Reisebericht Sardinien Tag 4 – Flucht in die Sonne: Auf nach Cagliari
Ehrlich gesagt, unsere Hoffnungen auf besseres Wetter hielten sich an diesem Tag deutlich in Grenzen. Als wir in unserem Hotel noch mit Internet gesegnet waren, sah die Vorhersage für Dienstag und Mittwoch exakt identisch aus. Eine extra für die Hotelgäste ausgedruckte Vorhersage an der Hotelrezeption sprach ebenfalls von jeder Menge Regen. Auf dem Online-Satellitenfilm hatte ich am Montag allerdings geschätzt, dass die Schlechtwetterfront von Süd-West aufgezogen war. Vielleicht war es deswegen eine gute Idee weiter nach Süden zu fahren um unter dem Mistwetter hindurch in wolkenfreies Gebiet zu tauchen. Einen Versuch ist die Sache wert: Also auf nach Cagliari!
Yeah! Keine Ahnung ob die Interpretation des Wetters richtig war oder wir einfach nur verdammtes Glück hatten. Aber der Plan ging voll auf. Nach guten 150 Kilometern auf der Piste zeigten sich die ersten Wolkenlöcher und mehr und mehr zerriss der dunkelgraue Wolkenschleier in handliche und ungefährliche Pakete. Während das miese Wetter hinten uns auf seiner Reise nach Olbia noch deutlich sichtbar blieb, hatte der Süden wohl gerade das Ende seiner Regenzeit erlebt.
Mit einer Entfernung von etwa 280 Kilometern ist Cagliari ohne Probleme als Tagesausflug machbar. Dem Tempolimit von 90km/h auf allen Landstraßen bzw. 110km/h auf der autobahnähnlich ausgebauten SS131 kann man zwar Beachtung schenken, allerdings verwirrt man eher alle anderen Verkehrsteilnehmer mit seiner Gesetzestreue.
Viel wichtiger ist das Limit von 50km/h (selbst wenn die doppelte Geschwindigkeit erlaubt wäre), falls man irgendwo ein Polizeiauto erspähen kann oder die strikte Grenze von schlangenlinienförmigen 10km/h wenn man während des Telefonierens am Steuer wild gestikulierend das Lenkrad mit den Knien halten muss.
Nach guten drei Stunden überquerten wir die Stadtgrenze von Cagliari und spendierten unserem französischen Rasenmäher ein Parkticket für passable 2€.
Auch wenn ich mich mit meinen 27 Jahren noch nicht zum alten Eisen zählen möchte, liegt mein letzter Besuch von Cagliari tatsächlich schon 9 Jahre zurück. Und leider hielten sich die Erinnerungen an damals stark in Grenzen.
Die monumentale Häuserfront an der Via Roma kam mir aber sofort wieder bekannt vor.
Während ich mich noch immer wie ein Schnitzel über das absolut geniale Wetter freute, spuckte ein Kreuzfahrtschiff einen nicht enden wollenden Passagierstrom von Bord. Ein Blick auf den Horizont ergab, dass es die Costa Pacifica war, die gerade auf Mittelmeerkreuzfahrt unterwegs war.
Ein Großteil der Passagiere wurde allerdings durch die Uhr des markanten Rathauses von Cagliari irritiert. Statt 14:35 Uhr zeigte hier die Uhr bereits 16:25 Uhr. Und für Passagiere, die bis zu einer bestimmten Uhrzeit wieder zurück auf ihrem Dampfer sein müssen, ist das viel mehr als nur eine mittlere Katastrophe.
Noch immer hadere ich mit mir, ob eine Kreuzfahrt auch eine passende Art des Reisens für mich wäre. Der Vorteil eines schwimmenden Hotels, das mit einem mitfährt ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings bin ich doch eher ein Fan der kleinen Bötchen, von denen es in der Marina von Cagliari genügend gab.
So schön auch die Wasserfront der sardinischen Hauptstadt sein mag – wir wollten noch ein bisschen mehr sehen. Entlang der Arkaden der alten Stadthäuser wagten wir uns dann tiefer in die Stadt. Einen sehr positiven Eindruck machen an dieser Stelle die Preise der Caffèterias in Bestlage: 1,20€ verlangt man hier für eine Tasse Caffè und selbst für einen Euro kann man sich schon ein Eis gönnen. Da sag’ noch einmal jemand was gegen Tourinepp in Italien.
Auch an Tagen an denen die Stadt von Touristen bevölkert wird scheint eine ganz einfache Gleichung zu gelten: Die Anzahl der Menschenmassen in reziprok zur Anzahl der Treppenstufen, die man zur Innenstadt erklimmen muss. Auf Deutsch: Besteigt man das höher gelegene Stadtinnere von Cagliari, hat man bald die Gassen fast ganz für sich alleine.
Und dass man den Aufstieg zum legendären Bastione San Remy auf sich nehmen sollte beweist dieser Überblick eindrucksvoll. 1901 baute man die alte Bastion aus piemontesischer Zeit zu einem Viewpoint um, und gab der Stadt hier die perfekte Sehenswürdigkeit. Selbst bei einem richtig kurzen Aufenthalt in Cagliari sollte man unbedingt versuchen hier hoch zu kommen.
