Reisebericht Bozen Tag 1 – Über den Brenner in die Hauptstadt von Südtirol
Diesen Freitag endete mein Arbeitstag bereits um 12:00 Uhr, so dass ich nur etwa 20 Minuten später an der Wohnung Conny und die schon am Vortag gepackten Koffer ins Auto laden konnte. Wenn es bei mir kurz vor dem Wochenende so schnell geht, dann kann das nur eins bedeuten: Wir fuhren mal wieder in den Urlaub! Und da wir dieses Mal mit dem Auto über den Brenner nach Italien wollten und das große Gespenst der Sommerferien immer noch über den bajuwarischen Autobahnen schwebt, galt es keine Zeit zu verlieren.
Als alter Schnäppchenfuchs hätte ich eigentlich große Lust gehabt, über die üblichen Schleichwege an den mautpflichtigen Routen vorbei zu brettern. Allerdings siegte dann doch die Faulheit, so dass wir am Irschenberg nicht nur die Aussicht genossen, sondern auch die Vignette für 8,50€ kauften, die nun mit ihrer 10 tägigen Gültigkeit meine Frontscheibe verschönern darf.
Leider ist dieses Plakette nicht einmal auf der österreichischen Seite ein Freifahrtschein für die komplette Strecke. Am Brenner-Pass selber kommen noch einmal 8,50€ für die Überquerung oben drauf, während man auf der italienischen Seite wieder auf den Kilometer genau seine Maut bezahlen muss.
Auf der sonnigen Seite angekommen, war für uns der Weg allerdings schon geschafft. In Italien begrüßte uns die Ausfahrt „Bozen – Bolzano Nord“ keine 100 Kilometer hinter der Grenze.
Auf der Suche nach dem perfekten Zeitplan aus Vignette kaufen, Conny abholen und Koffer packen hatte ich glatt ein wichtiges Detail vergessen: Mein Navi hatte ja überhaupt kein Kartenmaterial für Italien an Bord. Normalerweise habe ich für solche Fälle noch ein Ass im Ärmel und lade mir vorher das passende OpenStreetMap-Material herunter, welches sogar das Navigieren in Skopje damals zum Kinderspiel werden lies.
In Gedanken sah ich mich schon im Schneckentempo durch die Gassen Bozens schleichend, in der Hoffnung irgendwann am richtigen Hotel vorbei zu rollen. Doch der Fakt, dass sich unser Apartment im Weinanbaugebiet „St. Magdalena“ befand, erwies sich als Navigationshilfe par exellence.
Das Viertel „St. Magdalena“ trohnt oberhalb von Bozen und dürften jeden Autofahrer, der gerade eine routinierte mehrstündige Autobahnfahrt hinter sich hat, den Angstschweiß ins Gesicht treiben. Unter dem lauten Brummen des ersten Ganges schraubte sich mein Auto auf engen und steilen Fahrspuren immer weiter in die Weinberge nach oben, bis wir endlich das Weingut Eberlehof erreichten.
Wow, was für eine Szenerie!
Direkt gegenüber von unserem Balkon blickten wir auf einen mit Weinreben übersäten Hang, während oberhalb von uns die Ritten Seilbahn lautlos ihre Fahrgäste von Bozen nach Oberbozen brachte. Die deutsche Begrüßung unserer Vermieterin machte es fast noch ein wenig schwerer zu begreifen, was eigentlich gerade passiert war:
Hey! Wir waren gerade im Urlaub angekommen! Dieses herrliche Fleckchen ist Bozen in Südtirol. Und ich habe diesen Ort ständig mit voller Absicht links liegen gelassen. Wie konnte ich nur.
Dennoch durfte auch der schönste Blick über Südtirol nicht über die Tatsache hinweg täuschen, dass das Wort Selbstversorgung leider bedeutet, dass wir unser Frühstück erst einmal eigenhändig in den Kühlschrank tragen mussten. Nicht wirklich aus einem Anfall von plötzlichem Umweltbewusstsein, sondern eher weil wir die Parkplatzsituation in Bozen als eher mies einschätzten, entschieden wir uns für einen Spaziergang in die Innenstadt.
