Auf zu IKEA, H&M und Wasa – Mit Ryanair nach Stockholm (FMM – NYO – FMM)
Im Zusammenhang mit Ryanair und günstigen Flugtickets liest man immer wieder Tripreports ins schwedische Nyköping. Ähnlich wie Stansted oder Girona dient auch dieser kleine Flughafen primär der Belieferung einer großen Stadt und so buchte ich eines Abends für mich und Conny spontan einen Trip, um mir die schwedische Hauptstadt Stockholm einmal genauer anschauen zu können. Der Flugpreis lag zwar mit ~35€ deutlich über meinem üblichen Schnitt, trotzdem zögerte ich bei diesem Preis nicht wirklich lange.
Direkt nach Arbeit ging es für uns los auf die A96, denn die Flugzeiten für den Hinflug lagen optimal: Abflug um kurz vor 20:00 Uhr, Ankunft in Stockholm-City nur wenige Minuten nach Mitternacht. Die Wettervorhersage deckte sich mit dem Eindruck des Sommers 2010: stark bewölkt, trocken und milde Temperaturen. Als Freund von strahlendem Sonnenschein nicht wirklich perfekt, es hätte aber viel schlimmer sein können.
Die Tatsache, dass wir ausgerechnet am letzten Wochenende der Sommerferien flogen, konnten wir schon an der Parkplatzanzeige in Memmingen ablesen: Sowohl P4 als auch P3 waren komplett belegt, somit mussten wir auf P2 ausweichen. Private Parkplätze mit Shuttleservice bieten im Allgäu zwar schon ihre Dienste an, ich persönlich gönne aber lieber dem Flughafen die 5,50€ pro Tag. Trockenen Fußes erreichten wir dann das Terminal, das im Moment komplett in ein Baugerüst gehüllt ist.
Bei der Security gab es dann den ersten Schock: Niemand wollte das Gewicht meines Koffers überprüfen! Pflichtbewusst sind wir natürlich trotzdem zur herrenlosen Waage gedackelt und haben uns gegenseitig mit strengem Blick die Koffer gewogen. Man muss ja Entzugserscheinungen vorbeugen. :D
Auf dem Vorfeld wurde gerade bei dramatischen Lichtverhältnissen eine Boeing von Airberlin für den Abflug in die Hauptstadt befüllt. Irgendwie ist es schon schade, dass es bald nur noch eine einzige Inlandsverbindung von Memmingen aus nach Bremen geben wird.
Unsere irische Maschine kam gerade aus Nyköping und hatte zuvor Paris besucht. Ein einziges Mal wollte ich auch einmal der Auslöser für den ryanairtyischen Sturm auf das Gate sein und sprang bei der ersten Durchsage ruckartig von meinem Stuhl. Die Reaktion entsprach genau meinen Vermutungen: Alles um uns herum hüpfte ebenfalls nach vorne und drängelte als gäbe es nicht genügend Sitzplätze für alle. Die Sorge war natürlich unbegründet, trotzdem war der Flieger sehr gut ausgelastet.
Der Flug war mit seinen üblichen Verkaufsorgien an Bord absolute Routine und so landeten wir 15 Minuten vor der Zeit in Nyköping. Immer wieder ein gutes Gefühl zum ersten Mal auf einem neuen Flughafen zu landen. Die Sonne war schon lange untergegangen, so dass ich nicht wirklich viel vom Flughafen erkennen konnte. Auffällig war nur eine riesige Baustelle auf dem Vorfeld. Keine Ahnung, was hier gebaut wird, aber es könnte eventuell um den Ausbau des Terminals gehen.
Wir trotzten den allgegenwärtigen Werbeplakaten, die für einen Besuch im sieben Minuten entfernten Nyköping warben, und suchten unseren Terravision-Bus, der uns für 23€ nach Stockholm und zurück bringen sollte. Der Service von Terravision wird allerdings von Flygbussarna durchgeführt, so dass es für mich ein Wiedersehen mit dem Unternehmen gab, das mich damals nach Göteborg chauffierte.
Nach ungefähr 85 Minuten trafen wir dann an den verschlossenen(!) Cityterminalen in Stockholm ein und versuchten den Eingang zur U-Bahn zu finden.
