Tripreport: Sønderborg/Sonderburg – Dänemark
Überstunden schieben macht wirklich keinen Spaß. Umso mehr Spaß macht es aber, Überstunden abzufeiern und so verlängerte ich mir mein sowieso schon sehr langes Osterwochenende um noch einen weiteren Tag.
Schon lange wollte ich mal kurz über die dänische Grenze hüpfen, um mir dort das kleine Städtchen Sønderborg anzuschauen.
Geschichten über „Ausflugsdampfer“, die von hier starteten, in Wirklichkeit aber nur Alibis für den zollfreien Einkauf und den Tankvorgang billiger alkoholischer Getränke sein sollen, ranken sich um diesen Ort. Seemannsgarn oder Wahrheit? Höchste Zeit, das mal selber herauszufinden.
Die Wetterprognose war allerdings richtig schlecht. Nach dem Ausschlafen bemerkte ich sofort den leichten Regen und die dicken Wolken am Himmel und drehte mich wieder um. Eine Stunde später war mein Zimmer hell erleuchtet: Die Sonne schien und die Wolken waren lichter geworden. Schnell die Kamera unter den Arm geklemmt, Verdeck abgesenkt und losgedonnert.
Ich habe es ja schon mehrmals gesagt: wetter.com sollte sich einen neuen Wetterfrosch zulegen, der Alte scheint derbe Wahrnehmungsprobleme zu haben: Das Wetter wurde immer besser und schon nach einer Stunde kam ich am Yachthafen von Sønderborg an.
Einen so kleinen und beschaulichen Hafen hatte ich wirklich schon lange nicht mehr gesehen. Fast kam schon südländisches Flair auf, da überall alte „Seebären“ in Gruppen auf Bänken saßen und sich sonnten.
Etwas kurios fand ich nur den „Parkplatz“: Die Schiffe, die sonst im jetzt leeren Hafenbecken liegen, lagerten alle auf teilweise angsteinflößenden Slipwägen, die wohl keinen westlichen TÜV mehr überleben würden. Schaut euch einfach mal die Bilder an, ich fühlte mich an einen alten Autofriedhof erinnert.
Ein Glück hatte ich meinen kleinen Trip am Hafen gestartet: Für Shannon konnte ich hier relativ einfach einen Parkplatz zwischen den ganzen riesigen Schiffen finden. Für Fußgänger führt ein idyllischer Weg direkt am Meer in die Innenstadt. So kann ein Tag beginnen =)
Ein großer Teil der Stadt Sønderborg liegt auf der Insel Als, getrennt durch den Alsensund vom westlichen Teil der Stadt auf dem Festland. Direkt an der Mündung des Alsensund in die Flensburger Förde liegt das Schloss von Sonderburg (Sønderborg Slot).
Direkt am Schloss schließt sich die neu gebaute Hafenpromenade Holzbrücke (Havnegade) an. Man kann sich richtig vorstellen, wie hier im Sommer die Menschen die Füße ins Wasser baumeln lassen. Um diese Jahreszeit hatte ich die Straße (trotz Temperaturen von ~12°C) fast komplett für mich alleine.
Damit hätte auch hier auch nicht gerechnet: Mitten auf der Promenade steht die riesige Skultur „Der Butt“ von Günther Grass.
Es legen übrigens nicht nur Yachten und schnittige Boote in Sønderborg an. Etwas weiter nördlich, direkt unterhalb der Kaserne lag dieser dicke Pott fest vertäut. Was genau die „Vikoria VI“ wohin transportiert, konnte ich nicht herausfinden.
Widerwillig riss ich mich vom Wasser los und ging tiefer in die Altstadt hinein. Vorbei an der Marienkirche in die Fußgängerzone Perlegade. Hier tummelten sich schon wesentlich mehr Menschen und zu meinen Erstaunen wurde auch sehr viel Deutsch gesprochen.
Natürlich habe ich dieses Mal wieder meinen GPS-Logger angeschmissen und fleißig mitgetrackt.
Einer kleiner Blick auf den Busbahnhof. Wer kein Auto in der Nähe hat kann auch, zum Beispiel von Flensburg aus, mit dem Bus nach Sønderborg fahren, Fahrpreis ~10€ pro Strecke.
Ein kleines Schmankerl hatte ich mir noch für den Schluss aufgehoben: Die Klappbrücke Kong Christian X’s Bro über den Alsensund. Für große Schiffe können zwei Segmente im westlichen Teil der Brücke angehoben werden.
… und was hatte ich heute wieder für ein Schwein. Kaum stand ich auf der Brücke ertönte auf einmal ein lautes Signal und überall leuchteten rote Warnlampen auf. In den knappen fünf Stunden in denen ich durch Sønderborg lief, wollte ein Schiff genau jetzt passieren. Weltklasse!
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, den Schauplatz des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864 anzuschauen. Irgendwie hatte ich es aber geschafft mir die falschen Koordinaten aufzuschreiben, so dass ich den Ort sauber verfehlte. Statt dessen lief ich ein wenig an der steilen Küste der Förde entlang.
Der Winter hatte der Küste wohl gut zugesetzt, denn ganze Teile des Weges waren in die Tiefe gestürzt.
Das Wetter war nun nicht mehr ganz so freundlich wie am Vormittag und die Sonnenstrahlen wurden immer weniger. Bevor ich zurück nach Deutschland fuhr, wollte ich noch kleinen Abstecher zum wahrscheinlich freundlichsten Flughafen der Welt unternehmen: Sønderborg Lufthavn.
Von hier gibt es nur eine einzige Flugverbindung nach Kopenhagen, die aber immerhin bis zu dreimal täglich angeboten wird. Um potentielle Kunden nicht zu verschrecken ist hier alles umsonst:
– kostenloses Parken
– kostenlose Zeitungen
– kostenloser Kaffee
– kostenloses Internet
Von diesem paradiesischen Ort musste ich mich natürlich selbst überzeugen.
Auf dem Rollfeld kann man neben vielen kleinen Privatmaschinen noch das Wrack einer Austrian CRJ-200 bestaunen. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um die OE-LCH, die Ende letzten Jahres definitiv noch komplett dort gestanden hat. Nun fehlen die Vorflügel, die Nase und Teile des Heckleitwerks.
Und wie schon zu Beginn dieses Berichts am Yachthafen, hat man den alten Vogel auf einen klapprigen Slipwagen montiert … scheint wohl in Dänemark schwer in Mode zu kommen =)
Unspektakulär ging es dann zurück über die Graense in Richtung Hamborg.
tolle Tour, ist gleich eine andere Welt, danke für die schönen Bilder, sehr eindrucksvoll, Gruß Dad
Jap, ein Trip dorthin wollte ich schon länger mal unternehmen. Hat bei dem Wetter auch wirklich Spaß gemacht.
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