MS Europa 2 Adria Reisebericht – Split
Nach unserer Einschiffung in Venedig und dem ersten Tag in Ravenna verließen Conny und ich zusammen mit der MS Europa 2 so langsam aber sicher Italien und widmeten uns der östlichen Seite der Adria. Mit Kurs auf Kroatien ankerte unser Schiff am dritten Tag vor der kroatischen Küste. Das Ziel des heutigen Tages sollte Split sein.
Wie ich euch versprochen hatte, zeige ich euch jeden Tag ein kleines Detail von unserem Schiff. In diesem Report bietet es sich förmlich an, dass wir uns die Tender mal näher anschauen. Denn die Europa 2 fuhr an diesem Tag nicht direkt in den Hafen der südkroatischen Stadt, sondern blieb auf Reede in einigen hundert Metern vom Festland entfernt.
Um Passagiere von einem Liegeplatz auf See an Land zu bringen, gibt es auf der Europa 2 gleich zwei Möglichkeiten: Zum einen verfügt es über mehrere Schlauchboote, die mit Kränen vom Oberdeck des Kreuzfahrtschiffes zu Wasser gelassen werden können. Zum anderen stehen jeweils zwei größere Boote pro Seite der Europa 2 zur Verfügung, die ebenfalls über Kräne ins Wasser gelassen werden können. Diese sind gleichzeitig die Tender für den Transfer an Land als auch Rettungsboote im Fall der Fälle.
Auf Deck 3, und somit ein Deck tiefer als die „normale“ Treppe der MS Europa 2, befindet sich ebenfalls auf jeder Seite eine ausklappbare Anlegestelle, an denen die Tender andocken können.
Et voilà: Schon steht der bequeme Wassertaxi-Service für die Gäste an Bord.
Wer auf dem folgenden Bild des Hafens von Split noch einmal genau hinschaut, sieht am links unten einen der Tender, der gerade wieder Kurs auf die Europa 2 genommen hat.
Als Bootsbesitzer konnte ich es kaum erwarten, mit einem dieser Tender nach Split überzusetzen. So klein, wie die Schiffe auf den Bildern erscheinen, sind diese allerdings überhaupt nicht. Mit einer Kapazität von 150 Passagieren, die bequem in den Innenraum passen, würde ein solcher Tender an Connys und meinem Heimat-See wahrscheinlich alle Schiffe überragen. Dies wurde zum Beispiel an der Anlegestelle im Hafen von Split deutlich.
Kommen wir nun aber zum Ausflugsziel des heutigen Tages: Split, das übrigens als heimliche Hauptstadt von Dalmatien gilt, und zahlenmäßig die zweitgrößte Stadt in Kroatien ist. Schon vom Hafen bietet sich ein guter Blick auf die Altstadt, die übrigens von der UNESCO komplett zum Weltkulturerbe deklariert wurde.
Eine komplette Stadt als Weltkulturerbe? Ja, auch ich staunte zuerst etwas und wollte der UNESCO zuerst eine gewisse Prokrastination bescheinigen, da die Damen und Herren anscheinend diesen Titel in Ermangelung einer genauen Prüfung mittlerweile über ganzen Städten mit der Gießkanne verteilen. Aber ich hatte einen historischen Fakt außer Acht gelassen: Die Stadt Split entstand rund um und sogar innerhalb des Diokletianpalasts. Dieser war ursprünglich der Altersruhesitz für den römischen Kaiser Diokletian, der 305 n. Chr. freiwillig von seinem Amt zurück trat. Nach dem Untergang des römischen Reiches wurde dieser von den Stadtbewohnern okkupiert und in das Zentrum einer Stadt verwandelt.
Sehr gut sieht man, wie die Altstadt nicht nur aus Häusern verschiedener Epochen besteht, sondern die Bauwerke der einzelnen Baustile komplett miteinander verwachsen sind. Die UNESCO lag mit ihrer Entscheidung goldrichtig.
