Reisebericht Sardinien Tag 2 –Porto Cervo & der nächste Teil der Strandjagd bei Cala Granu, Golfo Pevero, Romazzino & Cala Petra Ruja
Der nächste Morgen begrüßte uns mit Sonnenschein und Meerblick. Denn tatsächlich hatten wir trotz des echt günstigen Pauschalangebotes ein Upgrade auf ein Zimmer zur Wasserseite bekommen. Die Nebensaison macht’s möglich. Bevor es aber wieder auf die Straßen von Sardinien ging, stärkten wir uns am Frühstücksbuffet.
Den ersten Stopp legten wir keine fünfzig Meter vom Hotel entfernt beim Supermarkt ein. Ja, wir hatten es nicht nur geschafft unsere Zahnbürsten zu vergessen, sondern auch die Zahnpaste war uns am ersten Tag ausgegangen.
Wenn Scheiße, dann wenigstens mit Schwung.
Jetzt war es aber höchste Zeit uns auf den Weg in den Norden der Insel zu machen. Die Kompassnadel zeigte genau auf Porto Cervo.
Porto Cervo war ein heißer Tip, den Conny über Instagram bekommen hatten. Gegründet als Hafen des Jetsets ist er angeblich das Mekka der High-Society. Anscheinend allerdings sehr zum Nachteil der Hungrigen und Durstigen, denn unsere Quelle berichtete von Getränkepreisen jenseits der 6€. Ein Glück hatten wir unser Sixpack Wasser im Kofferraum.
Nach nicht einmal 40 Minuten Fahrt stoppten wir leicht oberhalb der Stadt um die Speicherchips erstmal fleißig mit Bildern zu füllen. Das klappte auch verdammt gut, bis ich für dieses Motiv eine passende Fotoposition suchte.
Zur Erklärung: es ist mit Sicherheit schon öfter vorgekommen, dass ich auf der Suche nach dem perfekten Foto irgendwie abgerutscht bin, stolperte oder in Straucheln geriet. Noch nie war es aber passiert, dass ich dabei mit voller Pulle in einen Kaktus gerannt bin.
Vor allem enthielt der Schlamassel eine gewisse Portion Situationskomik, da Conny fünf Minuten vorher noch scherzhaft meinte: „Aber pass auf, dass du nicht in einen Kaktus fällst!“
Ende der Aktion waren zwei dicke Stachel, die ich erst einmal wieder auf meinem Oberschenkel herausziehen musste, die dazu passenden höllischen Schmerzen und ein Muskel der sofort bretthart wurde.
Naja, immerhin die Kamera lebte noch und ich konnte weiter knipsen. Leicht oberhalb der Marina findet man mit der Kirche Stella Maris laut der Wikipedia ein ausgezeichnetes Beispiel für die sardinische Architektur.
Nächster Halt war die Marina selbst, über der ebenfalls der Segen der Nebensaison lag: Wir waren fast komplett alleine. Leider fehlten somit auch die meisten Schiffe, und die wenigen die an der Mole lagen waren komplett verlassen.
Wir blieben eine gute Stunde am Hafen und genossen es einfach mal die Sonne ohne störende Wolkendecke zu sehen und sich bei Temperaturen um die 20°C die Nase zu bräunen.
Absolut kein Vergleich zu den schniefnasenverursachenden letzten vier Monaten in Deutschland.
Strand 1: Cala Granu
Jetzt wurde es aber wieder Zeit, sich unserer hochheiligen Mission zu widmen. Hatten wir gestern mit dem Del Prinzipe den Strand des Tages gefunden, hatten wir heute noch nicht ein einziges Sandkörnchen unter unseren Füßen (oder in unseren Schuhen) gespürt. Schnell setzten wir Kurs auf die nördlichste Bucht unserer Top-7-Karte und steuerten den Cala Granu an.
Nunja …
Schon gestern hatten wir beim ersten Strand eher Schiffbruch erlebt und auch dieses Mal waren wir nicht wirklich überzeugt. Während die Wasserfarbe dieses Mal absolut stimmte, türmten sich die angeschwemmten Algen mitsamt passender Geruchsatmosphäre an der Wasserlinie.
Ich weiß, hier wird auf hohem Niveau gemeckert. Im Sommer kann man wahrscheinlich von Glück reden, wenn man an diesen Stränden überhaupt noch ein freies Sandkorn findet. Und ihren Namen trägt die Costa Smeralda bei solchen Fotos auch absolut zurecht.
Strand 2: Pevero
Unser nächstes Ziel sollte laut meinen Quellen angeblich der eigentliche Hausstrand von Porto Cervo sein. Eine große Landzunge weiter südlich liegt der Golfo Pevero, vor dessen gleichnamigem Strand gerne mal die eine oder andere Luxusyacht ankert.
Parkplätze gibt es hier auch wieder in großen Massen – der letzte Kilometer muss allerdings zu Fuß bewältigt werden.
Ladys and Gentlemen, darf ich Ihnen den Strand des Tages vorstellen: Der Pevero.
Um diese Schönheit einzufangen, darf man auch vor ungewöhnlichen Foto-Posen nicht zurückschrecken:
Auch wenn die sardinischen Locals uns wahrscheinlich für komplett bekloppt hielten, breiteten wir unsere Handtücher aus, um uns gemütlich zu sonnen. Schon witzig, wenn man selbst im T-Shirt in der Sonne flackt, und die Einheimischen mit Winterjacke und Schal an einem vorbeispazieren… Dieser Strand überzeugte nicht nur durch seine Größe: Wir wussten in der Tat gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollten: Die zerfurchten Felsen buhlten mit dem türkisesten Türkisblau und hellem Sandstrand um unsere Aufmerksamkeit. Kein Wunder, dass die Speicherkarte so langsam außer Puste geriet.
