Das Aus für den Transrapid
Jetzt ist es passiert.
Der Magnetzug, der die bayrische Hauptstadt mit dem Münchner Flughafen verbinden sollte, wird in die Tonne getreten.
Das Geld fehlt einfach, eine genaue Rechnung kann man sich unter http://www.heise.de/newsticker/Kein-Transrapid-fuer-Muenchen–/meldung/105600/from/atom10″ durchlesen.
Schade. Nach jahrelangem Rumgemurmel wurde es im vergangenen Jahren heiß um das schnelle Züglein. Geld wurde aufgetrieben, Kalkulationen erneut durchgerechnet und der Bau so gut wie beschlossen. Kaum politisch legalisiert ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung. Warum genau, weiß eigentlich keiner. Beliebte Gründe waren:
– S-Bahn könnte die Strecke fast genau so schnell schnell bedienen
– Stoiber wollte sich nur ein Denkmal setzen.
– Umweltschutz
– Das Geld sollte in sinnvollere Projekte gesteckt werden
– Der Zug lohnt sich doch nie (Strecke zu kurz, Geschwindigkeit zu niedrig)
Ob die Gründe jetzt stimmen oder nicht, kann und will ich nicht beurteilen. Vielleicht bin ich da als Elektrotechniker auch voreingenommen.
Ich sah den Vorteil dieses Zuges in einer anderen Sache. Seit den 30er Jahren steht das Konzept des Linearantriebs, dass den Transrapid antreibt. Deutschland hatte diese Technologie soweit voran getrieben, dass ein Magnetzug in Serie gebaut werden kann. Ein wirklicher technologischer Meilenstein. Im Fachjargon nennt man sowas “Innovation”.
Aber welche Nation auf dieser Welt kauft ein Produkt, das nicht mal im eigenen Land benutzt wird?
Der Münchner Transrapid hätte ein Prestigeprojekt sein können, welches Kunden anlockt. An ihm hätte man die Vorzüge erklären und die Technologie kontinuierlich verbessern können.
Und selbst wenn sich der Betrieb in München niemals rentiert hätte, vielleicht hätte der Verkauf von mehreren System in die Welt das nötige Kleingeld nach Deutschland gebracht.
Somit bleibt der Transrapid in Shanghai die einzige Magnetschwebebahn, aus deutscher Schmiede. Und ich will ja nichts heraufbeschwören oder irgendjemand etwas unterstellen: Irgendwann werden die Chinesen den Zug auch mal näher anschauen und Teile davon nachbauen.
Und dann haben wir leider den Vorteil der Innovation endgültig verspielt und können den Zug gleich von Markt nehmen.
Schade eigentlich. Im Sinne aller Gegner hoffe ich jetzt wenigstens, dass das “eingesparte” Geld für eine schnelle S-Bahn oder andere Projekte investiert wird. Wir werden sehen.
Wie immer in der Politik wird es ganz hoch angepriesen, Leute setzen sich zusammen, würfeln mit vagen Vorgaben einen Kostenvoranschlag und stellen hinterher fest, wird doch doppelt oder dreimal so teuer. Zum Glück lässt man sich diesmal in der Politik auf so etwas nicht ein. Ich finde es gut, dass der Transrapid nicht gebaut wird.
Die Wirtschaft lockt erst mit günstigen Kalkulationen und wenn bereits Millionen verbraten wurden, kommt die Erkenntnis “oh… wird doch nen bisle teuer…”. Man sollte die Unternehmen in eine verbindliche Haftung nehmen, dass das Angebot max. um 10% abweichen darf. Ist doch soweit auch üblich oder?
Das mit Kosten stimmt absolut. Da wird gerne mal schön gerechnet und später muss man dann nochmal nen ganzen Batzen draufzahlen.
Auf den ersten Blick ist da wirklich viel Geld “gespart” worden.
Aber welchen wirtschaftlichen oder vielleicht sogar touristischen Vorteil hätte München davon gehabt? Muss man nicht auch in die Attraktiviät eines Standorts oder eines Landes investieren?
kleiner Zusatz: Wahrscheinlich bin ich aber einfach nur viel zu sehr auf der “technischen” Seite gefangen und blende die ökonomische einfach aus =)
Die Argumente für oder gegen den Transrapid sind alle schlüssig; zu hohe Kosten, eine neue Infrastruktur in dicht besiedelten Gebieten mit erhöhtem Lärm, eine hervoragende neue Technologie die im eigenen Land nicht genutzt wird.
