Reisebericht Madrid Tag 2 – Frühstück an der Gran Vía, Mercado de San Miguel, Palacio Real & Flamenco Show
Zuerst ein kurzer Blick aus dem Fenster, und dann auf die ToDo-Liste. Ergebnis: Passt.
Noch immer liegt ein leichter Nieselregen über der Stadt, dem laut Wetterapp bis spätestens 12:00 Uhr die Puste ausgehen wird. Perfekt, dass wir zuerst eine Indoor-Aktivität geplant hatten.
So kam auch, im Gegensatz zum zweiten Tag in Oslo, keine Torschlusspanik im Bezug auf das Sonnenlicht auf und wir konnten das Frühstück in Ruhe genießen.
Als erstes Ziel stand heute der Mercado de San Miguel aus dem Programm. Bis 1916 war er ein simpler Platz in der Nähe des Plaza Mayor, an dem hauptsächlich Fisch verkauft wurde. An eine Überdachung dachte damals niemand. Kaufleute brachten ihre Waren hauptsächlich vom eigenen Karren an den Mann.
Der Baustil aus filigranem Eisen der Les Halles Paris inspirierte die Madrilenen jedoch zur einer Umgestaltung des Platzes hin zu einem festen, offenen Gebäude mit Marktcharakter. Deswegen weihte man am 13. Mai 1916 die neuartige gusseiserne Halle ein.
Doch die Märkte in den Städten erlebten schwere Zeiten, als immer mehr Supermärkte und moderne Einkaufszentren die Innenstädte eroberten. Niemand wollte mehr in offenen und zugigen Hallen einkaufen, so dass der Mercado mit sinkenden Umsätzen langsam aber sicher dem Tod geweiht war. Während man in Paris mit dem großen Vorbild Halles Paris ab dem 1970er Jahren kurzen Prozess machte und die eisernen Pavillons nach und nach für den Bau der Métro und eines großen Einkaufszentrums abriss, sträubte man sich in Madrid gegen den vorschnellen Rückbau des Marktes.
Man kann nur von Glück sprechen, dass Madrid um Jahr 2009 den Mercado, mittlerweile komplett saniert und mit Glasfassaden verschlossen, neu eröffnete und ihn von einer Art Zweckgebäude in einen Gourmettempel verwandelte. So verschob sich das Klientel vor allem in Richtung Feinkost und Lifestyle, und konnte so nicht nur die Umsätze steigern sondern auch vor allem die mittlerweile einzigartige Architektur einer Markhalle retten.
Eine ähnliche Art der Konversion hatte damals auch die Schrannenhalle in München vor dem Abriss bewahrt.
Nach diversen kulinarischen Köstlichkeiten konnten wir uns anschließend endlich in die Stadt stürzen.
Bisher hatte ich auf meinen Reisen nach Madrid einen sehr großen Fokus auf die innerste Innenstadt gelegt und dabei das ursprüngliche Zuhause des Königs schändlich vernachlässigt. Im Rahmen einer geführten Tour wurde diese kleine Wissenslücke endlich egalisiert, so dass wir bei mittlerweile herrlich blauem Himmel zum Palacia Real schlenderten.
Gebaut wurde das Gebäude bis 1764 vor allem, um ein Zeichen der Stärke zu setzen. Dies war bitter nötig geworden, da Spanien sich durch die Erbfolgekriege intern schwer verzettelt hatte und auch die Übersee-Kolonien mittlerweile mehr Ärger denn Geld brachten.
Heute ist das Schloss ebenfalls ein reines Symbol. König Juan Carlos wohnt im Zarzuela-Palast im Nordwesten von Madrid.
Direkt östlich befindet sich in einer Sichtachse mit dem königlichen Schloss mit Teatro Real das Opernhaus von Madrid. Auch dieses Gebäude hat schon schon schwere Zeiten der Sperrung wegen Baufälligkeit hinter sich, und versucht derzeit zu altem Glanz zurückzufinden.
Immerhin fand hier 1969 der 14. Eurovision Song Contest statt. Ich bin mir sicher, dass diese leicht angetaute Eisfläche extra für mich angebracht wurde. Eine bessere Fotopfütze konnte ich mir fast nicht vorstellen.