Die U-Bahn heißt in Stockholm Tunnelbana und besteht im Groben aus drei Durchmesserlinien, die sich an den T-Centralen treffen. Jedenfalls theoretisch, denn zwischen den Bahnsteigen der roten, blauen und grünen Linie können am Knotenpunkt ein paar (horizontale und vertikale) Meterchen liegen. Wenn ihr aus dem Flughafenbus steigt, achtet peinlich genau auf die Hinweise am Boden, sonst irrt ihr genau wie wir zum falschen Bahnsteig. Tariflich hatten wir uns für das 72-Stunden Ticket entschieden: Für 200SEK bekommt man eine wiederaufladbare Chipkarte, mit der man sowohl Tunnelbana, Tram als auch die meisten städtischen Fähren fahren kann.
Relativ müde fuhren wir bis zur Zinkensdamm-Station auf Södermalm, um dort unser gleichnamiges Hostel zu suchen. Dank vorheriger Recherche bei Street-View fanden wir dieses auch ohne Probleme, und befanden uns schon zwanzig Minuten später auf dem Weg ins Land der Träume.
Für den ersten Tag verknüpften wir gleich die Nahrungssuche mit dem Sightseeing und fuhren nach Slussen um uns dort nach einem Frühstück umzusehen. In der Götgatan wurden wir fündig und stärkten uns für einen anstrengenden Shopping-Tag, denn irgendwie kamen wir auf die komische Idee, dass die Geschäfte in Schweden am Sonntag geschlossen haben. Tja, weit gefehlt… Aber dazu später mehr.
Slussen befindet sich genau am Übergang von Södermalm zum Altstadtkern Gamla stan, so dass sich Sightseeing-Touren von hier perfekt starten lassen. Für die grobe Orientierung und den ersten Eindruck empfehle ich den Katarinahissen, einen freistehenden Aufzug an einem großen Gebäude, der den Slussen mit dem höheren Stadtteil Mosebacken verbindet.
Für 10 SEK darf man den Aufzug betreten und nach oben fahren. Wer sich das Geld lieber sparen möchte, kann das obere Viertel auch zu Fuß per Treppe erreichen und dann von oben auf den Steg laufen. Das ganze führt zwar den Sinn eines Aufzugs ad absurdum, aber egal ^^
Obwohl Conny überhaupt kein großer Freund von Schiffen ist, konnte ich sie zu einer Fahrt mit der Fähre nach Djurgården überreden. Diese Insel ist zum großen Teil unbebaut und gilt mit seinen großen Parks als Naherholungsgebiet.
Für die große Menge an lärmenden Kindern an Bord gibt es einen einfachen Grund: Der Vergnügungspark Gröna Lund ist nur eine Atrraktion auf Djurgården. Weitere Sights sind Gasthäuser wie Hasselbacken, das riesige Freilichtmuseum Skansen oder auch das Vasamuseum. Da wir zu diesem Zeitpunkt auf Museen noch nicht wirklich viel Bock hatten, spazierten wir einfach wie viele Andere ein bisschen über die Insel. Sollte jemand mit einem Museumsbesuch liebäugelt, sollte er ein bisschen mehr Geld mitbringen. Im Vasamuseum zahlt man zum Beispiel 110 SEK für einen Besuch des ehemaligen Flaggschiffs.
Als nächstes Fortbewegungsmittel entschieden wir uns dieses Mal für die Tram 7, und fuhren bis zum Norrmalmstorg. Ursprünglich wurde die Insel Norrmalm nur wegen akutem Platzmangel zu Stockholm eingemeindet. Heute ist eher umgekehrt und dieses Viertel stellt das eigentlich Geschäfts- und Handelszentrum der Stadt dar.
Eigentlich stand nun entspannendes Shopping auf dem Programm, allerdings hatten wir nicht mit den anstehenden Reichtagswahlen in Schweden gerechnet: Gute zehn Tage vor dem großen Wahltag leisteten sich die Unterstützer der Parteien einen erbarmungslosen Wahlkampf, in dem wir immer wieder Flyer zwangsüberreicht bekamen oder „Redner“ mit Mikrofonen ihre Meinungen herausposaunten.
Trotzdem erreichten wir unverletzt den Sergels torg – glaubt man den Worten von Wikipedia einem Schandlfleck in den Augen so manchem Einwohner:
Ok, der Platz steht sicher im krassen Gegensatz zur historischen Altstadt von Gamla stan, trotzdem würde ich den markanten zweistöckigen Platz mit der knapp 40m hohen Glassäule „Pinnen“ nicht als hässlich bezeichnen.
