Tag 10 – Ausflug zu den Höhlen des Reserva Antropológica El Pomier (Cuevas El Pomier) in San Cristóbal
Nach einem ausgedehnten Tag des Nichtstun hatten wir mal wieder ein bisschen Bock auf eine kleine Tour. Die Wahl fiel auch die Höhlen von El Pomier, im Westen von Santo Domingo etwa zehn Kilometer landeinwärts der Ortschaft San Cristóbal. Auch wenn die vorhandenen Informationen zu diesem Ziel (Gibt es die Höhlen überhaupt noch? Haben die überhaupt offen? Was kostet der Spaß?) mehr als dürftig waren, machten wir uns mit leichtem Gepäck auf die Socken.
Den ersten Teil des Weges kannten wir schon fast auswendig: Mit einem durchzugsgekühlten Minivan ging es mit wahnsinniger Geschwindigkeit in die Hauptstadt Santo Domingo. Keine Zwischenhalte an irgendwelchen Milchkannen und keine waghalsigen Bremsmanöver, ein echter Glücksgriff. Am Parce Enriquillo marschierten wir eine Kreuzung weiter zu den Bussen, die nach San Cristóbal weiterfuhren.
Hier übte ich mal wieder die hohe Kunst des Feilschens und hatte kurze Zeit später die Wahl zwischen einem „caliente“ und einem „expreso“-Bus zum gleichen Preis. Klarer Fall: Da doch lieber das bessere Produkt, wenn beide schon gleich teuer sind. Die Vorteile liegen doch auf der Hand:
Die Sitze der expreso-Busse sind meistens nicht zerfleddert, die Scheiben sind noch in ihren Rahmen, die Klimaanlage funktioniert (und läuft auf Stufe „Eisbär“) und in manchen sind sogar Fernseher eingebaut. Mit drei TVs kam unser Bus sogar auf ein besseres Sitzplatz-zu-Glotze-Verhältnis als Iberia.
Wobei wir hier schon bei den negativen Aspekten wären: Während der rund einstündigen Fahrt lief ein Mitschnitt eines Merengue-Konzerts mit brüllender Lautstärke. Die drei performenden Schmusebarden gaben ein schmachtendes Amore-Bailar-Bailar-Bailar nach dem anderen zum besten, so dass mir beim Aussteigen fast die Ohren bluteten. Auch hat das Wort „expreso“ nichts mit Geschwindigkeit zu tun. Das Teil tuckerte durch jede verdammte Gasse auf der Suche nach weiteren Fahrgästen.
Dementsprechend eilig hatte ich es dann in San Cristóbal, uns ein Fortbewegungsmittel zu den Höhlen zu organisieren. Die Wahl fiel auf einem Motorrad mit Fahrer inklusive einer Stunde Wartezeit. Sollte eigentlich locker reichen. Zu dritt auf’m Moped ging’s dann rein ins Hinterland, genau wie damals in China.
Falls ihr ohne fremde Hilfe zu den Höhlen wollt, verlasst die Stadt erst einmal in Richtung Norden und fragt euch dann am besten zur Mine durch, da es nur sehr wenig Hinweisschilder gibt. Weiterhin sind die Straßen sehr steil und eng, und es werden euch viele große Muldenkipper entgegen kommen.
Zu Fuß dürftet man keine Chance haben, dafür ist der Weg einfach zu weit.
Das letzte Stück Weg ist weder asphaltiert noch ausgeschildert. Irgendwann landet man vor einer kleinen Hütte, in der man sich für eine Tour anmelden kann. Eine Besichtigung auf eigene Faust der Höhlen ist verboten, so dass man auf einen Guide angewiesen ist. Von den vielen Höhlen sind fünf für die Öffentlichkeit geöffnet. Eine einstündige Tour sollte nicht mehr als 400 Pesos (~8€) kosten.
Wir entschieden uns für die erste und größte Höhle und bekamen eine exklusive Führung für uns und unseren Mopedfahrer. Leider nur auf Spanisch, denn Touristen verirren sich laut unseren Guide nur selten hier her. Was solls, so konnte ich meine Simultanübersetzungsfähigkeiten an Conny ausprobieren :)
Wenn man genau hinschaut, sieht man hier noch die Schrift der Entdecker aus dem Jahre 1860.
