Nizza Reisebericht Tag 1: Fahrt durch den Schwarzwald nach Basel
“Haut’ doch einfach ab!”
So oder so ähnlich verabschiedete uns Augsburg. Daran gab es jedenfalls überhaupt keinen Zweifel, denn die Ereignisse, die sich an heutigen Donnerstag Morgen fast überschlugen konnten einfach nicht anders gedeutet werden. Während das permanent schmuddelige Wetter mit dem latenten Hang zum Schneeregen mich schon überhaupt nicht mehr großartig stört, zerschlug ein plötzlicher Stromausfall in unserem Viertel unsere Pläne vom gemütlichen Aufbruch in den Urlaub: Connys Fön streikte, die Apotheke, in der Sie noch schnell ein Medikament kaufen musste, bekam ihre elektrische Eingangstür nicht mehr auf und auch mein Rasierer wollte ohne funktionierende Steckdose einfach nicht anspringen.
Und so gaben wir der eingangs erwähnten Forderung einfach nach und stiegen mit nassen Haaren respektive Dreitagebart ins Auto und düsten ab in Richtung Westen.
Erster Stopp der Schwarzwald:
Na bitte, geht doch! Und schon wieder waren wir dem gräuseligen Wetter entflohen und erwischten auf Höhe vom Titisee ein wunderbareres Wolkenloch mit herrlicher Atmosphäre. Bei moderaten 2°C türmten sich hier die Schneemassen bis zu einem Meter neben der Straße auf. Dazu leicht bezuckerte Wälder und strahlender Sonnenschein.
Auch auf Höhe des Feldberg-Passes bekamen wir live gezeigt, wie sich Winter anfühlen muss. Genau solche Tage vermisse ich in Bayern seit drei Monaten. Da kann man es doch wirklich verstehen, wieso der Schwarzwald früher ein sehr beliebtes Urlaubsziel war. Schade, dass innerdeutsche Destinationen in der letzten Zeit so in den Hintergrund gedrängt wurden.
Aber so schön das südliche Baden-Württemberg auch ist, wir hielten nur kurz für einen Fotostop. Schließlich lag Basel als Tagesziel noch vor uns. Und dieses Stadt wollte ich Conny unbedingt noch zeigen. Kurz vor dem Ziel wurde es noch einmal richtig peinlich. In leichter Verwirrung fuhr ich volle Kanne auf der A5 in den Schweizer Grenzübergang hinein. Problem an dieser Stelle: Entweder man hat schon eine Vignette, oder es ist eine Gebühr von 40 SFr für ein solches Pickerl fällig.
Aber auch hier hatten wir mal wieder richtig Glück: Die nette Schweizer Beamtin glaubte meiner misslungenen Navigation und ließ mich über den Mittelstreifen der Autobahn umdrehen. Über die Landstraße ging’s dann, wie eigentlich auch vorher geplant, rein nach Basel.
Nachdem ich die Tolerenz der schweizer Obrikeit am Grenzübergang für diesen Tag bis aufs Maximum strapaziert hatte, wollte ich wenigstens in der Stadt so gesetzestreu wie möglich sein. Unlimitiertes Parken ist in der Stadt nur in weiß markierten Parkbuchten erlaubt. Und ganz ehrlich: Vergesst es! Diese Buchten existieren nur sehr selten und wenn ihr doch eine findet, steht garantiert schon einer drin. Viel wahrscheinlicher (dennoch aber schwer zu fnden) sind blaue Parkbuchten. Hier dürft ihr euer Blechvehikel maximal eine Stunde mit Parkscheibe stehen lassen.
Zum Schluss noch ganz wichtig: Finger weg von allem was gelb markiert ist. Hier könnt ihr froh sein, wenn ihr nur einen Strafzettel bekommt.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Conny tatsächlich zum allerersten Mal schweizerischen Boden berührt hat. Ein historischer Moment, da ich als großer Schweiz-Fan ihr so das Land vorstellen konnte. Gut, ob Basel jetzt wirklich eine repräsentative Stadt für einen Staat inmitten der Alpen ist, sei mal dahin gestellt. Aber in Sachen Charme und Architektur hat Basel doch einiges zu bieten.
