Reisebericht Zürich 2 – «zürich transit maritim» & Dolderbahn
Ein Spaziergang durch Zürich ist auch beim zehnten Besuch der Stadt immer eine gute Idee: Trotz der ideologischen Bedeutung als Handels- und Wirtschaftszentrum der Schweiz ist die Stadt Zürich sehr leicht überschaubar und in wenigen Stunden zu Fuß erkundbar. Auch wenn ich schon etliche Male durch die City geschlendert bin, würde ich die Kamera niemals daheim lassen. Deswegen habe ich euch auch wieder ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt mitgebracht. Los geht’s direkt oberhalb der Limmat gegenüber dem Fraumünster.
Die Sonne schien heiß vom Himmel und gab den Zürchern die perfekten Rahmenbedingungen für’s bräteln bzw. grillieren (richtig geraten: „gegrillt“ wird in der Schweiz nicht). Allerdings türmten sich immer wieder stark begrenzte, aber dennoch hohe Wolkenberge auf. So wir hier beispielsweise hinter St. Peter.
Das Highlight von «zürich transit maritim»: Der Hafenkran
Die weiteren Sehenswürdigkeiten der Stadt ließ ich jedoch links liegen, denn auf mich wartete die einmalige Chance endlich meinen Hafenkran abzulichten. Im Rahmen des Projektes «zürich transit maritim» steht dieser Koloss noch bis 2015 mitten im Stadtzentrum. Laut einer Umfrage der Zeitschrift 20 Minuten halten 78 % der Zürcher diesen Kran für banalen und sinnlosen Schwachsinn oder beim besten Willen nur für eine sinnlose Geldverschwendung. Ich halte die künstlerische Installation zu einer fiktiven Hafenstadt immer noch für ganz großes Kino. Welche Stadt investiert schon so viel, um seine eigene Geschichte um ein erfundenes Kapitel zu ergänzen?
Auch wenn die Temperaturen trotz bedrohlicher Wolken wirklich enorm drückten, erklommen wir den Aussichtspunkt Lindenhof, um von hier noch ein besseres Foto vom Kran (und vielleicht auch von der Stadt) zu bekommen. Aus dieser Perspektive kann man die Größe des Eisenkolosses sehr gut mit dem Großmünster im Hintergrund vergleichen. Angesichts der Dimensionen kann ich schon verstehen, weswegen die Mehrzahl der Anwohner verbal im Dreieck springt.
Wer sich das gute, alte Zürich zurück wünscht, der schaut einfach in die andere Richtung. Denn auch wenn im Moment über Sinn und Unsinn moderner Kunst vortrefflich gestritten wird, is ja nicht die komplette Stadt verschandelt bzw. “verschönert” worden. Viele Teile der Stadt sind nicht angefasst worden und präsentieren sich genau so toll wie damals im Mai 2015.
Natürlich besteht das maritim-Projekt nicht nur aus dem Hafenkran. Überall in der Stadt befinden sich Hafenpoller, alte Schiffswerften und sonstige temporär „wiederentdeckten“ Spuren einer angeblich alten Hafenmetropole am Zürichsee. Manche Schilder schießen dann aber doch den Vogel ab. Aber seht selbst.
Es gibt nicht umsonst die englische Redewendung „Jumping the shark“, die auf Deutsch den Moment bezeichnet, ab dem eine TV-Sendung ihren Höhepunkt überschritten hat und schleunigst abgesetzt werden sollte.
Was meinen diesmaligen Spaziergang durch Zürich von den bisherigen unterschied, war, dass ich es dieses Mal endlich in die vermeintlich noble Einkaufszeile der Bahnhofsstraße schaffte. Klar, wer teure Uhren kaufen möchte, ist hier nicht ganz falsch.
Aber wie sagte schon ein guter Freund zu mir: „Wer in Zürich in luxuriöse Geschäfte zum Einkaufen geht, ist ein armer Mann. Andernfalls würde das Geschäft nämlich zu dir kommen.“
Die Dolderbahn: Ausflug auf Zürichs 2. Hausberg
Eine kleine Fahrt mit der Bahn gönnten wir uns am Abend dann doch noch. Nachdem wir 2013 den Hausberg von Zürich, den Uetliberg zu Fuß erklommen hatten, nutzten wir dieses Mal eine Zahnradbahn. Die Dolderbahn fährt von der Talstation Römerhof bis zur Station Dolder auf dem Adlisberg.
Ursprünglich stand an dieser Stelle eine Standseilbahn, die 1973 durch eine Zahnradbahn ersetzt wurde.
An der Bergstation befindet sich gleich das berühmte Hotel The Dolder Grand mit angeschlossenem 9-Loch Golfplatz, das einen herrlichen Blick über den Zürichsee bietet.
Leider entschloss man sich dazu, dass seit 1899 bestehende Hotel in den 60er Jahren zu erweitern und zerstörte mit modernen Anbauten nicht nur die Symmetrie des Gebäudes, sondern jagte auch gleich die Waldschlösschen-Romantik über den Jordan. Dennoch hält das Hotel bis heute mit seinen Zimmerpreisen ab 500 Franken die Stellung als die Top-Adresse in Zürich.
Am nächsten Tag hieß es schon wieder Tschüss Züri!. Allerdings werden wir vorher noch einmal richtig sportlich und wandern zum höchsten Freiluft-Aufzug Europas: Dem Hammetschwand-Lift. Und auf die Bilder dürft ihr euch wirklich freuen.