4 – American Star, Schiffwrack vor den kanarischen Inseln
Holla die Waldfee, auf diesen Tag hatte ich mich schon seit meiner Abreise gefreut.
Ich würde endlich das Schiff, die “American Star” sehen, und zwar so ziemlich genau auf den letzten Drücker.
Denn wie man mir bei einem Gespräch in Gran Tarajal mitteilte (bzw. versuchte) würden die Stürme im Herbst an dem Wrack nichts mehr übrig lassen. Gut, das Auto hätte ich schon mal. Mitfahrer hatte ich dann auf einmal auch.
Beim Beachvolleyball am Vorabend hatte ich ich mal einfach so in die Runde gefragt, wer denn Bock hätte mitzukommen. Ein Auto, fünf Sitze, ein bisschen Frachtgut kann da ja immernoch mit. Also warum nicht ein bisschen Kosten sparen.
Erstmal war ich verblüfft auf wieviel Unwissen ist stieß. Kein Vorwurf, echt nicht, aber irgendwie hatte ich ja noch in meinem Hinterkopf, dass ich nur wegen dem Schiff auf die Insel gekommen bin (Asche über mein Haupt, ein Glück hab ich schnell gemerkt, dass es bedeutend Schöneres auf der Insel gibt). Als ich dann allen die komplette Lebensgeschichte des Schiffes erzählt hatte, und dass ich auch noch so ein bisschen rumfahren (was sich im Nachhinein als goldrichtig heraus stellte) wollte, hatte ich dann auf einmal die Hütte voll. 2 Mädels, 3 Jungs und ich hatte ja nicht mal eine Ahnung wie das Auto überhaupt aussah. Zum Glück war es kein Twingo, das hätte doch etwas komplizierter werden können.
Mit dem Bus gings dann erstmal nach Costa Calma. Unser kleines Grüppchen wurde dort erstmal aufgeteilt. Auf Fuerte nichts besonderes, wenn der Bus voll ist, dann wird halt die Tür zugemacht. In einer halben Stunde kommt schon wieder einer. Nett ist immer auch der Hinweis an den Bushaltestellen: Die Abfahrtszeiten sind nur eine grobe Richtlinie, 10 Minuten davor bzw. 10 Minuten danach sollte man immer einplanen.
In Costa Calma gings dann erstmal wieder ohne Plan auf die Suche nach meinem Auto. Wir hatten uns dafür entschieden einfach an der Hauptstraße entlang in die Stadt zu laufen. Ok, es war eine Landstraße und die Spanier sind natürlich nicht gerade für ihren rücksichtsvollen Fahrstil bekannt. Das haben wir dann auch gemerkt, als wir mindestens 3 Katzenleichen gefunden hatten. Die Agency war dann auch schnell gefunden. Anscheinend wartete dort wirklich das letzte Auto der ganzen Insel auf mich. Den Schlüssel bekam ich in die Hand gedrückt, nachdem ich noch eine Kaution von 100€ dagelassen hab, und wurde dann schnell abgewimmelt. Wo die Karre steht, keine Ahnung? Ok, dann suchen wir die Möhre doch mal:
Es muss ein lustiges Bild gewesen sein: Jemand läuft mit einem Schlüssel über einen riesen großen Einkaufszentrumsparkplatz, wild auf dem Schlüssel rumdrückend, in der Hoffnung irgendwo irgendwas blinken oder aufleuchtend sehen. Nach 10 Minuten hatten wir das Auto dann gefunden: Ein Seat Cordoba, neueste Modell… nicht schlecht.
Meine Freude war nach 5 Sekunden am Boden, als ich sah, dass er auf einem platten Reifen stand. Ein Glück war die Tanke nebendran und der Reifen nicht kaputt, so dass ich daen Pneu schnell wieder aufpumpen konnte. Das Kühlwasser war zwar schlichtweg nicht vorhanden (was sich auch an der Tanke auffüllen lies) dafür aber der Tank voll. Und sogar eine Klimaanlage war vorhanden! Da hat es dann fast auch überhaupt nicht gestört, dass die Lenkung bei jedem Volleinschlag gequietscht und geknarzt hat, als würde sie gleich auseinander fallen. Naja, anscheinend hatte da jemand man die Geländetauglichkeit des Seats auf die harte Tour ausprobiert.
Über die Insel gings aber wunderbar, die Klimaanlage machte die Fahrt echt angenehm, und die Straßen sind mal gar nicht sooo schlecht. Wenn man schon durch Ländern wie Ungarn oder Kroatien gefahren ist und Serpentinen in der Schweiz oder Österreich erklommen hat, kein Stress.
Hupen vor engen Kurven schadet nie, und der erste Gang ist an Steigungen nunmal die erste Wahl, gerade wenn man eine hoffnungslos untermotorisierte 75PS-Gurke mit 5 Mann und Gepäck beladen die Berge raufprügelt. Aber es geht :D
Der Weg war kein Problem, wir hatten exellentes Kartenmaterial. Das Militärschutzgebiet, in dem das Wrack liegt war auch gut passierbar und solange man wirklich sehr langsam fährt kommt man auch gut über die Buckelpiste drüber. 45 Minuten sollte man aber schon rechnen, wenn man nicht gerade ein Jeep hat.
Übringens immer wieder richtig deprimierend, wenn die Geländewagen an einem vorbeipreschen und man seine liebe Mühe hat, mit seinem Auto jeden Stein zu umfahren.
Allerdings wird man dann mit einem Anblick belohnt, der wirklich alles schlägt. Ich lass einfach mal Bilder sprechen. Fan des Schiffes muss ich sicher nicht die Seiten www.american-star.de und den passenden Wikipedia-Artikel ans Herz legen, alle anderen sollten sich den echt mal durchlesen. Ich lass einfach mal Bilder sprechen.
Dann gings weiter: Erstmal zurück über die Buckelpiste, gings dann wieder zurück auf die Serpentinen. Irgendwann wollten sich meine Mitfahrer mal die Beine vertreten, und wir haben an einem Ausblicksfelsen eine kleine Pause eingelegt. Auch davon mal ein paar Impressionen:
Weiter gings dann in die ehemalige Hauptstadt der Insel: Betancuria.
Danach waren wir dann so platt, dass es schnurstracks nach Hause ging. Die Mädels wurden am Hotel ausgesetzt und das Auto noch schnell zurückgebracht.
Abends haben wir uns dann alle nochmal im Hotel getroffen, Bilder und Adresse getauscht und mal den Tag noch bei ein paar Cocktails ausklingen lassen.
>> 5 – Fahrradtour auf Fuerteventura – Müsste das nicht irgendwann mal bergab gehen?