Ich denke in einem Land wie Deutschland mit einer sehr guten Infrastruktur; sei es das hervorragende Straßennetz, sehr gut ausgebaute Flüsse für die Binnenschifffahrt und ein gutes Schienennetz machen ein Transrapid in Deutschland wirtschaftlich nicht notwendig.
Sollen wir es aus Prestigegründen tun?
Auf einer Strecke wo eine durchgehende S-Bahn – statt der 10 Minuten im Transrapid – 20 Minuten für die gleiche Strecke benötigt.
Ich sehe den Transrapid bestenfalls im Osten Europas, dort wo noch keine Infrasruktur in gleichem Ausmaß wie in Deutschland vorhanden ist.
Ist das schlimm für uns? Als Europäer bzw. Weltbürger kann mir das egal sein, wo der Transrapid fährt. Die Chinesen sind schon heute in der Lage eine eigene Magnetschwebebahn zu bauen, nur noch nicht mit den gleichen hohen Geschwindigkeiten.
James Watt, ein Schotte hat die Dampfmaschine erfunden. Was hat sich daraus alles entwickelt. Es gibt kein Patent was nicht einmal abläuft und das ist gut so.
Falls die Investionen in den Bau von Magnetschwebebahnen sich eines Tages rechnen, bzw. aus Umweltschutzgründen notwendig werden, wird diese Technologie ihren Siegeszug antreten.
Ich finde es lustig, dass alle Leute denken: “Die sollen den Transrapid nicht bauen und das Geld lieber ins Gesundheitswesen/Schulen/was weiß ich stecken!”
Tja, aber wo kein Geld ist, kann es auch nicht anderweitig verwendet werden. Und Phil, wie du schon gesagt hattest: Eine Firma die in den Bau des Transrapids investiert hätte, tut das sicher noch lange nicht, wenns um Schulen geht.
Immerhin spar ich mir jetzt den Weg zur Bürgerinitiative – die ist ja dann wohl hinfällig.
Achja, Schatz: Wir können ja nächstes Jahr nach Shanghai fahren und den Transrapid dort ausprobieren ^^ Dann wissen wir, wieviel wir verpasst haben. Ich hoffe, sie lassen wenigstens den “Dummy” am Flughafen stehen. Der macht sich da ganz gut, find ich. :)
Bussi!
@Georg:
“…eine hervoragende neue Technologie…”
ähm, da muss ich widersprechen. die technologie mag hervorragend sein, aber NEU ist sie absolut nicht. schließlich haben die asiaten sie schon lange übernommen.
vllt sollten die deutschen mal anfangen, IHRE technologien selber zu bauen und sie nicht dauernd nach asien verkaufen ;)
grüßlis ^^
@Heidi: Stimmt. Das prinzip der Magnetschwebebahn wurde schon um 1900 theoretisch postuliert, zum ersten Mal beschäftigt hat man sich um 1922 in Deutschland damit. Neu ist da wirklich nichts dran.
Das ganze lag dann erstmal für 50 Jahre kriegsbedingt auf Eis, bevor es sich jemand in den 70er Jahren nochmal angeschaut hat.
Die Bodenschätze in unserem Land sind nunmal sehr begrenzt, das beste Wetter für blühenden Tourismus haben wir auch nicht. Neben Dichter sind nunmal Denker der große Exportschlager unserer Nation. Und das kann eben nur funktionieren, wenn wir Innovationen an den Mann bringen. Sollten die Asiaten unsere Technik selber (nach-)bauen, dann haben wir in Deutschland leider nichts davon.
Tja, muss wohl wirklich mit Conny nach Shanghai fahren ^^ Hilft ja nichts.
@heidi
ok, Sie ist nicht neu, wieder mal was von Dir gelernt.
Auf Deine Ausführungen hin stellt sich mir die Frage: Benötige ich alles was technisch machbar ist?
Außerdem haben wir schlicht und einfach das Geld nicht dafür.
Nehmen wir einmal an, wir hätten das Geld und müßten uns auch nicht darüber unterhalten ob es nicht besser für das Gesundheitswesen oder die Unis investiert werden sollte. Wäre dann in München zwischen Haupbahnhof und Flughafen der richtige Standort für diese Investition?
Gruß^^
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Klau nicht unser Abimotto! ^^ (Dichter als Denker…)
Ich bin dafür, dass die neuen Technologien in unserem Land demnächst du entwirfst. Das machen Elektrotechniker doch, oder? oO
Naja, aber da du ja gerne bastelst und Innovation dein neues Lieblingswort ist, glaub ich, das wär was für dich. Ich will dann bitte auch in deiner Highspeedbahn fahren, die nur in zweiiiii Minuten…. zum Flughafen fährt. =)
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