Reisebericht Tirol Tag 2 – Wanderung im Naturpark Karwendel & Stadtführung Hall in Tirol
Strahlende Sonne nach dem Aufstehen und ein herrlicher Blick aus dem Hotelzimmer: So muss ein erster Tag im Urlaub anfangen. Genau das richtige Wetter um genauer zu erkunden, wo Conny und ich an diesem Wochenende gelandet sind. Denn gerne gebe ich es zu: Ich hatte auch nach unserer gestrigen Schnapsverkostung keine Ahnung wo wir überhaupt gelandet werden.
Als Wahlbayern waren wir schon das eine oder andere Mal in Innsbruck gewesen, so dass mir die Berge rundherum bekannt vor kamen. Trotzdem: Höchste Zeit die Umgebung näher unter die Lupe zu nehmen.
Unser 4**** Parkhotel, das von den Einheimischen liebevoll Kebabturm genannt wird, machte eine verdammt gute Figur im frühen Sonnenschein. Um mir das Fotografieren etwas zu erleichtern, hatte sich der Hotelier etwas ganz besonderes ausgedacht: Statt uns Blogger im schicken, neuen, gläsernen Turm einzuquartieren, gab es Zimmer im leicht in die Jahre gekommenen, schlichten Nebengebäude. Diesen Fakt nahm mein Weitwinkel-Objektiv zum Anlass, um sich mit den übelsten optischen Verzerrungen zu rächen.
Wenn ein Tamron 10-24 mal sauer ist, bleibt einfach kein rechter Winkel erhalten …
Sightseeing in Hall in Tirol – Altstadtidylle nur 10 Kilometer von Innsbruck entfernt
Zur genaueren Erkundung der Stadt Hall in Tirol kam eine Stadtführung gerade recht. Mit unserem Guide hatten wir großes Glück. Mit leichtem Schaudern erinnerte ich mich noch an unseren Fremdenführer in Bonn, der bei fotografierenden Bloggern langsam aber sicher die Krise bekam und sich während der Führung vom Erzählonkel zum Viehtreiber verwandelte. Auch bei mehr als 15 Bloggern, die schwerbewaffnet mit Spiegelreflexkameras durch die Innenstadt von Hall vagabundierten, brauchte man eine gewaltige Portion Ruhe und Gelassenheit. Und so klickten die Auslöser fast ununterbrochen, während wir die Details der Geschichte der Stadt hörten. Als Beispiel sieht man hier Christina, die übrigens als einzige im Nikon-Lager unterwegs war. Ansonsten dominierten dreistellige Canon-DSLRs, wobei außerdem erschreckend viele 60Ds unterwegs waren. Ich habe alleine drei Stück gezählt.
Aber zurück zu Hall und seiner salzigen Geschichte: Der Aufschwung der Stadt begann schon um das Jahr 1300 als man in den umliegenden Bergen große Mengen Salz entdeckte und dieses für damalige Zeiten unschätzbare weiße Gold in mühsamer Kleinstarbeit abbaute. Während heute Salz immer eine gute Idee zu Pommes oder Eiern ist, stellte es im Mittelalter die einzige Möglichkeit zur Konservierung von Lebensmitteln dar. Der Reichtum, der die Stadt in Hall in Folge des überregionalen Salzexportes überschwemmte, führte zu einer herrlichen städtischen Architektur mit zugehöriger Stadtmauer, die bis heute fast perfekt erhalten wurde. Nicht umsonst nehmen es die Bewohner deswegen mit dem Denkmalschutz sehr ernst.
Lebendige Stadtgeschichte – Die Geschichte des Salzes in Hall
Damit auch die Geschichte des Salzes selber in der Stadt präsent bleibt, haben sich die Einwohner etwas besonderes einfallen lassen. In einem Freiluft-Inhalatorium wird ganzjährig Salzwasser über aufgeständerte Zweige in einem länglichen Raum geleitet. Jeder, der ein paar Minuten übrig hat, kann in diesem Inhalatorium eine kleine Pause machen und ein wenig durchatmen. Wer Zeitung lesen möchte, sollte sich definitiv ein wasserdichtes Magazin kaufen.
Richtig schönes Altstadtflair kommt zum Beispiel auf dem Oberen Stadtplatz mit der Pfarrkirche St. Nikolaus auf.
Die Alpen des Inntals als ständiges Fotomotiv
Grundsätzlich machte es beim Fotografieren in Hall besonders viel Spaß, die immens hohen Berge mit auf’s Motiv zu quetschen. Besonders massiv drängte sich dabei immer der Karwendel in den Vordergrund. Dieser Teil der nördlichen Ostalpen wirkt durch seine schroffen und unbewaldeten Hänge auf jedem Foto imposant.
