Kronplatz – Auf der Landstraße über den Brennerpass
Ein Glück hatten wir den Besuch von Bruneck auf den Samstag gelegt, denn das Wetter hatte am Sonntag wieder kräftig umgeschlagen: Noch eisigere Temperaturen und ein grauer Himmel begrüßten uns, als wir nach dem Frühstück unsere Koffer zurück ins Auto trugen.
Nach einem netten Wochenende am Kronplatz wurde uns das Heimkommen auch durch die moderne Technik versüßt: Besonders Conny freute sich wieder auf eine Internetverbindung, nachdem es in unserem Hotel nicht nur absichtlich kein WLAN gab, sondern auch der freiwillige Handy-Komplett-Verzicht gepredigt wurde.
Für Blogger keine wirklich prosperierende Umgebung.
Bevor wir unser schwarzes Gefährt für den Heimweg satteln konnten, mussten wir erst einmal den Preis dafür zahlen, dass ich vergessen hatte den Wecker der Standheizung auf die richtige Uhrzeit zu stellen. So mussten die Scheiben eben im Handbetrieb frei gekratzt werden.
In diesem Zusammenhang muss ich auch kurz ein Statement gegen die anstehende deutsche Autobahnmaut abgeben. Nicht, dass ich grundsätzlich etwas dagegen hätte, allerdings geht mir so langsam aber sicher der Platz auf der Frontscheibe aus. Wenn neben der Feinstaubplakette, der Vignette für die Schweiz und Österreich auch noch ein inländisches Pendant kleben wird, muss ich mir entweder ein breiteres Auto kaufen oder ganz auf den Wagen verzichten.
Nach Deutschland über den Brennerpass per Landstraße
Ich hatte schon im letzten Beitrag einen besonderen Weg zurück angekündigt: Hauptsächlich, da ich mittlerweile jede Kurve auf der Brennerautobahn auswendig kenne und weil wir – bedingt durch die frühe Abfahrt – ein recht üppiges Zeitfenster zur Verfügung hatten, wollten wir den Heimweg über die alte Passstraße antreten. Bis Brixen fuhren wir noch normal, danach ging es vor der Autobahnauffahrt rechts ab und auf die kleinen Sträßchen in Richtung Österreich.
Dankenswerterweise schien Petrus unsere Pläne gut zu finden und ließ langsam die Wolkendecke aufreißen. So – und in Verbindung mit einer freigekratzten und mittlerweile abgetauten Frontscheibe – machte das Fotografieren richtig Spaß.
Neben dem etwas anspruchsvolleren Fahrweg mit vielen Kurven und Tunneln ist besonders der Anblick der Brennerautobahn immer wieder eine Augenweide. Auf dem nächsten Bild erkennt man die Autobahn, wie sie oberhalb des Tunnels entlang führt. Generell hat man das Gefühl die A22 wurde auf italienischer Seite ohne Rücksicht über die Berge geführt.
Der Scheitelpunkt des Passes liegt an der Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien in der Ortschaft Brennero. Den Transitverkehr ist man hier dort seit mehreren Jahrhunderten gewöhnt: Schon im Jahr 1430 sind 6500 Lastenwägen verbrieft, die die Alpen hier auf dem Weg zwischen Augsburg und Venedig querten. Der Brennerpass gehört somit zu den ganz alten Handelsrouten.
Auch auf der österreichischen Seite sieht man, mit welcher Gewalt die Autobahn in die Bergformationen gebaut wurde. Die A13 steht auf mehreren Kilometern Länge komplett auf Pfeilern am Berghang, während wir auf unteren Landstraße 182 Richtung Innsbruck fuhren.
Das nächste Highlight erwartete uns nach wenigen Minuten im Wipptal zwischen den Städten Patsch und Schönberg. Hier steht die Europabrücke, die bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1963 einmal die höchste Brücke Europas war. Heute ist das “Viaduc de Millau” der Inhaber dieses Titel. Die Europabrücke ist “nur” noch die höchste Balkenbrücke Europas.
Beim obligatorischen Fotostopp hätte ich mir wieder etwas weniger Sonne bzw. eine Heimfahrt zu einer späteren Uhrzeit gewünscht: Der Viewpoint lag leider so im Gegenlicht, dass nur mit den Mitteln der Bildbearbeitung ein brauchbares Foto der Brücke machbar war.
Das Gerücht, in den massiven Pfeilern wären die beim Brückenbau verstorbenen oder verunglückten Personen einbetoniert worden, ist trotz vielfacher Erwähnung absolut falsch. Was hingegen stimmt ist, dass sich in den Pfeilern noch immer diverse Sprengschächte befinden. Während des Kalten Krieges war die Brücke im österreichischen “Raumverteidigungsplan” integriert und hätte jederzeit gesprengt werden können.
Nach dieser hochexplosiven Sichtung entschieden wir uns ab Innsbruck wieder dafür, den Vorteil der noch gültigen Vignette auszunutzen und die restlichen Meter über die Autobahn in Richtung Deutschland zu fahren.
Ihr fragt euch, wie ihr den Aufnahmeort des nächsten Fotos ganz einfach bestimmen könnt? Schaut mal in die rechte Ecke. Dort sieht ihr die Bergiselschanze von Innsbruck. Diese Skisprungschanze ist traditionell die vorletzte Etappe der Vierschanzentournee.
Ein letzter Blick zurück in die österreichischen Alpen, bevor wir uns wieder auf den Weg in flachere Gebiete machten. Schließlich liegt München im Bereich des Alpenvorlandes und solche Blicke sind nicht einmal beim schönsten Wetter möglich.
Fazit: Reise zum Kronplatz nach Südtirol
Ein tolles Wochenende lag hinter uns, an dem wir erneut eine ganz andere Facette von Südtirol kennenlernten, die wir so gar nicht erwartet hatten. Gerade der Ausflug nach Bruneck hat mich und Conny nicht nur in eine Zeit der Städtetrips zurück katapultiert, sondern uns auch eine interessante kulturelle Seite der Region gezeigt, die sonst hauptsächlich unter sportlichen Aspekten bekannt ist.
Dennoch muss ich an dieser Stelle auch mich selbst kritisieren: Die Entscheidung auf’s Skifahren zu verzichten war wahrscheinlich falsch: Hier werde ich irgendwann noch einmal auf Brettern zurück kommen müssen.
Neben der erstklassigen Region und den tollen Eindrücken der Landschaft des Kronplatzes, muss ich bei der Weiterempfehlung des Hotel sehr vorsichtig sein: Wer unter dem Aspekt “Bio” für eine gewisse Zeit detoxen möchte und sich bewusst jeglichen störenden Umwelteinflüssen wie Netzabdeckung, WLAN oder non-Bio-Produkten entziehen möchte, den sei das “Taubers Bio Vitalhotel” ans Herz gelegt. Alle anderen sollten sich hier vorher gründlichst informieren, bevor man im Tal der Ahnungslosen einen Lagerkoller erleidet.
Zusammen mit der außergewöhnlichen Route der Heimfahrt bekommt der Ausflug zum Kronplatz dennoch das Prädikat “sehenswert”.
Kronplatz Reiseberichte
- Tag 1: Über den Brenner von München nach Italien
- Tag 2: Bruneck in Südtirol
- Tag 3: Auf der Landstraße über den Brennerpass
Vielen Dank an den Tourismusverband Kronplatz für die Einladung nach Südtirol.
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