Reisebericht Teneriffa Tag 7 – Ausflug zum Playa de los Roques & Heimflug mit Condor (TFS – STR)
Der letzte Tag auf Teneriffa war angebrochen und ein großer Ausflug blieb noch übrig: Der Abstieg zum Strand Playa de los Roques direkt vor unserer Nase. Bereits in den Kommentaren wurde schon gefragt, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe, dort hinunterzusteigen. Und auch mich ließ der Gedanke einfach nicht los. Der offizielle Weg war definitiv gesperrt, angeblich wegen eines kleinen Erdrutsches, der den Weg in Mitleidenschaft gezogen hatte.
An Werktagen herrschte bei den offiziellen Bauarbeitern auch reger Reparaturbetrieb, bei denen die Arbeiter ständig mit Seilen am Hang gesichert waren. Als wir uns einmal von der anderen Seite dem Abstieg näherten brachte auch der ganze Charme meiner holprigen Spanisch-Kenntnisse nichts: Kein Durchgang, keine Ausnahme und schon gar nicht für Touristen mit Kameras.
Ein Glück war unser siebter Tag ein Sonntag und keine Menschenseele war weit und breit zu erspähen. Also fackelte ich nicht lange, versprach Conny, dass der Weg ein Kinderspiel sein würde und packte nur das nötigste Gepäck.
Der Anfang verlief absolut easy und war eher mit einem gemütlichen Spaziergang vergleichbar. Auf Wegen, die man fast schon befestigt nennen konnte, ging es unterhalb unserer Hotelanlage vorbei. Panischer als sonst sprangen die sonnenhungrigen Geckos in ihre Felsspalten. Es kommen wohl nicht so viele Touris hier vorbei.
Der absolute Hammer erwartete uns dann, als der Weg hinter einen großen Felsendom abknickte und uns direkt oberhalb des Wassers einmal daran vorbei führte. Unter uns donnerte das Wasser mit einer wahnsinnigen Gewalt gegen die Felsen, während das hölzerne Geländer einen verdammt neuen und stabilen Eindruck machte.
Die Naturgewalten der Insel waren dennoch brachial und zeigten klipp und klar, wer hier die größeren Argumente in den Händen hält. Ein riesiger Felsbrocken lag mitten im Weg und konnte nur durch eine kleinere Kletteraktion umgangen werden.
Felsstürze und Erosion gehören auf den Kanaren zur Normalität. Das zeigen auch immer Überreste von alten Pfaden und Wege, die eiskalt im Laufe der Jahre weggespült wurden. Unterhalb der riesigen Klippe auf unserer linken Seite konnte man noch lose Fragmente eines alten Wegs erspähen. Dort entlangzulaufen, dürfte glatter Selbstmord sein.
Aber zurück vom Selbstmord zu unserem Abenteuer. Schließlich hatten wir den Strand der Strände vor Augen und einen gebuchten Rückflug zu erwischen. Zum Sterben gab’s also keinen Grund. Nachdem der riesige Felsen bezwungen war, stellten sich Kakteen als nächstes Hindernis heraus. Klar, wo der Mensch nicht ist, breitet sich die Natur aus. Und diese Mistdinger können wirklich überall wuchern. Nachdem ich in Sardinien bereits einen ungeplanten Kontakt mit einem Kaktus mit schmerzenden Folgen hatte, bahnten wir uns dieses Mal ganz vorsichtig unseren Weg. Dank eines Trampelpfades war die Sache aber kein wirkliches Problem.
Von Seiten der Offiziellen rissen die Warnungen nicht ab. So tauchten immer neue Schilder auf, die einen indirekt davon abrieten weiter zu gehen. Besonders das kleine „riesgo de caida“ führt einem immer wieder vor Augen, dass es eine verdammt schlechte Idee ist, hier abzurutschen. Aber auf eigene Gefahr handelten wir sowieso schon den ganzen Urlaub.
Von der nächsten Etappe fehlen auch mir leider die Bilder, denn hier wurde es noch einmal ein wenig haarig. Auf den letzten fünf Höhenmetern fehlte der komplette Weg, so dass hier eine kontrollierte Rutschpartie zum Mittel der Wahl wurde. Hört sich aber schlimmer an als ist. Zur Not muss man halt auf alle Viere, bis man endlich auf den ersten großen Steinbrocken am Strand steht. Auf dem folgenden Bild erkennt man diese „letzte Stufe“ sehr gut zwischen den Kakteen im rechten oberen Drittel und Normalnull.
Die letzten Meter sind dann ein absolutes Kinderspiel. An dieser Stelle verfluchten wir uns für unsere leichtes Gepäck: Zwei Badehandtücher und ein wenig Proviant hätten diesen Strandbesuch deutlich angenehmer gestalten können. Das kommt halt davon, wenn am Anfang nur der Weg das Ziel ist. Wie gerne hätte ich mich in die Fluten geschmissen und wäre einmal durch den Felsen durchgeschwommen. Klar, dass man so etwas wegen der Kraft der Wellen natürlich tunlichst unterlassen sollte. Aber es reizt ungemein.
