Der Oper-Flashmob bei Air Dolomiti – München (MUC) – Verona (VRN) und sofort wieder zurück
Kleiner Hinweis: Wer sich nicht durch meinen Reisebericht durchwühlen will, sondern gleich zum Flashmob kommen möchte, findet das Video davon hier: Video – Flashmob bei Air Dolomiti
Ich hätte nie gedacht, dass mir das Fliegen so sehr fehlen könnte. Klar bin in letzter Zeit viel in der Welt unterwegs gewesen und natürlich sind bei diesen Reisen auch jede Menge Flüge dabei gewesen. Reine „Flugtrips“ sind aber doch rar gesät und beim Gedanken an den Chaostrip I nach Alghero, Madrid, Trapani und Memmingen bzw. an den Chaostrip II nach BRU und CRL kommen doch ein paar wehmütige Gedanken auf.
Allerhöchste Eisenbahn, hier etwas zu ändern: Also ab zum Münchner Flughafen und Bordkarten abholen!
Ihr lest richtig auf dem Bildschirm: Einmal hin und zurück nach Verona, bitte!
Was genau der Anlass dieses Fluges werden sollte, wurde von
Das Terminal 2 des Flughafens begrüßte mich mit einer riesigen Lufthansa-Werbung, aber sonst eher grauem Wetter. Noch ein Grund mehr, mich auf meinen mysteriösen Flug nach Verona zu freuen. Auf der anderen Seited er Alpen sollte sich nämlich die Sonne versteckt haben während die Temperaturen dort ebenfalls beharrlich an den 20°C kratzten.
In München war hingegen keine Wetterbesserung in Sicht. Dafür glänzte die Lufthansa mit einem ihrer neuen Fanhansa-Flieger auf dem Vorfeld. Insgesamt 8 Flieger sind momentan in dieser speziellen Livery unterwegs: Drei Kurzstreckenflieger (A320, A321) und fünf Maschinen auf der Langstrecke (3x 747, A330, A340).
Ich begab mich so langsam aber sicher in den Bereich meines Abfluggates G70, an dem offensichtlich ganz normale Fluggäste warteten. Eine leichte Vorahnung hatte ich ja schon: Irgendetwas musste definitiv beim Hin- oder Rückflug passieren. Spannender wurde die Sache auf jeden Fall, als auf einmal zu einem Preboarding am Gate aufgerufen wurde: Ein Kamerateam und mehrere weitere Personen wurden mit einem eigenen Bus zum Flieger gefahren.
Beim Check-In hatte ich mich extra weit hinten in der Maschine platziert. Schließlich ist eine gute Sicht zum Fotografieren das A und O. Wenn etwas an Bord passieren würde, wollte ich lieber eine gute Sicht nach vorn haben, als auf einmal in der Mitte des Geschehens zu sitzen.
Beim Boarding unserer Embraer 195 hätte ich mir dann doch mein Teleobjektiv mit 200er Brennweite gewünscht, das natürlich daheim geblieben war. Ich glaube den Satz muss ich noch einmal schreiben, damit ich es wirklich glaube: In einem Flugzeug wünschte ich mir auf einmal ein Teleobjektiv, um bessere Fotos machen zu können!
Die erste Vermutung der Embraer mit ihren “nur” 112 Sitzen täuscht zuerst: Durch die angenehme 2+2 Bestuhlung erreicht die Maschine eine Länge von fast 39 Metern. Damit ist sie fast so lang wie eine Boeing 737-800.
Kurz nachdem die Kabinencrew mit ihrem Service fertig war, kam der Moment für den ich meine Optiken schon die ganze Zeit scharf gemacht hatte: Mir kam es sogar fast so vor, als hätte der Captain bewusst die Anschnallzeichen sehr lang angelassen. Auf einmal gingen um mich herum jede Menge Smartphones an, während sich ein Mann im Gang mit einem Weinglas positionierte und zusammen mit seinen drei Kollegen zur wahrscheinlich höchsten Opernarie ansetzte.
Den kompletten Flashmob gibt’s hier als Video auf YouTube zu sehen:
Fotos von dem Event kann ich euch leider keine anbieten, da ich mich während des Fluges zwischen Filmen und Fotografieren entscheiden musste. Im Nachhinein stellte sich meine Objektivwahl gar nicht mal als größtes Problemchen heraus: Viel mehr hätte ich mir ein richtiges Richtmikrofon gewünscht, mit dem ich auch über 10 Reihen hinweg einen guten Ton hinbekommen hätte. Selbst vier Opernsänger haben es schwer gegen zwei GE CF34-Triebwerke anzukommen.
Hätte ich diesen Gedanken vorher durchgespielt, hätten mich viele wahrscheinlich für verrückt erklärt: „Ein Mikrofon? In einem Flugzeug??“
In Verona angekommen musste nun alles verdammt schnell gehen, denn ich musste unbedingt den gleichen Flieger wieder zurück nach München erwischen. Bevor ihr fragt: Im Flieger sitzen bleiben ist bei europäischen Vorschriften ein Ding der Unmöglichkeit. In manchen Flughäfen (z.B. Hamburg) gäbe es immerhin die Möglichkeit Airside gleich wieder zum Gate zu rennen. In Verona half alles nichts: Einmal hinein nach Italien und wieder zurück.
Auch die Sicherheitskontrolle würde noch einmal Pflicht werden.
