Städtetrip Mailand Tag 2: Das letzte Abendmahl in der Santa Maria delle Grazie, Outlet Shopping, Mailänder Dom & Ausflug zu den Navigli
Nach einer sehr erholsamen Nacht wachte ich gemütlich um 08:05 Uhr am Samstag auf, als Conny zu mir sagte: „Phil! Sollte der Wecker nicht um 06:30 Uhr klingeln?!“
Verdammter Mist! Der Wecker hatte nicht geklingelt!
Ich hatte die allerletzten Tickets für „Das letzte Abendmahl“ um 08:45 Uhr abstauben können. Alle anderen Termine für das ganze Wochenende waren bereits ausgebucht und die Regularien konnten nicht strenger sein: Nur 15 Minuten dürfen Besucher im Raum des Wandgemäldes bleiben und die echten Eintrittskarten müssen bis spätestens 20 Minuten vorher abgeholt sein. Ansonsten verfällt die Reservierung.
Ich weiß bis heute noch nicht genau, wie wir es so schnell aus dem Bett schafften. Aber bereits drei Minuten später saßen Conny und ich in einem Taxi auf dem Weg in die Innenstadt. Anscheinend hatte mein Flehen an der Rezeption Wunder gewirkt oder ein Notfalltaxi wartet ständig mit laufenden Motor in der hoteleigenen Tiefgarage. Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich wirklich fast kein Wort Italienisch kann. Mein panisch gestammeltes „Seniore, pronto per favore!“ konnte aber gar nicht so falsch sein, denn der Taxifahrer setzte meine Worte sofort in Vortrieb um und schob den Wagen durch die zum Glück recht leeren Straßen. Exakt um 08:26 (also rein theoretisch 19 Minuten vor unserer Besuchszeit) stürmte ich das Ticketoffice der Kirche Santa Maria delle Grazie mit der Reservierungsbestätigung am langen Arm. Die Damen schauten recht verdutzt – kein Problem, kein Stress am frühen Morgen, hier sind ihre Eintrittskarten, viel Spaß, dahinten bitte warten.
Wir hatten es also tatsächlich geschafft. Und wenn ich das mal so sagen darf: In olympischer Bestzeit!
Kommen wir nun aber zum eigentlich Gemälde: Es grenzt mehr oder weniger an ein Wunder, dass das Il Cenacolo überhaupt noch existiert. 1494 fing Leonardo da Vinci an, die neun Meter lange Szenerie an die Nordwand des Refektoriums des Dominikanerklosters Convento Santa Maria delle Grazie zu malen. Das Bild selbst gilt mit der Anwendung der Zentralperspektive und der vielfachen Verwendung des goldenen Schnittes als Meisterwerk. Leider beging Leonardo selbst bei seiner Materialwahl schwere Fehler. Bereits einige Jahre nach Vollendung fing das Fresko an zu zerbröckeln und wurde mehrmals mehr oder weniger schlampig repariert.
Auch die Mönche des Klosters zerstörten den mittleren Bereich um die Füße von Jesus, als sie sich eine größere Tür einbildeten und die Wand aufstemmten. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Kloster zeitweise als Unterkunft für Soldaten oder sogar als Pferdestall verwendet, wobei die Zerstörung ihren Höhepunkt im zweiten Weltkrieg fand, als eine Fliegerbombe 1943 ins Gebäude krachte und die komplette Ostwand einstürzen ließ. Heute ist der Raum durch mehrere Schleusen staubdicht verschlossen. Fotografieren ist natürlich strengstens verboten, so dass ich euch an dieser Stelle nur das offizielle Foto präsentieren kann.
Ich kann jedem nur raten, sich um ein Ticket zu bemühen: Der Moment in dem die Schleuse aufgeht und man vor das Gemälde tritt ist der absolute Wahnsinn!
Nach diesem Schnellstart in den Tag fiel uns erst nach dem Abendmahl-Besuch auf, dass wir unser eigenes Morgenmahl übersprungen hatten. Macht ja nichts, mittlerweile war es ja mal gerade 9:00 Uhr, also ab zurück zur nächsten Straßenbahn und zurück zum Hotel. Frühstück gab’s bis 11:00 Uhr und bezahlt ist bezahlt :)
Wer sich beim Anblick der Trams irgendwie an Lissabon erinnert fühlt, hat mal gar nicht so unrecht. Lissabon wurde 1873 mit einer Pferdebahn ausgerüstet – 1876 bekam auch Mailand ein solches Verkehrssystem. Die ältesten Wagen aus Lissabon, die sog. Remodelados stammen aus den Jahren 1935 während die oben abgebildete Mailänder Tram aus den Jahren 1928 bis 1930 stammen könnte. Die Züge der beiden Städte ähneln sich also wirklich.
Und hierbei handelt es sich keinesfalls um Museumsbahnen oder Sonderfahren sondern um ganz normale Züge im Alltagseinsatz. Wer sich zugtechnisch auf eine kleine Historienfahrt begeben möchte, kommt in Mailand definitiv auf seine Kosten.
