Reisebericht Madrid Tag 3 – Rundgang durch Madrid: Gran Vía von Plaza de Cibeles bis Plaza del Callao, Puerto del Sol & Plaza Mayor
Ich hatte es bereits am gestrigen Tag angekündigt: Jedes Mal wenn ich in Madrid bin, muss ich einfach meinen kleinen Stadtrundgang machen. Auch wenn sich die Metro mal in einem Werbespot als „Beste Metro der Welt, in der besten Stadt der Welt“ bezeichnet, kommt man im innersten Ring von Madrid auch sehr gut zu Fuß aus. Genau das richtige für mich als Liebhaber von schönen Fotomotiven. Eine leere Speicherkarte, ein Stativ und ein bisschen Zeit ist alles was ich dabei brauche. Los ging’s natürlich auf der Gran Vía.
Die komplette Gran Vía beginnt am Plaza de Cibeles. Der dortige Brunnen stellt eigentlich die griechischen Göttin Kybele dar, die in ihrem Streitwagen von Löwen gezogen wird und dabei die Fruchtbarkeit symbolisiert. In Wirklichkeit dürfte diese Bedeutung den wenigsten bekannt sein, denn hauptsächlich dient dieser Ort dem Zelebrieren der Erfolge von Real Madrid. Sobald irgendein wichtiger Fußball-Pokal gewonnen wurde, verwandelt sich dieser Platz in einen Hexenkessel, bei dem die griechische Göttin auch gerne mal ein Trikot tragen darf.
Direkt gegenüber befindet sich dann das markante Palacio de Comunicaciones. Wie der Name schon erahnen lässt, befand sich hier ehemals die Postverwaltung in Madrid. Den Einwohnern schwante allerdings, dass ein solcher Palast für eine Post doch eine Spur zu pompös wirkte, so dass sich hier heute die Stadtverwaltung von Madrid befindet.
Eines der auffälligsten Gebäude der Gran Vía dürfte das Edificio Metrópolis sein, dass den meisten auch eher als inoffizieller Startpunkt der großen Straße bekannt sein dürfte. Offiziell ist seine Adresse aber „Calle de Alcalá 39“, die sich auf die Straße links vom Gebäude bezieht. Wer genau hinschaut, sieht übrigens in der Mitte der Straße ein kleines Modell mit dem Nachbau der Gran Vía. Dieses wurde zum 100. Geburtstag der Straße aufgestellt.
Das Edificio Telefónica, dass die Nummer 29 auf der Gran Vía trägt, verdient das Prädikat Wolkenkratzer und ist das zweithöchste Gebäude an dieser Straße. Wie der Name schon sagt, gehört es dem Mutterkonzern von O2 und wurde ursprünglich als riesige Schaltzentrale entworfen, um Anrufern das direkte Wählen zu ermöglichen und somit die menschliche Vermittlung abzulösen. In der Zeit von Mobiltelefonen ist diese Technik eher obsolet geworden, und auch die sonstige Technik benötigt in den heutigen Tagen eher übersichtliche Kellergeschosse statt riesiger Gebäude.
Somit beinhaltet das Gebäude heute ein Museum und den „Telefónica Flagship-Store“.
Eigentlich würde die Gran Vía noch weiter bis zur Plaza de España. Ich hingegen werde in diesem Bericht nur bis zum Plaza del Callao schlendern, an dem sich auch unser Hotel in genau diesem Gebäude befindet. Das Edificio Carrión ist auch unter dem Namen Edificio Capitol bekannt und wird wegen seiner Architektur auch gerne auf eine Stufe mit dem Flatiron Building in New York gesetzt.
An dieser Stelle verabschiedete ich mich von der Gran Vía und bog in die Fußgängerzone nach Süden ab. Bedingt durch akutes Shoppingfieber kurz vor Weihnachten traf ich hier auf respektables Gedränge. Kein Wundern, denn zum Beispiel hatte hier die Kaufhauskette „El Corte Inglés“ an einer ihrer Hausfassaden eine riesige Weihnachtslandschaft für Kinder aufgebaut. Mein Augenmerk lag aber auf einem besonderen Ort: Der Puerta del Sol.
Vielleicht sollte ich aber lieber „Vodafone Sol“ sagen, denn die Mobilfunkmarke hatte anscheinend ein paar Geldscheine zu viel im Keller gefunden und sämtliche Metroschilder für eine bestimmte Zeit gemietet. Sogar die Metrofahrpläne in den Aushängen und Zügen wurden geändert und selbst die Durchsagen in den Zügen kündeten „Vodafone Sol“ als „próxima estación“ an. Mit Sicherheit ein netter Werbegag – für bleibende Erinnerungsfotos aber eher unpassend. Deswegen gibt’s lieber Eindrücke vom riesigen Weihnachtsbaum.
