Reisebericht Kaiserwinkl Tag 3 – Ballonfahrt bei Sonnenaufgang von Walchsee im Kaiserwinkl nach Achenmühle in Bayern
Völlig orientierungslos stieg ich aus meinem Bett und fand in meinem iPhone die Ursache für ein ohrenbetäubende Gebimmel. Nein, ich bin wirklich der Meinung, dass die Uhrzeit “04:50” ein Anblick ist, der jedem erspart bleiben sollte. Immer noch völlig ferngesteuert torkelte ich die Lobby und bestieg den VW Multivan, der uns zum Abfahrtsort unseres Ballons bringen würde.
Ganz langsam erledigte die frische Morgenluft und der wunderschöne Himmel das, wozu normalerweise nur eine Tasse Kaffee in der Lage ist: Meine Sinne entglitten dem Land der Träume und nahmen auf einmal diese absolut unglaublichen Rottöne des Himmels wahr. Ganz plötzlich war auch mein Mund wieder in der Lage einfache Wörter verständlich zu formen: “Wow …”
Schlagartig wurde mir klar, weswegen unsere beiden Ballonpiloten und ihre Helfer ausgerechnet einen abgelegenen Golfplatz als Startplatz ausgewählt hatten. Mit lautem Geknatter erwachten zwei riesige Ventilatoren zum Leben, die die Hüllen der Ballone füllten. Kurz danach zündeten die ersten Propangas-Brenner und pumpten die so dringend notwendige heiße Luft in unsere Gefährte. Es verging nicht einmal eine halbe Stunde bis wir startklar in die Körbe kletterten.
Insgesamt waren wir mit zwei Ballons unterwegs. Und ich saß definitiv im Richtigen: Während meine Gruppe in einen langweilig-roten “Lotto Bayern”-Ballon fuhr, schwebte die zweite Mannschaft im offiziellen Kaiserwinkl-Ballon und lieferte mir ein 1A-Fotomotiv. Besonders klasse wurde es als unser Co-Ballon zur Überquerung des Walchsees ansetzte. Meinen rechten Zeigefinger bekam ich in diesem Moment gar nicht mehr vom Auslöser runter. Und so schoss ich wahrscheinlich das Bild des gesamten Urlaubs.
Die Wetterlage könnte nicht besser sein. Während es an den Tagen zuvor noch den Anschein hatte, als würden düstere Wolkenteppiche die komplette Region einhüllen, schien der typische Fön-Wind uns an diesem Morgen den Arsch zu retten. Mit seiner warmen Luft riss er ein richtiges Loch in eine Regenfront und bescherte uns ein wunderbares Panorama.
Bei aller Erfahrung unseres Piloten, der seit 1988 unfallfrei Ballone in ganz Deutschland umher schwirren lässt, waren wir dennoch den Naturgewalten vollkommen ausgeliefert. Zwar standen uns mit insgesamt vier Propangas-Tanks und den kraftvollen Brennern zwei effektive Regler zur Verfügung, mit denen wir sowohl die Flughöhe als auch auch den Geräuschpegel innerhalb des Korbes fast stufenlos einstellen können. Die Richtung bestimmte allerdings der Wind. Und diesen kann man einfach nicht beeinflussen. An diesem Morgen ging es für uns nach Norden, wo wir nach etwa 20 Minuten die deutsche Grenze überflogen und ich somit live aus dem Ballon twittern konnte.
Als besonderes Highlight tauchte auf einmal hinter einem Berg der Chiemsee mit seiner typischen Form auf. Selbst Herren- und Frauenchiemsee waren gut im leicht rötlich schimmernden Wasser zu erkennen.
Insgesamt hatten wir bereits mehr als 50% unseres Gasvorrates in heiße Luft umgewandelt als unser Pilot langsam aber sicher zur Landung ansetzen. Die Winde am Boden erwischten uns allerdings eiskalt und schoben uns auf der Höhe von Achenmühle ganze zweimal in niedriger Höhe über die A8. Eine Landung an dieser Stelle sollte tunlichst vermieden werden.
Doch auch hier blieb unser Pilot cool wie ein Pokerspieler und verwarf sogar mögliche, aber eher unbequeme Landeplätze.
– Mitten in einem Feld mit Gülle?
– In Notfall ja, aber nicht heute.
