Tag 2 – Prager Burg, Veitsdom, Das Tanzende Haus & Metronom
Gna, schon während der Nacht zickte das Wetter herum, und auch morgens war keine Besserung in Sicht. Ein kurzer Blick auf den Wetterfrosch brachte die Stimmung richtig in den Keller: Es sollte sogar noch regnen.
Ein kurzer Anruf zuhause brachte zwar die Erkenntnis, dass ich daheim noch schlimmeres Wetter erleben würde, meine Motivation wurde davon aber nur gering angehoben.
Ist Sonne im August denn wirklich zuviel erwartet?
Naja, egal. Die Prager Burg (Pražský hrad) hatte ich mir für den heutigen Tage aufgespart. Beim Besteigen der Armada aus Treppenstufen hinauf auf den Berg Hradschin (Hradčany) wünschte ich mir, ich hätte das komplette Sightseeing gestern in einem Marathon durchgepresst und hätte den heutigen Tag nur mit Chillen im Hotelzimmer verbracht. Naja, hilft ja nix.
Als ich gerade beim Bestaunen des Veitsdoms war, der sich in der Mitte der Anlage majestätisch erhebt, gab Petrus Vollgas und brachte den Wasserspeiern richtig Arbeit. Lies: Das bisher gemütliche vor-sich-dahin-Nieseln schwoll zu einem ordentlichen Schauer.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich in T-Shirt und Flip-Flops auf dem Platz befand? Noch nicht? Ah, dann jetzt aber. Alle provisorischen Nothaltebuchten wie Türen und Eingänge waren schnell gefüllt, so dass ich in die Kirche eilte.
Ochjo, ‘ne nette Kapelle hat sich der Herr Burgherr da aber gegönnt. Sicher wahnsinnig teuer zu heizen, bedürftig im Unterhalt und sicher nicht bei IKEA eingerichtet. Im Ernst: Sehr pompöse Kathedrale, in der man wirklich alles verbaut hat, was damals für Geld zu haben war.
In Anbetracht der Touristenmassen, die sich in die Kirche zwängten, entschied ich mich dann aber doch lieber für die frische, feuchte Luft und verließ die Kirche wieder. Der Regen hatte sich mittlerweile auf ein nervendes aber aushaltbares Niveau gesenkt, so dass ich einfach meine Tour fortsetzte. Als Reisender muss man manchmal eben auch ein bisschen leidensfähig sein.
Als nächsten Punkt meiner Tour hatte ich das Tanzende Haus (Tančící dům) auf der Agenda stehen, dass ich fast völlig alleine bestaunen durfte. Kein Wunder, die Touristen waren ja alle im Veitsdom. Das futuristische Haus wurde übrigens von niemand anderen als Frank Gehry und dem tschechischen Architekten Vlado Milunić entworfen und dient heute als Bürogebäude. Eine Besichtigung von innen war leider wegen „security reason“ nicht möglich. Wahrscheinlich wollten die nur nicht, dass ich meinen Schuhen den Teppich nass mache.
Um Josef Stalin zu besuchen kam ich deutlich zu spät. Sein in Stein gehauenes Ebenbild hatte man nämlich bereits 1962 mittels Sprengstoff in kleine, handliche Einzelteile zerlegt. Zurück von ehemals größten Stalin-Denkmal (Stalinův pomník) blieb nur ein Sockel, der seit 1991 von einem Metronom gekrönt wird.
Das Metronom soll zum Einen den Takt der neuen Zeit symbolisieren, der nach dem Untergang des Kommunismus nun vor der Stadt und dem Land liegt. Zum Anderen soll es auch daran erinnern, dass jede Zeit der Unterdrückung und der Diktatur irgendwann einmal vorbei ist. Bla, bla, … Ganz ehrlich: Das Teil ist potthässlich, der Motor macht einen riesen großen Krach und als moderne Kunst lasse ich dieses Ding auch nicht durchgehen. Ich denke aber, dass viele Einwohner den gleichen Eindruck wie ich haben, da das freischwebende Stromkabel mit sehr vielen Schuhpaaren beworfen wurde, die noch immer dort hängen.
Das Denkmal steht übrigens in einem recht großen Letná Park (Letenské sady). Auch diese Grünfläche im Nord-Westen der Stadt fand ich fast komplett leer vor. Dass dies am Wetter lag, kann ich kaum glauben, denn ab diesem Augenblick der Regen sekündlich weniger wurde.
Der Park hat nicht nur ein paar schöne Flecken, sondern auch die Lage ist perfekt um die Stadt in ihrer vollen Schönheit zu sehen. Besonders gut gefallen hat mir ein kleines Plateau, das direkt vor mir einen wunderbaren Blick auf Prag eröffnete.
Allerdings war dies nicht der einzige Abgrund, der sich vor mir auftat. Beim Versuch hinter einem Busch noch einen besseren Fotospot zu finden, bin ich erstmal fast in einen Haufen Spritzen getreten. Anscheinend hatten da ein paar Fixer gestern jede Menge Spaß.
Mit Sicherheit gibt es in dieser Stadt noch so viel zu entdecken, aber ich entschied mich lieber den Tag schön ausklingen zu lassen. Wenn der Himmel mir schon kein gescheites Licht beschert, greife ich halt zu Plan B. Schnell ein paar Einstellungen geändert, und volle Pulle auf HDR geschossen. Dann halt so :)
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