Reisebericht Südtirol Tag 3 – Schneeschuhwandern in den Dolomiten
Das Skifahren des gestrigen Tages hatte deutliche Spuren hinterlassen. So etwas kommt einfach, wenn man nach langer Zeit wieder auf den Brettern steht und sich mit vollem Karacho den Hang hinunter stürzt. Aber ein kleiner Muskelkater und ein paar Wehwehchen gehören einfach zu einem Skiurlaub dazu.
Dennoch passt es mir ganz gut, dass mich das Hotel an diesem Tag zu einer “Spezialität des Hauses” eingeladen hatte. Skifahren ist zwar gut und schön, die Paradedisziplin des Cyprianerhofs bleibt aber das Schneeschuhwandern in der kalten Jahreszeit. Deswegen gesellte ich mich direkt nach dem Frühstück zu meiner Gruppe, um meine Ausrüstung zu empfangen. Eine erfahrene Alpinistin wartete schon auf uns, die nach eigener Aussagen die Berge Südtirols in und auswendig kennt. Mit so einem Profi an der Seite kann nichts schiefgehen.
Bevor man sich an eine solche Tour heran wagt, sollte man das richtige Schuhwerk wählen. Auf gespurten Wegen lässt es sich sicher auch mit schweren Schuhen laufen. Besser funktioniert es aber mit Schneeschuhen. Im Hotel gibt’s diese für 12€ pro Tag und 42€ pro Woche. Wer gleich Feuer gefangen hat, kann auch gebrauchte Schuhe für rund 50€ käuflich erwerben, da das Hotel jedes Jahr neue Treter in großen Stückzahlen kauft. Ich schnappte mir schnell noch ein paar passende Stöcke und schnallte danach das Lawinensuchgerät um. Und schon konnte es losgehen.
Apropos Lawinen: Noch immer wurden minütlich Warnmeldungen über das Radio ausgestrahlt.
Der Winter hielt besonders Österreich immer noch mit gewaltigen Ladung Schnee im Griff. Über Nacht war die Stadt Graz von einer Blitzeiswelle getroffen worden. Schulen fielen aus, der Verkehr und das öffentliche Leben kam zum erliegen. Manche Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten und die Lawinenwarnstufe erreichte Höchstwerte. Auch für die Region Südtirol stieg die Warnstufe auf 4 bis 5. Ein Wert den man nicht einfach ignorieren sollte.
Unter anderen aus diesem Grund waren während unser Wanderung die Lawinensuchgeräte notwendige Pflicht. Fast jeder von uns trug so ein kleines Gerät, das kontinuierlich Signale sendete. Wäre einer von uns verschüttet worden, so hätten die übrigen ihr Gerät vom Sendebetrieb auf Empfangen umgeschaltet und so den Unglücksraben orten können. Selbstverständlich kann auch der Bergrettungsdienst diese Geräte orten, falls es die ganze Gruppe erwischen sollte.
Der Blick in den Himmel machte an diesen Tag Spaß. Das Wetter zeigte sich deutlich besser als bei meiner Skitour am vorigen Tag. Die Sonne kam viel öfter zum Vorschein und auch die Fernsicht erlaubte einen Blick auf das herrliche Panorama der Dolomiten. Ich kann es voll verstehen, dass selbst Reinhold Messner diese Gegend zu den schönsten Bergen kürte. Und im Gegensatz zu mir hat dieser Mann sicher schon ein paar mehr Berge gesehen.
Jedem Untrainierten würde ich für den allerersten Tag einen Spaziergang mit den Schneeschuhen rund um das Hotel empfehlen. So kann man den Schwierigkeitsgrad selbst definieren und jederzeit abbrechen oder ein Päuschen machen. Ab dem zweiten Tag kann es dann richtig mit den Touren losgehen.
Denn unsere Wanderung erstreckte sich über einen schönen Rundkurs, der mit einer Länge von 5 Stunden nicht unbedingt etwas für Ungeübte sein dürfte. Gerade das Gehen mit den Schneeschuhen erfordert schon in der Horizontalen ein wenig Übung. Richtig abenteuerlich wird es dann bei Steigungen im Tiefschnee. Der Spaß bei der Sache entschädigt aber für die Strapazen, auch wenn man wirklich an manchen Stellen bis zu den Knien einsinkt.
Für mich war es eine herrliche Erfahrung und die Bilder entschädigen auf jeden Fall für die kleine Druckstelle an meinem rechten großen Zeh. Ich sag nochmal ganz herzlich Danke an den Cyprianerhof für die Einladung nach Südtirol. Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich in dieser Ecke zu Gast war.
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Tolle Bilder, wirklich eine traumhafte Landschaft!
War der Außenpool da auch beheizt? Qualmt gar nicht ;-)
@Thomas: Der Aussenpool war tatsächlich beheizt. Wieso da jetzt kein Qualm auf dem Bild zu sehen ist, ist eine gute Frage ;)
Schöne Bilder.
Ich fotorafiere auch gerne auf meinen Reisen, allerdings nach wie vor analog, da ich mich mit neuen Techniken einfach nicht anfreunden kann.
Rolf
@Hohmann: Respekt für deine analoge Fotografie. Mir wäre nach wie vor der Aufwand der Entwicklerei zu groß. Auch die Möglichkeiten des Ausprobierens sind mit den digitalen Kameras deutlich größer geworden. Früher hätte man sicher nicht einfach so einen 36er Film zu Spaß voll geschossen.
LG Phil