Städtetrip Mailand Tag 3: Der Dom de Milan und die Mailänder Scala von Innen & Heimflug von Mailand nach Stuttgart (MXP – STR)
Und da war er auch schon: Der letzte Tag in Mailand!
Mit einem ganz leichten Schock wachten wir auch heute von ganz alleine auf. Aber alles in Butter, der Wecker hatte heute seinen freien Tag und das war auch absolut gut so. In Ruhe genossen wir noch einmal alle Annehmlichkeiten unseres Hotels, bevor wir noch ein Late-Checkout aushandeln konnten.
Fragen kostet ja nichts und jede Minute, die man am Abreisetag länger im Hotel bleiben kann, sollte man doch mitnehmen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem (Foto-)Kreuzzug mit frisch geschärfter Kameraoptik durch’s Hotel nutzten wir unsere vorletzte Fahrkarte für die Tram-Reise zum Domplatz. Wir hatten den Besuch im Inneren des Doms extra für den letzten Tag aufhoben.
Vor dem Duomo patrouilliert übrigens die Armee. Verboten ist nämlich so einiges: Stative, Kameras, Blitze, Essen, freie Schulter, Badehosen. Ein Schild weist extra auf die Pflicht hin, seine Kinder gefälligst an die Hand zu nehmen. Doch die grimmigen Herren am Eingang kontrollieren nichts davon, und so lief ich mit meiner Kamera auf dem Stativ schnurstracks an allen vorbei. Naja, vielleicht wäre mir immerhin mit einer Badehose der Eintritt verwehrt geblieben.
Im Dom selber fand zu dieser Zeit gerade eine Messe statt. Finde ich auch relativ kurios, im inneren Teil des Innenraums den Gottedienst zu feiern, während in der “äußeren Bahn” munter Touristen vor sich hin schlendern. Aber uns soll’s recht sein, denn nur so konnten wir die drittgrößte Kirche der Welt bestaunen. Die Ausmaße sind absolut unglaublich und auch der Klang der Orgeln, die natürlich während der Messe gespielt wurde, verstärken den gewaltigen Eindruck. Und das sagen wir, obwohl wir vor gut einem Monat noch in Notre-Dame gestanden sind!
Bevor wir an den Heimweg dachten, mussten wir unbedingt noch die Mailander Scala besuchen. Ich erinnere mich noch gut an meinen Besuch vor 4 Jahren und meine große Enttäuschung über die unscheinbare Fassade: Von einem der berühmtesten Opernhäuser der Welt hatte ich mir irgendwie mehr erhofft.
Dieses Mal lösten wir ein Ticket für das Museum der Scala, in dem mal wieder alles verboten war. Sämtliche Taschen mussten in Schließfächern weg gesperrt werden, bevor man die Sammlung von Artefakten, Gemälden und Bildern betreten durfte.
Doch meine große Hoffnung, auch den Zuschauerraum zu sehen, wurde erst einmal jäh gebremst:
„Wurde Ihnen das etwa am Anfang nicht gesagt? Im Moment läuft gerade eine Probe, kein Zutritt! Erst ab 16:00 Uhr“
Nein, hat uns niemand gesagt. *grrr* Kurzerhand wurde unser Zeitplan leicht angepasst und ein Teil des Zeitpuffers geopfert. 16:00 Uhr … Das könnte gerade noch so klappen.
Kurzerhand planten wir ein wenig Schaufensterbummel ein und besuchten einmal mehr einen Abercrombie & Fitch Store. Wenn Frauen in Mailand Windowshopping betreiben dürfen, dann darf ich das immerhin auch.
Punkt 15:59 Uhr standen wir dann erneut vor der Scala und durften mit vielen weiteren Interessierten eine der oberen Logen betreten. Doch was sahen meine Augen da: Überall Leute mit Kameras, Handys und Kompaktknipsen. Und wieso zur Hölle habe ich meine Tasche unten abgegeben? Also nix wie raus, Optik aus dem Schließfach gerissen und wieder rein in die Loge.
Wenn hier jeder knipsen darf, dann ja wohl auch ich.
Wow! Wie kann denn bitte ein solch imposanter Innenraum zu einer kleinen unscheinbaren Fassade passen? Wer die Scala übrigens auch mal von innen sehen will, kann sich entweder, wie wir, für 6€ ein Museumsticket kaufen oder auch z.B. Tickets für Vorstellungen online kaufen. Der Preis schwankt dabei stark: Für manche Vorstellung gibt es wirklich sehr günstige Karten (z.B. Recital Rolando Villazon am 12.11.2012 für 9,60€). Für richtige Opern können die Preise aber ganz schön durch die Decke schießen (Gegenbeispiel: Opera Lohengrin am 07.12.2012 für 840€ – 2400€)
Nun war es aber allerhöchste Eisenbahn den Heimweg anzutreten. Apropos Eisenbahn, gutes Stichwort! Während unsres Mailand Aufenthalts war der gute Silvio Berlusconi zu einer Haftstrafe wegen Steuerbetruges verurteilt worden. Doch statt sich, wie vom Gericht gefordert, von allen politischen Ämtern zurückzuziehen plante der Haudegen den Volksaufstand, drohte die Regierung zu stürzen, kündigte Streiks an und wetterte fleißig beim No-Monti-Day mit. So lautete jedenfalls das Motto des Samstages, an dem die Italiener gegen den Sparkurs der Regierung protestierten.
