Tripreport Oslo (BRE – RYG – TRF – BRE)
Es gibt Uhrzeiten auf dieser Welt die ich auf Weckern nicht sehen möchte. 02:00 gehört definitiv dazu. Nach viel zu wenig Schlaf quälte ich mich auf die Autobahn, denn ich musste meinen Flieger in Bremen erwischen. Es sollte nach Rygge gehen, meinen Ausgangspunkt für meine Oslo-Reise.
Die Straße war zum Glück frei und auch der angekündigte Neuschnee war noch nicht zu sehen, so dass ich rechtzeitig das riesige Parkhaus am Bremer Flughafen erreichte.
Ryanair besitzt hier sein eigenens Terminal. Das große, hell erleuchtete und modern eingerichtete alte Terminal bleibt den etablierten Airlines wie Lufthansa, SAS oder OLT vorbehalten während das Ryanair-Gebäude schlicht in blau gehalten ist. So sieht also eine deutsche Basis aus. Ob dieses Design Memmingen auch stehen würde *grübel* …
Nach kurzem Warten in dem recht geräumigen Terminal gesellte ich mich zur Boarding-Schlange und bestieg das eiskalte Flugzeug. Es ist ja normal, dass die Stewardessen auf Ryanair-Flügen alle Passagiere mit deutlichen Anweisungen in die Mitte quetschen, unsere Flugbegleiterin tat mir aber richtig leid als sie mit flehenden Worten „Please it’s so cold, we’d like to close the doors!” um mehr Eile bat.
Trotz Sparnasenschlange sicherte ich mir einen Notausgangplatz am Fenster und konnte so während das Fluges noch ein bisschen dösen.
Nach der Landung in Rygge erlebten alle Passagiere und auch besagte Flugbegleiterin ihr blaues Wunder. Während es in Bremen nur eiskalt war, stoben sofort Milliarden Schneeflocken in die Kabine als die Tür geöffnet wurde. Innerhalb von Minuten ähnelte die Besatzung Schneemännern. Ein Italiener vor mir schrie beim Aussteigen laut übers ganze Flugfeld „Ayyy!! Madonna!!“. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
Der Flughafen Moss-Rygge liegt etwa 60 Kilometer an der Ostseite des Fjordes ist typisch lowcostig (fast keine Geschäfte, keine Brücken) aber sehr modern aufgebaut. Einen Stadtplan von Oslo erhält man kostenlos an der Information. Rynair unterhält hier seit neuestem eine Basis und wird auch bald eine Verbindung nach Memmingen anbieten.
Rygge-Ekspressen bietet für 120 NOK (~16€) einen Bustransfer nach Oslo in einem großen Reisebus an, die genau auf die Flugzeiten der Airlines abgestimmt ist. Immer 30-40 Minuten nach Ankunft kann man einen Bus nehmen, den Fahrplan findet ihr auf rygge-ekspressen.no. Tickets kann man beim Fahrer kaufen und mit Kreditkarte bezahlen.
Der Schneesturm der noch in Rygge tobte, hatte sich ein bisschen beruhigt. Allerdings lag das weiße Zeug immer noch tonnenweise in den Straßen und sorgte für ordentliches Chaos (und das in einer skandinavischen Stadt!) Mehrere Menschen sah ich stürzen und ganze Treppen herunter purzeln (zum Glück passierte nie etwas schlimmes) und eine Trambahn konnte wegen einer vereisten Weiche ihre Fahrt nicht mehr fortsetzen.
Der Trambahnführer versuchte persönlich, mit Besen und Brechstange bewaffnet, das Problem in den Griff zu bekommen.
Gleich noch eine Warnung zur Navigation in Oslo: Straßennamen sind manchmal etwas versteckt angebracht. Den Anfang meiner Tour machte natürlich das Opernhaus (Operaen) direkt am Fjord, das wirklich fast am Hauptbahnhof liegt. Mit ihrer Lage und ihrem auffälligen Design wollte man hier ein ähnliches Wahrzeichen wie in Sydney setzen. Gelungen!
Weiter ging es zur Akerhus Festung (Akerhus slott og festning). Damit schützte sich man sich früher gegen Feinde und konnte feindliche Schiffe direkt mit Blei abschrecken.
Wenn man schon mal direkt am Wasser ist, kann man sich auch gleich den Fährhafen und das Rathaus von Oslo anschauen. Hier werden auch die berühmten Nobelpreise verliehen.
In jeder großen (Haupt-)Stadt gibt eine Prachtstraße, die meiner Meinung nach sehr viel über den Ort aussagt. Was die Champs-Élysées für Paris und die Kaufingerstraße für München ist, stellt die Karl Johans Gate für Oslo dar. Sie führt vom Hauptbahnhof zum Schloss und bietet jede Menge Einkaufsmöglichkeiten und Cafés.
Südlich der Straße findet man einen öffentlichen Eislaufplatz und das Nationaltheater (Nationalthearet), nördlich die Universität (Universitetet). Wie auch immer sich Studenten ein Leben im angeblich so teuren Oslo leisten können.
Den krönenden Abschluss des Schlenderns auf der Karl-Johan bildet das königliche Schloss (Slottet), das sich etwas erhöht am westlichen Ende befindet. Hier hatte ich richtig Glück, denn ich traf genau um 12 Uhr ein. Pünktlich zum Wachwechsel.
Ein kleiner Blick zurück vom Schlosshügel auf die Karl-Johan hinunter.
