Reisebericht Marrakesch #2 – Souks, Koutoubia-Moschee & Djemaa el Fna
Neugierig auf meine gesamte Reise nach Marrakesch? Hier geht’s zum Film über die Reise: Reisevideo Marrakesch
Der erste Morgen in Marrakesch brach für uns an. Höchste Zeit unser Hotel Riad Armelle etwas näher kennenzulernen. Wie bereits erwähnt, hatten wir uns in bester Tradition nur für das Paket „Übernachtung & Frühstück“ entschieden. Da Conny bereits vor der Reise eine lange Liste mit potentiellen Restaurants in Marrakesch angefertigt hatte, stellte das fehlende Abendessen im Hotel überhaupt kein Problem dar.
Und so spazierten wir nach dem Ausschlafen in unserem stilechten Zimmer erst einmal in den großzügigen Innenhof zum ausgiebigen Frühstück.
Auf eine Besonderheit sollten sich Besucher des Riad Armelle definitiv gefasst machen: Ein Buffet sucht man hier vergeblich. Stattdessen wird man im kleinen Rahmen persönlich bekocht. Für jeden von uns gab es stets ein Spiegelei, einen kleinen Brotkorb und eine übersichtliche Auswahl an Brotaufstrichen.
Also Vorsicht: Wer auf opulente Frühstücksbuffets steht und es genießt sich auf Reisen stundenlang durch die Auswahl zu probieren, könnte in diesem Hotel enttäuscht werden. Der Vollständigkeit halber sei aber darauf hingewiesen, dass man jederzeit einen Nachschlag erfragen konnte.
Damit wir uns ganz vorsichtig an Marrakesch heran pirschen konnten, huschten wir nach dem Frühstück die Treppe unseres Hotels nach oben hinauf zur riesigen Dachterrasse.
Um diese großzügigen Areale, die sich auf gefühlt allen Häusern der Altstadt befinden, richtig einordnen zu können, ist ein kleiner Exkurs in die Geschichte des marokkanischen Städtebaus notwendig. Da die meisten Häuser in der Innenstadt von Marrakesch in einem wahnwitzigen Labyrinth aus winzigen Gassen gebaut wurden, blieben die Außenfenster meist auf der Strecke. Um diesen Mangel an potentieller Frischluft zu kompensieren, griff man zum einem zum Bau von Innenhöfen in der Mitte des Gebäudes und zum anderen zu besagten Dachterrassen als Balkonersatz.
Dass Dachterrassen nicht gleich Dachterrassen ist, kann man an den folgenden Bildern gut erkennen. Während manche Häuser diesen Platz maximal zum Aufstellen von Wäscheleinen oder der notwendigen Satellitenschüssel nutzen, wählte unser Hotel den deutlich stilvolleren Weg. Mit einer wirklich hübschen Einrichtung hat das Riad Armelle auf dem Dach eine kleine Oase der Ruhe gebaut, auf der es sich wirklich sehr gut chillen lies.
Wer bei der Hotelwahl noch ein wenig tiefer in die Tasche greifen möchte, kann sich auch ein Riad mit Pool auf dem Dach buchen. Da wir für unsere Spa-Aufenthalte aber schon ein anderes Hotel auserkoren hatten, konnten wir sehr gut mit dem Manko des fehlenden Schwimmbades leben. Dazu aber mehr in einem der folgenden Reiseberichte.
Als besonders genial stellte sich aber der Blick von unserem Dach in Richtung Süd-Osten heraus. Hier sah man bereits sehr gut die naheliegenden Berge, denn gerade einmal 80 Kilometer ist Marrakesch mit dem Auto von den ersten Ausläufern des Hohen Atlas entfernt. Kein Wunder also, dass selbst ein leicht diesiger Himmel ausreichte, um die mächtige Bergkette zu sehen.
Ich könnte an dieser Stelle behaupten, dass ich dieses Hotel nur wegen des wirklich umwerfenden Fotomotivs vom Atlasgebirge zusammen mit der Koutoubia-Moschee ausgewählt hatte. Stimmen würde es aber definitiv nicht. Ich war ja selbst völlig perplex, als mir dieses geniale Motiv vor die Linse lief.