Auch wenn der Vergleich mit dem Rosengarten in den Dolomiten geografisch etwas hinkt, dürfte es sich meinen Infos nach in beiden Fällen um sehr kalkhaltiges Gestein halten. Dieser Fakt könnte jedenfalls meine spontane Assoziation erklären. Sollte ein Hobby-Geologe mitlesen, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen.
Wandern in Tirol auf 543 km² im Naturpark Karwendel
Genug über Berge geredet – jetzt wird es Zeit sie zu besteigen. Auch wenn mich Conny beim Durchlesen des Reise-Programms etwas schräg anschaute, bin ich der festen Meinung, dass eine Wanderung einfach zum Reisen in den Bergen Österreichs oder der Schweiz dazu gehört. Klar, Urlaub soll Entspannung und Erholung sein, aber ein bisschen Natur kann doch nicht schaden. Ab also in den Alpenpark Karwendel, der auf seiner Homepage mit dem Prädikat “größter Naturpark Österreichs” wirbt.
Beim Anblick der folgenden Bilder dürften wir übrigens stolz darauf sein, diesen Trip überhaupt überlebt zu haben. Auf vielen Schildern wurde eindringlich vor “Alpine Danger” und schweren Lawinen gewarnt. Höchstwahrscheinlich dürfte es sich dabei aber um Überreste von Schildern aus der Winterzeit handeln. Schneespuren musste man an diesem Wochenende mit der Lupe suchen, und auch sonst waren die Abflüsse aus den Bergen, die übrigens zur Trinkwassergewinnung im Tal dienen, eher überschaubare Flüsschen als reißende Bergbäche.
Die härteste Fotochallenge – Passt ein Fernglas auf eine Spiegelreflexkamera?
Das Highlight dieses Tages war natürlich die schon im letzten Beitrag angeschliffene minimale Chance auf die Sichtung von Berggämsen. Doch bei solchen Landschafts-Dimensionen hatte ich immer noch ein riesiges Problem: Schon mit dem bloßen Auge wäre das Erspähen der scheuen Tiere schon ein riesiges Problem gewesen, mit meinem mitgeführten Non-Tele-Objektiven hätte ich die Sache gleich komplett vergessen können.
Doch unser Bergführer war für alle Eventualitäten gerüstet und übergab uns allen ein originales Swarovski-Fernglas. Wer jetzt spontan an einen mit glitzernden Brillanten besetzten Feldstecher denkt, dürfte sich wundern: Die Firma, die sich sonst hauptsächlich mit der Herstellung von Schmucksteinen beschäftigt, fertigte ab der Mitte des letzten Jahrhunderts hochwertige Ferngläser und andere optische Geräte. Als Ingenieur stellte ich mir da sofort die entscheidende Frage: Könnte es funktionieren ein Fernglas mit einer digitalen Spiegelreflexkamera zu koppeln? Einen Versuch ist dies allemal wert.
Es geht! Natürlich ist die optische Qualität mehr als bescheiden und auch die doppelte manuelle Fokussierung ist ein Geduldsspiel. Bei der resultierenden Brennweite bin ich mir gar nicht so sicher: Das Fernglas vom Typ Pocket 8×20 müsste bei einer 20-fachen Vergrößerung aus meiner 10-24mm-Linse theoretisch ein Brennweite von 200-480mm zaubern. Das erklärt auch, wieso ich selbst bei extremen Sonnenschein mit hohem ISO und niedrigen Verschlusszeiten fotografieren musste: Das Foto mit dieser Konstruktion aus Fernglas und DSLR nicht zu verwackeln, war fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Das Erwischen einer Gams gelang mir trotzdem! Ihr könnt euch nicht glauben, was ich für Luftsprünge machte, als ich endlich ein Tier fast scharf auf dem Sensor abgelichtet hatte.
Ein kurzer Blick auf die Ausbeute des Tages: Berggämse fotografiert, Wanderung überlebt, herrliches Wetter genossen – Ich würde sagen: Besser geht es gar nicht.
Die Tatsache, dass meine Füße nach dieser kleinen Tour etwas schmerzten und ich in geistiger Umnachtung die Sonnencreme daheim vergessen hatte, vergessen wir an dieser Stelle einfach mal. Diese kleinen Begleiterscheinungen sind temporär und können nicht davon ablenken, dass sowohl die Stadtführung als auch die Wanderung im Naturpark allererste Sahne waren.
… und die Bloggerreise war noch nicht vorbei!
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