Nizza Reisebericht Tag 6: Tour durch Nizza – Avenue Jean Médecin, Place Masséna, Place du Palais & Schlosshügel des ehemaligen Château de Nice
Wie bitte? Dies ist schon der sechste Tag unserer Nizza-Reise und heute geht’s erst nach Nizza? Wer hat denn diese Reise geplant?
Keine Sorge: Genauso so hatten wir das von Anfang an vor, denn die Innenstadt von Nizza hat einen entscheidenden Vorteil: Sie lag direkt vor unserer Hoteltür. Während alle anderen Tagesausflüge wettertechnische ex-oder-hopp-Geschichten waren, konnten wir heute bei plötzlich auftretendem Mistwetter jederzeit wieder zurück ins Hotel flitzen.
Unser Hotel lag fast direkt an der Avenue Jean Médecin, die eine der großen Nord-Süd-Adern von Nizza darstellt und das Meer mit dem Bahnhof Nice-Ville verbindet. Erst im Jahre 2008 wurde sie zu einer Fußgängerzone konvertiert und ist heute die größte und modernste Einkaufsstraße in Nizza. Wer ein gut sortiertes Einkaufzentrum sucht, findet mit dem Nicetoile ein anständiges Shoppingcenter mit über 100 Geschäften. Die ebenfalls dort ansässige Galeries Lafayette (im unteren Bild das Gebäude rechts vom Durchgang) enttäuscht im Vergleich zur großen Schwester in Paris und dümpelt eher auf Karstadt-Niveau herum.
Läuft man die Straße in Richtung Meer entlang, kommt man automatisch zu einem der zentralen Plätze in Nizza: Dem Place Masséna.
Dieser durchlebte in seiner Vergangenheit eine sehr bewegte Geschichte, die er 1824 als Platz der Pont Neuf begann. Die Brücke war früher dringend notwendig, denn damals floss noch der Fluss Paillon durch die Stadt, der diese in zwei Teile schnitt. In den 1870er Jahren entschied man sich dann den Fluss unter die Erde zu verlegen, wodurch der Place Masséna zum ersten Mal die Form eines wirklichen öffentlichen Platzes bekam.
Ein letztes Mal änderte der Platz sein Aussehen im Jahr 2007 als man die Verbannung des Autoverkehrs vollendete und einen reinen Platz für Fußgänger und eine Trambahn schuf. Vorher hatte sich der Platz jahrelang zu einen Knotenpunkt des Straßenverkehrs entwickelt und so sehr viel Lärm und Dreck in die Altstadt gebracht.
Auch die bisher einzige Linie der Trambahn ist eine Neuschöpfung aus dem Jahr 2007, nachdem ein früheres Netz aus 11 Linien bis zu seiner endgültigen Stilllegung im Jahre 1953 immer weiter ausgedünnt wurde. Da man das Stadtbild im Bereich dieses Platzes und dem weiter unten von mir gezeigten Place Garibald nicht zerstören wollte, verzichtete man auf zwei jeweils 500 Meter langen Stücken auf die Oberleitung. Stattdessen versorgt sich der Zug auf diesen kurzen Strecken mit Strom aus seinen internen Batterien.
Am südlichen Ende des Platzes findet man mit dem Fontaine du Soleil noch einen Brunnen, der Szenen aus der griechischen Mythologie zeigt.
Wir entschlossen uns, weiter durch die historische Altstadt zu schlendern und ließen uns kurz am Place du Palais nieder. Obwohl man es bei den hier stehenden Gebäuden wie dem Palais de la Justice oder dem ebenfalls zur Justiz gehörenden Palais Rusca mit seinem Uhrenturm eigentlich gar nicht erwarten würde, scheint dieser Platz bei den Einheimischen zum gepflegten Abhängen recht beliebt zu sein.
Direkt um die Ecke fanden wir dann noch den letzten Fleck der Altstadt, der unbedingt von uns abgehakt werden musste: Der Cours Saleya. Dieser sehr, sehr längliche Platz verläuft parallel zur Promenade am Meer und war früher ein Wohnort, der ausschließlich der High-Society in Nizza vorbehalten war. Heute ist er eher berühmt für seinen täglichen Blumenmarkt, bei dem die Auswahl von kleinen Sträußen bis hin zu ganzen Orangen- und Zitronenbäumen reicht. Wenn diese Bäume bei mir daheim bzw. innerhalb des deutschen Klimas nicht Selbstmord begehen würden, hätte ich mir sicherlich einen mitgenommen.