Vergesst an dieser Stelle mal alles, was ihr über verspätete Fertigstellungen von Großprojekten wie Flughäfen, Hauptbahnhöfen oder Philharmonien wisst. Eine der Goldmedaillen für verspätete Bauwerke gewinnt mit Sicherheit die Kathedrale Santa María la Real de La Almudena, die direkt am südlichen Ende des königlichen Palastes liegt. Geplant wurde sie bereits im 16. Jahrhundert, Baubeginn im 18. Jahrhundert. Doch die finale Fertigstellung gelang erst 1993, so dass der Papst Johannes Paul II die Ehre hatte, die Kirche einzuweihen.
Beruhten auf dieser zeitlichen Diskrepanz darf man sich nun gerne ausrechnen, wann der BER fertig sein wird.
2004 fand in der Kathedrale die erste königliche Hochzeit von Kronprinz Felipe von Spanien und Letizia statt. Nicht ganz unwichtig, denn schließlich dürften die beiden in Zukunft König und Königin von Spanien werden.
Leider habe ich es zeitlich nicht mehr in den an das Schloss angrenzenden Park geschafft, so dass man ihn auf diesem Foto nur grob erahnen kann. Allerdings stand die Sonne in diesem Augenblick auch ein wenig schlecht, dass ich mir diesen Blick einfach für den nächsten Madridbesuch aufheben muss.
Doch was nützen die schönsten Gebäude in Madrid, wenn man nicht auch ein wenig von der Kultur mitnehmen darf. Gerade in Spanien gehört Flamenco zu einer festen Institution, so dass ich schon sehr auf eine exklusive Vorstellung gespannt war. Dafür ging es ins Café de Chinitas, das am Ende des Raumes mit einer Bühne ausgestattet war.
Eins gleich vorweg: Beim Flamenco ein vernünftiges Foto zu knipsen ist komplizierter als einen Löwen im Zircus während des Sprungs durchs den Feuerreifen zu fotografieren. Denn dort bewegt sich immerhin nur ein einziger Löwe und der Feuerring dürfte für ein genügend Licht sorgen. Beim Flamenco sollte man sich lieber auf’s Klatschen und „Olé“-Rufen konzentrieren. Trotzdem fanden sich ein paar gute Bilder beim Durchsehen der Speicherkarte.
So macht Madrid Spaß: Auch wenn ich auf meinen Reisen nach Madrid schon einiges gesehen hatte, fand ich es einfach genial dieses Mal etwas tiefer in die Stadt einzutauchen. Trotzdem bleibt bei mir die Vorliebe für schöne Motive, so dass ich einen weiteren Stadtrundgang durch Madrid für den nächsten Tag eingeplant hatte.
Gerade meinen alten Freund, den Bär am Erdbeerbaum, hatte ich schon fast drei Jahre nicht gesehen. Da überwiegt doch die Freude auf ein Wiedersehen.
Alle Fotos © Philip Klever & Cornelia Schuhbauer
Vielen Dank an Turespaña für diese Reise nach Madrid.
Weitere Reiseberichte:
Ich lese immer wieder gerne etwas über Madrid :-)
Was Fotos des Parks angeht, möchte ich gerne mal auf meinen kleinen Bericht verweisen:
http://www.mendener.net/2011/09/21/weltjugendtag-2011-tag-7-sightseeing-in-madrid/
@maTTes: uhi! Gute Bilder. Bei meinen Reisen im Winter fehlt mir manchmal das Grün der Bäume. Das hast du viel besser eingefangen. In den nächsten Tagen gibt’s noch ein bisschen mehr zu Madrid.
LG Phil
Madrid ist einfach klasse, v.a. der Mercado de San Miguel :-) Hoffentlich komme ich da bald mal wieder hin.
@Laura: Ganz deiner Meinung! Beim letzten Madrid-Besuch stand ich nur wenige Meter vom Mercado entfernt auf der Plaza Mayor und habe ihn nicht besucht. Da habe ich wirklich was verpasst!
LG Phil
Pingback: Madrid - Von Plätzen und Palästen. Und verrückten Figuren. - Teilzeitreisender.de