Ja, den in der Appartmentbroschüre beschriebenen Fußweg von 12 Minuten in das Stadtzentrum konnten wir durchaus bestätigen. Allerdings ist der Berg-ab-Faktor maßgeblich an der Geschwindigkeit beteiligt, so dass wir nach unserem doch recht üppigen Einkauf um jeden Höhenmeter bis zum Eberlehof kämpften.
Mit letzter Kraft füllten wir unsere Elaborate für den nächsten Morgen in den Kühlschrank und freuten uns dann jedoch auf ein schönes Abendessen. Und so schwangen wir uns noch einmal nach draußen um unser Ziel für heute Abend im Sonnenuntergang anzusteuern: Das Restaurant Löwengrube.
Und eines muss ich euch wirklich gestehen. Obwohl ich sonst die Kamera beim Essen meistens unangetastet in der Tasche lasse, blieb mir bei diesem gefühlten 4-Gänge Menü nichts anderes übriges als für kurze Zeit in das Metier des Foodbloggers zu wechseln.
Besonderes Highlight auf Connys Teller: Die Schokoladen-Semisphäre zum Nachtisch. Mein Lob an den Küchenchef!
Natürlich konnte ich es mir auch nicht nehmen lassen, ein Blick hinter die Kulissen zu werfen. Schließlich ist ein gut sortierter Weinkeller bei einem solchen Restaurant der Schlüssel zum Erfolg. Wir hatten Glück, und der Sommelier gestattete uns einen Blick in seine heiligen Halle. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass sich eine solche Szenerie hervorragend zu fotografieren eignet, oder?
Trotz einer solchen Auswahl blieb mir besonders der Gewürztraminer in Erinnerung. Ein wirklich hervorragender Tropfen. Seinen Namen verdankt er übrigens der Gemeide Tramin an der Weinstraße, die – wen wundert’s – nur etwa 30km von Bozen entfernt liegt. Hier versteht man eben einiges von guten Weinen.
Die letzte Herausforderung an diesem Abend blieb für uns einzig und alleine der sehr steile Aufstieg zu unserem Appartement hoch über den Dächern Bozens. Dann machten wir uns schnell fertig für das Land der Träume. Denn schließlich wartete am nächsten Tag niemand geringeres als der Ötzi auf uns.
Ich liebe Wein(berge)! Und gutes Essen! Sieht also wirklich nach Paradies aus, euer erster Tag in Bozen! :-)
Liebe Grüße
Jessi
Gefällt mir gut, Dein Bericht mit den schönen Bildern. Freu mich schon auf den Ötzi Grüsslis MOM
Hui, das schaut nach einem tollen Ort zum Urlaub machen aus! Trifft voll meinen Geschmack und Südtirol sollte eh mal wieder sein. Hmm…
@Jessi, Mom & Hubert: Da scheine ich ja voll euren Geschmack getroffen zu haben. Bisher kannte ich Südtirol nur vom Hörensagen – Aber dieses Wochenende hat mir wirklich gezeigt, was das für ein schönes Fleckchen ist!
LG phil
och die Bilder sehen so gemütlich aus! Erinnert mich an meine Kindheit, da sind wir auch mit dem Auto über den Brenner nach Südtirol gefahren und es gab auch solche Weinberge irgendwo zwischen Bozen und Meran. Navi gab es übrigens damals auch noch nicht und den Ötzi kannte auch noch keiner;-) ja, es war halt schon eine Weile her…:-) Schön, dass es euch gefallen hat, ich musste damals noch ein Doppelbett mit meinem kleinen Bruder teilen, das fand ich doof. LG!
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Hey! Echt schöne Fotos. Mich erinnert dein Bericht auch an meine Urlaube, wir waren meist in Matrei in einem Parkhotel Brenner, http://www.parkhotel-matrei.at , ich erinner mich auch noch an das gute österreichische Essen.
Sehr gelungene Fotos! Wir waren letzten Sommer in Bozen, hatten im Zentrum in den Rosengarten Rooms genächtigt und waren echt überrascht von der alten Industriestadt, so überrascht dass wir nun gerade wieder in Südtirol in Tramin unterwegs sind und da gehört Bozen immer wieder dazu absofort. Dein Blog hilft uns sehr!
@Hergen: Freut mich total, dass ich dir hier ein paar hilfreiche Inspirationen geben konnte.
LG Phil