Besonders die kleinen Gässchen in der Innenstadt überzeugten auf ganzer Linie. Auch wann das Spalentor leider unter einem dicken Baugerüst versteckt war und meine Planung leicht zerstörte, punkteten die Fußgängerzonen auf ganzer Linie. Besonderes Hightlight für mich immer noch die vielen Modelleisenbahn-Läden. Ich sollte wirklich meine kleine Märklin-Anlage irgendwann wieder aus dem Keller holen.
Bei meinem letzten Besuch in Basel hatte ich das Rathaus mit seinen Vorplatz völlig ignoriert. Schande über mich, denn diese Motive hätte ich gerne schon viel früher in meinem Blog präsentiert.
Natürlich durfte auch die mittlere Rheinbrücke bei einem Basel-Rundgang nicht fehlen. Der Grenzfluss erwies sich mal wieder als perfekte Fotopfütze und ließ meinen Auslösefinger nicht stillstehen.
Ein absolutes Highlight musste ich mir dieses Mal unbedingt aus der Nähe anschauen: Die Basler Fähren. Gerade als technikbegeisterter Ingenieur konnte ich meinen Blick gar nicht mehr von ihnen abwenden: Die Fähren funktionieren nämlich komplett ohne Antrieb. Und zwar in beide Richtungen! Und das geht so: Die Fähre hängt an einem langem Seil, das in großer Höhe über dem Rhein gespannt ist. Der Fährmann legt dann das Boot mit dem Ruder eine 45°-Lage und lässt die starke Strömung den Rest erledigen. Geniales Prinzip!
Leider verging die Zeit mal wieder viel zu schnell, und das energische Ticken der Parkuhr überredete uns zum vorzeitigen Rückzug. Das weiße und das blaue Haus durften aber dennoch nicht fehlen.
Hierbei handelt es sich zwei Patrizierhäuser in zweiter Reihe am Rheinufer, die im 18. Jahrhundert für die beiden stinkreichen Brüder Lukas und Jakob Sarasin gebaut wurden. Heute gelten sie als die besten Beispiele für die Barockbaukunst in Basel.
Und auch der Besuch beim Basler Münster musste einfach sein. Dieses Mal nahm auch dankenswerterweise kein Oktoberfest den Münsterplatz in Beschlag, so dass ich genügend Platz für ein paar Fotos bei Sonnenuntergang hatte.
Dann hieß es aber nichts wie ab zurück zum Hotel: Für die Nacht vor dem Flug nach Nizza hatten wir uns für das hotelF1 Mulhouse Bâle Aéroport entschieden. Bei 31€ pro Zimmer habe ich nicht lange gefackelt und sofort zugeschlagen. Freut euch schon einmal auf die Hotelbewertung, denn dieses Hotel ist einfach der LowCost-Kracher überhaupt und konkurriert mit seiner spartanischen Ausstattung schon fast mit Kapselhotels in Japan. Aber mehr dazu später.
Jetzt darf erst einmal die Vorfreude auf den morgigen Tag wachsen.
Formule1 macht auch “Spaß” ;-)
@Matthias: Also ich kann mich echt beschweren. Das WiFi ist kostenlos und funzt. Das war in anderen, teureren, mehr-besternten Hotels schon wesentlich “komplizierter” …
Basel ist sehr schön. So schade, dass wir da so oft einfach nur dran vorbei gefahren sind. Du machst es richtig. Sehr schöne Eindrücke und Bilder. Wir sollten mal zur Basler Faßnacht gehen.
@Dad: Ja, wenn ich an Basel dachte, kamen mir meistens auch nur die Stops in Pratteln in den Sinn, aber nie die Stadt selbst. Ein Glück habe ich das jetzt mal geändert.
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