Reisebericht Dublin Tag 2 – Trinity College, Grafton Street, St. Stephen’s Green, Fusilier’s Arch, St. Patricks Cathedral, Christ Church Cathedral, Sean O’Casey Bridge, Samuel Beckett Bridge, Custom House & Ha’Penny Bridge
Nach den vielen Pauschalreisen, die wir in letzter Zeit unternommen hatten, waren Conny und ich wieder so richtig im Trott der guten alten Billigflieger-Städtetrips angekommen. An einem Tag fliegt man hin und akklimatisiert sich ein wenig, während der nächste Tag voll und ganz dem Sightseeing gewidmet wird. Das Ausschlafen war somit beschlossene Sache. Schon alleine deswegen, weil wir die passenden irisch/englischen Stromadapter nicht dabei hatten und den Akku unserer iPhones nicht unnötig mit der Weckerfunktion belasten wollten.
Erster Stopp des Tages: Das Trinity College.
Zwar hatten wir dieses Gebäude gestern eigentlich schon abgefrühstückt. Allerdings waren wir zu diesem Zeitpunkt nicht nur für Sightseeing viel zu dick angezogen und zu schwer beladen gewesen, sondern auch ein weiteres Manko ließ mich diesen Platz links liegen lassen: Die Sonne schien von der falschen Seite. Ja, bei solchen Details bin ich schwer pingelig. Und so freute ich mich ganz speziell auf die morgendliche interstellare Beleuchtung, die den Parliament Square des College wunderbar in Szene setzte.
Richtig großes Glück hatten wir, als ich eine Putzkollonne vor der offenen Tür der Examination Hall erspähte. Schnellen Schrittes mischte ich mich dazu und konnte ein Foto vom Interieur schießen. Alle Achtung, hier darf standesgemäß gepaukt werden.
Natürlich rennt einer solchen Einrichtung ihr Ruf voraus, so dass es niemanden wundern dürfte, dass das Trinity College zu den besten 50 Bildungseinrichtungen der Welt gehört. Zwar las ich erst kürzlich in einem Zeitungsbericht, dass es zwischen Lehrern und Schülern weit lockerer als in beispielsweise Cambridge zugehen soll. Beim Rasen, wie hier am Library Square, bleibt man hingegen strikt englisch. Hier wird wahrscheinlich täglich mit der Nagelschere getrimmt. Betreten ist natürlich strengstens untersagt.
Ich weiß zwar nicht, wie ihr dazu steht. Aber die Pub-Mentalität in Dublin ist aus meiner Sicht einfach großartig. Schänken sind in der Innenstadt allgegenwärtig und wirken mit ihren Fässern vor der Tür teilweise wie extra errichtete Touristenattraktionen.
Generell wirkt die Bausubstanz der Innenstadt unglaublich original, was sicher auch mit der relativ neutralen Position von Irland im Zweiten Weltkrieg zu erklären ist.
Einzig und allein um einen Bombenangriff der Deutschen auf Dublin im Jahr 1941 ranken sich heute mehrere Mythen, gerade weil sich die Schäden für damalige Verhältnisse in Grenzen hielten. Die Deutschen argumentierten später, dass sich unerfahrene Piloten verflogen hätten und überwiesen eine ganze Stange Geld als „Entschuldigung“. Später gab es auch Stimmen, die die Angriffe den Briten in die Schuhe schoben, um einen Kriegseintritt Irlands zu provozieren.
Schwenken wir von der Geschichte wieder zurück ins heutige Dublin. Wie in jeder Großstadt steht auch Shopping ganz oben auf der Liste von Einheimischen und Touristen, so dass ich euch nun die Haupteinkaufsstraße der Stadt zeigen möchte. Die Zeiten der individuellen Läden auf der Grafton Street sind zwar auch schon lange gezählt. Conny fand dennoch zwischen McDonald’s und H&M diverse Klamottenläden, die es bei uns zu Hause wohl nicht gibt. Mehr dazu wird sie sicher auf ihrem Blog Fashionvictress.com erzählen.
