Brüssel Tag 1 – Hinflug nach Charleroi mit Ryanair, Kathedrale St. Michael und St. Gudula, Grand Place & Manneken Pis
Ich will nicht behaupten, dass Conny und ich keine Wahl hatten nach Brüssel zu fahren. Aber je näher die Osterfeiertage im April rückten, desto mehr wurde uns klar, dass wir in die belgische Hauptstadt fahren mussten. Aber wieso?
Schon seit der Verkündung der neuen Brüssel-Routen ab Memmingen lagen die Preise auf einem historischen Dauertiefstand: Nur 10€ pro Flug, die noch gültige Verwaltungsgebühr-Befreiung der Mastercard Prepaid und die Tatsache, dass die Angebotsflüge an jedem (und ja, ich meine wirklich an jedem) Wochentag, sogar über Ostern, verfügbar waren, machten ein Ausweichen nur schwer möglich. Und da die Ferien bzw. Feiertage jegliche Pauschalreisen bis weit über die Schmerzgrenze verteuerten, schlugen wir dann doch zu. Es ging nach Brüssel (natürlich über Charleroi, aber der eingefleischte Ryanair-Flieger hätte niemals etwas anderes erwartet).
Die Flugzeiten bzw. -tage wählten wir so, dass wir den wenigsten Stress hatten: Abflug um 10:30 Uhr bedeutete so viel wie Motoranlassen um 08:45 Uhr, und nix wie ab nach Memmingen. Schnell auf den Parkplatz gefahren und gemütlich rein ins Terminal und ab durch die SiKo. Auch wenn der letzte Flug mit Ryanair nach Mallorca fast ein Jahr her ist (Ojeh, ich lasse doch nicht etwa nach?) absolvierten wir die Fummelbude mit spielerischer Routine – ganz im Gegensatz zu jenem, jungen, temperamentvollen Spanier vor uns, der ernsthaft eine Diskussion anfing, wieso er seine 500ml Dose Haarspray nicht ins Handgepäck nehmen durfte. Obwohl noch mehr als genügend Zeit bis zum Abflug bleibt, hampelte die Masse schon ungeduldig am Gate. Und tatsächlich bekam der Flieger fast 10 Minuten vor der Zeit die Krallen vom Boden und durchbrach die bis dato undurchsichtige Wolkendecke.
Das erste Mal erblickte ich den Flughafen Charleroi, und mit der typischen Ryanair-Fanfare begleitet, setzte die Boeing 737 butterweich auf. Bei der anschließenden Kabinendurchsage knallte dann fast mein Kinn auf den Boden: „… and we’ve reached Brussels South Airport fifty-five minutes ahead schedule“. 55 Minuten Ver“früh“ung? Das haut mich wirklich aus den Socken. Das Wetter bei der Ankunft vermochte selbiges leider nicht, aber laut Wetterbericht sollte Petrus auch einen schlechten Tag haben, so dass ich mir für den Rest des Tages nichts weiter vorgenommen hatte, als mich über die acht Achtel bedeckter Himmel aufzuregen. Klingt doch nach einem Plan, oder? :D
Ein paar Tips um den Flughafen Charleroi möglichst schnell zu verlassen, habe ich bereits auf meinem Blog gepostet. Wir entschieden uns für Autocars l’Elan, einen Direktbus vom Airport zur Gare du Midi (alle 30 Minuten, 13€ oneway, 22€ return). Obwohl wir uns bei der Buchung auf eine bestimmte Uhrzeit festlegten, durften wir den ersten verfügbaren Bus nehmen und ließen uns etwa 45 Minuten in die Innenstadt von Brüssel chauffieren.
In Brüssel angekommen, wurde ich doch glatt von den ersten blauen Himmelfetzen überrascht. So ein Mist, ich wollte mich den ganzen Samstag über’s Wetter aufregen. An der Gare du Midi suchten wir uns erst einmal ein ordentliches Mittagessen. Und da auf Bahnhöfe in Europa einfach Verlass ist, fanden wir auch gleich ein Subway, das für mich immer noch als ordentlicher Kompromiss zwischen Fast-Food und anständigem Essen gilt. Auf jeden Fall sattmachender als ein Burger.
Ein Glück hatten wir jetzt erstmal etwas Ruhe vor unseren knurrenden Mägen, denn der nächste Schock ließ nicht lange auf sich warten. Und das meine ich dieses Mal absolut ernst:
Am Morgen war ein Auto mit einem Bus kollidiert, und ein Mitarbeiter des örtlichen Verkehrsverbund STIB sollte den Unfall aufnehmen. Anscheinend hatte der Fahrer des Autos seine Homies gerufen, die im Eifer des Gefechts den STIB-Mitarbeiter zu Tode prügelten. Angewidert durch diese Gewalt, traten sämtliche Fahrer des Öffentlichen Nahverkehrs daraufhin sofort in einen Streik, bis der Innenminister ihre Sicherheit gewährleisten könne. Alle Eingänge zu U-Bahnen und Trambahnen wurden verrammelt oder mit rot/weißen Bändern abgesperrt.
Uff, was für ein Auftakt für eine Städtereise.