Die Tickets für den öffentlichen Nahverkehr gibt’s in allen Tabacci-Läden und kosten 1,50€ pro Fahrt und sind 90 Minuten gültig. Zurück im Hotel erholten wir uns erst einmal von allen morgendlichen Schocks und ließen es uns am Buffet gut gehen.
Als nächstes stand der obligatorische Test des Schwimmbades auf dem Programm. Zusätzlich zum normalen Becken bietet das Hotel auch noch solche Schmankerl wie Dampfbad, Sauna und Whirlpool. Aber vorsichtig: Alle drei Einrichtungen sind doppelt vorhanden und schön brav nach Männlein und Weiblein getrennt. Sind die Italiener tatsächlich doch so prüde?
An der Hotelbar liefen zu dieser Zeit gerade die Neuigkeiten über den Hurrikan Sandy, der mit unglaublicher Wucht auf New York zu raste. In einem solchen Moment fragt man sich doch, ob man nicht zu unrecht über das Wetter vor Ort meckert.
Unsere Sonne versteckt sich immer noch hinter dicken Wolken, so dass wir einen von Connys Geheimtips ausprobieren wollten: Outlet-Shopping. Mit einer frischen Fahrtkarte enterten wir die Tramlinie 12 und fuhren über die Piazza del Duomo zum Fashion Outlet IlSalvagente. Die Auswahl ist ganz ordentlich und einige Marken wie Prada, Gucci oder Versace sind auch zu finden. Bei den Preisen gilt der gleiche Hinweis wie beim Pariser La Vallée: Handy raus und gegenchecken.
Wer mehr über die Shoppingtour erfahren möchte, kann ja mal bei Connys Blog vorbei schauen.
Danach ging es dann mit dem Bus zurück in den Kern der Altstadt: Der Dom wollte schließlich auch besucht werden. Noch immer hielt der Wettergott die Wolkendecke fest verschlossen. Der Sonne schien dies aber überhaupt nicht zu gefallen und mit einem Mal wurde der Himmel in die verschiedensten Gelb- und Blautöne getaucht. Ein solchen Farbmix habe ich ja selber noch nie gesehen.
Auch der Dom machte im gelblichen Licht der anscheinend untergehenden Sonne eine gute Figur und lieferte ein ganz anständiges Fotomotiv. Bei schönem Wetter knipsen kann ja jeder :)
Obwohl wir bei unseren späten Frühstück fürstlich gespeist hatten, wollten wir unseren Mägen noch eine original italienische Pizza spendieren und fuhren mit der Tram in Richtung der Navigli im Süden der Stadt. Diese ehemaligen Wasserstraßen wurden in der Mailänder Region bis ins 20. Jahrhundert genutzt und brachten gegenüber dem Transport auf der Straße einen großen Geschwindigkeitsvorteil für Händler. Daraus resultierte natürlich auch ein großer Wohlstand für die Mailand selbst.
Doch kaum angekommen traute ich meinen Augen nicht: Die kompletten Kanäle waren bis auf einige Pfützen staubtrocken! Ok, ein Transportweg sind die Kanäle schon lange nicht mehr und die Kanäle dienen heute eher der Traditionspflege. Aber das hier war wirklich ein skurriles Bild: Selbst die Restaurantschiffe lagen einfach auf dem Trockenen.
Nett immerhin, dass der Gastronomiebetrieb auf den Dampfern munter weiter geht. Besonders typisch für Mailand ist das Buffet-Angebot in der Happy Hour. In vielen Restaurants gibt es All-you-can-eat-Menüs, die z.B. von 18:00 bis 22:00 Uhr angeboten werden. Teilweise wird sogar nur der Preis für einen Cocktail berechnet.
Nach einer ordentlichen Portion, die wahrscheinlich für die komplette Mannschaft des AC Mailands gereicht hätte, schlugen wir den Weg zurück zum Dom ein. Wenn der Himmel uns schon tagsüber kein schönes Motiv bescheren wollte, nehme ich eben die Nachtfotos. Dank meinem Schlagstock Stativ sollte das ja kein Problem werden. Und nachts sind alle Himmel schwarz.
Schließlich machten wir uns auf den Heimweg. Dank der Zeitumstellung sollten wir in dieser Nacht sogar noch eine Stunde geschenkt bekommen. Und endlich konnte uns auch kein Wecker einen Strich durch die Rechnung machen.
In Ruhe Ausschlafen – ja, auch das ist Urlaub! :D
Zeitstress im Urlaub weil Wecker nicht klingeln oder man einfach verplant ist, passiert irgendwie verdammt häufig. Ich kenne das auch mehr als genug und dir passiert es ja auch nicht zum ersten Mal. Aber irgendwie gehts doch immer gut, und so bringt der Urlaub wenigstens noch etwas Aufregung mit dazu. ;-)
Schade, dass das Wetter überhaupt nicht mitgespielt hat…
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