Viel zu schnell machten wir uns dann wieder an den Aufstieg. Denn man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass wir für diesen Tag noch einiges vorhatten: Zuerst ging es für uns wieder einmal rund um die Insel um zum südlichen Flughafen zu kommen. Zusätzlich mussten wir uns noch unseres Mietwagens entledigen und unsere Körper nach dieser kleinen Wanderpartie wieder flugfertig bekommen. Also sagten wir dem Strand viel zu früh Tschüss.
Dank ordentlicher Puffer erreichten wir nach über einer Stunde Fahrt ohne Stress den Flughafen. Der Aeropuerto de Tenerife Sur Reina Sofía ist das typische Beispiel eines Einzweck-Airports, der ausschließlich für die Massenabfertigung von Badetouristen gebaut wurde. Statt architektonischen Charmes gibt’s eine lang gezogene Halle mit längsseitiger Trennung: Landside Eincheck-Schalter, Airside: Wartehalle und Flugzeuge und angekommen wird im Untergeschoss. Quadratisch praktisch gut.
Dafür muss man die Spanier für ihre Gastronomie in Flughäfen loben. Während auf deutschen Flughäfen Wasser wie Gold verkauft wird, findet man auf Teneriffa noch einen Burger-King mit leicht höheren aber nicht unverschämten Preisen. Auch wenn wir auf unserem Condor-Charterflug mit einem kleinen Essen rechnen konnten, schoben wir doch einen mächtigen Kohldampf vor uns her. Auf gesperrten Wegen herum klettern machte eben hungrig.
Condor? Ja, Condor! Ich war selbst bei der Zusammenstellung unserer Pauschalreise etwas perplex, dass wir mit zwei verschiedenen Airlines fliegen sollten. Allerdings würde ich jetzt nicht von einem gravierenden Unterschied zwischen TuiFly und Condor sprechen. Beide sind Routiniers in Sachen Charterverkehr und verstehen ihr Handwerk. Besonders gefreut habe ich mich beim Check-In über den Sitzplatz 2A. Soweit vorne saß ich noch nie.
Geflogen wurde übrigens mit dem Airbus A320 im Vordergrund und nicht mit der langen Bachstelze a.k.a Boeing 757-300 im Hintergrund. Unser Flugzeug stieß 2006 zur Condor, nachdem es 2003 zuerst zur britischen Thomas Cook ausgeliefert wurde. Dank der Konzernstruktur war die Umlackierung eine Sache von fünf Minuten: Ausgetauscht werden musste nur der Schriftzug auf dem Rumpf, denn „Thomas Cook“ steht nach wie vor auf dem Heckleitwerk. Versteh’ das mal einer.
Trotz des späten Rückflugs mit einem herrlichen Sonnenuntergang unter den Wolken habe ich es mal wieder nicht geschafft im Flieger zu schlafen. Egal wie sehr ich mich anstrenge, es will mir einfach nicht gelingen. Und so landeten wir um kurz nach 23:00 Uhr in Stuttgart, und dort mal wieder mit zwei Bussen die letzten 10 Meter zum Terminal gefahren zu werden.
Obwohl ich mir eigentlich schon zeitliche Sorgen um die letzte S-Bahn zum Park&Ride Parkplatz gemacht hatte, hielten wir schon nach fünf Minuten unsere Koffer in der Hand und konnten zur finalen Autofahrt nach Augsburg ansetzen.
Fazit – Pauschalreise Teneriffa:
Wie oft hatte ich Conny schon den Kanaren vorgeschwärmt und drauf gehofft, dass wir irgendwann mal wieder ein gutes Angebot dorthin finden würden. Aufgrund der längeren Flugzeit hatten wir uns ein Limit an Tagen gesetzt, denn für ein Wochenende ist der Hin- und Rückweg einfach zu lang. Mit diesem Urlaub haben wir definitiv mal wieder alles richtig gemacht: Eine Woche ist gut, mehr wäre besser und ein Auto ist fast Pflicht. Durch die Lage unseres Hotel direkt neben dem Loro Parque hat sich mein großer Traum erfüllt und ich durfte endlich wieder Killerwale sehen.
Allerdings muss ich doch beim Blick auf die Landkarte feststellen, wie viele Kanaren mir noch fehlen. Hoffentlich geht’s bald wieder los!
Weitere Reiseberichte von dieser Reise:
Hallo Phil,
ich finde das echt frech von dir: draußen kämpft sich die Sonne nur mit viel Mühe durch den grauverhangenen Himmel, es ist windig und frisch – und du zeigst uns hier bestes Sonnenwetter mit blauem Meer. So, als müsste man einfach nur noch hineinhüpfen (die Gefahr der Strömung und Wellen mal ausgeblendet).
Weiter so! :-)
Viele Grüße,
Alex
@Alex: Schuldig im Sinne der Anklage :)
Aber ist das nicht der Job eines Reisebloggers? Ständig allen die schönsten Reiseziele zu präsentieren zu so akutes Fernweh auszulösen? Mission Accomplished ^^
hi phil,
wieder mal sensationell, deine fotos und natürlich auch der bericht. danke dafür.