Fotografieren ist in den Höhlen leider ausschließlich ohne Blitz erlaubt. Bei absoluter Dunkelheit und nur kleinen LED-Taschenlampen ist das nicht wirklich die beste Ausgangssituation für Freunde von hochauflösenden JPGs. Also Taschenlampe unter die Kamera fixieren, Objektiv auf manuellen Fokus, Stabi an, ISO rauf und ab geht die Post.
Die Zeichnungen besitzen ein geschätztes Alter von mehr als 2000 Jahren und stammen unter anderem von den Taínos, den Ureinwohnern der Dominikanischen Republik. Bei Tripadvisor wird die Bedeutung dieser Zeichnungen von seiner Bedeutung für das jeweilige Volk mit dem ägyptischen Pyramiden verglichen. Leider ist der Erhalt der Höhlen sehr ungewiss, da es durch den Betrieb der nahegelegenen Mine schon zu Einstürzen in anderen Höhlen gekommen ist.
Die folgende Höhlenmalerei ist nicht für Kinder unter 18 Jahren empfohlen :)
Zurück ging es dann wieder mehr oder weniger abenteuerlich mit dem Motorrad in die Stadt. Am zentralen Park in San Cristóbal startete unser Fahrer noch einen eher erbärmlichen Versuch uns ein bisschen mehr Geld abzuluchsen. Da wir uns aber sowieso schon auf einen recht hohen Preis geeinigt hatten (Fahrer schlägt Preis vor – Phil sagt die Hälfte – Fahrer schlägt sofort ein) biss er auf Granit.
San Cristóbal ist übrigens der Geburtsort des ehemaligen Diktators Trujillo, der seine Heimatstadt während seiner „Regierungszeit“ anständig verwöhnte. So ließ er neben einem großen Denkmal für sich selbst (welches nach seiner Ermordung erstmal niedergerissen wurde) einen großen Palast bauen, den er aber niemals benutzte. Heute dümpelt das Castillo del Cerro unbenutzt vor sich hin und wird rund um die Uhr von Soldaten bewacht.
Mit Sicherheit wäre dieses Gebäude ein interessanter Zeitzeuge gewesen. Allerdings bin ich nicht wirklich ein Fan von modernen Bauwerken, deren einziger Zweck die Huldigung seines Erbauers ist. Als Reisender muss man in dieser Hinsicht einfach mal diskriminierend sein. Stattdessen hier mal ein Bild eines “typischen” Landhauses außerhalb großer Ortschaften.
Aus diesem Grund beließen wir es bei den Eindrücken der Höhlen und machten uns auf den Heimweg über Santo Domingo.
Da ich Ersatz für das Batteriepack meines Blitzes brauchte, nutzen wir die Gelegenheit und stürzten uns in das Marktgetümmel auf den Straßen in der Nähe der Zona Colonial. Conny nutzte die ebenfalls die Chance und fand für sich noch ein paar Schuhe zum Dauergrinsepreis von 3€.
Fazit zum Reserva Antropológica El Pomier: Auch wenn der LP es als „challenge to get to caves on your own“ bezeichnet, ist die Anreise letztendlich nur eine Frage des Willens und des Durchhaltevermögens. Belohnt wird man mit einem Stück erhaltenswerte Kultur und einem Einblick tief in die Geschichte der Insel. Und das ganze völlig frei von Touristen-Busladungen. Und das ist doch genau mein Ding, Baby =)
Der kleine Platz mit dem Pavillon in der Mitte sieht dem zentralen Platz der Altstadt von Sante Fe fast zum Verwechseln ähnlich.
Es sieht irgendwie so aus, als würde jede Stadt hier so einen zentralen Park mit genau so einem, oder ähnlichen Pavillion haben. Und da Santa Fe ja auch seeeehr südlich liegt, könntes das ein gemeinsamer Baustil sein.
na, dann hat es sich ja gelohnt. Ich finde es schön, dass ihr euch auch die etwas abseits gelegenen kulturellen Schätze der Insel anschaut und nicht nur dumm und faul in der Sonne rumliegt. Die Bilder bringen einem das Land sehr gut rüber. Auch mit Deiner Taschenlampe sind die Malereien gut zu erkennen. Das Bild mit dem kleinen Platz und dem Pavillon ist dir sehr gut gelungen. Sieht richtig gepflegt und hübsch aus. Danke.
Die viel schönere Höhle ist die
“Cueva de la Maravillas” – “Höhle der Wunder”,
siehe mein Tripreport:
http://forum.airliners.de/index.php?showtopic=42641
Ich hatte das Vergnügen 4 Jahre auf dieser traumhaften Insel zu wohnen.
Wolfgang