Der Emissionshandel in der Luftfahrt startet ab Januar 2012 – Weg mit der Luftverkehrsabgabe
Vielleicht habt ihr heute in der Zeitung gelesen, dass ab Januar 2012 der Luftverkehr ähnlich wie die Industrie Zertifikate für den Ausstoß von CO2 vorweisen muss. Besonders durch die Medien kursierte dabei eine Zahl: Zwölf. Zeit, diese Nummer mal etwas genauer zu beleuchten.
Bis zu zwölf Euro könnten sich Langstreckentickets im EU-Raum verteuern, da jede Fluggesellschaft nur noch eine bestimmte Menge Kohlenstoffdioxid in die Luft blasen darf. Kommt die Flotte einer Airline über diesen Wert hinaus, muss sie sich zusätzliche Zertifikate kaufen. Bleibt sie jedoch darunter, kann sie diese ungenutzten Mengen an einer Börse wieder verkaufen. Ein gewisses Kontigent ist nämlich jeder Airline von Brüssel aus „gegönnt“, so dass sie hier auch zusätzliche Gewinne einstreichen könnte.
Doch wieviel Schadstoffe dürfen die Fluglinien kostenlos in die Luft pusten?
Diese Frage lässt sich zuerst einmal nicht pauschal beantworten, denn die Zuteilung hängt von dem Verhältnis des durchschnittlichen Ausstoßes der Jahre 2004 bis 2006 ab. Und diese lagen bei etwa 220 Mio. Tonnen CO2. Emissionsrechte für 82% dieser Zahl wird kostenlos ausgegeben, der Rest muss dazu gekauft werden. Ende September sollen die ersten genauen Zahlen vorliegen, die die Anzahl der Tonnen CO2 pro Airline angeben.
Um die Branche auf den grünen Zweig zu zwingen, wird die Anzahl an kostenlosen Zertifikaten immer weiter gesenkt. 2012 soll die Menge um 3% gekürzt werden, 2020 sollen noch einmal 5% abgezogen werden.
Eventuell könntet ihr jetzt von meiner Seite eine barsche Kritik erwarten. Allerdings missfällt mir dieser Ansatz mal gar nicht so sehr. Im Gegensatz zu der Luftverkehrsabgabe, die ich am liebsten auf dem Mond schießen würde, handelt es sich hier um einen EU-weiten Weg und nicht um einen staatlichen Alleingang. Auch wenn mehrere US-Fluggesellschaften (verständlicherweise) bereits vor Gericht klagen, da der Emissionshandel ihrer Meinung nach gegen das Open Skies-Abkommen verstößt, geht die Idee dieses Gesetzes in die richtige Richtung. Bei der Luftverkehrsabgabe geht es meiner Meinung nach primär nur um eine reine Abzocke und Füllung leerer Staatskassen. CO2-Abgaben gehen das Problem jedoch auf dem richtigen Weg an.
Und genau deswegen muss ich leider doch mit einer Kritik enden: Nämlich am Zusammenspiel der Luftverkehrsabgabe und dem Emissionshandel. Das Bundesfinanzministerium behält sich nämlich das Recht vor, die Luftverkehrsabgabe im Rahmen der Einnahmen durch den Zertifikatehandel zu senken. Da die Luftverkehrsabgabe eine Milliarde in die Kassen spülen soll, könnte bei einer fiktiven Einnahme von 0,6 Milliarden durch Zertifikate die Luftverkehrsabgabe um 0,4 Milliarden gesenkt werden.
Ihr merkt worauf ich hinaus will: Wieso soll sich eine Airline anstrengen, weniger CO2 zu verbrauchen, wenn sie nur in dem gleichen Maße von der einen Abgabe entlastet wird, wie sie von der anderen belastet wird. Um eine EU-weite Gleichberechtigung gewährleisten zu können, müsste diese unsägliche Luftverkehrsabgabe endlich gestrichen werden.
Oder eben auf den Mond schießen. Meine Meinung kennt ihr ja :D
Wer noch ein bisschen weiter lesen möchte, dem empfehle ich folgende Links:
– Beitrag auf a.de
– PDF der Deutschen Bank
(“Ausstoß 2004-2006” / “Ausstoß 2010”) * 0.82 = “Ausstoß kostenlos”???