Es gibt mehrere Gründe weswegen man an genau dieser Stelle einen Besuch in einem Museum einlegen sollte. Zum Beispiel könnte man kulturell sehr interessiert sein, zum anderen aber auch einfach nur durchgefroren. Egal aus welchen Grund, einen Besuch im Edvard Munch Museum lege ich wirklich jedem nahe. Zum einen hat der Künstler alle seine Werke der Stadt Oslo vermacht, also auch Werke wie „Madonna“, „Vampir“ auch „Der Schrei“ und zum anderen ist der Eintritt in der Winterzeit im Moment kostenlos.
Ähnlich wie am Flughafen muss man auch hier durch eine Sicherheitkontrolle, Rucksäcke müssen vorher in Spinden (10 NOK oder 1€ Pfand) verstaut werden. Fotografieren ist drinnen natürlich verboten.
Nach einigen Stunden auf den Beinen an der „frischen“ Luft war ich doch ziemlich fertig, so dass ich mich entschloss zu meinem gebuchten Best Western West Hotel zu gehen. Ein Bericht wird hier noch separat folgen, das Haus ist ein anständiges Hotel mit sehr kleinen Zimmer, das Frühstück war aber 1A.
Am nächsten Tag hatte ich dann noch ein wenig Zeit die Einkaufsmöglichkeiten zu erkunden. Es gibt zwei Shoppingcenter direkt am Bahnhof, einmal das Oslo Shopping und das Oslo City Shopping. Beide bieten auf drei bis vier Etagen eine Menge Geschäfte und Food Plazas.
Relativ früh lief ich dann wieder zurück zum Busterminal, dieses Mal allerdings zum Flughafen Torp Sandefjorden. Eigentlich sollte es ein Trip BRE – TRF – BRE werden, allerdings war der Hinflug am Freitag um 14:35 unschaffbar. Egal, ein Trip und drei neue Flughäfen gesehen. Passt =)
Der Singletrip nach Torp kostet ab Oslo 180 NOK (~25€) und dauert etwas mehr als eine Stunde (www.torpekspressen.no). Zu meiner Verwunderung fuhren gleich zwei Busse zeitgleich los. Der Flughafen scheint trotz seiner Entfernung sehr beliebt zu sein.
Der Busfahrer war nicht gerade der freundlichste: Eine Dame hatte eine etwas größere Handtasche mit dabei und weigerte sich diese in die Gepäckfächer unten im Bus zu legen, da sie sie dort nicht im Auge behalten könne. Bei den ganzen Zwischenstops und Ein- sowie Aussteigern ein nachvollziehbarer Gedanke. Mit den Worten „You’re in Norway! Not at home!“ wurde sie dann vom Fahrer aus dem Bus geschmissen und trottete zum Zweiten. Sooosooo…
Für sein Geld bekommt man bei gutem Wetter eine wunderschöne Fahrt an der Westseite des Fjordes geboten. Im Bus hängen auch eine Werbeschilder für eine Busreise von Oslo nach Trondheim für 49 NOK aus, wieso war noch mal der Transfer zum Flughafen gut dreimal so teuer?
Am Flughafen angekommen konnte man das Schneechaos der letzten Tage nach gut erkennen. Ganze Straßenschilder und Autos waren verschüttet und die Schneemassen wurden zu riesigen Bergen zusammen geschoben. Die Haufen waren teilweise höher als der Flughafenzaun, was ich aber auch erst bemerkt hatte als ich auf einen drauf gekraxelt war. Lieber mal schnell runter geklettert, Ärger so kurz vorm Rückflug braucht man nicht.
Eine Air Cairo machte sich fertig auf den Weg ins warme Sharm-el-Sheik und der Inlandsplatzhirsch Widerøe flog nach Stavanger und Kopenhagen. Zu meiner Maschine nach Bremen gesellte sich noch ein weiterer Ire nach Stansted, Wizzair und eine KLM nach Amsterdam.
Meine Maschine war schon wieder die EI-EFF, die scheint wohl für die Nordverbindungen zuständig zu sein. Bei schönstem Sonnenschein schraubte sich meine 73H dann von der 35 in den Himmel und drehte eine Linkskurve um den Flughafen bevor es dann entlang des Fjordes nach Süden ging.
In Bremen wartete dann schon mein Auto darauf, dass ich es für 26€ frei kaufe. Puh, stolzer Preis.
Oslo ist als Reiseziel wirklich eine Reise wert. Im Vorhinein habe ich viel von dem angeblich so teuren Oslo gehört, bei dem man lieber einen dicken Geldbeutel mitnehmen sollte. Will man shoppen, stimmt das definitiv. Ich geb hier einfach mal eine kleine Preisliste:
Der Transfer nach Rygge kostet mit seinen 16€ genau so viel wie Memmingen-München oder ähnlich viel wie Girona-Barcelona (12€). Torp schlägt mit seinen 25€ dem Fass natürlich den Boden aus. Beim Hotel schwanken die Preis natürlich enorm, je nach gewünschtem Komfort. Fastfood ist generell etwas teurer, ein Sub des Tages kostet bei Subway 45 NOK (6,30€).
Auf der positiven Seite muss ich nochmal das kostenlose Munch Museum auflisten und auch die Tatsache, dass man in Oslo alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen kann. Eine Tageskarte kann man sich so getrost sparen.
Iiiiich weiß welches das gegimpte ist =)
Das mit den Museen auf Städtetrips sollten wir unbedingt öfter mal bedenken. Ich sag nur George Pompidou? YSL im Petit Palais?
Ach und: Ich finde das Bild mit dem Segelschiff total schön. Hast du gut geschossen. Mein kleiner Fotograf. :)
Wow, das sind echt coole Bilder aus dem Flugzeug!
Das eingeschneite Auto ist aber auch nicht ohne. Das bisschen Eiskratzen, was man aus Deutschland kennt, ist nichts dagegen.
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