Reisebericht Bukarest Tag 2.2 – Athenäum, Cișmigiu-Park & Sheraton Club Lounge
Laut den Kommentaren unter dem letzten Post, sind die Fotos von Conny und mir anscheinend nicht so schlecht geworden. Allerdings hatten wir das zu einem Großteil auch dem Wetter zu verdanken: Es gab den ganzen Tag lang strahlenden Sonnenschein, der sich zum Glück auch genau so wie meine Lichtplanung verhielt.
Der nächste Punkt auf der Karte war der Bereich rund um die Piața Revoluției, im Norden der Altstadt. Erster Halt: Das Athenäum.
Ursprünglich sollte das Gebäude mal ein Zirkus mit Manege werden. Nach seiner Vollendung im Jahr 1888 wurde es zuerst zu einer Konzerthalle umgestaltet. Zwischen 1919 und 1920 war es auch der temporäre Sitz des Abgeordnetenhauses. Mittlerweile ist es wieder der Musik gewidmet und ist das Konzerthaus der Staatsphilharmonie.
Da auch Conny hin und weg von der Location war, nutzten wir das tempelähnliche Gebäude gleich noch für ein Outfit-Shooting für ihren Blog. Die Statue vor dem Gebäude ist übrigens ein Nationalheld: George Enescu ist als Komponist, Violinist und Dirigent so etwas wie der rumänische Beethoven und dient landesweit gerne als Namenspatron für wichtige Bauwerke (so zum Beispiel auch den Flughafen von Bacau). Aus Protest gegen die kommunistische Regierung kehrte er Rumänien allerdings 1946 nicht mehr in seine Heimat zurück und liegt heute auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris begraben.
Als nächstes Fotomotiv hatte ich mir die Universitätsbibliothek von Bukarest heraus gesucht. Dieses 1864 gebaute Bauwerk ist wieder ein Hinweis auf die alte Architektur der Stadt, bevor der stalinistische Zuckerbäckerstil die Stadt überfiel. Beim Anblick dieser Gebäude kann man gut verstehen, weswegen Bukarest als “Paris des Ostens” bezeichnet wird.
Besonders interessant wird das Gebäude, wenn man die Statue davor betrachtet. Diese zeigt Carol I., der erster König von Rumänien in die Geschichtsbücher einging. 1881 erklomm er den Thron, nachdem Rumänien offiziell unabhängig vom Osmanischen Reich geworden war.
Schon am Baustil des Herzstücks der Piața Revoluției kann man erkennen, dass es sich hierbei um ein etwas neueres Denkmal handeln muss. Das Memorialul Renaşterii (Denkmal der Wiedergeburt) wurde nach dem Sturz des Diktators Ceaușescu im Jahr 1989 erbaut und soll an die Wiedergeburt von Rumänien als demokratischen Staat erinnern.
Ganz unumstritten ist das Denkmal nicht. Vor allem viele Einheimische können den Sinn der blutigen, aufgespießten Kugel nicht dem Tod von 1500 Personen während der Revolution zuordnen. Auch hinterlässt der Sturz des Diktators einen faden Beigeschmack: Nach seiner Flucht wurde er gemeinsam mit seiner Frau in einem Schnellverfahren zum Tode verurteilt und vor laufenden Kameras erschossen. Auch wenn dies die letzte jemals durchgeführte Todesstrafe in Rumänien war, ist dies einer modernen Demokratie unwürdig.
Erbaut wurde das Denkmal übrigens vor dem Innenministerium.
Interessante Gebäude und verschiedene Architekturstile zwischen Neoklassizismus, Stalingotik und sozialistischer Klassizismus – nun war es aber höchste Zeit für Conny und mich ein wenig zu entspannen. Dazu hatten wir uns den Cișmigiu-Park ausgesucht. Mitten im Herzen der Altstadt von Bukarest gibt es auf ca. 17 Hektar eine wirklich herrliche grüne Oase, die wir unbedingt sehen mussten.
Bei diesen Dimensionen kommen selbst wir als Münchner ordentlich ins Staunen. Klar sind wir vom Englischen Garten sehr verwöhnt, was innerstädtische Parkanlagen angeht. Allerdings hat man sich hier wirklich Mühe gegeben, einen sehr verwinkelten Park mit jeder Menge Seen anzulegen. Der absolute Clou sind aber viele verfügbare Ruder-, Tret- und Paddelboote, mit denen es sich die Einwohner Bukarests auf dem Wasser gemütlich machten.
