Reisebericht Kopenhagen #4: Metro & Aviator Lounge Kopenhagen Airport
Natürlich hätte ich an dieser Stelle des Reiseberichtes auch einfach aufhören können: Ich saß im Vorortzug zum Flughafen Kopenhagen und ein normaler Rückflug mit SAS wäre mir wahrscheinlich auch keinen zweiten Beitrag wert gewesen, nachdem mich der Service auf dem Hinflug schon mehr als enttäuscht hatte. Aber dank gut geplantem Zeitpolster konnte ich mir noch einen kleinen interessanten Umweg erlauben und stieg nach nur einer Station in der Innenstadt wieder aus.
An der Station Nørreport treffen die herkömmlichen Züge auf die brandneue Metro von Kopenhagen. Gut, brandneu ist an dieser Stelle auch übertrieben. Seit 2002 fahren die komplett führer- und fahrerlosen Züge auf zwei Linien hauptsächlich zwischen dem Zentrum von Kopenhagen und dem Flughafen und ergänzen so das bestehende Commuter-Netz ideal. Und so ging es auch für mich in den Untergrund.
Metro Kopenhagen
Die Pläne für eine solche Metro reichten meinen Recherchen nach bis weit in die 70er Jahre, da man eine gute Verkehrsanbindung der Innenstadt für ein wichtiges Ziel hielt. Allerdings scheiterte man lange am “wie”, da die Straßenbahn als nicht zukunftsfähig im Jahr 1972 dem Busverkehr geopfert wurde, gleichzeitig aber eine komplette Untertunnelung der Innenstadt den Rahmen sprengen würde. Vor dem Millennium entschied man sich dann für einen Mittelweg: In den dichtesten Gebieten der Innenstadt wanderte man unter die Erde. In den Außenbezirken blieb man oberirdisch.
Da man relativ lange um den Bau der Bahn gekämpft hatte, entschied man sich nach dem offiziellen Baustart immerhin für alle zeitgemäßen technischen Raffinessen. Alle Züge fahren völlig automatisch rund um die Uhr. Die Bahnsteige sind mit modernen Doppel-Glastüren ausgestattet, die sich zeitgleich mit den Türen des Zuges öffnen. Ebenfalls sind alle Einstiege nahezu spaltfrei auf Bodenniveau, so dass auch Rollstuhlfahrer einfach in die Züge fahren können.
Einzig beim Design war man ein wenig schlampig. Die Züge erinnern vom Interieur her eher an einen klinischen OP-Saal als an ein stylisches Verkehrsmittel. Leider wollte mir mit dem Handy kein Foto durch die stark spiegelnde Frontscheibe gelingen.
Ein Hinweis an dieser Stelle: Die Metro ist im Kopenhagener Tarifverbund enthalten und kostet somit genau den gleichen Betrag wie ein Vorortzug. Nach ca. 20 Minuten erreichte ich den Flughafen und fand mich in der zentralen Halle des Terminals wieder. Ein kleiner Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich noch mehr als genügend Zeit hatte. Also schnappte ich mir schnell mein Smartphone und suchte mir eine passende Lounge heraus, in der ich noch ein wenig die Zeit totschlagen konnte.
Dummerweise durchkreuzte die Sicherheitskontrolle meine Pläne. Anscheinend hatte ich – im Gegensatz zum Hinflug – eine absolute Rushhour erwischt. Dank schier unzähliger Massen wurden die wenigen Fummelbuden zum absoluten Bottleneck. Gedanklich verabschiedete ich mich schon von meinem Lounge-Besuch, als plötzlich Mitarbeiter der Security einzelne Personen aus der Schlange pickten und diesen Priority Lane-Tickets in die Hand drückten. Glücklicherweise wurde auch ich auserwählt, so dass ich ruckzuck airside stand. Super Service!
Aviator Lounge Kopenhagen Airport
Schnell suchte ich mir den Weg zur Aviator Lounge. Diese befindet sich in einem zweiten Geschoss oberhalb der Wartehalle mit Glaswänden zum Vorfeld. Vom Platz her kann ich nicht meckern, auch wenn – anscheinend flugzeitbedingt – ordentlicher Betrieb in der Lounge war.
Als absoluter Publikumsmagnet stellte sich die Spirituosen-Bar heraus. Klar, Alkohol ist in Skandinavien ein teures Vergnügen, so dass gerade Einheimische hier beherzt zugriffen. Für mich kam der hintere Teil auf dem Bild gerade richtig: Ein bisschen Obst und ein paar Knabber-Snacks. Schließlich konnte ich nun immer noch nicht ganz abschätzen, ob es auf auf dem Flug nach München überhaupt einen Snack geben würde.
Als Sitzgelegenheit fand ich einen guten Platz direkt am Fenster, an dem ich ein wenig im Free-WiFi der Lounge herum surfen konnte. Mittlerweile hatte ich auch die Klarheit, dass mein Rückflug von der Lufthansa durchgeführt werden sollte. Obwohl mir dieser Fakt wahrscheinlich früher total egal gewesen wäre, war ich nun verdammt froh nicht noch einmal auf SAS zu treffen.
Ich glaube, ich brauche hier einfach noch eine Weile.
Flug Kopenhagen-München mit der Lufthansa
Die letzten sonnigen Stunden in Kopenhagen gingen schnell vorbei, so dass ich irgendwann meine Sachen packte und ab zum Gate lief. Leider unterlief mir hier ein ziemlich doofer Fehler: In völlig unnötiger Hektik ließ ich meinen Mantel in der Lounge liegen und bemerkte dies erst als ich schon im Finger zum Boarding stand. Leider blieben dies bisherigen E-Mail-Gespräche mit dem Lost&Found Service auch relativ ergebnislos. Sehr, sehr ärgerlich.