An diesem Strand übten sich Conny und ich in unserer neuen Lieblingsdisziplin: Dem DSLR-Synchronknipsen. Ein Glück hatten wir vorher gemerkt, dass die beiden Maschinen in unterschiedlichen Zeitzonen arbeiten. Sonst würden wir wahrscheinlich immernoch vorm Rechner hängen und rätseln, welcher Felsen zeitlich wohl zu welchem Strand gehört.
Strand 3: Romazzino
Tja, und was tut man, wenn man eigentlich schon den perfekten Strand gefunden hat? Natürlich weiterfahren! Es könnte ja sein, dass man etwas noch besseres findet. Die nächste Etappe führte uns in die Nähe der Stadt Romazzino. Allerdings scheint man am gleichnamigen Strand gerade eine große Hotelanlage zu bauen. Jedenfalls könnten wir mit dem Wagen durch die Baustelle fast bis auf den Strand fahren.
Mit dem Auto auf den Strand? Puh, das sind ja fast schon amerikanische Verhältnisse. Der Strand toppte leider nicht seinen Vorgänger, allerdings darf man die zukünftigen Gäste der Hotelanlage schon jetzt beneiden. Im Sommer ist dieser Strand sicher gut besucht (wenn man vorher mal ein Aufräumkommando drüber gejagt hat).
Strand 4: Cala Petra Ruja
Der Blick in den Himmel ließ nichts Gutes erwarten. Noch hielt das Sonnenwetter, dennoch kamen die blickdichten Wolkenfetzen nun in kürzeren Abständen. Zeit um das letzte Ziel für heute anzufahren. Auf jeden Fall versprach der Weg zu unserer letzten Fahrt ein wahres Abenteuer zu sein: Der Weg war auf der Karte nur als winzige Linie zu finden. Sollte es etwa wieder…?
Ja genau, es sollte mal wieder eine absolute Matsch-Schlamm-Tour werden. Eigentlich dachte ich, dass mich die sardinischen Straßenverhältnisse nach dem ersten Tag nicht mehr erschrecken könnten. Doch die Straße wurde immer schmaler und die Furchen immer tiefer. Aber das Ziel ist auf dem folgenden Weg schon gut zu sehen: Der Cala Petra Ruja.
Es muss Indiana Jones höchstpersönlich gewesen sein, der online etwas von einem „Parkplatz“ schreibt, von dem man den Strand „bequem zu Fuß“ erreichen könnte. Ein Parkplatz ist hier beim besten Willen nirgendwo erkennbar. Wir erreichten nach einem 20 minütigen Höllenritt eine etwas breitere Stelle, an der wir den Wagen einfach abstellten und uns die letzten Meter zum Strand durchschlugen.
Mittlerweile hatte sich das Wetter auch schon deutlich verschlechtert, so dass wir an dieser Stelle die Farbe des Wassers nur schwer beurteilen konnten. Es war jedenfalls ein wahnsinniges Gefühl, diese Bucht überhaupt erreicht zu haben, nachdem wir an einigen Stellen schon fest damit gerechnet hatten, unseren braven Renault zu Fuß wieder aus den Wasserlöchern ziehen zu müssen.
Aufgrund der absolut abenteuerlichen „Straße“ zum Strand gönnten wir dem Cala Petra Ruja mal einen Ehrenpreis für die kreativste Anfahrt und machten uns auf den Heimweg. Da wir noch ein wenig Sonnenlicht zur Verfügung hatten und unsere Pizzeria sich einen Ruhetag gönnte, fuhren wir noch schnell nach Olbia.
Einen Schönheitspreis wird die Stadt auf keinen Fall gewinnen, wobei wir auch nicht explizit nach einem Innenstadt-Kern gesucht hatten. Vielmehr sind dies reine Impressionen der Nahrungssuche. Das Motiv des beginnenden Sonnenuntergangs oberhalb des Bahnhofes war dennoch ein recht stimmungsvoller Ausklang des Tages.
Leider war dies schon der letzte Tag auf der Jagd nach dem schönsten Strand, denn für den nächsten Tag sollte sich das Wetter um 180° drehen. Eine riesige Kaltfront hatte sich bereits von Tunesien bis Spanien breit gemacht und wanderte unaufhaltsam in Richtung Osten.
Dennoch hatten wir zwei Tage absolut grandiosen Sonnenschein. Und die Costa hat uns total überzeugt.
Autsch. Mit Schmackes einen Kaktus zu küssen habe ich auch noch nicht geschafft. Ich hoffe, mittlerweile ist wieder alles gut?
@Ingo: Alles wieder im Lot, auch wenn echt höllisch weh getan. Sardinien ist generell fest in der Hand von Kakteen. Die sind einfach überall!
schöne Fotos, die Insel muss herrlich sein, danke
@Dad: Absolut. Die Insel ist ein Garant für tollen Urlaub. Warte mal bis du die Fotos von morgen siehst.
Oh man, bei dem Wetter hier in Deutschland machen mich die Bilder ganz neidisch. Urlaubstimmung hoch zehn!
oh Mann. :-) Wo treibst du denn deinen Mietwagen auch lang? Ich war ja auch auf Sardinien mit dem Auto unterwegs, und habe versucht etwas abgelegener zu fahren, aber das habe ich mich nicht getraut. Bei meinem Glück wär ich in der Pfütze – “PFÜTZE” – stecken geblieben. ;-)
@Heike: Also eigentlich war’s im Nachhinein auch gar keine so kluge Ideen durch Wasserlöcher unbekannter Tiefe zu gurken. Aber mei, no risk, no fun.
… Trotzdem gut gegangen ;)
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