Ausflug nach Masdar City – Tag 4.1
Hinweis: Den kompletten Reisebericht über Abu Dhabi & Dubai inklusive dem Ausflug nach Masdar City gibt’s auch als Reisevideo.
Am Vortag hatte ich meinen Service-Test in unserem Hotel gemacht: Einmal bitte einen Mietwagen vor die Hoteltür für unseren kleinen Ausflug nach Dubai. Alles kein Problem: Schon am nächsten Tag konnte ich unseren roten Nissan vorm Eingang in der Lobby übernehmen. Das ist Service, genau so muss ein Hotel sein. Schließlich war die Zeit für unser angestrebtes Programm recht knapp bemessen. Wenn wir jetzt noch in der Stadt zu einer Mietwagenfirma hätten laufen müssen, wäre das eine ziemliche Rennerei geworden.
In Anbetracht unserer völligen Unkenntnis von Fahrzeugtypen (mit Ausnahme des omnipräsenten Toyota Camrys, den so ziemlich jeder zweite fährt) in den Arabischen Emiraten wählten wir einfach die zweite Kategorie aus und ließen uns überraschen. Geworden ist es dann ein Nissa Tilda mit Vollausstattung, der tatsächlich der Kompaktklasse angehören soll. Wenn man da an gewissen Mini-Autos bei unseren letzten Urlauben in Portugal, Teneriffa oder Zypern denkt, wundert man sich wirklich, was in machen Ländern so alles als Kompakt gelten soll.
Und so brachte ich noch schnell den Papierkram hinter mich und ab nach Masdar City.
Ich weiß: Eigentlich war euch im letzten Beitrag ein Bericht über Dubai versprochen worden. Dieser wird auch noch definitiv kommen. Allerdings musste ich als Ingenieur zuerst noch in eine der wohl interessantesten Städte der Emirate. Masdar City ist eine Planstadt in der Nähe des Flughafens Abu Dhabi, welche komplett ohne CO2-Emissionen auskommen soll. Da die geplante Ökostadt nicht durch Hochhäuser protzen will, zu einem Großteil aus einem riesigen Solarkraftwerk bestehen wird und leider auch noch nicht vollständig fertig ist, sieht man von außen noch relativ wenig.
Das Ziel der Stadt ist mehr als ehrgeizig: Baubeginn der Kernstadt war 2008, geplantes Ziel: 47.500 Einwohner und rund 1500 Firmen aus dem Öko-Sektor. Da ich auch Conny ganz schnell für einen Besuch begeistern konnte, machten wir auf dem Weg ins Nachbaremirat einen kurzen Abstecher und stellten unseren Mietwagen ins zentrale Parkhaus von Masdar ab. In die eigentliche Stadt kommt man nämlich nur mit kleinen Autos.
Kleine, selbstfahrende Autos eines Personal-Rapid-Transit (PRT) Netzes, stehen im Untergeschoss des Parkhaus zur Verfügung und werden in Zukunft jeden Bewohner individuell zu seiner Haltestelle fahren. Dies ist der große Unterschied zu einem Bus: Hier sucht man sich “sein” Auto selbst aus und wird zur gewünschten Zeit direkt vor die Haustüre gefahren. Momentan ist ein erstes, aber voll funktionsfähiges Testsystem installiert. Insgesamt stehen fünf Elektroautos zur Verfügung, aus denen wir uns gleich eines heraus suchten.
Und schon ging die Fahrt los. Interessanterweise hat man sich entschlossen, dass zukünftig alle Autos in den unteren Ebenen fahren werden. Die Oberfläche bleibt komplett den Fußgängern vorbehalten, so dass Masdar eine komplett autofreie Stadt bleiben wird. Das PRT-Netz soll künftig noch so erweitert werden, dass niemand in der Stadt mehr als 200 Meter laufen muss.
Im Moment kommt man nur an einer einzigen Station an: Dem Technologie Institut. Leicht futuristisch angehaucht, muss man über eine große Treppe erst wieder an die Oberfläche gelangen. Ein bisschen fühlt man sich noch wie in einem einsamen Museum: Überall werden kurze Filme gezeigt oder sind Schautafeln angebracht. Auf jeden Fall wird man immer wieder daran erinnert, dass diese Stadt im Moment noch ein reiner Versuchsträger ist.
Das Konzept der Stadt selbst ist eigentlich kein bisschen neu, sondern eher von der traditionellen arabischen Bauweise der alten Häuser abgeschaut: Sämtliche Bauten sind sehr weit zusammen gebaut, dass die Sonne faktisch nicht auf die Zwischenräume scheinen kann. Durch diesen ständigen Schatten bleibt das Klima annähernd konstant erträglich. Eine Heizung oder Klimaanlage ist somit nicht nötig. Die Architektur der Plätze und Häuser wurde übrigens teilweise vom Architekten Norman Foster designed.
Auch die Nutzung von Windtürmen ist ein elementarer Bestandteil: Durch Nutzung von Winden zwischen verschiedenen Temperaturen in der Luft können mit solchen Türmen sowohl Plätze gekühlt als auch Energie gewonnen werden.
Ein weiterer großer Aspekt ist die Energiegewinnung durch Solarkraftwerke. Klar, Sonne gibt’s in der Wüste genügend, so dass die wenigen Autos der Behörden komplett durch selbstproduzierte Energie versorgt werden können. Leider gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Ein Teil des Geldes zur Finanzierung der Stadt wird durch Emissionshandel erwirtschaftet: Andere Städte können sich also das Recht kaufen, die Menge an Schadstoffen, die Masdar nicht erzeugt, in die Atmosphäre zu blasen.
Leider wurde Masdar City auch von der Wirtschaftkrise hart getroffen, so dass die Fertigstellung der Stadt nun erst für 2025 geplant ist. Wer die Stadt schon jetzt besuchen möchte, wird trotzdem nicht enttäuscht.
Conny und ich hatten vorerst genug gesehen und schnappten uns wieder ein kleines PRT und sausten zurück zum Parkplatz. Schließlich hatten wir noch einen Tag Sightseeing in Dubai vor – und hier wollten wir jede Minute Sonnenlicht nutzen.
Im nächsten Beitrag geht’s dann endlich – ohne weitere Umwege – nach Dubai.
Hi Phil,
hab ich´s doch geahnt. War es zum Zeitpunkt Eures Besuches da wirklich so leer? Ist ja fast umheimlich.
Kommt mir vor wie im Film “Futureworld” aber ohne Yul Brunner;-)
LG Stefan
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