Reisebericht Teneriffa Tag 5 – Schwarzer Sandstrand in Puerto Cruz, El Drago in Icod de los Vinos & Masca
Da wir im letzten Eintrag an einem weißen Sandstrand chillten, muss ich euch nun wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen. Die Insel ist schließlich komplett vulkanischen Ursprungs, so dass der Sand hier normalerweise schwarz ist. Und um in diesem Blog auch schön ausgewogen zu berichten, besuchten wir am nächsten Tag unseren naheliegenden Strand in Puerto Cruz an der Nordküste der Insel. Das ist übrigens der gleiche Ort, in dem auch der Loro Parque liegt.
So richtig können sich die Einheimischen übrigens nicht entscheiden, ob sie den Ort nun Puerto de la Cruz oder Puerto Cruz nennen. Auf jedem zweiten Straßenschild ist die Bezeichnung anders. Konstant bleibt nur der Aufkleber des Loro Parques neben dem Ortsnamen. Und das wohlgemerkt auf offiziellen Autobahnschildern. Somit wäre die touristische Bedeutung dieses Ortes eindrucksvoll bewiesen.
Die Stadt hatte übrigens früher eine wesentlich größere Bedeutung als Hafen, da alle Orte an der Nordküste strategisch wesentlich besser auf dem Weg nach Amerika lagen. Das kleine Castell im Hintergrund ist ein eindeutiger Hinweis, dass man sich zumindest auf Scharmützel mit Piraten vorbereitete.
Dass diese Insel im Atlantik liegt merkt man sofort am Wellengang. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das was ihr auf den Bildern seht, veranlasste den örtlichen Bademeister die rote Flagge zu hissen. Jedes Mal wenn wir diesen Strand besuchten, war das Baden offiziell verboten. In spanischer Gelassenheit war es dem Señor dennoch relativ wurscht, wenn man sich trotzdem in die Fluten geschmissen hat.
Wenn ihr so etwas tut: Seid euch bewusst, dass ihr ein guter Schwimmer sein müsst und komplett auf eigene Gefahr handelt. Ich bezahlte auch ziemlich teuer für mein Vergnügen als mir ein gewaltiger Brecher die Sonnenbrille von der Nase riss.
R.I.P. Rayban Aviator. Leider verlief die Suche nach meinem treuen Reisebegleiter seit 7 Jahren vergebens.
Die Stimmung an den Stränden war dennoch grandios. Gerade das gleißende Gegenlicht in den Abendstunde und die von den Wellen aufgewirbelte Gischt hüllt den Strand in eine ganz besondere Atmosphäre, die man nur sehr schwer auf Film festhalten kann. Bei aller Idylle müsst ihr dennoch auf der Hut vor den brachialen Temperaturen des schwarzen Sandes sein. Hier sind FlipFlops bis etwa 10 Meter vor den Wellen Pflicht. Ansonsten fackelt ihr eure Fußsohlen ab. Und das passiert gar nicht mal so selten. Immer wieder sieht man Neuankömmlinge, die schreiend und hüpfend durch den Sand springen oder mit Flachköppern versuchen das nächste Handtuch zu erreichen. Und zwar völlig egal, ob dieses jetzt die eigene Liegefläche ist.
Nachdem wir genug in der Horizontalen lagen bzw. ab dem Punkt, an dem ich über den Verlust meiner Sonnenbrille so halbwegs hinweg war, packten wir unsere Sachen und fuhren nach Westen. Teneriffa ist definitiv eine Insel die man er-fahren sollte. Wer den Mietwagen nach einer Woche nicht mit mindestens 500 Kilometern mehr auf der Uhr zurück gibt, hat etwas falsch gemacht.
Erster spontaner Stopp war in der Stadt Icod de los Vinos am Ende der mautfreien Nordautobahn TF-5.
Keine Sorge, an dieser Stelle kommt kein belangloses Geschwafel über eine historische Altstadt. Denn ohne eine solche zu diffamieren, waren Conny und ich bei unserem ersten Teneriffa-Aufenthalt auf der Suche nach den großen Sehenswürdigkeiten. Und davon hat Icod eine ganz spezielle, die ähnlich wie der Loro Parque bereits auf Autobahnschildern angekündigt wird: Den Drago Milenario.
Der Drago ist ein Drachenbaum, der vor Ort mit einem Alter von 3000 Jahren und einer Höhe von 18 Metern als bekanntester Drachenbaum der Welt gefeiert wird. Im Foto seht ihr zum Vergleich Menschen, die den Baum gerade umrunden. Die Einwohner sind sogar so stolz auf ihren Baum, dass sie ihn gleich in das Stadtwappen aufgenommen haben. Neueste Forschungsergebnisse weisen übrigens darauf hin, dass der Baum “nur” etwa 400 Jahre alt ist. In Icod möchte man dies jedoch nicht wirklich hören.