Mooooooment, Streik?! Doch nicht etwa …
Und so standen wir etwas verunsichert am Bahnhof Bovisa vor den Monitoren, auf denen natürlich ausschließlich auf italienisch auf mögliche Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs hingewiesen wurde. Die Dame am Ticketschalter blieb auf meine Nachfrage gelassen. Sie war der festen Überzeugung, dass unser Zug nach Malpensa gleich kommen würde und verkaufte mir zwei Tickets.
Die Zeit verging, kein Zug kam, keine Gleisinformation wurde angezeigt, immer mehr Menschen sammelten sich mit ratlosen Blicken in der Bahnhofshalle und zu allem Überfluss fuhren auch jede Menge Taxis vor dem Gebäude auf, als würden sie ihre großes Geschäft witterten. Schnell flitzte ich wieder zum Ticketschalter um die Lady noch einmal genauer nach „dem nächsten Zug nach Malpensa, der ja gleich kommt“ zu fragen. Die wollte auf einmal nichts von ihrer Aussage wissen, meinte dass sie von Anfang an einen möglichen Streik erwähnt hatte, gestikulierte wild mit den Armen und sprach auf einmal nur noch italienisch.
Na genial! Schnell vereinbarten Conny und ich eine Deadline: Wenn in fünf Minuten noch kein Zug käme, würden wir mit dem Taxi zum Flughafen fahren. Der Preis für eine solche Tour ist übrigens mit 90€ staatlich geregelt.
Der Plan war noch keine 30 Sekunden geschmiedet, da kam auf einmal Bewegung in die Bahnstation und unser Zug fuhr doch noch ein. Puh, Glück gehabt. Nix wie rein da.
Am Flughafen hatten wir dann noch ein wenig Zeit für moderne Kunst: Ein schwarzer Raum mit einer Nebelanlage verbindet neuerdings das Bahnterminal mit dem Flughafen Malpensa. In periodischen Abständen sprühen Düsen in der Decke einen Wasservorhang in die Mitte des Raumes. Öhm, ja. Nette Spielerei.
Leider hatten wir noch nicht für unseren Rückflug online eingecheckt, so dass wir in einer langen Schlange vor nur einem einzigen Germanwings-Schalter warteten. Ich versuchte noch irgendwo am Flughafen ein WLAN aufzutreiben um die Check-In-Sache mit dem Handy zu erledigen. Allerdings ist “Free-WiFi” auch an diesem Flughafen ein Fremdwort und so blieb uns nicht anderes übrig als zu warten.
Schließlich ging’s dann mal wieder mit dem Bus zum Flieger. Germanwings betreibt im Moment ein Konzept, in dem der vordere Teil des Fliegers als “Best-Seat-Bereich” ausgewiesen ist, der dem Fluggast mehr Beinfreiheit gegen Aufpreis garantieren soll.
Eigentlich ist das keine schlechte Idee. Das System führt allerdings zu einem kuriosen Phänomen: Vorne ist der Flieger leer, hinten ist er rappelvoll. Bei den Sitzen ist das noch kein großes Problem, bei den Staufächern bricht aber kurz vor Abschluss des Boarding das große Chaos aus. Jeder versucht mit maximal möglicher Gewalt sein Köfferchen noch irgendwie hinein zu quetschen. Meistens nur mit mäßigen Erfolg und des öfteren unter lauten Schmerzensschreien desjenigen, dessen Mantel/Rucksack/Einkaufstüte von jenem Köfferchen zerquetscht wird.
Conny und ich betraten so ziemlich als letztes den Vogel, erblickten das Desaster und kapitulierten gleich. Unsere Gepäckstücke kamen in die gähnend leeren Fächer im Best-Seat-Bereich. Dank Fensterplatz konnte ich auch dieses Mal unseren Flug ganz gut aufzeichnen.
Kurz vor der Landung schaute ich dann doch etwas irritiert aus dem Fenster: Wieso ist es denn bei Nacht so vergleichsweise hell draußen?
Ach, ja: Der Winter war in Deutschland eingebrochen und brachte eine ordentliche Ladung Schnee, die anscheinend gut liegen geblieben war. Bei Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes war es im Vergleich in Mailand ja fast tropisch warm.
Nach der Landung kauften wir das Auto für 44€ wieder frei und suchten es danach erst einmal unter der Schneedecke. Diese wurde dann in Ermangelung eines echten Eiskratzers mit einer Parkscheibe wieder auf den Boden verbannt. Glücklich, zufrieden und mit jeder Menge neuer Eindrücke ging’s dann wieder nach Hause, wo wir um kurz vor Mitternacht ins Bett fielen.
Fazit: Es war einfach großartig! Natürlich gab’s hier und da ein wenig Hektik, Wendungen und unerwartete Stolpersteine, aber genau so etwas gehört zu einem Städtetrip einfach dazu.
Besonders der Fokus auf das Indoor-Sightseeing hat mir persönlich eine ganz neue Seite von Mailand gezeigt. Vielleicht sollten wir in Zukunft einen größeren Fokus auf Museen, Theater und Opern legen – Es könnte eine Reise doch sehr bereichern.
Die Flüge waren perfekt für ein Wochenende: Freitag nach dem Business hin und Sonntag Abends zurück. Abgerundet wurde der Trip durch ein erstklassiges Hotel, das uns als Wohlfühl-Basis für die Ausflüge diente.
Und ganz ehrlich: Wer macht sich dann noch Gedanken über das Wetter?
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