Ich entschied mich allerdings schon an dieser Stelle gegen allzu große Selbstvorwürfe: Fehler passieren, und allein der Preis einer Neuanschaffung wird dafür sorgen, dass ich das nächste Mal ein bisschen besser auf meine Sachen aufpasse. In dieser Situation lehnte ich mich einfach zurück und genoss einen herrlichen Sonnenuntergang aus dem Flieger. Tschüss Kopenhagen!
Bei der Landung in München fiel mir dann noch eine Neuerung im Terminal 2 ins Auge: Die Lufthansa stellt momentan Willkommensschilder-Druck-Automaten auf. Wer auf jemanden wartet, kann sich das passende DinA4-Schild gleich vor Ort ausdrucken und muss nicht schon daheim basteln. Cooler Service.
Fazit Städtereise nach Kopenhagen
Kurze Zeit später holte mich Conny mit dem Auto ab, und eine sehr interessante Geschäftsreise nach Kopenhagen fand ihr Ende. Dank der Tatsache, dass ich Kopenhagen schon einmal zuvor besucht hatte, reichten mir selbst die wenigen freien Stunden neben dem Business für ein Auffrischen meiner “Beziehung” zu Kopenhagen und der Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Manchmal muss es gar kein 3-Tage-Sightseeing-Programm sein, um einen Ort dieser Welt kennenzulernen. Ein kleiner Spaziergang im Zentrum oder ein Besuch einer Sehenswürdigkeit wie Der Kleinen Meerjungfrau reichen schon völlig aus, um seinen Horizont zu erweitern.
In diesem Sinne kann ich Kopenhagen – selbst nur für ein paar Stunden bei einem Stopover – nur jedem wärmstens empfehlen.
Weitere Kopenhagen-Reiseberichte
- Tag 1: Hinflug nach Kopenhagen mit SAS
- Tag 2: Stadtrundgang & Sehenswürdigkeiten
- Tag 3: Teil 2 Sightseeing & zurück nach München
- Tag 4: Metro & Aviator Lounge Kopenhagen Airport
Hinweis: Dieser Reisebericht ist ein Versuch, alle Fotos unterwegs nur mit einem Handy statt einer Spiegelreflex-Kamera zu knipsen. Alle gebloggten Fotos stammen von meinem iPhone 5S und wurden mit Adobe Lightroom nachbearbeitet.
Hi Phil,
na die U-Bahn sieht doch irgendwie cool aus. Vor allem die Treppenhäuser mit “Metalloptik” sind chic.
Die Herstellerfirma dieser U-Bahn Ansaldo Breda ist auch für die fahrerlosen U-Bahnen in Brscia, Thessaloniki, Mailand und Rom sowie die
“normalen” in Ankara, Washington, Los Angeles und Madrid verantwortlich.
War die Maschine auf dem Rückflug eine Embraer 190? Das Tragflächenbild könnte daraufhin deuten.
War in der Kopenhagener U-Bahn viel Platz im Inneren? Von außen sehen die Züge irgendwie ziemlich klein aus.
LG Stefan
Ja, der Rückflug war mit einem Embraer. Sehr gutmütige Flieger für Ihre doch recht kleine Größe. Nur einen Nachteil gibt’s: In MUC steht man mit den kleinen Maschinen immer automatisch an Bus-Boarding-Positionen. Das nervt auf lange Sicht, weil der Vorteil von Geschäftreisen ohne Aufgabegepäck (schnell raus aus der Mühle) abhanden kommt.
Die Größe von der Metro empfand ich als ziemlicher Standard. Dadurch dass man aber sehr eng bestuhlt (2-2 auf ~2,5m) wirkt es vielleicht ein bisschen eng.
LG Phil
Hi Phil
ich hätte mir gewünscht, dass du mal den krassen Unterschied im Service zwischen SAS und LH beschreibst.
Wenn ich mir überlege, dass auf diesen Hochpreisstrecken Paxe von SAS null kostenlosen Service in der ECO bekommen und man eigentlich sogar für “Leitungswasser” bezahlen muss, man im Gegensatz dazu bei LH den üblichen guten und auch kostenlosen Service bekommt, dann fühle ich mich als Gast immer ganz schön auf den Arm genommen..selbes teures Ticket mit krassen Unterschieden nur durch den carrier und dass im Star Alliance Verbund….daher meide ich SAS nahezu immer…
Kopenhagen ist immer eine reise wert.
Selbst wenn man da gewohnt hat entdeckt man immer wieder neue Dinge…
@Stefan
Die Metro ist innen drin so gross wie eine Strassenbahn oder U-Bahn. Das liegt eher am Foto von Phil…
Nachdem ich schon im “Tag 1”-Artikel über SAS hergezogen hatte, wollte ich den positiven Tenor der Kopenhagen-Reise nicht ein zweites Mal herunter ziehen :)
Aber du hast definitiv Recht, dass zwischen dem Service Welten liegen. Meine Vermutung ist aber dass dies hauptsächlich an den unterschiedlichen Tarifen liegt. Bei SAS kann ich mit dem “Go”-Tarif deutlich günstiger fliegen als bei der Buchung bei LH. Sitzen tun aber alle in der gleichen Kiste dann Codeshare innerhalb der *A. Für die Crew gibt’s dann keine Möglichkeit zwischen den Paxen zu unterscheiden und schon hast du die paradoxe Situation:
– bei SAS-Fliegern bekommen alle den miesen Service mit Gebühren für Wasser aus dem Brauchwassertank
– bei LH-Mühlen gibt’s die übliche Snack&Drink-Runde für alle und eben auch für Bargainer auf den “Go”-Tickets
Und schon hast du ein Servicegefälle, das auf den ersten Blick wie Ryanair vs. LH aussieht.
LG Phil