Wem nebeneinander aufgereihte Läden nicht reichen, darf auch gerne im St. Stephen’s Green Shopping Centre sein Glück auf mehreren Etagen versuchen. Zur Zeit ihrer Errichtung war die Mall das größte Einkaufszentrum Irlands.
Perfekt zum Namen der Mall passend, befinde sich der Park St. Stephen’s Green direkt daneben. Als grüne Lunge der Stadt würde ich zwar eher den etwas weiter entfernt liegenden Phoenix Park mit 8km² Fläche bezeichnen. St. Stephen’s Green liegt aber wesentlich näher an der Altstadt. Und trotz seiner Größe von “nur” 89000 m² kommt hier auch nicht wirklich Platzangst auf.
Von der Mall bzw. der Grafton Street kommend, betritt man den Park durch den Fusilier’s Arch aus dem Jahre 1907, der an die gefallenen Soldaten der Royal Dublin Fusiliers erinnert, die während des Burenkrieges gefallen sind.
Da die Errichtung dieses Bogens gerade in eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Irland fiel, hielt die Bevölkerung damals nicht von Denkmälern an vergangene imperialistische Schlachten. Deswegen besitzt das Bauwerk auch heute den Spitznamen Traitor’s Gate.
Völlig unpolitisch war dieses Schwanenpaar, die mehrere Baby-Schwäne im Schlepptau hatten. Klar, dass hier sofort gestoppt wurde und das lange Objektiv ausgepackt werden musste.
Nach der Enten-Fotografiersession in Zürich folgte jetzt Part 2 mit Schwänen.
Die Zeit rannte nur so vor uns davon, so dass wir quasi dazu gezwungen wurden uns ein schnelleres Verkehrsmittel zu besorgen. Zwar besitzt Dublin mittlerweile auch ein öffentliches Fahrradverleihsystem nach dem Vorbild der Velib’-Stationen in Paris. Wir entschieden uns aber für ein Fahrzeug mit mehr PS und enterten zum ersten Mal einen Hop-on/Hop-off-Bus. Premiere!
In alter Tradition fuhren wir zuerst zum weit entferntesten Ziel für den heutigen Tag: Der St. Patricks Cathedral. In völlig geistiger Umnachtung standen wir auf einmal mitten während des Fotografierens in einer russischen Reisegruppe und wurden vom weiblichen Guide in Domina-Manier in die Kirche gescheucht. Wir verstanden zwar kein Wort von dem, was sie uns erzählte. Aber braves Nicken und Fotografieren half, sie milde zu stimmen.
Still und leise separierten wir uns wieder von der Gruppe, um die Kathedrale von außen zu bestaunen. Das Gotteshaus steht in Mitten des St. Patrick’s Park, der bei diesen Temperaturen nur zu gerne als Picknick-Wiese bemühte wurde.
Nächster Stopp auf der Liste war die Christ Church Cathedral, die man im nächsten Bild auf der rechten Seite sieht. Das linke Gebäude trägt den Namen Dublinia und beherbergt die gleichnamige Ausstellung über die Geschichte der Stadt und vor allem das mittelalterliche Dublin.
Interessanterweise steht die Kirche an einer Stelle, an der bereits im Jahre 1038 die Wikinger eine hölzerne Kirche gebaut hatten. Die erste Kirche aus Steinen in etwa der gleichen Form wurde 1172 in Auftrag gegeben und 1240 fertig gestellt. Leider ist durch die ungenaue Dokumentation einer umfangreichen Sanierung gegen Ende des 19. Jahrhundert nicht mehr genau nachweisbar, welche Steine nun aus dem Mittelalter und welche aus der Neuzeit stammen.
Für den Abend planten wir noch eine kleine Tour am Wasser entlang. Ich hatte im Vorhinein wunderbare Fotos vom Sonnenuntergang an der Liffey gesehen, so dass ich unbedingt die zahlreichen Brücken über die Liffey in einer ähnlichen Stimmung ablichten wollte. Wir schlenderten also hinaus in Richtung Meer zu den Docks von Dublin, in denen die europäischen Vertretungen von Google, Microsoft oder Apple ihren Sitz haben. Niedrige Steuern können ja so verdammt attraktiv sein.
