Reisebericht Tirol Tag 3 – Bergbaumuseum von Hall in Tirol & Münze Hall in der Burg Hasegg
Es sollte unser letzter Tag in Tirol sein – höchste Zeit für einen ganz besonderen Ausflug. Selbst Conny sattelte spontan auf etwas flachere Schuhe um, denn am heutigen Tag wartete auf sie und Christina von hallo-welt.cc einer der härtesten Jobs, den die Stadt Hall in Tirol seit etwa 1244 zu bieten hatte: Der Salz-Bergbau.
Die Bedeutung des Salzes für ihre Stadt haben die Einwohner von Hall gleich in ihrem Stadtwappen verewigt, in dem zwei Löwen (ohne ein oder mehrere starke, Furcht einflößende Tiere war ein Wappen im Mittelalter halt nur halb so cool) ein Fass mit Salz halten. Der Abbau in den verschieden tiefen Ebenen (genannt “Horizonte”) war für heutige Vorstellungen unvorstellbar mühsam und lebensgefährlich. Dennoch prägte genau diese Industrie jahrelang das Stadtbild von Hall, so dass ich dem Teil der Stadtgeschichte etwas tiefer auf den Grund gehen wollte.
Besuch im Bergbaumuseum – Die ehemalige Salzgewinnung in der Saline Hall
Das Bergwerkmuseum kann man gut und gerne als Museum von echten Kumpeln für Jedermann bezeichnen: In mühsamer Kleinstarbeit bauten ehemalige Bergleute ein komplettes Stollensystem im heimischen Keller nach, das dem Besucher den Eindruck von Enge und Dunkelheit vermitteln soll. Dafür wurde sogar originales Gestein aus den Bergen heran geschleppt und nur im Deckenbereich durch modellierten Gips aus Gründen der Statik und der Unfallsicherheit ergänzt.
Als richtigen „Abbau“ von Salzgestein darf man sich die Arbeit übrigens nicht vorstellen. Zwar wurden bergbautypisch mit Schlägel und Eisen tiefe Stollen in den Berg gehauen. Dies diente aber nur der Schaffung von großen Hohlräumen, die nach jahrelangem Aushöhlen mit Quellwasser aus den Bergen gefüllt wurden. Ab diesem Zeitpunkt begann das lange Warten, bis das Wasser das Salz aus dem umliegenden Gestein heraus gewaschen und aufgenommen hatte. Über Rohrsysteme wurde das Wasser nun wieder aus dem Berg gepumpt und ins Tal geleitet.
Die eigentliche Salzgewinnung fand dann in Hall selbst statt, wo riesige Mengen Holz verfeuert wurden, um das Wasser wieder zu verdampfen. Ein wahnsinniger Aufwand, besonders wenn man sich vor Augen führt, wie einfach heute Salz z.B. an Küsten gewonnen und zu uns transportiert werden kann. In der damaligen Zeit war der Abbau noch lebensgefährliche Knochenarbeit, während auch der Vorgang des Verdampfens immer wieder zu schweren Feuern in der Stadt führte.
Nach über 600 Jahren zog man im Jahr 1967 einen finalen Schlussstrich unter den Bergbau in Hall. Auch wenn man erst 16 Jahre zuvor eine Thermokompressionsanlage in Betrieb genommen hatte, um die enormen Wärmeverluste beim Verdampfen von Wasser zu kompensieren, ließ sich die Salzgewinnung nicht mehr rational betreiben.
Von mir gibt’s immer einen Daumen nach oben, wenn ein Museum mich tatsächlich begeistern kann. Vielleicht lag es dieses Mal aber auch daran, dass ich selber ein wenig Hand an die alten Werkzeuge anlegen konnte. Man beachte vor allem mein vorbildliches Schuhwerk für die harte Arbeit im Gestein.