Die Festungen des ehemaligen Palastes hatten gleich zwei Aufgaben im Laufe der bewegten Geschichte von Split, das damals noch unter seinem italienischen Namen Spalato bekannt war. Zum einen geriet es als wichtiger Handelsstützpunkt im Mittelmeer immer wieder in den Fokus der Venezianer, die die Stadt im Laufe der Jahrhunderte gerne vom Meer her angriffen und einnahmen. Zum anderen hatte Spalato aber auch große Probleme mit dem teilweise armen Hinterland, so dass häufiger Einwohner der Stadt entführt wurden um Lösegeld zu erpressen. Die Dicke der Festungsmauer ist deswegen gerade an den Toren nicht verwunderlich. Hier sieht man das Goldene Tor im Norden der Stadt.
Wenn es ein Goldenes Tor gibt, muss es natürlich auch konsequenterweise ein Silbernes Tor der Stadt geben. Genau so sahen es die Einwohner auch und benannten das östliche Portal der Stadt so. Heute ist dieses Tor natürlich fest in den Händen von Händlern, die im Gegensatz zu früheren Zeiten eher touristischen Firlefanz von geringem Nutzwerk verkaufen.
An fotografischen Motiven mangelt es innerhalb der altehrwürdigen Mauern garantiert nicht. Eher sollte man genügend Reserve-Speicherkarten haben um auch wirkliche alle Motive gebührend zu ehren. Hier zum Beispiel eine Venezianische Loggia, die heute das Ethnographische Museum beherbergt.
Bei aller Begeisterung für die Innenstadt sollte man aber seine Füße gut im Auge behalten. Der Steinboden wurde im Laufe der Jahrhunderte von abermillionen Schuhen betreten und ist mittlerweile blank poliert. Selbst ohne Feuchtigkeit bei 30°C besitzt der Boden schon recht wenig Grip. Bei Regen wird eine Stadtbesichtigung garantiert zur Rutschpartie.
Großes Highlight im Inneren des Diokletianspalastes sind aber definitiv das Peristyl und der Campanile des Doms St. Domnius. Normalerweise ermahne ich immer zur Pflicht, bei Stadtbesichtigungen ein Weitwinkelobjektiv am Mann zu tragen. In diesem Fall stieß ich aber selbst mit 10mm an meine Grenzen, so dass ich an dieser Stelle dezent auf diesen Hinweis verzichte.
Immerhin fand ich nach langer Suche dann doch eine Fotopositiv für den Campanile, ohne dass dieser durch die Perspektive total verzerrt wurde. Dieses Bild kann ich ruhigen Gewissens präsentieren.
Bevor uns der Tender zurück auf die Europa 2 brachte, ging ich aber auch im “neueren” Teil der Stadt ein wenig auf Entdeckungstour. Definitiv stach auch die Prokurative ins Auge, die 1858 von Giovanni Battista Meduna als Platz der Republik erbaut wurde.
Abschließend gönnten wir uns dann noch ein Eis auf der Strandpromenade Riva von Split direkt am Hafen. Hier kann man es selbst bei heißen Temperaturen richtig gut aushalten und sogar dem einen oder anderen Sportboot beim Cruisen vor dem Hafenbecken zusehen.
Die Besonderheit dieser Straße ist, dass sie im ursprünglichen Split gar nicht existierte. Stattdessen grenzte der Diokletianpalast direkt ans Wasser an und besaß lediglich Bootsanlegestellen in der Mauer. Auf dem folgenden Bild sieht man sehr gut den Kontrast aus alter Palastmauer und neuer Promenade.
Mit diesen Bildern endet damit auch schon der dritte Tag meiner Kreuzfahrt mit der MS Europa 2. Vorerst blieben wir aber in Kroatien, denn das Ziel des nächsten Tages hieß Korčula.
Weitere MS Europa 2-Reiseberichte:
- Tag 1 – Von Venedig nach Ravenna
- Tag 2 – Mosaiken in Ravenna
- Tag 3 – Split in Kroatien & Tender der MS Europa 2
- Tag 4 – Korčula in Kroatien & Außenaufnahmen der MS Europa 2
- Tag 5 – Kotor in Montenegro & Ocean SPA
- Tag 6 – Otranto & die interne Kochschule der MS Europa 2
- Tag 7 – Die Suiten der MS Europa 2 und Seetag
- Tag 8 – Farewell Lounge & Malta
Alle Bilder in diesem Artikel sind von Conny bzw. mir fotografiert und keine Pressefotos. Vielen Dank an Hapag Lloyd für die Einladung zur Kreuzfahrt mit der MS Europa 2.