Für Shopaholics bietet sich hier die angrenzende Drottninggatan in Nord-Süd-Richtung an (Weekday, Monki, …). Hier befindet sich unter anderem auch die einzige H&M-Home Filiale, die sich in guter alter schwedischer Tradition um die Einrichtung der eigenen vier Wände kümmert.
Wer gerne in normalen H&Ms shoppt, wird quasi an jeder Hausecke fündig. Nach dem zehnten hab ich aufgehört zu zählen. :)
Während Conny die Gewichtsreserven im Handgepäck mit Klamotten auffüllte, konnte ich ein Wiedersehen mit einem guten Freund feiern: 7-Eleven!
Natürlich waren die Läden nicht ganz so präsent und spottbillig wie in damals in Bangkok, aber, aber, aber: 7-Eleven!!
Langsam aber sicher gewann auch die Sonne ihren Kampf gegen die dicken Wolken, weswegen ich noch einen kleinen Geheimtipp ansteuern wollte: Direkt hinter unserer Tunnelbana-Station Zinkensdamm befindet sich ein Hügel mit einem Funkmasten: Skinnarviksberget.
Wer diesen Ort kennt und den Hügel hinauf kraxelt, kann einen herrlichen Ausblick über Norrmalm, Gamla stan und Kungsholmen genießen. In der Sonne wurde es sogar ein bisschen warm, so dass wir hier wunderbar den Abend ausklingen lassen konnte.
Den Rest des Abends verbrachten wir dann noch in Norrmalm, unter anderen mit sehr schmackhaften Meeresbewohnern. *mjam*
Die Preise in Schweden fand ich persönlich längst nicht so schlimm, wie alle immer behaupten: Beim Sushi waren die Preise auf ungefähr gleichen Niveau wie daheim, und auch sonst konnte ich in Supermärkten nur ein minimal höheres Preisniveau feststellen. Wer allerdings Alkohol trinken möchte, sollte man schon einmal die Privatinsolvenz vorbereiten.
Vielleicht noch ein paar kleine Worte zu unserem Zinkensdamm-Hostel: Wer damit leben kann, dass sich die Dusche und das WC auf dem Gang befinden, kann bedenkenlos zuschlagen. Bei den Zimmern mit ihren ausklappbaren Pritschen kommen sofort die Erinnerungen an Schullandheime zurück.
Das Frühstück gibt’s im Haus für 70 SEK und kann in Form von Gutscheinen jederzeit gekauft werden. Fürs Geld gibt’s ordentlich was zu futtern: Knäckebrot all inklusive.
Am Sonntag schlossen wir noch eine Lücke und stiegen das erste Mal in Gamla Stan aus. Schließlich wollten wir der königlichen Familie einen Besuch abstatten und den Wachwechsel um 13:15 Uhr bestaunen. Ich habe keine Ahnung, ob der Wechsel an Sonntagen eine Nummer größer zelebriert wird: Mit einem riesigen Orchester und einer Dauer von über einer halben Stunde stellt er die doch recht übersichtliche Ablösung in Oslo in den Schatten.
Ansonsten lädt Gamla Stan wirklich zum Schlendern ein: Auf der winzigen Insel ist eine Karte auch relativ überflüssig, so dass man sich einfach ein bisschen treiben lassen kann. An dieser Stelle hätten wir auch unsere Shoppingtour von gestern fortsetzen können: Im Gegensatz zu Deutschland haben hier sehr viele Geschäfte an Sonntagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Jaja, Servicewüste Deutschland.
Dass man London mit Fish’n’Chips verbindet ist irgendwie logisch. Hätte aber irgendjemand mir vorher eine logische Verbindung zwischen Hotdogs und Stockholm weiß machen wollen, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Trotzdem lässt es sich nicht leugnen, dass an großen Straßen alle 50 Meter ein kleiner Hotdog-Stand zu finden ist, deren Absatz besonders an diesem Wochenende durch die Wahlhelfer in astronomische Höhen schoss. Klar, dass wir dort auch zugeschlagen haben.