Kurzerhand traten wir dann den Weg zu unserem Hotel mitten in der Innenstadt zu Fuß an. Natürlich war ich darauf nicht vorbereitet, denn ich hatte mir nur den Fußweg der U-Bahn-Station „De Brouckère“ gemerkt und mir am Flughafen keinen Stadtplan geholt. So ging es dann teilweise durch Raten und Schätzen, teilweise aber auch mit dem Kompass des iPhones zum Hotel. Eben Oldschool Dampfschiff-Navigation. Nach dem Weg fragen wäre viel zu einfach gewesen.
So ging es zum Beispiel vorbei an der Börse von Brüssel:
Nach unserer Ankunft im Hotel erfuhren wir dann, dass der Streik des Nahverkehrs wahrscheinlich schon morgen vorbei sein sollte. Also theoretisch alles noch im grünen Bereich.
Zuerst entschieden wir uns für eine kleine Auszeit im echt geräumigen Hotelzimmer. Allerdings beleuchtete die Sonne mal wieder die Innenstadt von Brüssel, und überredete uns zu einem Spaziergang durch die City. Hilft ja nix, ich kann mich ja noch ein anderes Mal über das schlechte Wetter aufregen.
Bereits nach wenigen Minuten standen wir vor der Kathedrale St. Michael und St. Gudula (Cathédrale St. Michel et Gudule).
Nur um eure Frage gleich zu beantworten: Ja, dieses Kirche steht wirklich in Brüssel, und Notre-Dame steht immer noch in Paris.
Wenn man sich ein wenig in die Geschichte einliest, dann gehen die ersten Erwähnungen von Brüssel tatsächlich auf zwei Kirchen zurück: Laut einer Legende wurde im 7. Jahrhundert eine dem heiligen Michael geweihte Kapelle in „Brousella“ errichtet. Gesichert ist, dass von 977 bis 979 zusätzlich eine Sankt-Gudula-Kapelle auf einer Insel im Flüsschen Senne am heutigen Ort von Brüssel gebaut wurde. Von diesen beiden Bauwerken gibt es nach so vielen Jahren natürlich keine Spur mehr, aber wie ihr seht sind die beiden Heiligen tief mit der Stadt verbunden.
Bereits von der Kirche ist der Belfried des Rathauses auf dem Grand Place (Grote Markt) von Brüssel zu sehen. Wie gut, dass die Innenstadt so gut zu Fuß zu erkunden ist. Keine fünf Minuten später standen wir auf dem zentralen Platz, der vor allem wegen der vielen Zunft-Häuser rundherum, des bereits erwähnten Rathauses und des Maison du Roi als eines der Wahrzeichen der Hauptstadt gilt.
Ein wenig Zeit blieb uns noch, so dass wir noch dem berühmtesten Bürger der Stadt einen Besuch abstatteten: Dem Manneken Pis.
Ähm, nuja … also.
Nehmt es mir nicht übel, aber ich war selten so enttäuscht von einer hochgelobten und weltberühmten Touristenattraktion. Natürlich will ich auf keinen Fall die Größe eines Monumentes mit dessen Bedeutung in Relation bringen, und auch die Tatsache, dass ein Künstler im Jahr 1619 eine solch „laszive“ Statue schuf (und überlebte) entbehrt nicht einer gewissen Relevanz für die Geschichte. Doch irgendwie war ich doch etwas enttäuscht von der Kopie der 61cm hohen Figur, deren Original übrigens im Maison du Roi steht, und den Menschenmassen, die teilweise für ein gutes Foto den Schutzzaun hinauf kletterten.
Statt uns dieser Euphorie hinzugeben, schlenderten wir zurück ins Hotel und kümmerten uns um das Abendessen. Zur Feier des Tages ließen wir es richtig krachen und entschieden uns für den Lieferservice. Ok, die Tatsache sich Sushi auf wackeligem französisch ins Hotel liefern zu lassen, entbehrt zwar nicht einer gewissen Risiko-Bereitschaft, aber geklappt hat’s dann trotzdem.
Oh man das mit dem Metro Streik ist echt mal übel. Sowas machts mit dem Urlaub manchmal echt schwer, da ists dann Gold wert, wenn das Hotel wenigstens Zentral gelegen ist.
Dein Gefühl mit dem Manneken Pis kann ich vollstens nachvollziehen, mir gings genauso, als ich dann mal davor stand. Wenigstens war somit 1 Sight echt mal in 2 Minuten “abgehakt”. :-)
Bin gespannt auf deine weiteren Berichte und freue mich, dass du endlich mal wieder im Urlaub warst. :-D
Schöne Bilder, tolles Hotel, Brüssel sieht gut aus. Ihr hattet schöne Ostern, das sieht man. Liebe Grüsse an dich und Conny Machst guat Deine MOM
Pingback: Reisebericht: Brüssel – An Ostern in die Hauptstadt von Europa (FMM – CRL – FMM) /// killerwal.com | Reiseberichte, Tripreports, Fotoblog | Djerba, Fuerteventura, Paris, Türkei, Thailand, USA, Kanada, Hong Kong, China, Dubai, Florida,
Moin Phil,
Habe begonnen, deine Seite zu durchforsten. Schon mal vorweg, Hut ab für die gekonnten Reiseberichte und die starken Doku-Clips. Werde die nächsten Wochen noch weiter blättern und die gut aufgearbeiteten Tipps in die weitere Reiseplanung einarbeiten. viele Grüße aus Alaska, Steffen
Vielen Dank für dein Lob!