Geburtsort der Aphrodite & Salzwüste Akrotiri – Zypern Roadtrip Reisebericht Tag 7
Aphrodite? Wirklich?
Ja, auch nach der leichten Enttäuschung vom Vor-Vortag bezüglich der Bäder der Aphrodite mussten wir der guten Göttin einfach noch eine Chance geben. Schließlich sollte man bei einem Urlaub in Zypern stets den Fakt bedenken, dass die Stadt Paphos in der Antike eines der größten Zentren für die Verehrung der schönen Göttin war. Deshalb trug die Dame in mancher Literatur auch den Beinamen Göttin Paphía, um auf die große Verbundenheit mit der Stadt hinzuweisen.
Trotz der Tatsache, dass wir mittlerweile von Paphos nach Tochni weitergefahren waren, bestiegen wir erneut unseren Mietwagen und machten uns auf dem Weg zurück zur Westküste, um den legendären Geburtsort der Aphrodite zu besichtigen.
Das „wir“ im letzten Satz muss ich definitiv betonen, denn mittlerweile hatte auch Conny ihre mehr oder weniger berechtigten Bedenken bezüglich des Linksverkehrs ad acta gelegt und traute sich ans Steuer unseres rüstigen Wagens. Zwar hatte auch sie des Öfteren ungewollten Kontakt mit der rechten Türverkleidung, aber ansonsten lief die Sache doch besser als geahnt. Ein Mietwagen im Rechtsverkehr? Jederzeit gerne wieder.
Petra tou Romiou – Geburtsort der Aphrodite
Eines muss man dem „Aphrodite’s birthplace“ doch wirklich lassen: Die Beschilderung ist schon einmal wesentlich spärlicher, als bei den angeblichen Bädenr auf der Akamas Halbinsel. Aus meiner Sicht ist das ein gutes Zeichen: Je besser eine Sehenswürdigkeit ausgeschildert ist, desto mehr geht die Atmosphäre eines Geheimtipps verloren. Beim Petra tou Romiou – wie die Sehenswürdigkeit in der Landessprache genannt wird – sucht man zum Beispiel vergebens irgendwelche Hinweise in englischer Sprache. Deswegen hier eine kurze Wegbeschreibung: Von der Küstenautobahn A6 in Richtung Paphos fährt man am besten auf der Höhe von Pissouri erst einmal auf die Bundesstrasse B6 richtig Westen ab.
Selbst wenn man gerade nicht auf der Suche nach dem angeblichen Geburtsort der Aphrodite ist, sollte man diese Landstraße auf einem Roadtrip wegen ihres tollen Ausblicks einplanen. Auf asphaltierten (und somit für Mietwagen garantiert erlaubten) Straßen geht es direkt am Meer entlang. Eine wirklich tolle Route, die man auch ohne direkten Aphrodite-Sightseeing-Gedanken prima auf einer Fahrt z.B. nach Limassol einplanen sollte.
Den Geburtsort der Aphrodite kann man von dieser Straße auch gar nicht mehr verfehlen. Bereits von weitem ist ein großer kostenloser Parkplatz erkennbar, der sogar eine Fußgängerunterführung zum Strand besitzt.
Zugegeben, das mit der Unterführung klingt jetzt erst einmal sehr touristisch. In Wahrheit handelt es sich dabei mehr oder weniger um ein kleines Loch unterhalb der Straße (siehe nächstes Foto). Trotz der etwas beklemmenden Atmosphäre keine schlechte Idee der Regierung. Schließlich würden sonst Touristen zu Fuß mit unsicheren Touristen in Mietwagen direkt aufeinander prallen. Und das kann niemand ernsthaft wollen.
Kommen wir nun aber zum eigentlich Teil des antiken Mythos. Denn wir ihr euch sicher denken könnt, war die Geburt der Göttin Aphrodite keine alltägliche Routine, sondern wurde als besondere Geschichte mit dem gewissen Quäntchen an Extravaganz in der damaligen Bevölkerung weitererzählt.
So schnitt laut Überlieferung Kronos seinem Vater Uranos auf Rat seiner Mutter Gaia die Geschlechtsteile mit einer Sichel ab und warf diese „hinter sich in Meer“. Als die Überreste aus Blut und Samen sich mit den Meer vermischten, schäumte sich dieses auf und gebar Aphrodite.
Sagte ich Quäntchen an Extravaganz? Ich meinte wohl eher einen gewissen Ekelfaktor.
Jedenfalls soll sich diese Geschichte genau an diesem Ort zugetragen haben. Und selbstverständlich habe ich keinen Grund daran zu zweifeln.
Die Verbindung dieses Ortes mit der Geschichte der Aphrodite liegt bereits im Namen der Dame. ἀφρός bzw. aphrós bedeutet im griechischen Schaum und bezieht sich auf das Meer bei ihrer Geburt, was ihr auch den Zunamen „die Schaumgeborene“ beigebracht haben soll.