Auch wir legten hier erstmal eine ausgiebige Pause ein und wirkten in sitzender Position fast schon spießig neben den Einheimischen, die sich einfach unterhalb der Brüstung auf den Boden legten und ihr Mittagsschläfchen unter der sardinischen Sonne genossen. Wenn dieser Punkt für ein ausgiebiges Nickerchen mal nicht ein wenig zu scenic ist. Ich kam mit dem Knipsen gar nicht mehr hinterher.
Bei aller Liebe zum ausführlichen Sightseeing, wurde es so langsam auch für uns Zeit die Pferde zu satteln.
Zwar hielten sich die Parkgebühren aus meiner Sicht wirklich in Grenzen, dennoch wollte ich den Heimweg lieber im Hellen antreten. In Ermangelung eines Navis war ich auf die Dampfschiffnavigation mittels Karte und Kompass angewiesen, und dafür brauche ich einfach Sicht aus dem Cockpit.
Und diese Aussicht werde ich wahrscheinlich so schnell nicht vergessen.
Keine 10 Minuten hinter Cagliari begann die Sonne einen absolut atemberaubenden Untergang an den Himmel zu zaubern, so dass die Karre sofort irgendwo geparkt werden musste. Auf die Schnelle fanden wir zwar nur diesen provisorischen Halteplatz an einer Ausfahrt, aber immerhin hatte ich die Hände frei zum Fotografieren.
Ein Making-of Foto aus Connys IPhone zeigt mal welche Hürden ich erklomm um die beste Fotoposition zu erreichen. Für ein gutes Foto muss auch mal die Leitplanke als Fotohocker herhalten.
Als Fazit bleibt mir nichts anderes übrig als jedem Sardinien-Urlauber einen Besuch von Cagliari wärmstens ans Herz zu legen. Gerne darf man auch im Gegensatz zu unserer Speedvisite ein Tag länger in der Hauptstadt bleiben. Gerade in Sachen Aussichtspunkte hat diese Stadt mit den Torre dell’Elefante und Torre di San Pacrazio noch zwei Aussichtsstürme der Extraklasse zu bieten, die wir leider zeitlich nicht mehr geschafft hatten.
Wirklich faszinierende eindrücke, die ihr da mitgebracht habt.
Ich wünschte ich hätte irgendwann einmal die Möglichkeit auch dort hin zu reisen. Die Architektur ist wirklich sehr schön, die Preise sprechen ebenfalls für sich.
Mit dem Sonnenaufgang habt ihr wohl so oder so viel Glück gehabt, toll dass ihr noch versucht habt Foto davon zu schießen, eine gute Idee, die sich ausgezahlt hat!
@Lisa: Danke dir. Ein Glück haben wir auf der Heimfahrt noch angehalten. Ansonsten wären uns da echt tolle Fotos durch die Lappen gegangen
Die Bilder sind toll geworden!(:
Der Ort sieht total schön aus, die Häuser gefallen mir sehr!
@Dani: Danke! Manchmal kann man’s echt erst daheim glauben, was man für geile Momente eingefangen hat!
Wow, echt schöne Bilder. Nach Sardinen wollte ich auch schon immer.
Ich liebe Reisen einfach. Mit einem Kreuzfahrtschiff bin ich auch schon öfters unterwegs gewesen, und mache es auch immer wieder gern.
Ich finde es schön dass man in kurzer Zeit so viele Eindrücke von sovielen Städten, Ländern, Kulturen bekommt :) Ist schon eine Sache die sich lohnt!
Liebe Grüße
Tonia
@Tonia: Cool, du hast schon ein paar Kreuzfahrten hinter dir? Ich bin ja immer noch total unentschlossen :)
Wow, da muss man sich erst mal Zeit nehmen, alles durchzulesen, damit man auch nichts verpasst, wirklich gut be-/geschrieben :) Tolle Bilder, man sieht richtig, dass ihr sehr schöne Momente erlebt habt. Ich hab jetzt richtig Lust auf Urlaub, Sonne und Kultur.
Liebe Grüße
@Wide Awake: Dann hab ich wohl alles richtig gemacht :) Cagliari hat von allen drei Attributen echt wirklich genug!
Haste mal wieder die richtige Entscheidung getroffen und was gewagt. Hat sich gelohnt. Tolle Bilder, sehr schöne Eidrücke, macht richtig Laune zum Hinfliegen und angenehm warm scheint es auch gewesen zu sein. Bella Italia.
@Dad: Jap, hoch gepokert aber voll ins Schwarze getroffen. Trotz total mieser Vorhersage könnte das wirklich der beste Tag des ganzen Urlaubs gewesen sein.
Hey! Du hast da wirklich sehr schöne Bilder gemacht!
Wunderschöner Blog Super Bilder …
gegen das verschneite Deutschland macht es Spaß sich die Super schönen Bilder anzuschauen .
Liebe Grüße
wow, das klingt ja super =) und die Fotos sind der Wahnsinn – mir ist schon die ganze Zeit der tolle Himmel aufgefallen und dann kamen die Sonnenuntergangsbilder… <3
Die Bilder sind wundervoll! Da wäre ich jetzt soooo gerne =)
LG
Luisa
wunderschöne Bilder, vor allem das mit dem Auto im Sonnenuntergang gefällt mir..
scheint ja wirklich schön zu sein, dort, ich glaub ich will da auch hin! (:
glg Ella