– Ein Parkplatz für Baumaschinen?
– Der Platz würde reichen, aber die Landung würde auf Gras einfach weicher werden.
Eine Wiese hinter einem Bauernhaus erfüllte schließlich die harten Kriterien unseres Baron de Montgolfier und wurde so zum Ort unseres ersten bayrischen Bodenkontaktes an diesem Tag.
Der Abbau des Ballons ging gefühlt ungefähr dreimal so schnell wie der Aufbau. Im Windeseile war die Hülle luftleer und zusammengepackt und selbst der Korb verschwand mit vereinten Kräften nach nur wenigen Minuten im Anhänger der Bergungsteams. Ich persönlich hatte überhaupt nichts gegen einen schnellen Rückmarsch mit dem Auto, denn mittlerweile war auch mein Bauch aus dem Tiefschlaf erwacht und gab mir zu verstehen, dass er einen Ausfall des Frühstücks niemals tolerieren würde.
Um etwa 08:00 Uhr konnte ich meinen Magen dann mit einem Frühstücksbuffet direkt am Walchsee milde stimmen.
Ist diese Kulisse nicht absolut malerisch?
Ein Glück war selbst jetzt vom gemeldeten Mistwetter keine Spur auszumachen. Erstaunlich, wie sehr der von manchen verhasste Fönwind einen Urlaub retten kann. Mehr davon.
Gut gestärkt ergab sich für mich noch eine wunderbare Möglichkeit den brandneuen Opel Cascada auszuprobieren. Der Wagen erinnerte mich wirklich schwer daran, wie schmerzlich ich mein altes Cabrio bei einem solchen Kaiserwetter vermisse. Oben ohne ging’s dann noch ins Wandergebiet Hoch Kössen.
Im Winter handelt es sich bei dem Wandergebiet natürlich um ein Skigebiet mit insgesamt elf Liften. Eine Gondelbahn, drei Sessellifte und sieben kleine Schlepplifte machen relativ klar, wieso dieses Gebiet auch unter dem Namen Action Hill bekannt ist. In den warmen Jahreszeit ist natürlich nur die Gondelbahn in Betrieb.
Mit der 4er-Kabine ging es von der Talstation zur Bärenhütte, die auf 1500m liegt. An der Stelle, an der sich im Winter die Alpinisten auf Skiern ins Tal stürzen, befanden sich nun die Paraglider auf der Suche nach dem besten Wind. Ein Gleitschirmpilot nach dem anderen rannte den Abhang herunter, bis sich die Schirme aufblähten und der Flug ins Tal in Richtung Kössen begann.
Viel zu schnell floss die Zeit durch meine Finger und der Zeitpunkt der Abreise rückte immer näher. Gerne wäre ich noch ein paar Tage geblieben, aber meine nächste Reise winkte mir schon entgegen. Mit jeder Menge toller Erinnerungen packte ich meine Koffer und düste wieder nach Hause. Denn bereits am nächsten Morgen wartete meine Fahrt nach Zürich auf mich.
Danke an den Tourismusverband Kaiserwinkl, der mich bei der Recherche unterstützt hat!
WOW! Das sind ja Hammer Fotos! Vielleicht der einzige Grund um diese Uhrzeit auf einen heißen Kafee zu verzichten. ;-) Man denkt, so ist mir aufgefallen, ja auch gar nicht so darüber nach, dass man einen zweiten Ballon braucht um ein Foto von einem Ballon in dieser Höhe machen zu können.
Und mit Ballon wirkt es einach noch wahnsinniger.
Das scheint eine tolle Tour gewesen zu sein und ich habe sehr gelacht beim Güllefeld. :-) die sind bestmmt bestimmt einiges gewohnt. die Ballonfahrer….
Vielen dank für die Unerhaltung!
@Heike: Hey, Danke dir für’s Loben. Aber ich hatte ja selbst Glück, dass ich ausgerechnet den fotogeneren Ballon vor der Linse hatte und das Licht zufällig auch noch einigermaßen richtig stand.
… den fehlenden Kaffee habe ich trotzdem noch sehr schmerzlich in Erinnerung. Hier brauche ich unbedingt ein Notfall-Instant-Coffee in der Kameratasche.