Das obere Bilder ist übrigens ein Schnellschuss vor dem Terminalgebäude, die ich mehr oder weniger im Rennen geknipst habe. Klar wäre die Vorstellung, einmal kurz in die Stadt zu fahren, an dieser Stelle sehr reizvoll gewesen. Aber ich hatte einen Flieger zu erwischen! Also raus aus dem Arrival-Teil, einen kurzen Sprint über 50 Meter und wieder hinein in das Departure-Gebäude.
Eine gewisse Routine bei Sicherheitskontrollen kann nie schaden, und so hatte ich bereits Uhr, Geldbeutel und Handy in der Kameratasche verstaut, bevor der Security-Agent auf seine Plastikboxen deuten konnte. Keine 3 Minuten nachdem mich nach der Landung der Flughafenbus zum Terminal gebracht hatte, stand ich schon wieder am Gate. Geschafft!
Gates, wie die in Verona, hatte ich bisher auch noch nie gesehen: Hier ist ein Flugsteig nur genau so breit, dass ein Flughafenbus rückwärts parken kann. Somit ergibt sich ein durchschnittlicher Gate-Abstand von gerade einmal 5 Metern. Respekt, so baut man effiziente Terminals! Die parkenden Busse lassen sich bei Google-Maps übrigens auch gut erkennen.
Entschuldigt bitte die miserable Qualität des Fotos. Ich war froh, dass ich nach diesem Sprint die Kamera überhaupt noch richtig herum halten konnte.
Was dann geschah, kam mir irgendwie sehr bekannt vor: Hinein in den Bus und ab zu unserem Flieger. Die I-ADJT wartete noch an der gleichen Stelle auf mich und sonnte sich auf dem Vorfeld.
Wie man auf dem Boden gut erkennen kann, hatte der Regen Verona auch nicht ganz verschont. Dafür war angesichts des strahlenden Sonnenscheins und der anständigen Temperaturen der Boden bereits fast wieder komplett getrocknet. Angesichts meiner Sitznummer konnte ich mir auch eine kleine Verschnaufpause gönnen und die Sonne auf dem Vorfeld genießen.
Die Alpen ergaben an dieser Stelle ein sehr gutes Fotomotiv. Wer genau hinschaut, erkennt sogar das Drehfunkfeuer VIL – Verona Villafranca.
Kurz nach dem Start gelang mir wenigstens noch eine gute Aufnahme von der Stadt Verona selbst. Gut zu erkennen ist die Lage am Fluss Etsch. Der italienische Name für diesen Fluss “Adige” ist übrigens auch in der italienischen Bezeichnung für Südtirol (Alto Adige) zu finden. Ebenfalls sieht man den Bahnhof Verona Porta Nuova sehr gut, der ein wichtiger Knotenpunkt für die Strecken Bologna–Innsbruck und Turin–Mailand–Venedig ist. Auch der EuroCity mit dem wir letzte Woche nach Hall in Tirol unterwegs waren, hatte hier seinen Endpunkt. Das Stadio Marcantonio Bentegodi, das man ebenfalls sehr gut am linken Bildrand ausmachen kann, ist die Heimat der beiden Erstligisten AC Chievo Verona und Hellas Verona. Das berühmte Amphitheater Arena di Verona lässt sich in der Etsch-Schleife leider nicht wirklich erahnen.
Da ich nicht genau wusste, ob der Flashmob nun auf dem Hin- oder Rückflug stattfinden wird, hatte ich mich auch hier wieder sehr weit hinten platziert. Beim ahnungslosen Fotografieren aus dem Fenster hatte ich es mit meinem Weitwinkel-Objektiv tatsächlich geschafft, sowohl die Flügelspitze als auch einen Teil des Leitwerks zu fotografieren. Der Anblick ist selbst für mich etwas spooky.
Leider musste ich bei meinen geliebten Alpenflügen auf Bergsicht verzichten. Eine dichte Wolkenschicht versperrte mir fast immer den Blick auf den Boden. Dafür gab es immerhin ein paar coole Wolkenformationen zu bestaunen. Ist zufällig ein Hobby-Meteorologe anwesend, der mich erklären kann, wie es zu einem solchen Wolkenturm kommt?
Schon kurz vor dem Ziel ließ sich auch gut der ehemalige Flughafen von Fürstenfeldbruck (FEL/ETSF) erspähen. Erst am 22.06.2010 wurde der Flugbetrieb hier komplett eingestellt. Im Moment ist die Gemeinde Maisach für die Planung der Nachnutzung verantwortlich, wobei die Möglichkeit einer kleinen aviatischen Nutzung nach wie vor im Raum steht.
Kurz vor der Landung hatte ich sogar den Eindruck, dass ich es geschafft hatte, die Sonne mit aus Italien nach Deutschland zu bringen. Hier ein paar letzte Sonnenstrahlen des Abends oberhalb der A92 beim Anflug auf die Landebahn 08R.
Nach dem Taxeln gab’s dann allerdings die bittere Gewissheit: Mit Sonne und warmen Temperaturen würde es an diesem Freitag nichts mehr werden. Stattdessen zogen immer noch weitere Regenwolken auf, die eine leicht feuchte Heimfahrt versprachen. Aber wenn man immerhin die Chance hatte, kurz mal die Sonne auf der italienischen Seite mit der passenden musikalischen Untermalung zu sehen, ist das auch wieder in Ordnung.
Ich wünsche euch allen noch ein schönes Wochenende!