Beim obigen Foto muss ich nun eure ganze Aufmerksamkeit auf den kleinen bewaldeten Hügel auf der rechten Seite des Bildes lenken. Dieser Hügel war einst der Standort des Schlosses Château de Nice, welches im Laufe seines Lebens bis 1706 durch Viktor Amadeus II von Savoyen zu einer brachialen Festung ausgebaut wurde. Leider geriet der gute Viktor und seine Festung in einen kleinen Konflikt mit Louis XIV von Frankreich als er sich im spanischen Erbfolgekrieg auf die Seite von Österreich und Spanien stellte.
Konsequenterweise schoss der französische König die Burg in Schutt und Asche und ließ nach der Einnahme von Nizza den kompletten Bau bis auf den letzten Stein abtragen. Und genau deswegen hat Nizza heute einen Schlossberg ohne Schloss.
Auch wenn eine Rekonstruktion heute sicher eine Touristenattraktion wäre, baute man die Burg nicht wieder auf. Stattdessen wandelte man das Areal in einen großen Park um und installierte sogar einen riesigen künstlichen Wasserfall on top.
Ohne störendes Schloss hatte ich immerhin den perfekten Überblick über beide Seiten der Stadt. Auf dem oberen Foto seht ihr den Blick nach Westen auf die Promenade des Anglais, eine Prachtstraße, die entlang des Meeres von der Altstadt auf rechten Seite zum Flughafen führt. Dieser ist – mit sehr viel Fantasie – am linken Rand des Bildes direkt im Wasser zu erkennen.
Auf der anderen Seite hat man vom Schlosshügel einen wunderbaren Blick auf den Hafen von Nizza, der übrigens 1749 als Bassin Lympia angelegt wurde. Auch wenn der Platz ziemlich beschränkt aussieht, fahren von einem vorgelagerten Fähranleger regelmäßig dicke Pötte zur Insel Korsika nach Calvi, Bastia und Ajaccio.
Und da uns der Tagesablauf an diesem Tag schon viel zu sehr durch das Wetter diktiert wurde, entschieden wir uns nach Sonnenuntergang und einem guten Essen für eine kleine Nizza-bei-Nacht-Fototour. Schließlich ist es nachts völlig schnuppe, ob der Himmel tagsüber nun blau war oder uns das Wetter mit seinem grau-weißen Nieselwetter mal wieder das Sightseeing vermiesen wollte: Stativ raus, Blende zu, Timer rein und ab zu den besten Sehenswürdigkeiten und den Plätzen, die wir im Hellen leider nicht geschafft hatten.
Hier nochmal der Platz Place Masséna mit beleuchteten Statuen des katalanischen Künstlers Jaume Plensa.
Bei Tageslicht hatten wir es jedoch nicht zum oben bereits erwähnten, ebenfalls oberleitungsfreien Place Garibaldi geschafft. Hier wird der italienische Nationalheld geehrt, der 1807 in Nizza geboren wurde.
Und zu guter Letzt noch ein Foto des Wasserfalls auf dem Schlosshügel bei Nacht.
wunderschöne Bilder, klasse Eindrücke, herrlich, danke. Das mit der Straßenbahn und dem Verzicht der Oberleitung finde ich klasse. Das ist einfach Stil. Gefällt mir.
@Dad: Danke! Die Art der Straßenbahn finde ich auch total genial. Schau dir mal den Wikipedia-Artikel der Straßenbahn von Marseille an. Die funktioniert komplett ohne Oberleitungen mit einem genialen Boden-Schienensystem. Das will ich mir auch unbedingt mal anschauen.
Wir hätten uns beinahe getroffen hahaha: Ich war von 26. – 28. März in Nizza. Wunderschön wars.
@Florian: Da müssen wir ja wirklich genau an uns vorbei gelaufen sein. Ich bin auch am 28. zurück geflogen :)
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Bin gerade bei der Recherche für unseren Nizzatrip über deinen Blog gestoßen und finde deine Beiträge echt super! Endlich einmal ein paar tolle Sighsseingtipps, mit super Bildern und auch handfesten Hintergrund Infos! Vielen Dank! Hab mir schon einiges notiert ;)