Einfach herrlich, tolle Fotos und ein Erlebnis ,bei dem es mir zwar bis in die Füsse zieht– soooo hoch- aber ein Erlebnis, das Du nie vergessen wirst. einfach toll!!!! liebe Grüsse Deine MOM
Ganz tolle Eindrücke, da wäre ich gerne mitgefahren. So ein Sonnenaufgang in dieser Kulisse. Fantastische Bilder. Dieses Panorama, was ist das für ein toller Planet.
Ich finde, dass Dir das Bild am See mit dem Zahmen Kaiser im Hintergrund, der sich wiederum im Wasser spiegelt, ist Dir besonders gut gelungen. Das Bild stahlt ganz große Ruhe und gelassene Souveränität aus.
Danke Dir, das hast Du sehr gut gemacht.
@Dad: Ja, das Motiv hatte ich schon zwei Tage vorher entdeckt. Leider war das Wasser viel zu unruhig, so dass die Spiegelung nicht richtig zur Geltung kam. Am letzten Tag hat’s dann endlich geklappt und der Walchsee bot mir die perfekte Fotopfütze.
Hallo Phil,
die Bilder sind wirklich beeindruckend. Mit der Reiseplanung und dem Wetter hattest du ein glückliches Händchen.
Freue mich schon auf deinen Lifebericht.
Viele Grüße
@Steffen: Klaro! Life kann ich die Erlebnisse noch viel besser präsentieren ^^ Ich freu’ mich auch schon.
PS: Beim Wetter hatte ich einfach nur Glück. Oder noch etwas Rest-Karma aus Nizza.
Wow, ich bin platt. Die Fotos sind der Hammer! Großartigst!!!! Zum Glück hat’s noch geklappt mit der Ballonfahrt. <3
Liebe Grüße
Ulli
@Ulli: Danke dir! Ich hatte aber auch ein verdammtes Glück. Das mit dem Wetter hätte auch ganz schön in die Hose gehen können!
Wundervolle Fotos, Wetter passte … was will man mehr. Sehr beeindruckend.
Grüsse Daniela
@Dani: Genau so ist es. Man braucht gar nicht viel um glücklich zu sein!
Schöner Bericht, da bekommt man echt lust auch in die Luft zu steigen. Wie wird denn das Team wiedergefunden? Per GPS fährt der Bus hinter dem Ballon hinterher? Was macht man, wenn man nicht in die Windrichtung fliegen will? Nix? ;)
@Sebastian: Das Auto wird vom Piloten per Funk geführt. Allerdings haben die den Ballon auch immer im Auge. So schnell ist der ja nicht.
Die Flugrichtung kannst du theoretisch minimalst noch über die Höhe regeln, da die Winde nicht in allen Höhen in die gleiche Richtung wehen. Aber 100% Kontrolle hast du niemals ;)
Tolle Fotos, Phil!
Mach ich auch noch – die Ballonfahrt, meine ich. Vielleicht auch ähnliche Fotos ;)
Wobei ich mich etwas wundere, seit wann kombiniert man Autotestfahrten mit Tourismusveranstaltungen? Aber das Cascada gefällt mir, hat was vom Tigra (und so einen hatte ich mal *schluchz*)
Ok, dann check ich mal mehr Bilder und Texte … scheint ja einiges zu geben hier!
LG Claudi
Tolle Bilder, geiles Erlebnis! Eine Ballonfahrt steht auch noch auf meiner Wunschliste.
LG Christina
@Christina: Ich kann’s dir echt nur empfehlen. Auch wenn ich dir unbedingt raten würde, ausgeschlafen in den Ballon zu steigen. Zwischendurch habe ich mir doch die Situation ausgemalt, wie ich im Sekundenschlaf mit der Kamera voraus aus dem Korb kippe.
Pingback: Reisebericht Kaiserwinkl: Ein verlängertes Wochenende am Walchsee in Österreich /// killerwal.com | Der Reiseblog für den günstigen Urlaub
Wow, habe schon davon geträumt eine Ballonfahrt zu machen und deine Bilder schmälern keineswegs dieses Verlangen. Wirklich tolle Bilder. Das muss ja wirklich ein super Ausflug gewesen sein. Und dann noch mit so einer Landschaft. Ich liebe ja die Berge :) Im Winter muss das erst toll sein.
Erinnert mich irgend wie ans Ski Kappl, hab dort auch schon viele schöne Stunden verbracht.
Lg, Peter