Um auch einmal die Hauptinseln zu verlassen, hatte ich mir noch einen Besuch beim Ericsson-Globe gewünscht: Das angeblich größte sphärische Gebäude der Welt mit einem Durchmesser von guten 110 Metern steht nur wenige Kilometer südlich von Södermalm und wird oft für Eishockeyspiele oder Konzerte benutzt.
Wer ein bisschen mehr Aussicht will, kann in einer Glaskugel aufs Dach fahren. Insgesamt zwei Skyview-Aufzüge gibt es.
Damit man als Mann während eines Eishockeyspiels seine Frau/Freundin beschäftigen kann, wurde direkt nebenan ein kleines Shoppingcenter gebaut. :D Neben dem gefühlt tausendsten H&M gab es hier auch einen Supermarkt mit imposanter Knäckebrot-Theke.
Das nenne ich mal „Auswahl“.
Passend zu unserem perfekten Hinflug am Freitagabend, hatte ich einen nicht ganz so perfekten Rückflug am Montagmorgen gebucht. In meiner Planung würden wir nach einem netten Abendessen die komplette Nacht von Sonntag auf Montag in einem Club oder einer Bar verbringen und einfach durchfeiern. So jedenfalls die Theorie.
Als wir am Freitag ankamen, ergab mein Plan noch Sinn: Um Mitternacht kam aus einigen Cafés noch laute Musik und das partywütige Volk zog um die Häuser. Am Sonntag hatte sich die Stimmung aber komplett gedreht: Statt Party fanden wir hochgeklappte Bordsteine.
Selbst ein McDonald’s an den T-Centralen schloss seine Pforten um 01:00 Uhr und der letzte Bus nach Nyköping fuhr bereits um 22:00 Uhr. Es half alles nichts: Wir mussten wohl oder übel die Nacht im Stockholmer Hauptbahnhof verbringen.
Eigentlich hätte unser Flughafenbus um 03:40 Uhr losfahren sollten, die Organisation bei Flygbussarna kann man so früh am Morgen aber nur als katastrophal bezeichnen: Die Betreiber konnten sich nicht entscheiden ob sie jetzt lieber den Fahrgästen, die sich innerhalb des Busterminals brav anstellten, oder doch eher den Leuten, die verplant von der Straße an den Bus liefen, den Vortritt geben wollten.
Und so wurden nacheinander drei Busse mit vielen schlaftrunkenen Passagieren gefüllt, die bald unter lauten Schnarchgeräuschen nach Nyköping fuhren.
Um kurz nach fünf kamen wir am Flughafen „Stockholm Skavsta“ an, und die Abfertigung für die ersten Flüge nach Girona und Berlin waren schon im vollen Gang.
Für eine Ryanair-Basis wirkte der Flughafen auf mich ein wenig planlos: riesige Schalterhalle, winzige Gates und einen Duty-Free Bereich, durch den jeder nach den Fummelbuden durchgehen muss.
Aber wahrscheinlich wirkt das auf mich nur so, weil ich das Gebäude bis jetzt noch nie bei Tag gesehen habe :D
Im Gegensatz zum Hinflug blieben wir dieses Mal noch relativ lange nach dem Boardingcall sitzen. Eine fast fatale Entscheidung, denn die Stewardess zählte 173 Gäste an Bord! Bei einer Kapazität von 189 Sitzen ergibt das eine Auslastung von 92%. Aus meiner Sicht ein Spitzenwert für diese Verbindung. Zur Erinnerung: Sowohl Nyköping und Memmingen liegen beide je über 100 Kilometer von Stockholm bzw. München entfernt.
Nach dem Einsteigen konnten mich nicht einmal das helle Kabinenlicht und die penetranten Durchsagen von meinem wohlverdienten Schlaf abhalten. Apropos Schlafen: In Memmingen fand ich diesen Hinweis auf eine Business-Lounge. Möchte der kleine Flughafen jetzt etwa den Geschäftsfliegern mehr Komfort bieten?
In Memmingen empfing und dann richtiges Mistwetter und strömender Regen. Keine Stunde später waren wir dann wieder zu Hause und konnten dank des frühen Fluges den ganzen Tag noch relaxen.
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Beim Anblick der Stockholm-Impressionen schwelge ich in Erinnerungen. :-) Ich liebe diese Stadt!
Freut mich deine Erinnerung etwas aufgefrischt zu haben. Du warst doch damals ‘ne ganze Woche da, oder?
Nicht ganz. Ich war 5 oder 6 Tage dort.
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