“Aufgrund der längeren Flugzeit hatten wir uns (ein?) Limit an Tagen gesetzt, denn für ein Wochenende ist der Hin- und Rückweg einfach zu lang.” – Ansichtssache!
;)
beste grüße,
tomasz
@tomasz: Hehe, ich weiß: Für dich ist immer ein Kanaren-Trip mit einer Übernachtung drin. Gute Einstellung, denn eine kurze Reise ist immer noch besser als gar keine Reise. Wahrscheinlich werde ich nur alt :)
LG
Touché!
Kann ich ja froh sein, dass ich morgen auch mal wieder unterwegs bin ;-) Aber so wie es aussieht: ohne Meer, ohne Sonne – und ohne Regen. Hauptsache draußen!
Viele Grüße,
Alex
Jo Phil,
da ist er ja, der letzte Teil Eures Teneriffa Trips. Auch von mir ein riesiges
“Danke schön” für Deinen Bericht.
Müßte eigentlich auch mal TuiFly und Condor antesten, bisher war es nur AB, LH,
Niki und Germanwings. Mal sehen, etwas Urlaub habe ich ja noch;-)
Wie ist es mit dem Sitzabstand bei den beiden. Lassen die auch den mittleren Sitz
frei?
Viele Grüße
Stefan
@Stefan: Gern geschehen! Niki fehlt mir übrigens noch in der Liste. Die sollen ja ein paar ganz nette Embraer haben.
Beim Sitzabstand kann ich leider nichts Außergewöhnliches berichten. Bei meinen 1,86m gibt’s immer ein Stoßgebet vor dem Take-Off, dass der Besetzer des Sitz vor einem die Lehne nicht zurück klappen möge. Und auch die Mittelsitze wurden auf dieser Strecke konsequenz besetzt.
LG
Auf den kanarischen Flughäfen scheint die sich die Abzocke wirklich noch nicht durchgesetzt zu haben. Letzte Woche habe ich am TFN noch ein 0,5l Bier für 2,50 Euro trinken können…
Kleine Anmerkung zu den Lackierarbeiten am Condor A320: Die “Büroklammer” musste noch auf die Engine-Cowlings auflackiert werden. Denn nur Condor fliegt damit, nicht jedoch Thomas Cook UK. Und die Registration wird wohl auch geändert worden sein ;-)
@Ingo: Jop, die Abzocke an deutschen Airports ist mir teilweise auch zu auffällig. Und irgendwann boykottiert man gewisse Preise einfach. Zu den Lackierarbeiten hast du natürlich Recht. Ist wäre sogar möglich, dass die Mühle beim Tausch nochmal eine Grundüberarbeitung bekommen hat, da sie von innen vorbildlich in Deutsch beschriftet war.
LG
Hi Phil,
schöner Bericht, tolle Bilder. Deine Schilderungen des Abstieg, auf dem nicht erlaubten Weg zum Meer, lassen mich zwischen Anerkennung zum Mut über die waghalsige Tour und Wut über das Ignorieren der Gefahr schwanken. Gott sei Dank ist alles gut gegangen. Ich hörte förmlich das Tosen des Meeres und bin nur froh, dass der Weg und die Felsen nicht glitschig waren. Die Verlockung durch den Torbogen des Felsen zu schwimmen konnte ich direkt nachvollziehen. Nur gut, dass Du der Versuchung widerstanden hast. Das zu früh am Flughafen sein, aus der Angst zu spät kommen zu können kenne ich nur zu gut. Aber den Sitz 2a zu haben deutet auf ein sehr frühes Einchecken. Es scheint, dass ich auch mal die Kanaren besuchen sollte. Danke für Deine schöne Story. Hat Spaß gemacht. Liebe Grüße.
@Dad: Ja, ich weiß. Ganz koscher war die Sache zu keinem Zeitpunkt und danach ist man immer wieder erstaunt, wie man manche Schilder einfach ignorieren konnte. Aber frei nach Robert Kappa: “Wenn dein Bild schlecht ist, warst du einfach nicht nah genug dran.”
Das Schwimmen habe ich mir aber wirklich aus Vernunft gespart. Das wäre niemals gut gegangen.
Ich habe übrigens mit Conny den Sitzplatz getauscht: Ich saß auf 2B und sie auf 2A, weil ich auf den Hinflug schon am Fenster saß :) Und somit blieb der Mittelsitz leider nicht frei.
LG
Mir gefallen einfach immer wieder deine Fotos Phil (die Video-Clips natürlich auch).
Was den Abstieg zum Strand betrifft: No risk, no fun!
Viele Grüße vom Bodensee
Udo
Hallo,
Ich finde Deine Fotos auch sehr gelungen, aber am besten ist das Foto von dem Burger! ;-)
Der Weg hinunter sieht ja auch mehr als abendteuerlich aus. Ich könnte sowas garnicht da mir sofort die Knie schlottern würden…
Grüße aus Berlin
Joshi
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