Reisebericht Wallis Tag 3 – Fahrt am Matterhorn mit der Gornergratbahn, Rothorn & Skifahren rund um Zermatt
Es tat mir fast schon leid, dass ich an diesem Tag dem kleinen beschaulichen Ort Grächen den Rücken kehrte. Das familiäre Städtchen ist mir in den letzten Tagen doch sehr ans Herz gewachsen. Aber heute wartete ein Mythos auf mich: Zermatt!
In den komplett autofreien Ort kommt man am besten mit der Matterhorn-Gotthard-Bahn oder mit dem eigenen Auto bis Täsch und von dort weiter mit dem Elektro-Auto. Diese sind in Zermatt gestattet. Ein Großteil dieser Autos wird in der Region um Zermatt selbst herstellt. Die Form darf laut Bestimmungen der eines normalen Benzin-Autos ausdrücklich nicht ähneln.
Nach der problemlosen Ausleihe von Skiern, Schuhen und Stöcken, erfüllte sich für mich ein absoluter Traum: Zum Einstieg ins Skigebiet rund um das Matterhorn fuhr ich mit der zweithöchsten Bergbahn in Europa nach der Jungfraubahn: Der Gornergradbahn.
Die Geburtsstunde des Tourismus rund um Zermatt kann auf 1865 beziffert werden, als es dem Engländer Edward Whymper gelang, das Matterhorn zu besteigen. Der Berg galt bis dahin als unbezwingbar und lockte seit diesem Ereignis viele Alpinisten und später auch Touristen an. Mit Sicherheit liegt die Faszination dieses Berges an seiner herrlichen Form und seiner exponierten, fast schon einsamen Position.
Nach etwa 30 Minuten erreicht man die Bergstation der Gornergradbahn, die auf 3089 Metern direkt neben einem Berghotel liegt. Wegen des klaren Himmels hier in den Alpen sind auf dessen Dach zwei Observatorien installiert.
Natürlich musste ich den Gornergrat komplett bezwingen und stieg noch bis zur Aussichtsplattform auf 3135 Metern hinauf, wo auch prompt ein Helikopter der Air Zermatt vorbei brummte. Diese Gesellschaft führt sowohl Rettungsflüge als auch Rundflüge durch. Ich hoffe einmal, dass dieser Flug nur einen touristischen Zweck hatte.
Von hier riskierte ich auch einen kurzen Blick zurück in Richtung Visp. Wieder einmal hatte ich es geschafft, dem schlechten Wetter zu entfliehen. Auf dem nächsten Foto sieht man gut die tiefhängende Wolkendecke ganz unten im Tal. Grächen müsste irgendwo auf der rechten Seite ganz knapp über den Wolken liegen.
Nach dem gestrigen Einstieg in die alpinen Disziplinen konnte ich mich heute nach länger Zeit endlich wieder auf Skier wagen. Skifahren ist anscheinend wie Fahrradfahren: So etwas verlernt man einfach nicht. Im Winter bietet das Matterhorn ski paradise übrigens ganze 360km Pisten mit allen Schwierigkeitsgraden. Wegen des Gornergratgletschers und mehreren Beschneiungsanlagen stehen selbst im Sommer noch 21km zur Verfügung. Somit kann man rund um das Matterhorn tatsächlich an 365 Tagen im Jahr Skifahren.
Ein besonderes Highlight war das Iglu-Dorf, welches unterhalb der Gornergratbahn-Station Rotenboden liegt. Fast wäre ich dran vorbei gefahren. Im Schnee ist es wirklich sehr gut versteckt.
Das künstlich errichtete Dorf bietet nicht nur eine Schneebar mit dem obligatorischen Glühwein und Fondue. Nein! Diese Iglus sind entweder komplette Hotelzimmer mit sechs Betten oder Romantik-Suiten mit zwei Schlafplätzen.
Wer jetzt noch nicht ganz überzeugt ist, sollte das folgende Foto einmal auf sich wirken lassen: Die Erbauer haben gleich zwei beheizte Jacuzzis auf einer Aussenterasse eingelassen. Natürlich mit Blick auf’s Matterhorn. Wer mehr Infos haben möchte, sollte auf der Seite iglu-dorf.com vorbei schauen.
Zur Mittagszeit steuerten wir zum Essen natürlich nicht irgendeinen Punkt an. Die imposante Rothornbahn brachte uns auf den gleichnamigen Berg, der eine fantastische Aussicht versprach. Wenn man ganz genau hinschaut erkannt man unterhalb der roten Gondel den Ort Zermatt im Tal.