In den Souks von Marrakesch
Nachdem wir den Ausblick von unserer Dachterrasse genossen hatten, war es nun aber allerhöchste Eisenbahn, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Bereits am Vortag hatten wir gemerkt, dass durch die Innenstadtlage unseres Hotels ein einziger Fuß vor der Haustür ausreichte, um in die Souks von Marrakesch einzutauchen.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle etwas präziser werden: In der gesamten Innenstadt reicht der besagte Fuß vor der Tür. Denn eigentlich existiert im Kern von Marrakesch keine einzige Straße oder Gasse, die die Bezeichnung „Souk“ nicht verdient hätte.
Mit der Kamera nur schwer einfangbar, dafür in natura atemberaubend: Das Licht in besagten Gassen.
Durch die provisorischen Abdeckungen der engen Gassen mit rostigen Stahlblechen fängt sich der Dampf der allgegenwärtigen Garküchen in den Straßen. Das spärliche Sonnenlicht sucht sich dennoch durch jede Ritze und jeden Spalt seinen Weg nach unten und erzeugt dabei herrliche Lichtstrahlen.
Ich neige ja sonst dazu, in meinen Blogposts die Eindrücke möglichst sachlich zu schildern – an dieser Stelle muss ich aber eine Ausnahme machen. Ich traue mich jetzt einfach mal, das Wort „magisch“ in den Mund zu nehmen. Immerhin sind mir solche Eindrücke tatsächlich noch in keiner anderen Stadt über den Weg gelaufen.
Um vielleicht vom Thema „Magie“ noch einmal die Kurve in Richtung Realität zu kratzen, möchte ich an dieser Stelle noch kurz den gemeinen Touristen mit Kamera warnen. Dass man als Reisender in diesen Souks gemeinhin als wandelnder Dirhamschein gesehen wird, ist soweit bekannter Standard und alles anderes als magisch.
Dass meine Kamera allerdings das sonst so geschäftstüchtige Volk der Händler äußerst nervös machen könnte, hat mich jedoch selbst überrascht. Auf dieser Reise verstummten die lauten und manchmal auch penetranten Rufe der Marktschreier sofort, wenn ich nur zum Foto oder zum Video ansetzte. Meistens wurde ich sogar nach kurzer Zeit als Belästigung angesehen, der die kaufkräftige Kundschaft vertreiben könnte. Noch etwas heftiger wurde die Situation, sobald ich mein Stativ auspackte. Hier ging es sogar soweit, dass die Kaufleute die Polizei verständigen wollten. Ganz schlau bin ich aus diesem Verhalten nicht geworden.
Bei aller Hektik in den Straßen: Wer sich als Tourist nicht aus der Ruhe bringen lässt, der kann in den Souks von Marrakesch jede Menge Spaß zu haben. Vor etwas ruppigen Motorradgangs braucht man ebenfalls keine Angst haben. Besonders in den Abendstunden quetschen sich gefühlt tausende von Rollern durch die engen Gassen. Hier muss man einfach die nötige Ruhe bewahren.
Als harter Kontrast zu den knatternden Feuerstühlen sind Eselfuhrwerke in der Innenstadt von Marrakesch häufig anzutreffen. Wenn man genau hinschaut, lässt die Bereifung der angehängten Karren meist darauf schließen, dass hier die Achsen von verunfallten Autos wiederverwertet wurden. Im Falle der folgenden Fotos würde ich auf einen Renault R3/R4 als Spender tippen.
Da wir die Koutoubia-Moschee bereits von der Dachterrasse aus bewundert hatten, wollten wir diese auch als erste Sehenswürdigkeit auf unserer Marrakesch-Reise besuchen. Nach einem kurzen Fußmarsch durch die Innenstadt standen wir prompt vor der größten Moschee von Marrakesch.
Mit ihrer Vollendung im 12. Jahrhundert darf sich die Koutoubia-Moschee nicht nur zu den ältesten Moscheen Marokkos zählen: Mit ihrem markanten Aussehen gilt sie auch als Wahrzeichen des ganzen Landes.
