Reisebericht Bergamo Tag 2 – Rückflug mit Air Dolomiti von Bergamo (BGY) nach München (MUC)
Gerade in meiner Sturm-und-Drang-Zeit der Fliegerei bin ich vor einigen Jahren an dem Namen Bergamo nicht vorbei gekommen. Und dies hatte zu meinem großen Bedauern nichts mit der Stadt zu tun. Viel mehr lag es an dem Flughafen Il Caravaggio International Airport – Bergamo Orio al Serio, den viele Airlines als dritten Flughafen von Mailand benutzten. Gerade günstige Airlines bauten sich hier schnell ein Nest. Somit landete der Flughafen häufig im allgemeinen Wortgebrauch in einem Topf mit anderen Airports wie Memmingen bei München, Nyköpping bei Stockholm oder Charleroi bei Brüssel.
Noch immer könnte ich mich über einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 2009 schlapp lachen, der einmal mehr den Flughafen von Bergamo mit Vergleichen zu Frankfurt-Hahn ins schlechte Licht rücken wollte, und am Ende über eine Landung mit Lufthansa im „nahegelegenen” Malpensa (dem vermeintlich „echten“ Flughafen von Mailand) überglücklich war. Der Blick auf die Karte beweist die enorm schlechte Recherche des damaligen Hau-drauf-Journalisten: Bergamo liegt 45 km östlich von Mailand, Malpensa hingegen 46 km nordwestlich von Mailand. Einzig die Zuganbindung des Malpensa-Express ist mit nur 36 Minuten Fahrzeit einen Tick schneller, dafür aber auch sehr kostspielig. Die normalen und günstigeren Zugverbindungen von Malpensa sind meistens nur etwas zehn Minuten schneller als die 30 täglichen Busverbindungen von Bergamo nach Mailand.
Wer übrigens nur in die Innenstadt von Bergamo möchte, der nimmt für 5 Kilometer einen normalen Linienbus und ist in wenigen Minuten in der Stadt. Und das immerhin mit kostenloser WLAN-Versorgung während der Wartezeit.
Rein zur Vollständigkeit muss an dieser Stelle noch der Flughafen Linate als dritter Airport von Mailand angesprochen werden. Dieser liegt tatsächlich nur 20 Minuten von Mailand entfernt, wird jedoch eher spärlich angeflogen. Während Frankfurt und Berlin noch in den Genuss von einigen wenigen Verbindungen kommen, schaut man ex München komplett in die Röhre.
Rein optisch ist der Flughafen von Bergamo kein Meisterwerk im Sinne des Terminal 2 in München. Gerade landside zeigt sich das Gebäude eher als zweckmäßige Abfertigungshalle.
Airside sieht die Sache dann schon viel besser aus. Während Shoppingfreunde in den diversen Geschäften sicher voll auf ihre Kosten kommen, gefiel mir eher die offene Gestaltung der Architektur. Besonders auch die dezente Integration des IATA-Flughafencodes BGY weiß hier wirkich zu überzeugen. Wer genau hinschaut, sieht den Schriftzug riesengroß auf der linken Seite hinter der runden Deckenverkleidung. Ein kleines, aber feines Detail für alle Freunde der Luftfahrt.
Platzhirsch in Bergamo ist ganz klar Ryanair. Schon relativ früh erkannten die Iren das ernorme Potential dieses Flughafens durch seine Nähe zu Mailand und die verkehrsgünstige Lage bis hin zur italienisch sprechenden Schweiz. So beträgt die Entfernung nach Lugano beispielweise nur knappe 120 Kilometer. Dementsprechend ist es fast unmöglich, ein Foto aus den großflächigen Fenstern des Terminals zu knipsen ohne ein weiß-blaues Flugzeug zu erwischen:
Ein wenig hektischer Betrieb herrschte in diesen Momenten noch sowohl auf dem Rollfeld, als auch in Terminal. Der Grund: Erst vor wenigen Tagen hatte man die Sanierung der Landebahn abgeschlossen. Zuvor waren sämtliche Flugbewegungen zu den umliegenden Flughäfen ausgewichen, weswegen sich die Takte erst wieder einspielen mussten.
Nach dem Abenteuer Jumpseat wollte ich den Rückflug defintiv ruhiger angehen lassen. Schließlich hatte ich noch immer keinen einzigen Flug komplett auf einem Sitz der Business Class verbracht. Höchste Zeit, dieses Erlebnis endlich nachzuholen und gemütlich einzuchecken.
Somit durfte mein zweiter Flug in der Business Class nun dann doch mein erster C-Flug werden.
Auch in den Genuss eines Business Class Menüs kam ich zum ersten Mal. Absolut klar: Beim Hinflug hätte ich aufgrund der Platzverhältnisse kaum einen solchen Teller im Cockpit verputzen können.
Ein herrlicher Mehrwert gegenüber einem Flug in der Eco.
Leider legte sich auch dieses Mal eine dicke Wolkenschicht über die Alpen. Im Moment scheint es wohl für mich etwas komplizierter zu sein, gute Bilder der Gipfel aus einem Flieger zu knipsen. Ein Glück hatte ich vor kurzem bei unserem Ausflug nach Hall in Tirol etwas mehr Glück.
Kurz nach dem Überflug der Alpen ging es dann noch eine Runde am Ammersee vorbei. Man erkennt gut die Stadt Herrsching in der Ausbuchtung des Sees auf der unteren Seite, sowie wie den Pilsensee und den Wörthsee am unteren rechten Rand.