Der Name des Platzes rührt von einem Stadttor aus dem 15. Jahrhundert. Dieses war mit einer Sonne markiert, da es nach Osten und somit in Richtung Sonnenaufgang orientiert war. Erst im 19. Jahrhundert gewann der Platz an Bedeutung, als man hier das Casa de Correos (Postamt) erbaute. Ausgehend von diesem Postamt begann man auch mit der Vermessung der Straßen ab Madrid, so dass sich heute genau an dieser Stelle der nullte Kilometer (kilómetro cero) befindet.
Auf mich wartete aber schon ein alter Bekannter: Der Oso y el Madroño, auf Deutsch “der Bär und der Erdbeerbaum“. Die 4 Meter hohe Statue ist das heraldische Symbol von Madrid und fast überall im Stadtbild zu erkennen. Falls ihr einmal in Madrid seid, schaut einfach mal auf Gullideckel, im Stadtwappen, auf Fahrzeuge der Stadtverwaltung oder auf Hydranten.
Unweit der Puerto del Sol befindet sich die letzte Station meiner kleinen Innenstadt-Tour: Die Plaza Mayor. Bis 1619 wurde dieser rechteckige Platz (129 Meter Länge und 94 Meter Breite) durch kluge Ingenieure errichtet. Da das Stadtgebiet von Madrid keinesfalls ebenerdig war, wurde der südliche Rand des Platzes zuerst meterhoch aufgeschüttet bevor die passende Fläche für den Platz bereit stand.
Auch die Bebauung des Platzes änderte sich mehrmals, da immer wieder Brände den Platz buchstäblich in Schutt und Asche legten. Zuletzt wurde der Platz 1854 wieder aufgebaut, nachdem unter anderem die maximale Gebäudehöhe auf nunmehr vier Geschosse limitiert wurde.
Der Nutzen des Platzes war in der Vergangenheit vielfältig: Neben Fußballspielen, Konzerten und Märkten wurde dieser zur Zeit der Inquisition auch gerne für die Autodafés benutzt, wobei vermeintliche Ketzer zuerst öffentlich verurteilt und anschließend verbrannt wurden. Heute dient die Plaza Mayor wesentlich friedfertigeren Zwecken und beinhaltet z.B. besondere Geschäfte für Briefmarken- oder Münzsammler unter den Arkadenbögen.
Auch wenn mein bisheriger Stadtrundgang viele der großen Sehenswürdigkeiten zeigte, so fehlte bisher doch eines der richtig alten Gebäude. Einen sehr wichtigen Platz im mittelalterlichen Madrid könnte man heute fast wegen seiner Schlichtheit übersehen: Die Plaza de la Villa, auf der das alte Rathaus von Madrid steht. Bis 2007 residierte die Stadtverwaltung von Madrid im Casa de la Villa, bevor es in den oben bereits genannten Palacio de Comunicaciones umzog.
Nach einem solchen Rundgang durch die Stadt solltet ihr euch auf jeden Fall eine kleine Pause gönnen. Auch ich ließ es nach dieser fotografischen Safari erst einmal ruhig angehen und wartete gespannt auf den Sonnenuntergang. Denn genau zu dieser Zeit hatte ich mir noch fest vorgenommen, ein paar Fotos von der Dachterasse unseres Hotels zu knipsen.
Und tatsächlich ging mein Plan wunderbar auf und bescherte mir herrliche Bilder der Gran Vía in der Abendstimmung:
Auch die Cuatro Torres Business Area war gut zu erkennen. In diesem Geschäftsviertel befinden sich heute die vier Wolkenkratzer Torre Espacio, Torre de Cristal, Torre PwC und Torre Caja Madrid, die auf einem ehemaligen Trainingsgelände von Real Madrid errichtet, das der Club 2001 verkaufte.
Durch leichtes Verrenken konnte ich auch den Blick in Richtung Süden gut einfangen. Hier werden Errinnerungen an die gestrige Tour wach: Der Palacio Real ist sehr gut in seiner Längsausbreitung zu erkennen. Davor die Oper Teatro Real und weiter links die Kathedrale von Madrid Santa María la Real de La Almudena.
Den restlichen Abend ließen wir dann ruhig mit ein paar Drinks ausklingen.
Alle Fotos © Philip Klever & Cornelia Schuhbauer
Vielen Dank an Turespaña für diese Reise nach Madrid.
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wie gerne ich jetzt dort wäre! tolle bilder!!
LG Nina
http://www.lesbelleschoses.de
@Nina: Danke dir! Ich hätte auch nichts gegen eine Wiederholung dieses Trips!
LG Phil