Kulinarisch wagte ich mich dieses Mal an den Rothornteller mit seinem typischen walliser Trockenfleisch, gepaart mit Rösti. Gut hat’s geschmeckt. Vor allem bei einer solchen Kulisse.
Ursprünglich war noch ein kurzer Abstecher nach Italien geplant. Immerhin liegt das Skigebiet in beiden Staaten. Doch starker Wind von über 50km/h und Temperaturen von unter -10°C überzeugten uns davon auf der Schweizer Seite zu bleiben. Das schlechte Wetter in Italien brachte uns im Wallis jedoch herrlichstes Kaiserwetter.
Auf dem nächsten Bild erkennt man die fantastische Schönheit dieses Skigebietes. Links befindet sich die reguläre Piste, während man im rechten Bereich den Gornergletscher mit einigen Gletscherspalten erkennen kann. Nach dem Aletschgletscher er ist der zweitgrößte Gletscher der Alpen.
Die Zeit raste, so dass wir uns langsam an eine Abfahrt in Richtung Zermatt wagten. Durch die Lage des Ortes im Tal, sind die Sonnenstunden gerade im Winter stark begrenzt. Wir hatten großes Glück und die Häuser im Norden wurden noch angeleuchtet. Das geübte Auge erkennt im Hintergrund noch den Heliport, und somit die Hauptbasis von Air Zermatt
Natürlich hatte ich während allen Abfahrten mein GPS-Logger angeschaltet. Wenn man den Recordings Glauben schenken darf, bin ich tatsächlich fast 30km auf Skiern unterwegs gewesen. Fairerweise muss ich aber gestehen, dass das Gerät in Sesselliften und Gondeln mitgelaufen ist. Meine komplette Route könnt ihr hier noch einmal sehen:
Kurz nachdem die Sonne auf der italienischen Seite verschwunden war, wurde es höchste Zeit der Innenstadt von Zermatt noch einen Besuch abzustatten. Für einen kleinen Ort in den Alpen ist eine zentrale, lang gestreckte Fußgängerzone definitiv ein herausragendes Merkmal.
Ebenfalls wurde mir auch ein Einblick in die Geschichte von Zermatt gegeben. Als ursprünglich reines Bauern-Dorf, dominierten hier die Speicherbauten, die zum Schutz vor Tieren und Fäulnis auf Stelzen gebaut wurden. Im Bild ist auf der rechten Seite ein solches historisches Bauwerk zu sehen.
Ebenfalls im Bild: Der Brunnen als Ehrung für Ulrich Inderbinen. Der Zermatter bestieg 371 mal das Matterhorn, zuletzt im Alter von 89 Jahren. Zu seinem 100. Geburtstag bekam er diesen Brunnen geschenkt. Er selber starb im Altern von 104 Jahren im Jahre 2004.
Um kurz vor 18:00 Uhr musste ich mich leider schon von Zermatt verabschieden. Es wird allerdings mit Sicherheit nicht mein letzter Besuch in diesem Ort sein, denn der Mythos hat mich voll und ganz gepackt. Die Lage direkt unterhalb des beeindruckenden Matterhorns, gepaart mit der fast unbegrenzten Anzahl an Skipisten ist genau das, wovon der Ski-Tourist träumt.
Es war einfach ein unvergesslicher Tag.
Schöner Bericht.
Das Foto mit dem Rothornteller und dem Matterhorn im Bild ist der Hammer! Das muss man erstmal so hinbekommen. (und vor allem für 2 Minuten den Hunger hinten anstehen lassen ;-) )
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Der Bericht ist hervorragend. Ich selbst war von 26.10. bis 31.10.2014 in Zermatt zum Wandern und mit den Bergbahnen auf die Gipfel zu kommen. Der Ort ist mystisch, er lädt ein wieder zu kommen. Das tun wir auch, vielleicht diesen Winter zum Ski fahren.
Zermatt ist ein wunderbares idyllisches Dorf und die Landschaft und Berge sind ein Traum. Früher waren wir oft dort, mussten teilweise viele Monate vorher eine Ferienwohnung mieten, weil zur Hauptsaison dort viel los ist. Gelegentlich besuche ich auch eine Freundin dort und verbringe einen Kurzurlaub in ihrem Appartement, jedes Mal wieder ein Erlebnis!
@Sabi: Da kann ich dir nur zustimmen. Zermatt ist wirklich wunderbar!
LG Phil