Zurück in München erwartete mich dann zum Glück herrlicher Sonnenschein und die Aussicht auf ein richtiges heißes Wochenende. Knapp 30°C und noch viel mehr Sonne waren gemeldet. Herrliche Vorraussetzung um auch daheim ein wenig Italien zu fühlen.
Fazit: Mit Air Dolomiti von Bayern nach Italien
Es bleibt für mich ein ewiges Rätsel, weswegen gerade die bayrische Bevölkerung ihrer Hassliebe zur Brenner-Autobahn nicht abschwören kann. Allein beim Gedanken an den Gardasee, Mailand oder generell die Lombardei sitzt jeder schon gedanklich im eigenen Auto, dreht den Schlüssel herum, freut sich auf Maut sowie die österreichische Vignette und verflucht den Stau zwischen Brenner und Sterzing wie ein Rohrspatz. Selbst ich als personifizierter Bleifuß schaffe die Strecke nur selten unter vier Stunden.
Im Vergleich zu einem Flug von 55 Minuten scheinen eigentlich alle Vorteile beim Flieger zu liegen. Selbst wenn man eine frühere Anreise (beim Flashmob erreichte ich den Flughafen erst 10 Minuten vor der Boarding-Zeit – soviel zum zeitlichen Vorlauf einer Flugreise) und eine eventuelle Busfahrt einkalkuliert, sollte allein der Stress einer Autofahrt jeden vom Fliegen überzeugen.
Ich freue mich jedenfalls schon auf diesen Sommer, wenn ich im Rahmen meiner Kreuzfahrt wieder die Möglichkeit habe nach Italien zu reisen.
Und dann wird Conny auch definitiv mit dabei sein!
Weitere Reiseberichte:
Hey Phil,
ich bin auch gerade von Italien zurückgekommen (Elba) und war mit unserem kleinen Auto unterwegs. Stimmt, die Fahrt über den Brenner ist nicht unbedingt angenehm. Wenn man nur die Zeit betrachtet, ist das Flugzeug natürlich top.
Warum fuhren wir dann dennoch im Auto?
Wenn man im Hinterkopf hat, wie viele Resourcen für einen Kurzstreckenflug aufgewendet werden, fahre ich gerne mit dem Auto (Ökos halt). Außerdem kann ich wesentlich mehr mitnehmen, muss vor Ort keinen Mietwagen leihen und kann mir auch die Landschaft und Orte neben der Strecke anschauen. Der Weg entwickelt sich damit von einem nervigen und möglichst schnell herumzubringenden Pain in the Ass zu einem Bestandteil einer Reise, die ich nicht missen wollte.
Ganz abgesehen davon, wird die Reise wesentlich günstiger, wenn mehr als eine Person im Auto sitzt (bei normalen Flugpreisen).
Jeder hat da aber sicher seine eigenen Vorlieben und Schwerpunkte beim Reisen.
Viele Grüße
Alex
@Alex: Du hast schon Recht: Alles hat seine Vor- und Nachteile. Vor allem die Mobilität vor Ort ist ein großer Knackpunkt am Flieger. Vom Spritvergleich würde den Flieger nicht mal so weit nach hinten schieben. Voll besetzt sind solche Maschinen mit ungefähr 4 Litern pro Passagier und 100km ungefähr auf dem Level von modernen Diesel-PKWs.
LG Phil
Stimmt Phil, die Flugzeuge sind inzwischen ziemlich sparsam geworden. Ich habe als Reaktion auf die 4-Liter-Flieger Kampagne vor einiger Zeit mal eine Beispielrechnung gemacht, in der eine Flugreise von München nach Nizza dem Auto gegenüber gestellt wird. Könnte interessant für dich sein:
http://www.venga-vamos.de/blog/nachhaltig-reisen/wie-umweltschadlich-ist-fliegen-wirklich/
Der Knackpunkt ist, dass die Abgaße in 10 Kilometer Höhe ausgestoßen werden und dadurch erheblich klimawirksamer sind (der sog. RFI-Faktor). Zugegeben, ein strittiges Thema, da die Existenz des RFI meines Wissens von den Fluggesellschaften nicht anerkannt wird.
Wie´s halt oft so ist: Nix Gwiss woass ma ned!
Spannender Bericht. Die Frage ist doch tatsächlich die nach den Kosten. Mit dem Auto ist es oft einfach auch gefühlt günstiger, weil es eben da ist. Ich bin eigentlich ein großer Fan der Bahn-/Flugreise, aber in den letzten Jahren habe ich auch oft die Nachteile entdeckt. Innerhalb Europas ist das Auto keine schlechte Wahl für individuelle Touren, da Mietwagen sehr teuer sein können und du am Ende doch nichts im Kofferraum mitnehmen kannst. Als Weinfreund ist da das Auto Top.
@herrmeier: Eine Fahrt von Norditalien über den Brenner zurück nach München liegt gerade hinter mir, und ich kann die Erfahrungen teilen: Ein Auto ist praktisch, da es fährt wann immer man es braucht. Auch in Sachen Zuladung liegt der Vorteil beim eigenen Wagen: Der Kofferraum ist jedem Verkehrsmittel deutlich überlegen.
Allerdings darf man die Komponente “Stau” nicht außer Acht lassen: Der Verkehr war zeitweise so schlimm, dass wir für mehrere Stunden nur sehr schleppend voran kamen. Hier überwiegt der Komfort eines Flieger oder auch einer schneller Zugverbindung ganz klar.
LG Phil