Ich glaube, das geht alleine schon wegen der dann fehlenden Einheit für den kostenlosen Ausstoß nicht ;)
Vielleicht anders formulieren?
Trotzdem ist der Emissionshandel keine schlechte Idee finde ich. Wenn das so stimmt, guter Artikel!
Guter Hinweis! Da erinnere ich mich doch an meinen alten Prof, der immer sagte: “Wenn ich nur die ganzen Formeln auf Einheiten überprüfe, die in den Diplomarbeiten sehe, dann kann ich schon an einem Fünftel sehen, dass das totaler Schmarrn ist!”
Ich habe den Absatz mal umformuliert. Jetzt müsste es logisch sein.
Ich (als Chemiker) könnte mich darüber wieder mal nur aufregen…Was zum Henker ist denn bitte SO SCHLIMM an CO2?!? Es ist einfach Schwachsinn, dass das ein Klimagas ist! Wenn man sich die Zusammensetzung von Luft mal genauer betrachtet, da sollte einem auffallen, dass CO2 einen Anteil von einigen ppm hat. Und momentan ist dieser Anteil gerade ETWAS höher als es unsere Pflanzen benötigen. Wenn die jetzt tatsächlich mit diesem “wir pumpen das in den Boden”-Unsinn anfangen, dann könnten unsre Pflanzen ziemlich schnell ein großes Problem bekommen.
Meiner Meinung nach gibt´s wohl ganz andere “Klimagase” in der Luft, z.B. diese ganzen Schwefelverbindungen…
aber soetwas wird der normalsterblichen Bevölkerung natürlich wieder nicht erzählt…
*grml*
Ja, deine Argumentation klingt gut. Allerdings sehe ich CO2 eher als Indikator für die Menge an verbranntem Treibstoff, da es nunmal ein Abfallprodukt einer Verbrennung ist. Somit “misst” die Menge an CO2 die Güte, Dauer, blablabla einer Befeuerung mit irgendeinem (fossilen?) Brennstoff.
Durch die Reduzierung bzw. Verteuerung von Austoßmengen werden Fluglinien so gezwungen sich eine Platte über ihre Technologien zu machen. Das CO2 allerdings auf kurz oder lang garantiert nicht das Maß aller Dinge bleiben darf, sieht man ja schon an Biogastriebwerken. Wo kämen wir denn hin, wenn wir genausoviel verbrennen, wie CO2 vorher durch die Pflanze aufgenommen wurde und trotzdem noch dafür Emissionsgebühren zahlen müssen?
Genau die gleiche Entwicklung stelle ich im Moment auch bei der KFZ-Steuer fest. Auch hier ist die Bemessungsgrundlage am Hubraum eigentlich totaler Schwachsinn.
Ich verstehe dein Argument :)
Dass sie jetzt einfach eine zusätzliche Möglichkeit aufgetan haben, um noch mehr Geld zu schöffeln, war ja auch irgendwo klar, sprich:
Kerosinsteuer auf Treibstoff vorher + CO2-Emissionsabgaben auf Treibstoff nachher = doppelt abkassiert.
Dauert sicher nicht mehr lange, bis auch auf irgendwelche, während der Verbrennung entstehenden Zwischenprodukte Abgaben erhoben werden ;)
kleiner Nachtrag zum Punkt “…werden Fluglinien so gezwungen sich eine Platte über ihre Technologien zu machen”:
Wenn man´s mal ganz genau betrachtet, dann sollten eigtl diejenigen, die am meisten CO2 erzeugen, belohnt werden. Schließlich ist bei denen die Verbrennung besser (bzw. vollständiger, wie das so schön auf chemisch heißt), da eben mehr zu CO2 verbrannt wird und nicht bei Methan oder andren Kohlenwasserstoffverbindungen stehen geblieben wird…nur mal so nebenbei ;)
http://www.aero.de/news-13634/Regierung-will-Luftverkehrssteuer-reduzieren.html
Du hast es vorrausgesagt, aber 1,50€ ist halt schon bissel lächerlich. Da hätten sie es doch wenigstens mal halbieren können. -.-
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