Münze Hall & Münzerturm – Ein interaktives Münzmuseum
Bevor Conny und ich zum finalen Ritt nach Hause ansetzten, durfte noch ein weiteres Stück Stadtgeschichte versuchen, mich vom Hocker zu reißen. Im Jahr 1477 kam der Erzherzog Sigmund von Tirol auf die geniale Idee, die Münzprägestelle von Meran nach Hall zu verlegen. Wahrscheinlich lag dies daran, dass Hall mittlerweile aufgrund seiner Salzgewinnung zu einer stark befestigten Stadt heran gewachsen war, und man zusätzlich im Nachbarort Schwatz eine Silbermine errichtet hatte.
Auf zum Münzmuseum in der Haller Burg Hasegg!
Natürlich darf man an dieser Stelle nicht vergessen, dass der Turm der Burg nicht gebaut wurde, um mir eine Möglichkeit für fantastische Fotos der umliegenden Landschaft und der Stadt selber zu bieten. Von diesem Turm wurde die Stadt verteidigt was das Zeug hielt. Gerade auch die nach oben ausladende Bauweise ist prädestiniert um näher kommende Feinde bereits aus großer Entfernung vom Pferd zu schießen bzw. im Nahkampf große Mengen Pech herunter zu kippen. Ein Glück war meine fotografische Nutzung wesentlich friedlicher:
Im Museum wird die Geschichte der Münzprägung grob umrissen. Für technisch Interessierte gab es jede Menge Maschinen zu bestaunen, mit denen man sich im Laufe von Jahrhunderten langsam von der manuellen Arbeit mit Hammer und Amboss bis zur Fließbandfertigung hervor tastete.
1486 wurden hier unter anderem die ersten Taler geprägt und auch heute wird ab und zu noch kräftig gehämmert. Am Eingang sind aktuelle Prägestempel für Auftragsarbeiten zu sehen. Das unten abgebildete Exemplar scheint mir aber doch eher nur Deko zu sein, schließlich ist die Prägung nicht spiegelverkehrt. Oder habe ich da einen Denkfehler?
Wer sich also schon immer mal eigene Münzen zusammen dengeln lassen wollte, kann dies übrigens auch hier tun. Die genauen Preise für diese Eigenprägungen konnte ich vor Ort nicht heraus finden. Wichtig wäre es in diesem Zusammenhang noch, zu erwähnen, dass man sich unter keinen Umständen selbst Münzen prägen darf – dies ist nämlich sowohl in Deutschland als auch in Österreich als Fälschung strafbar. Korrekterweise lässt man sich natürlich sehr kleine Medaillen designen. Der Unterschied zwischen Straftat und der Anfertigung von Souvenirs liegt manchmal im Detail.
Zum Schluss durften auch wir uns noch ein kleines Andenken erstellen. Ehrlich gesagt hatte ich während der gesamten Führung fest darauf gehofft und war so froh, als ich meinem eigenen Kupferohling mit Karacho eine Talerprägung verpassen durfte. Bei der Maschine werden übrigens in einem Durchgang sowohl Ober- als Unterseite geprägt – der Druck reicht dabei aus, um den Rohling so mit dem Stempel zu verbinden, dass beide Teile selbst mit einem Schraubenzieher nur schwer getrennt werden können.
Leider war damit unsere Reise auch schon zu Ende. Die Heimfahrt mit EC und IC verlief im Gegensatz zur Hinreise auch völlig verspätungs- und stressfrei. Enden lasse ich diesen Tripreport mit Bildern vom Bahnhof Innsbruck, bei dem man gut die Bergiselschanze auf dem gleichnamigen Berg erkennen kann. Diese Schanze ist fester Bestandteil der Vierschanzenstournee und folgt meistens auf das Neujahrspringen in Garmisch-Partenkirchen.
Mein Fazit zum Urlaub in Hall in Tirol
Großartig! Prinzipiell ist eine gute Vorbereitung auf eine Reise immer das A und O. Manchmal hilft es aber auch, sich einfach mal treiben zu lassen. Genau so haben es Conny und ich bei dieser Bloggerreise #RBTirol gemacht und sind damit richtig gut gefahren. Gerade auf die Museen war ich im Vorhinein sehr gespannt und wurde definitiv nicht enttäuscht.
Ich sage noch einmal ganz herzlichen Dank an Tirol.at für Einladung!
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