Als einziges Manko erschien an dieser Stelle, dass wir wieder einmal nur eine Kamera mit dabei hatten. Ich sehe schon, dass wir für die nächsten Reise so langsam um 100% aufstocken müssen. Gerade mein Wunsch nach möglichst viel Weitwinkelfotografie und Videoaufnahmen kollidierte mit Connys Vorliebe für Detailfotografie und Nahaufnahmen. Aber da wir nicht mehr viel vorhatten, konnten wir uns die Kamera hier gut aufteilen.
Spätestens an dieser Stelle muss ich alle bisherigen negativen Klischees über Bukarest dementieren. Die Stadt ist keinesfalls die “hässlichste Stadt Europas”. Natürlich ist ein Großteil der Gebäude nicht denkmalgeschützt und dient als Wohnung für die Einwohner. Auch fordert die Liebe von so ziemlich allen Völkern dieser Welt für Klimaanlagen einen gewissen Tribut bei der Fassadengestaltung: Sobald das Gerät mit der vollen Gewalt einer Schlagbohrmaschine in der Außenwand verankert ist, wird die Ästhetik zur Nebensache. Hier ein paar Beispiele, wie Bukarest abseits der Sehenswürdigkeiten aussieht.
Dafür gibt es auch überraschende Momente, die man so nicht erwartet hätte. Ein Beispiel ist die Firmenzentrale von McKinsey, welche aus den Mauern eines alten Stadthauses besteht, in das ein gläsernes Hochhaus integriert wurde. Auch sonst punktet Bukarest mit einem sehr historischen Stadtbild.
Den Tag ließen wir dann in der Sheraton Club Lounge hoch über der Stadt ausklingen. Für die Lounge “opferte” das Hotel gleich drei ehemalige Hotelzimmer, um in der 24. Etage schön ruhigen Ort zu schaffen. Leider befanden wir uns für den Sonnenuntergang auf der falschen Seite, für einen rötlich-orangenen Streifen hat es dann aber doch noch gereicht. Immerhin lässt sich der Parlamentspalast im nächsten Foto gut auf der rechten Seite erkennen.
Gerade Conny – als wahrscheinlich größter Paris-Fan der Welt – ließ sich nur schwer vom Spitznamen “Paris des Ostens” überzeugen. Ein Glück hatte die Lounge die passenden Macarons parat, um sie dann endgültig zu überzeugen. Für uns ging ein wirklich sehr entspannter Tag zu Ende. Auch für unseren letzten Tag hatten wir schon ein paar Pläne, die uns allerdings etwas außerhalb der Stadt führen sollten.
Vielen Dank an Blue Air und das Sheraton Bukarest für die Unterstützung bei dieser Städtereise in die Hauptstadt von Rumänien
Hi Phil,
endlich geht´s mit dem Bukarest Bericht weiter;-)
Bei dem Bild aus dem Cismigiu-Park sind mir die vielen “braunen Töpfe” im Grünbereich aufgefallen. Was haben die für einen Zweck, oder ist es nur Deko?
Das McKinsey Gebäude sieht wirklich krass vom Stilbruch her aus.
Hat das Hotel auf den Bildern ein “Snack Buffet” bereitgestellt? Die bräunlichen ovalen Früchte sollten doch Datteln sein, oder? Erkenne dazu noch gehackte Pistazien.
LG Stefan
Hi Stefan,
Puh, mit den Töpfen fragst du mich jetzt was. Ich habe da überhaupt nicht drauf geachtet und staune jetzt selber. Die Idee mit den Blümenkübeln klingt plausibel, ist allerdings von mir auch nur geraten.
Der Stilbruch ist übrigens so krass, dass das Gebäude vorhin im Wikipedia-Artikel von McKinsey auftaucht. Ich wette so etwas wäre mir dem Denkmalschutz hierzulande überhaupt nicht möglich.
Das Buffet ist typisch für die Lounge in Sheratons. Echt ein super Service. Besonders mit dem Blick über die Stadt.
LG Phil
Bukarest ist echt immer einen Besuch wert, vor allen Dingen im Sommer – im Winter gefällt es mir da nicht ganz so gut.
Danke für den Bericht!
Aber gerne doch! Freut mich, dass er dir gefallen hat!
LG Phil