte die Kabine eine Geschwindigkeit von 2,7 m/s und konnte damit den Lift im Berliner Glockenturm um stolze 0,5 m/s überbieten.
Heute ist die Kabine an drei Seiten verglast. Zuerst startet man im dunklen Felsen, dann schießt man wie eine Rakete aus dem Gestein um anschließend entlang des Steilhangs in die Höhe zu fahren. Wer nicht ganz schwindelfrei ist, hat immerhin einen Hoffnungsschimmer: Der Boden ist massiv und nicht durchsichtig.
Rein fototechnisch war oben übrigens einiges an Verrenkungen für mein gewünschtes Foto nötig. Wer auch mal beim Hammetschwand-Lift vorbei schauen möchte, sollte auf jeden Fall ein gutes Ultraweitwinkel-Objektiv dabei haben. Für das folgende Foto musste ich einen sehr kuriosen Weg gehen, da leider überall irgendwelche Bäume und Sträuche am Abgrund mir einen seitlichen Blick auf den Vierwaldstättersee und den Lift versperrten. Die passenden Fotoposition fand ich dann auf dem Dach einer Grillholz-Hütte. Leider hatte der Erbauer die Giebelleiste des Häuschens mit einem Kupferblech beschlagen, so dass ich erst einmal eine komplette Wasserflasche darauf entleeren musste um die Konstruktion auf eine aushaltbare Temperatur zu kühlen. Erst dann konnte ich nach oben klettern.
Das Ergebnis ist defintiv die Mühe wert. Genau dieses Bild wollte ich schießen:
Hier ein Blick auf meine Foto-Hütte:
Aussichtspunkt Hammetschwand: Eigentlich Nidwalden, aber trotzdem noch Luzern
Bei aller Begeisterung für die wahnsinnig imposante Technik muss ich an dieser Stelle auch ein paar Worte zum eigentlichen Aussichtspunkt Hammetschwand auf 1132 Metern verlieren. Dieser befindet sich in der Exklave Bürgenstock, die noch zum Kanton Luzern gehört. Der komplette Rest dieses Berges gehört hingegen schon zum Kanton Nidwalden, so dass Bürgenstock komplett vom Rest von Luzern durch den See getrennt wird.
Diese eher eigenartige geografische Konstruktion muss vor Ort natürlich mit einer passenden Kantonsgrenze symbolisiert werden.
Heimflug mit der SWISS von Zürich nach München
Auch das schönste Wetter und der tollste Aufzug der Welt halfen nichts: Unsere Zeit in Zürich war durch unseren Rückflugstermin begrenzt. Und so machten wir uns am späten Nachmittag auf zum Flughafen. Von außen macht das Terminal leider nicht wirklich her. Allerdings könnte man den Eingangsbereich an den Parkplätzen schon fast als oldschool bezeichnen: Anzeigetafeln wie an einem Bahnhof, ein kleines Häusschen mit Valet Parking und einen eigens gekennzeichneten Eingang für First und Business-Class Passagiere. Obwohl natürlich sowohl der Economy als auch der Business-Class-Eingang in die gleiche Halle führten, hat diese Anordnung durchaus einen gewissen Charme.
Der Checkin verlief im Gegenzug zum Hinflug problemlos: Endlich zickte die SWISS-Webseite nicht mehr auf meinen IPhone, so dass ich endlich eine schweizer Bordkarte in meine Passbook-App laden konnte. Als Fluggerät sollte wieder ein BAe 146/Avro RJ zum Einsatz kommen. Vorher konnten wir noch die Architektur im Inneren des Airside-Bereichs in Augenschein nehmen. Tatsächlich hat ZRH gewisse Ecken, die man ohne Probleme als erstklassiges Design durchgehen lassen kann. Dummerweise muss man diese wirklich mit der Lupe suchen.