Die Koutoubia-Moschee in Marrakesch
Der Name der Moschee stammt von einem Buchhändler-Souk, der sich ganz in der Nähe der Moschee befand. Der besondere Bekanntheitsgrad der Moschee rührt neben dem Alter vom eher ungewöhnlichen Minarett, welches mit einem goldenen Kugelstab an der Spitze gekrönt wird. Dessen genaue Bedeutung ist heute leider nicht mehr bekannt.
Sehr wohl bekannt ist aber, dass der seitliche Galgen zumindest in den letzten Jahrhunderten nicht im Sinne einer Tötungsmaschine genutzt wurde, sondern eher ein reines Symbol ist. Hier wird vor dem Freitagsgebet oder an religiösen Feiertagen stets die grüne Fahne des Propheten gehisst.
Kurios ist die innere Ausstattung des Minaretts selber. Statt einem Treppenhaus befindet sich im Inneren eine spiralförmige Rampe, so dass die Spitze des Turmes bequem mit dem Pferd erreicht werden kann. Vor dem Einsatz einer Lautsprecheranlage ritt hier der Muezzin stets zu seiner Arbeit.
So kurios dies Idee des barrierefreien Aufstieges auf einen Turm auch wirkt, sie ist Conny und mir in Marokko nicht das erste Mal über den Weg gelaufen. Bereits in Kopenhagen bestaunten wir 2010 den Rundetårn, welcher ebenfalls eine solche Rampe im Inneren besitzt.
Bei Tag auf dem Djemaa el Fna
Bevor ich nun diesen ersten Teil der Berichterstattung über den Beginn unseres Urlaubs in Marrakesch enden lasse, möchte ich euch noch auf den Djemaa el Fna mitnehmen. Man möchte meinen, dass ein Reisebericht ohne diesen berühmten „Platz der Toten“ nicht komplett sein könnte.
Ich lasse einmal die folgenden Bilder sprechen, um eindrucksvoll das Gegenteil zu beweisen. Man könnte auch sagen: Wer sich einmal richtig langweilen möchte, der sollte diesen Platz am Tag besuchen. Bei Sonnenschein könnte man hier wirklich von einer Enttäuschung sprechen.
Was wurden Conny und ich im Vorhinein vor diesem Moloch gewarnt! Der Platz wäre der für den gemeinen Touristen der absolute Overkill, da hunderte von Händler gleichzeitig auf einem los stürmen würde: Schlangenbeschwörer, Musiker und Maler von Henna-Tattoos würden angeblich sofort jeden Urlauber belagern.
Am Tag kann ich dieses Vorurteil definitiv widerlegen, da die meistens der Stände erst nach Einbruch der Dunkelheit aufgebaut werden. Angesichts der gähnenden Leere auf den folgenden Fotos hatte ich mir sogar erlaubt, in meinem Reisevideo von einem Parkplatz zu sprechen. Wer würde vermuten, dass genau hier abends der Bär in Marrakesch steppt? Aber keine Sorge: Natürlich haben wir den Platz auch noch nach Anbruch der Nacht besucht.
Mit dem obligatorischen Blick zur Koutoubia-Moschee lasse ich damit diesen Bericht enden. Bevor es dann zu den Nachtfotos vom Djeema el Fna geht, schauen wir definitiv noch bei ein paar Sehenswürdigkeiten vorbei. Schließlich würde ich mich doch richtig freuen, wenn ich ein paar von euch zu einer Städtereise nach Marrakesch animieren könnte.
Bis zum nächsten Beitrag.
Wow, was für Bilder.
Das mit der “Phobie” gegen Kameras habe ich auch schon gehört.
Ein Bekannter hat mir erzählt, daß die Händler selbst auf eine Go Pro Hero allergisch reagieren. Er selbst war vor einiger Zeit mit einem
marokkanischen Arbeitskollegen in Marrakesch.
Auch in Sachen Taxi soll es dort auch noch alte Modelle der W 123 und 124 er Serie geben.
LG Stefan