Der Stolz ist den Einwohnern leider auch etwas zu Kopf gestiegen, so dass gleich ein ganzer Park drum herum gebaut wurde, den man gegen 4€ Drago-Besuchs-Gebühr betreten kann. Das wiederum war uns dann doch etwas zu viel, so dass wir uns mit den eigentlich recht passablen Fotos vom höher gelegten Stadtpark begnügten und stattdessen die lokale Wirtschaft lieber durch ein Abendessen ankurbelten. Ein mit Roquefort überbackenes Steak erschien mir dann doch als besserer Gegenwert als ein Close-Up-Foto vom Stamm eines Drachenbaums.
Dennoch ein sehr nettes Dörfchen, und sicher einen kleinen Stopp wert. Um die Stadt herum kann man übrigens sehr viele große Drachenbäume finden. Ein wenig diskriminierend ist es ja schon, ausgerechnet für ein Exemplar einen Park zu bauen und alle anderen auszusperren.
Direkt nach Icod zeigt sich es sich übrigens, ob man zurecht bei der Wahl des Mietwagens gespart hat, oder man sich lieber für ein Upgrade in eine höhere Fahrzeugkategorie entschieden haben sollte. Nach dem Ende der Autobahn kennt die Landstraße nur noch eine Richtung: In engen Serpentinen nach oben. Unser Navi versagte ab dieser Stelle komplett, da es jede Kurve als Abzweigung interpretierte und uns mit Meldungen wie “Turn right, then turn left”, “Turn right, then bear right” in den Wahnsinn trieb.
Die Landschaft wurde hingegen mit jeder Biegung wunderbarer.
Die Straße führte weiter in die Mitte des Teno-Gebirges. Bis zur Ortschaft Santiago del Teide ist die Fahrbahn noch zweispurig ausgebaut. Wir wollten hingegen zur kleinen versteckten Ortschaft Masca fahren, die bis in die 1960er Jahre nur über eine Schotterpiste erreichbar war. Mittlerweile gibt es eine Straße, allerdings passen hier keine zwei Autos nebeneinander. Hier wird die Hupe in den Serpentinen zum besten Freund. Und sollte man ein entgegenkommendes Auto bemerken, sollte man sich schleunigst eine der spärlichen Buchten aufsuchen, um aneinander vorbei zu kommen.
Hier wird das Autofahren dann wirklich zur Arbeit. Besonders unserem 69PS-Gefährt ging auf der Strecke kräftig die Puste aus, da der Motor ständig nach Drehzahl lächzte. Diese musste ich naturgemäß vor jeder 180°-Kurve absinken lassen, so dass ich den Wagen aus jeder Serpentine mit schleifender Kupplung bergauf herausziehen musste. Über solche Schwächen kann auch kein kugeliges Aussehen hinwegtäuschen – auf schwierigerem Terrain fiel die Karre eindeutig durch.
Je weiter wir die Berge erklommen wurde die Aussicht aber immer besser, so dass wir irgendwann einfach anhalten und knipsen mussten.
Im nächsten Bild lassen sich die Serpentinen gut erkennen, die zum Ziel des Tages führten. Ganz links am Rand erspäht man ein paar Häuser, die schon zu Masca gehören. Besonders das satte Grün der Sträucher, die sich an diese schroffen Felsen klammern, hatten mich absolut umgehauen. Wie kann ein feuerspeiender Berg inmitten der harten Wellen des Atlantiks nur so grün sein?
Wir standen nun vor der schwierigen Entscheidung, entweder so schnell es ging Masca zu erreichen, um vielleicht noch ein wenig Tageslicht mitzunehmen, oder einfach den Sonnenuntergang von hier oben zu genießen. Da ich die Worte “schnell” und “unser Auto” aber unmöglich in einem Satz verwenden konnte, entschieden wir uns für die zweite Variante und ließen die Sonne zuerst in den Wolken verschwinden, die sich fast auf unserer Höhe befanden.
Die Häuser von Masca lagen zu diesem Zeitpunkt sowieso schon im Schatten, so dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Masca ist übrigens nicht nur ein einfaches verstecktes Örtchen, sondern auch der Ausgangspunkt für eine etwa dreistündige Wanderung zum Meer. Man durchsteigt dabei das Tal zwischen den beiden flankierenden Bergen, die man auf dem folgenden Foto gut erkennen kann.