Da sich beim Boarding wegen der späteren Uhrzeit eine kleine Schlange bildete, konnte ich die Zeit nutzen, um mich ein wenig auf dem Apron umzusehen. Natürlich stiehlt der Platzhirsch SWISS allen anderen Airlines die Show. Nur damit ihr einen kleinen Größenvergleich bekommt: SWISS (ein 100%-iges Tochterunternehmen der Lufthansa) betreibt im Moment 72 Flugzeugen, die Lufthansa hingegen 280 Maschinen.
Wer andere Maschinen in Kloten fotografieren will, braucht entweder einen guten Zeitplan oder einen spontanen Zeigefinger. So erwischte ich zum Beispiel ein Airbus der Finnair beim Taxi. Ein wirklich ausserordentliches Motiv ist mein erster gelungener Mitzieher von einer Air Malta Mühle, die gerade für einen Flug nach Valetta Anlauf nahm.
Bei einer Lufthansa Boeing 737-300 lohnt es sich immer ein paar Fotos zu machen. Immerhin sind die Bobbys schon seit 1991 im Einsatz und nähern sich so langsam ihrem Lebensende. Die ersten Maschinen das gleichen Typs sind bereits Ende 2012 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden und wurden in den USA verschrottet. Lange wird die hier gesehene “Karlsruhe” wahrscheinlich auch nicht mehr aktiv bleiben.
Der Heimflug mit der SWISS lief ansonsten leider nicht ganz so unspektakulär ab, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Statt einem ruhigen Feierabendflug wartet ein wilder Ritt auf uns. Schwere Gewitter, die in der Nacht auf den Montag ganz Zürich in Weltuntergangsstimmung tauchen sollten, hatten bereits ihre Vorboten geschickt und warfen unseren Jumbolino hin und her. Leider vertrugen dies einige Passagiere deutlich schlechter als ich, so dass sich nach kurzer Zeit die Kabinenluft mit sehr, sehr, sehr unangenehmen Gerüchen füllte. Trotz der Umstände schaffte die Crew noch einen Getränkeservice gepaart mit Magen-Krisenintervention, was zumindestens dem Flug einen kleinen Lichtblick gab. Dennoch war ich sehr froh, als ich nach nur 45 Minuten Flugzeit wieder Münchner Boden unter den Füßen spürten.
Fazit: Kururlaub in Zürich mit der SWISS
Das kleine Malheur am Ende der Reise kann den positiven Eindruck des Urlaubs in Zürich auf keinen Fall trüben. Mittlerweile habe ich vollkommen den Überblick verloren, wie oft ich nun eigentlich wann und wo in Zürich war – und ich würde trotzdem jederzeit wieder dorthin fahren. Seltsamerweise habe ich bis jetzt selten eine Stadt in Mitteleuropa gefunden, die Shopping, Kultur und Wasser in einer solchen Form verbindet wie Zürich. Wenn es jetzt noch einen Strand gäbe, hätte ich wahrscheinlich meine Traumstadt gefunden.
Als Anreisevariante gebe ich klar dem Flieger den Vorrang. Egal wie viele Argumente man für Bus oder Bahn finden würde: Eine Fluzeit von 50 Minuten ab München ist einfach unschlagbar.
Hallo Phil
oh, schön mal einen Reisebericht von dir aus meiner Heimat zu lesen! Die Hammetschwand ist schon ein schönes Fleckchen Erde mit einer grandiosen Aussicht!
Wenn dir Zürich so gut gefallen hat, müsste eigentlich ein Abstecher nach Luzern unbedingt drin liegen, diese Stadt ist nämlich noch viiiiel schöner als Zürich :)
@Yves: Danke für deinen Rat. Ich denke beim nächsten Besuch der Schweiz steht dann Luzern ganz oben auf der Liste. Ich werde doch mal schaun, ob sich das realisieren lässt.
LG Phil
hallo
kleine Anmerkung zum 1. Bild, hinter der Halbinsel liegt Küssnacht am Rigi bekannt durch Wilhelm Tell, durch diese “hohle Gasse” muss er kommen, deshalb ganz unspektakulär wird es Küssnachter Becken genannt ;-) tolle Berichte weiter so
lg Wolfgang
Danke für die Insider-Erklärung und das Lob.
LG Phil