Brüssel Tag 2 – Mit dem Leihfahrrad zur Basilika Sacré Cœur, Atomium & Kunstberg
Der Haupt-Sightseeing-Tag war gekommen und schon kurz nach dem Aufstehen ging das Zittern los: Wie würde sich wohl heute das Wetter verhalten? Über Facebook bekamen wir die Hiobs-Botschaften aus dem eigenen Lande mit: Die Ostereiersuche musste dieses Mal in den Schnee verlegt werden, die Temperaturen rauschten in den Keller und Weihnachten 2011 würde sich wärmer als Ostern 2012 entpuppen. Der Wetterfrosch der iPhone App war allerdings ein kleiner Hoffnungsschimmer, denn hier orakelte die virtuelle Meteorologie-Amphibie irgendetwas zwischen wolkig (4/8 bis 6/8 des Himmels ist bedeckt), stark bewölkt (7/8) und bedeckt (8/8). Diese Achtel-Einteilung sollte sich zwischen mir und Conny als Running-Gag des Trips heraus stellen.
Die Metro kam mittlerweile in unsere Plan nicht mehr vor, denn selbstverständlich wären wir niemals so naiv gewesen und hätten ernsthaft mit der Wiederaufnahme des Nahverkehrs nach dem tödlichen Zwischenfall gerechnet. Und tatsächlich dauert der Streik der STIB zum Zeitpunkt des Erstellens dieses Tripsreports noch immer an, und das obwohl die Regierung bereits zusätzliches Sicherheitspersonal im Umfang von über 400 Polizisten in Aussicht gestellt hat. Unser erstes Ziel war die Nationalbasilika des Heiligen Herzens (Basilique Nationale du Sacré-Cœur), die sich in der Brüsseler Gemeinde Koekelberg, etwa 4 Kilometer außerhalb der Innenstadt, befindet.
Die Kirche liegt recht idyllisch am Ende des Elisabethparks, und wirkt durch ihre Größe sehr beeindruckend. Da wir pünktlich um kurz vor 12:00 Uhr am Ostersonntag eintrafen, platzte die Kirche fast aus allen Nähten. Da sei es auch dem gläubigsten Kirchgänger verziehen, dass er mit seinem klapprigen Nissan quer über den Rasen bretterte, nur um noch einen Parkplatz zu erwischen. Sein Manöver diente ja einem höheren Zweck.
Bedingt durch den temporären Ausfall der Metro legten wir die 4 Kilometer trotzdem nicht zu Fuß zurück. Um auch der Taximafia ein Schnippchen zu schlagen, probierten wir das öffentliche Fahrradverleih-System Villo! aus, dass wir bereits aus Paris (dort unter dem Namen velib’) oder Valencia (hier Valenbisi) kannten. Eine „Tages-Mitgliedschaft“ kostet 1,50€ pro Person, die erste halbe Stunde radeln ist umsonst, bringt man das Fahrrad dann nicht an eine andere Station muss man blechen. Das genaue Tarifsystem findet man auf der Website von der/die/das Villo!. Selbstverständlich kann man das Bike vor Ablauf der 30 Minuten zurück geben und sich dann ein Neues (gerne auch das Gleiche nochmal) ausleihen und wieder eine halbe Stunde kostenlos strampeln.
Mit unseren Drahteseln bewaffnet ging es dann endlich zu dem Wahrzeichen von Brüssel schlechthin: Dem Atomium. Dieses Bauwerk wurde anlässlich der ersten Weltausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1958 erbaut und soll als Zeichen für die friedliche Nutzung der Kernenergie stehen. Streng genommen müsste man es im Rahmen der Energiewende also wieder demontieren.
Leider ist die belgische Behörde für Urheberrechte (SABAM) Inhaber und Manager der Bildrechte des Atomiums, so dass man es leider nicht uneingeschränkt fotografieren darf. Jedoch gibt es laut der offiziellen Seite eine Ausnahme für private Fotos zu nicht-kommerziellen Zwecken, bei denen das Bauwerk eine Auflösung von 600 Pixeln nicht übersteigt. Das Copyright erlischt übrigens im Jahr 2075. Da sollte ich mir schon einmal ‘nen Wecker stellen.
Die Sonne meinte es mehr als gut mit uns, und tatsächlich bekamen wir mindestens 3/8 freien Himmel zu Gesicht als wir den Rückweg in die Innenstadt mit unseren Fahrrädern antraten. Anständigerweise sind auf den großen Hauptstraßen genügend Fahrradwege vorhanden, die teilweise allerdings recht abenteuerlich im Nachhinein auf Tramgleisen, Parkplätzen oder kleinen Nebenstraßen aufgepinselt wurden. Also Augen auf beim Fahrradfahren in fremden Städten!
Die Grundidee des Villo!-Fahrradverleihsystems muss ich hier noch einmal wirkich loben: Noch nie war es so unkompliziert an ein Fahrrad zu kommen und (!) es auch überall wieder abgeben zu können.
Im Gegensatz zu Paris und Valencia ist aber das Angebot an Fahrrädern und leeren Stellplätzen sehr unausgeglichen: Sehr oft fuhren wir an Stationen vorbei, bei denen alle Plätze bereits mit Rädern belegt waren, so dass wir die nächste Station auf der Karte finden und ansteuern mussten. Wiederum zweimal passierte uns auch genau das Gegenteil, dass wie nur leere Stellplätze vorfanden. Hier kann man zwar sehr gut seine kostenlosen 30 Minuten verlängern, allerdings kommt man von dort nicht mehr weg. Besonders unschön wird die Sache, wenn man sein Fahrrad um 30 Minuten verlängern möchte und es dann kurz nach dem Zurückbringen von jemand anderem weggeschnappt wird.
