Reisebericht Bukarest Tag 3 –Muzeul Satului & Altstadt im Lipscani-Viertel
Hoch über den Dächern von Bukarest ließen wir unseren letzten Tag beginnen.
Hoch deswegen, weil wir uns für das Frühstück nicht ins Restaurant des Sheraton Hotels begaben, sondern stattdessen die SPG Lounge benutzten. Beim Wetter hatten wir mal wieder den absoluten Jackpot erwischt: Kein Wölkchen trübte den Himmel über der rumänischen Hauptstadt. Da auch der Wetterbericht keine bösen Überraschungen ankündigte, konnten wir uns alle Zeit der Welt lassen.
Im nächsten Bild könnt ihr noch einmal unsere Aussicht auf den Parlamentspalast sehen. Dieser würde am heutigen Tag nicht auf der Sightseeing-Route liegen, weswegen dies tatsächlich unser letzter Blick auf dieses monumentale Bauwerk war. Wie bereits im letzten Artikel erwähnt, ist die beste Besuchszeit ganz früh morgens: Da die mächtige Fassade genau Richtung Osten zeigt, sollte man sich den Wecker ausreichend früh für die besten Fotos stellen.
Der erste Stop an diesem Tag sollte eigentlich der Triumphbogen von Bukarest sein. Wie ihr euch schon sicher denken könnt, hat man auch hier dem Spitznamen “Paris des Ostens” Rechnung getragen, und eine Kopie des Bauwerkes an einer ähnlich imposanten Stelle platziert. Leider verließ uns genau an dieser Stelle temporär das Glück: Wegen einer Baustelle war der komplette Bogen mit Dekorfolie eingepackt. Tja, Pech gehabt!
Oder anderes gesagt: Da werde ich wohl irgendwann noch einmal wiederkommen müssen. In Gedanken fühle ich nun mit der Horde an Touristen in München, die sich auch ständig mit der eingehüllten Frauenkirche herumärgern müssen. Die zwei Türme in der Münchner Innenstadt ohne Gerüst zu sehen, grenzt mittlerweile an einen Sechser im Lotto.
Freilichtmuseum Muzeul Satului in Bukarest
Wer sich mein Reisevideo schon angeschaut hat, kennt bereits die nächste Station. Denn bei herrlichem Wetter bietet sich ein Freilichtmuseum gerade zu an. Vor allem aber interessierte mich das Muzeul Satului wegen der rumänischen Architektur auf dem Land. Schließlich muss man ehrlich erwähnen, dass weder der Pariser Baustil (a.k.a. Neoklassizismus) noch der Zuckerbäckerstil für das ganze Land jemals repräsentativ war. Außerhalb des Dunstkreises der Protzbauten wurde über Jahre vor allem einfach zweckmäßig gebaut.
Besonders interessant sind die Häuser, die zum Schutz vor Wind und Wetter und natürlich auch wegen möglichen Einsparungen von hohen tragenden Wänden halb in den Boden gebaut wurden. Feuerschutztechnisch bekomme ich bei den massiv mit Stroh gedeckten Dächern schon beim Anblick Schweißausbrüche. Dass solche Häuser im Falle ein Brandes keinen Schutz boten, dürfte klar sein.
Übrigens: Alle Exponate sind zu 100% original.
Das 1936 erbaute Museum rettete alte Gebäude aus dem ganzen Land vor ihrem geplanten Abriss und baute sie Schritt für Schritt am Stadtrand von Bukarest wieder auf. So blieben die Häuser nicht nur erhalten, sondern stehen vor allem für die Stadtbevölkerung und Touristen als Anschauungsmaterial bereit. Dank einem kleinen See in der Nähe konnte man sogar ganze Fischerhäuser an “originalen” Plätzen errichten.
Da nicht überall ein Flüsschen zur Verfügung stand, steht ein Großteil der Wasserräder heute auf dem Trockenen. Dennoch erhält der Besucher einen guten Eindruck über die Energiegewinnung in früheren Zeiten: Was nicht per Wasserkraft angetrieben werden konnte, musste entweder mit Windmühlen oder eben mit Tieren angetrieben werden.
Conny und ich hatten uns für den Besuch des Museums entschieden, um bewusst die Städtereise ein wenig zu entschleunigen. Gerade für Fotos war das Museum ein absoluter Glücksgriff, da der Betreiber definitiv nicht an Flora und Fauna gespart hatte. So konnten wir das eine oder andere wirklich schöne – und für einen Städtetrip völlig untypische – Motiv ablichten.
Die größten Ausstellungsstücke sind direkt am Ausgang zu finden. Hier scheute man nicht davor zurück ganze Bauernhöfe und riesige Holzkirchen zu konservieren. Auf jeden Fall bekommt das Museum von mir eine ganz klare Empfehlung als Ausflugsziel für eine Reise nach Bukarest.
Vielleicht ist es gerade für diejenigen interessant, die die Stadt schon von vorherigen Besuchen gut kennen.
Altstadt von Bukarest
Im Anschluss an unseren Ausflug in das Museum, statteten wir noch der Altstadt von Bukarest einen Besuch ab. Der Teil, der den Abriss und die Neugestaltung durch das Ceaușescu-Regime am besten überlebt hat, ist das Lipscani-Viertel.
Das Viertel liegt nördlich des Bulevardul Unirii und ist fußläufig wunderbar zu erkunden. Interessante Bauwerke sind zum Beispiel die Biserica Sfântul Anton, direkt am gleichnamigen Platz.
Leider bekommt die Altstadt von Bukarest von mir eher mittelmäßige Noten, obwohl sie laut Reiseführer besonders für ihre Nachtleben berühmt sein soll. Dies bedeutet aber auch, dass sich Bar an Restaurant mit gleißender Leuchtreklame aneinander reiht und so den Charme des Alten beeinträchtigt. Vor allem aber wird das Lipscani-Viertel mittlerweile auch von westlichen Einheitsbrei à la H&M überflutet. Kurzum: Die wirklich fotogenen Ecken musste ich doch mit der Lupe suchen.
Damit endet dann auch schon der letzte komplette Tag unseres Bukarest-Trips. Entspannt schlenderten wir zurück zum Hotel, wo wir noch kurz dem Colțea Hospital einen Besuch abstatteten. Dieses Gebäude beherbergt die erste Medizinschule von Bukarest.
In alter Frische lesen wir uns dann am letzten Tag wieder zum Rückflug mit Blue Air nach Stuttgart.
Vielen Dank an Blue Air und das Sheraton Bukarest für die Unterstützung bei dieser Städtereise in die Hauptstadt von Rumänien
Hi,habe die Seite gerade zufällig entdeckt und fand sie sehr gut gemacht.
Ich wollte nur mal anmerken das Lipsca der alte rumänische Name für Leipzig ist.
Danke für das Lob und die Aufklärung in Sachen Lipsca! Hast du dir schon mein Video über Bukarest bei YouTube angeschaut (links in der Sidebar)?
Viele Grüße
Phil
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