Zugegeben schäumt sich das Meer tatsächlich an den Felsbrocken im Wasser. Dennoch kann man nur staunen, welche Fantasie die Menschen in einer Zeit hatten, in der es noch kein Fernsehen gab.
Aphrodite hin oder her. Schon alleine für den „einsamen Strand“-Faktor (im Vergleich zu Agia Napa) würde ich – im Gegenteil zu den Bädern der Aphrodite – diesem Ort eine absolute Empfehlung aussprechen. Gerade auf einem Roadtrip bietet sich ein Ausflug hierhin förmlich an.
Nur für’s Protokoll: Die oben genannte Geschichte der Geburt ist nur die Variante, die den Zyprioten am besten gefällt. Homer beschriebt die schöne Göttin als mehr oder weniger unspektakulär geborene Tochter von Zeus und Dione, während der Maler Botticelli die Geburt der Venus/Aphrodite in einer Muschel malte und so eine dritte mögliche Variante honoriert.
Salzsee auf der Halbinsel Akrotiri
Wir blieben noch kurz an dem Strand und entschieden uns dann für den Heimweg. Zurück auf der Autobahn bemerkten wir einen großen Fleck auf dem Navi etwa auf Höhe der Halbinsel Akrotiri in der Nähe von Limassol. Bei näherer Betrachtung der Satelliten-Bilder wurde uns klar, dass es sich anscheinend um eine Art ausgetrockneten See handeln musste. Die Entscheidung fiel einstimmig: Da müssen wir hin!
Während der Fahrt wurde noch kurz recherchiert: Wenn man es genau nimmt, ist diese komplette Halbinsel eine britische Militärbasis mit einem Hochseehafen, einem Flugplatz, diversen Stränden und sogar einem orthodoxen Kloster. Allerdings existiert keine strikte Trennung von der zivilen Umgebung, so dass ein großer Teil der Halbinsel über öffentliche Straßen befahrbar sind. Streng genommen führen diese Straßen somit sogar kreuz und quer durch britisches Hoheitsgebiet. Rein rechtlich stand unserer geplanten Entdeckungstour aber nichts im Weg.
Und so bewegten wir uns bald in mitten einer Salzwüste. Schon oft hatte ich von solchen abgeschnittenen Salzseen ohne Zu- und Abflüsse ins Meer gehört, deren Salzgehalt sich durch die ständige Verdunstung immer weiter erhöht. Jetzt standen wir auf einmal unverhofft in bzw. auf einem solchen Ort.
Auch wenn der Boden einen recht stabilen Eindruck machte, wurden wir bald eines Besseren belehrt: Denn man konnte im nur oberflächlich getrockneten Matsch kräftig einsinken.
Spätestens jetzt ließen wir den Wagen abseits stehen. Schließlich hatten wir keinen Lust uns die Blöße eines Abschleppdienstes zu geben, oder den Vermieter über den ungewöhnlichen Verbleib seines Wagens zu informieren. Ein alter Autoreifen demonstrierte gut die wahre Beschaffenheit des Boden: Hier kann man nicht vorsichtig genug sein.
Auch zu Fuß ließen wir es irgendwann gut sein. Denn egal welches Schuhwerk man nun benutzen würde – immer öfter sanken wir für ein paar Millimeter in den schlammigen Untergrund ein. Teilweise sank selbst der gesamte Schuh eine Etage tiefer. Theoretisch war dies noch keine große Gefahr. Aber sehr, sehr unangenehm.
Wir hatten auf jeden Fall genug gesehen und erlebt. Wer kann schon von sich behaupten, zum Geburtsort einer Göttin aufgebrochen zu sein, und später noch die passende Salzwüste gefunden zu haben? Genau dafür liebe ich Roadtrips. Man lässt sich einfach von Ziel zu Ziel treiben und findet unterwegs jede Menge interessante Punkte.
Für uns war dieses Erlebnis auch bereits der letzte komplette Tag auf Zypern.
So packten wir am Abend bereits unsere Koffer, verstauten diese auf der Rückbank und sahen zurück auf einen wunderschönen Urlaub. Eine gute Nachricht bekamen wir dann noch per SMS von unserer Mietwagen-Gesellschaft: Da das Auto vorerst nicht sofort gebraucht werden würde, konnten wir es noch den ganzen nächsten Tag behalten und musste es nicht bereits früh am Morgen am Flughafen abgeben. So macht der Abschied von Zypern gleich viel mehr Spaß.
Cooler Reisebericht, der definitiv etwas Lust macht auch mal irgendwann die Insel zu besuchen.
Und… ich wusste doch, dass dir der Linksverkehr auch Spaß machen wird. :-)