Der Clou an dieser Wanderung: Wer keine Lust darauf hat, auf dem Rückweg noch einmal drei Stunden durch die Pampa zu latschen, der kann sich nach vorheriger Anmeldung von einem Boot am Strand abholen lassen. Wie genau man dann die Koordination mit seinem noch in Masca parkenden Auto hinbekommt, ist mir zwar noch nicht ganz klar geworden. Auf jeden Fall wird Masca trotz seiner sehr abgeschnittenen Lage tatsächlich mit einem TITSA-Bus angefahren. Und ja: Auch der schlängelt sich durch die engen Serpentinen durch.
Und wieder mal hatte mir ein Tag auf Teneriffa eine völlig neue Seite dieser Insel gezeigt. Man braucht wirklich weit aus mehr Zeit als nur eine Woche, um diese Insel in ihrer ganzen Schönheit zu erkunden.
Weitere Reiseberichte von dieser Reise:
Sehr schöner Bericht. Vor allem die Sache mit dem untermotorisierten Mietwagen habe ich im August bei meinem Teneriffa-Urlaub genau so erlebt. Zur Masca-Tour: Für diejenigen, die von oben nach unten wandern und sich mit dem Boot abholen lassen, gibt es in Los Gigantes genug Taxis, die einen wieder zurück nach Masca bringen. Wir haben die Tour genau anders herum gemacht. Mit dem Boot zur Schlucht und für 20 Euro mit dem Taxi zurück zum Auto nach Los Gigantes. Das war sogar ein großes Taxi, sodass wir uns mit 4 anderen Urlaubern in die Kosten reinteilen konnten.
Sehr schöner Bericht mit traumhaften Bildern, Teneriffa lädt zum Urlaubmachen echt ein.
Da werden Erinnerungen wach :) Sich durchs Tenogebirge zu schlängeln ist wunderschön und adrenalinspendend bei den vielen Serpentinen. Die Strecke von Masca nach Buenavista ist mein Favourite!
Guter Hinweis zum Baden im Atlantik. Vor allem die Strömung ist gefährlich, wenn man nicht richtig reagiert.
@Alex: Genau! Die Strömung sollte man wirklich nur unterschätzen, so dass die rote Fahne definitiv zu Recht dort gesetzt wurde. Denn auch ein guter Schwimmer ist gegen eine “moderate” Strömung völlig machtlos. Jedenfalls wenn er falsch reagiert und versucht dagegen anzuschwimmen.
LG Phil
*lach* Ich finde den schwarzen Strand sehr hübsch, habe in der Zukunft aber wohl immer nur Köpfer-springede-Touris im Kopf, die versuchen nicht gebraten zu werden. :D
Die Serpentinenstraße / Berg finde ich auch sehr, sehr genial.
Liebe Grüße
Christina
@Chrischtina: Yeah. Auch ich habe das eine oder andere mal einen kräftigen Sprung in den Schatten gemacht. Heißer Tipp: Wenn man zufällig ein Handtuch in der Hand hält, dieses einfach zu Boden schmeissen und dann drauf hüpfen. Klappt!
LG Phil
Wunderschöne Bilder. Das Foto vom Drachenbaum ist sehr bekannt und auch wunderschön. Nur der dunkle Sandstrand ist irgendwie komisch :)
Wow, dieser Drachenbaum sieht ja echt gewaltig aus.
Wird wohl als einer der nächsten Reiseziele vorgemerkt werden :)
Danke für die tolle Beschreibung!
Ganz liebe Grüße
@Carolin: Super! Dann habe ich meinen “Job” als Reiseblogger mal wieder richtig gemacht. Icod kann ich übrigens wirklich empfehlen. Das Essen war super da.
LG Phil
Ich war zweimal auf Teneriffa, kann es nicht als Urlaubsziel empfehlen,
die Insel ist touristisch völlig überlaufen und der Lärm in den Hotels nachts ist unerträglich. Das sagen auch alle meine Bekannten.
Dann doch Lieber Urlaub in Deutschland.
Rolf
@Hohmann: Ich bin mir nicht sicher, ob man das so sehr verallgemeinern kann. Teneriffa ist eine riesige Insel, auf der es natürlich auch sehr touristische Orte gibt. Allerdings sind gerade in den höheren Lagen manche Flecken völlig menschenleer. Außerdem muss man seinen Urlaub ja nicht unbedingt zur Haupturlaubszeit im Hochsommer buchen. Warum nicht auch mal im Winter auf die Kanaren?
LG Phil