Eine kurze Erfrischungspause beim Hotel verbanden wir gleich noch einmal mit einem Besuch der Innenstadt. Die Sonne strahlte mal gerade wieder, und wir gönnten uns eine anscheinend typische Brüsseler Spezialität: Waffeln!
Ja, so lässt’s sich aushalten.
Nebenbei statteten wir noch der berühmten Fressgasse (Rue des Bouchers) einen Besuch ab. Leuten mit Platzangst sei diese enge Straße nicht ans Herz gelegt, zumal sich hier der gesamte Touristenstrom der Stadt durchquetscht. Der geübte Individualreisende sollte für diesen Ort nicht mehr als einen Fotostopp einplanen: Da diese Gasse in so ziemlich jedem 0815-Reiseführer als “Geheimtip” vermerkt ist, kann man sich das Preisniveau ungefähr vorstellen.
Direkt danach machten wir einen Ausflug nach Europa, denn unser nächstes Ziel lag direkt hinter dem Europa-Viertel. Hier sieht man die eindrucksvollen Gebäude, in denen viel Geld in heiße Luft umgesetzt wird. Imposant sind die sehr modernen Bauwerke mit Sicherheit, allerdings hatten wir nicht wirklich allzu viel Lust uns hier länger aufzuhalten: Überall wurden Gebäude entkernt, saniert, umgebaut, neu gebaut oder abgerissen, und durch die immensen Häuser links und rechts verwandelten sich die Straßen schnell zu kalten und schattigen Schluchten.
Da gefiel mir das alt-ehrwürdige Kontrastprogramm am Zielort doch gleich viel besser: Der Jubelpark (Parc du Cinquantenaire) mit seinem Triumpfbogen ist ein kleines Naherholungsgebiet für gestresste Brüsseler, die sich hier besonders im Sommer gerne vom Stadtstress erholen. Erbaut wurde er zur Feier des 50. Jahrestages der belgischen Unabhängigkeit auf einem ehemaligen Militärübungsgelände um die Prosperität des Landes zu demonstrieren.
Die Sonne senkte sich schon langsam, und auch der Himmel forderte seine letzten Achtel zurück, so dass wir den Tag gemütlich auf dem Kunstberg (Mont des Arts) von Brüssel in der Nähe der Gare du Midi ausklingen ließen.
Mit dem Wetter hatten wir tatsächlich großes Glück gehabt, auch wenn die Wolken zwischendurch immer wieder etwas bedrohlicher wurden. Die Temperaturen blieben zum Glück die ganze Zeit zweistellig, so dass besonders das Fahrradfahren nicht zur Qual wurde. Dafür ersetzten die Höhenunterschiede in der Innenstadt teilweise das Workout im Fitness-Center und widerlegten eindeutig die Physik: Ich hätte nämlich schwören können, dass es im Europa-Viertel sowohl auf dem Hin- und auf dem Rückweg bergauf ging!
Servus, ist doch schön, unser Brüssel. Hätte ich nicht gedacht, dass so nett ist. Mit dem Wetter hattet ihr ja echt Glück gehabt. Es ist wieder einmal schön mit dabei sein zu dürfen. Ede habe ich auch deine Seite gezeigt, Sie war ganz begeistert. Sie lobte deine sprachliche Darstellung und die schönen Bilder. Sie kam gut zurecht und hat eine lange Zeit damit verbracht, deine Berichte zu lesen. Es sieht so aus, als hattet ihr eine gute Zeit. Conny hat ja auch schon einige Bilder veröffentlicht, echt schön. Viele Grüße von uns und eine gute Zeit.
Super, dass dir der Bericht gefällt! Ich hoffe ihr hattet auch ein tolles Wochenende. Conny hat übrigens noch ein paar Eindrücke auf ihrem Blog gepostet, kannst ja auch mal vorbei schauen.
Bin auch begeistert von den tollen Bildern, habe mir Brüssel garnicht so schön vorgestellt.Ich hoffe, Dir geht es gut. Wir haben Euch an Ostern vermisst, wir hatten eine wunderschöne Familienzeit, Tante Angela und Margit waren auch noch spontan dabei. Liebe Grüsse Deine MOM
ja, habe ich schon gemacht, Conny hat auch wirklich super Bilder, liebe Grüße, wenn’s die rein passt, können wir ja morgen mal telefonieren, bis denne Dad
Pingback: Reisebericht: Brüssel – An Ostern in die Hauptstadt von Europa (FMM – CRL – FMM) /// killerwal.com | Reiseberichte, Tripreports, Fotoblog | Djerba, Fuerteventura, Paris, Türkei, Thailand, USA, Kanada, Hong Kong, China, Dubai, Florida,
Feiner Bildbericht! Jetzt freue ich mich noch mehr auf meinen baldigen Brüssel-Trip. Werde die Stadt – Innenstadt-Workout hin oder her -wahrscheinlich trotzdem auch mit dem Fahrrad erkunden. Bin gespannt. Grüße Stefan
Kann man die Fahrräder auch mit EC-Karte ausleihen
Leider nein. Nach meinem letzten Wissenstand ist unbedingt eine Kreditkarte notwendig. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass EC-Karten in Frankreich nicht besonders verbreitet sind.