Die Sonne wanderte langsam nach unten, so dass wir die Sean O’Casey Bridge noch relativ unspektakulär vorfanden. Diese Fußgängerbrücke wurde 2005 erbaut und nach dem irischen Dramatiker und politischem Aktivist benannt.
Während man die O’Casey-Brücke in zwei Teilen zur Seite schwenken kann, um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen ist die wesentlich spektakuläre Samuel Beckett Bridge in einem Teil dreh- bzw schwenkbar. Gut zu erkennen ist die preisgekrönte Harfenform und das mächtige asymmetrische Drehlager.
Wir blieben dort einige Zeit, doch leider wollte partout kein Schiff durchfahren und ein Verschwenken der Brücke auslösen. Immerhin die Sonne tat mir einen Gefallen und platzierte sich direkt hinter der Brücke.
Yeah, genau dieses Motiv wollte ich haben!
Auf dem Rückweg zum Hotel stolpern wir fast zufällig an diesem klassizistischen Bauwerk vorbei. Das Custom House war früher einmal die Zollbehörde des Dubliner Hafens. Heute sitzen dort die Bürohengste der Abteilung für Umgebung, Erbe und der Kommunalverwaltung. Eher langweilige Funktionen, aber ein cooles Bild mit der Liffey als Fotopfütze.
Die letzten Minuten Tageslicht brachen an und für mich war klar, wo ich den Abend verbringen wollte. Ich musste zurück zu meiner Brücke. Während die Sonne langsam unterging knipste ich einfach weiter Fotos von der Ha’Penny Bridge. Genau so muss man den letzten Tag in Dublin genießen.
Falls ihr noch Lust auf ein paar mehr Fotos habt, schaut euch doch mal die Impressionen vom Reiseblog liebhaberreisen.de an!
Mensch Kerle, das sind wieder großartige Eidrücke, fantastische Bilder und richtig gut recherchierte historische Hintergründe. Wie bereitest Du Dich auf eine solche Reise vor? Denn Du kümmerst Du Dich ja noch um die interstellare Beleuchtung. (Ich gestehe, mit den Begriff “interstellare Beleuchtung” kann ich eigentlich nichts anfangen. Interpretiere ich es richtig, wenn ich davon ausgehe, dass Du den Zeitpunkt Deines Besuches davon abhängig machst, wann die Sonne das Gebäude so anscheint, dass es am Besten beleuchtet ist?) Welche Literatur hast Du denn zur Vorbereitung Deines Besuches in Dublin benutzt? Wie lange hast Du Dich auf diese Reise vorbereitet? Herzlichen Dank, war ein Vergnügen.
@Dad: Absolut richtig. Ich plane den Besuch (bzw. das Fotografieren) nach dem Sonnenstand und somit nach der Uhrzeit. Hört sich zwar ein bisschen kompliziert an, ist aber fast genau so leicht wie normales Sightseeing. Der einzige Unterschied liegt quasi in der Reihenfolge, in der man die Orte ansteuert.
Vorbereiten tue ich mich eigentlich nur mit Reiseblogs und der Wikipedia.
Lg Phil
Ok, jetzt ist es für mich klar: Dublin ist eine Reise wert :-)
Danke für den schönen Bericht.
@maTTes: Yeah! Ich würde sagen: Mission Accomplished ;)
Ich hätte aber auch selber nie gedacht, dass Dublin so fotogen ist. Wir hatten aber auch ein riesen Glück mit dem Wetter.
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Ok, scheint auf jeden Fall auch mal für einen Wochenendtrip geeignet zu sein. Drei Tage müssten reichen für gemütliches Sightseeing oder? Ihr hattet traumhaftes Wetter! Seid ihr im Juni dort gewesen?? LG Ramona
@Ramona: Für ein Wochenende ist Dublin definitiv geeignet. Die Stadt ist auf jeden Fall überschaubar und nicht so riesig wie andere. Beim Wetter hatten wir aber wirklich den absoluten Jackpot gewonnen.
LG Phil